Sonstiges zum Thema Hirntumor > Kummerecke

Wie weiter vorgehen - Meinungen gesucht.

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Lucie:
Hallo ihr Lieben,

danke für all eure einfühlsamen Worte. In vielen Dingen erkenne ich mich wirklich wieder. So will ich wirklich nicht zur Mitleidsperson werden, wie du, KaSy, es geschrieben hast. Ich wurde sogar auf der Geburtstagsrede meines Vaters erwähnt, sodass alle mich anstarrten und Mitleid bekamen und ich wollte das nicht. Und auch sonst erfahre ich Rücksicht, wo ich keine will. Auch wenn ich sage, dass ich etwas allein schaffe, ist schon jemand da und nimmt es mir aus der Hand, weil "wir meinen es doch nur gut". Oder es werden Termine abgesagt, nur weil ich gerade meine Temodal-Woche habe, damit ich nicht allein bin.

In letzter Zeit gingen mir immer alle möglichen Dinge durch den Kopf, jetzt so beim Lesen eurer Antworten wird mir gerade klarer, was das für Gedanken waren. Ich habe erkannt, dass ich nicht mehr der Mensch bin, der ich vor der Diagnose war. Ich habe andere Ansichten, andere Wertvorstellungen bekommen, habe andere Prioriäten und vor allem: ich habe andere Träume. Wenn man das auch nur andeutungsweise sagt, kommt oftmals die Frage, ob ich - wie so viele Menschen mit Krebs - auf einem Selbstverwirklichungstripp bin. Nein, bin ich nicht. Habe mich eigentlich immer selbsverwirklicht, habe immer so gelebt wie es gerade meinen Vorstellungen entsprach. Aber nun ändern sich auch meine Träume, das ist wohl der Unterschied.

So, ich lasse mal eure Antworten ein paar Tage auf mich wirken und sehe dann, wie ich entscheide. Meine liebe Schwägerin kommt am Donnerstag aus dem Urlaub, dann werde ich mich wohl mir ihr besprechen, weil ich ihre Unterstützung brauche, wenn ich mich für die INI entscheide.

Ein ganz herzliches Danke an euch für eure Antworten!

LG
Lucie

kerstin br.:
  Hallo Lucie,

 Du hast genau recht,durch diese Krankheit verändert man sich total.
 Man sieht alles mit anderen Augen und es ist schwer das den mitmenschen klarzumachen.

 Man wird auch stärker!

 Man muss da aber alleine durch und das müssen die anderen verstehen.
 
 Versuch deiner familie klar zu machen,das du nicht mit samthandschuhen angefasst werden möchtest,das du dich meldest,wenn du hilfe brauchst!!

 Aber ich glaube es ist auch die angst und unsicherheit der anderen,weil sie nicht wissen,wie sie mit uns umgehen sollen!!

 Sei ganz lieb gegrüßt von kerstin br.

Birdy:
Hallo Lucie,
Ich kann nur aus der Sicht eines Angehörigen sprechen.
Meine Frau hat seit Ende Juli 2010 die Diagnóse Glio 4 wurde am 06.08. operiert und wir durchlaufen gerade alles an Angst und Hoffnung was hier sicher jeder versteht. Auch für mich ist es wahnsinnig schwer den Mittelweg zwischen Helfen/Unterstützen und Bemuttern zu finden. Auch das, dass Termine in der Chemo Woche abgesagt werden ist für mich nicht unbekannt. Aber als Anghöriger ist, glaube ich, die größte Angst etwas falsch zu machen oder eine notwendige Hilfestellung zu versäumen.

Für mich wäre es das Schlimmste, wenn ich meine Frau nicht begleiten dürfte.
Zur Zeit geht es ja sehr gut aber ich glaube, egal wie, hautsache man ist zusammen.

Ich wünsche Dir viel Kraft um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Birdy

menno-meningo:
Liebe Lucie,

du hast recht damit, erst einmal ein paar Tage all die Meinungen, Antworten, Gedanken der Leute hier auf dich wirken zu lassen. Auch meine natürlich.

Viele dieser Ansichten teile ich, z.B. daß du selbstverständlich das Recht hast, fundierte ärztliche Meinungen einzuholen (INI usw.). Ebenso hast du das Recht, dann zu entscheiden, was mit dir und deinem Körper/Kopf geschehen soll.

Und, meiner Meinung nach, auch wichtig:
Du hast das Recht, diese Entscheidung u.U. wieder zu ändern!
Du bist ein anderer Mensch geworden durch die Erkrankung, hast Erfahrungen machen müssen (auch leidvolle), Prioritäten werden nun anders gesetzt, die Kinder und ihr Wachsen werden mit anderen Augen angeschaut... es tut manchmal einfach weh..
In einem Jahr wirst du dich sicher auch wieder in manchem verändert haben.

Jetzt sind meine Jungs erwachsen, aber eine ganz ähnliche Situation gab es für mich vor langer, langer Zeit ebenfalls.
Meine Kinder haben mich später auch z.B. zu einer Änderung meiner Einstellung zu meiner für mich gewünschten Seebestattung bewogen. Diese Einstellung ist möglicherweise nicht endgültig, s.o.. Sie wollten zwar nicht groß drüber reden, wenn man jung ist, dann fühlt man sich unsterblich. Zu Recht. Aber ein Ort für die Trauer ist für viele Angehörige sehr wichtig. Und Bilder, Photos, Briefe, gemeinsame Erinnerungsstücke helfen den Gedanken, die Spur zurück zufinden. Laß dich, auch wenn es schwerfällt, fotografieren und schreib zu den Bildern etwas dazu. Gerne auch was Lustiges.

Und die Mama ist für die Kinder immer zuerst einmal Mama. Auch wenn sie leidet und (nach einigem Zögern schreibe ich es doch...) auch wenn sie stirbt:
Mama bleibt Mama

Liebe Lucie, deine Kinder haben von dir bestimmt Kräfte mitbekommen, trau ihnen etwas zu und sag ihnen höchstens immer wieder, daß sie an nichts schuld sind und auch gar nicht besonders brav sein müssen...wie vielleicht die Umgebung "fürsorglich" meint.

Für deine Entscheidungen wünsche ich dir Kraft und trau dich, Schwäche zu zeigen. Kinder kommen ja schwach auf die Welt, werden langsam stärker. Sie kennen das Gefühl des Kleinseins, der Schwäche ja auch und können sehr gut trösten. Gib ihnen die Chance mal ihre Mama zu trösten. Hab dabei keine Angst, ihr seid euch doch nah.

Für die dunklen Stunden ein Lichtlein...oder zwei... oder drei...

Bald ist ja Sylvester, da gibt es Licht satt und the same procedure as every year

LG
menno-meningo
     
     

Lucie:
Hallo ihr Lieben!

Eure Antworten geben mir soviel! DANKE!

Heute kann ich damit auch ganz gut umgehen. Bis auf eine heftige Erkältung bin ich sogar sehr gut drauf. Warum auch immer, warum gerade zu diesem Zeitpunkt, ich weiß es nicht - aber gerade in dieser Zeit bin ich so froh, eine Frau zu sein und fühle mich obermegagut. Ich bin eben nicht nur eine Mama.....Auf das es noch lange so bleibt!

LG
Lucie

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