Ich bin mir nicht sicher, ob mein Vater wirklich abschätzen kann, was es bedeutet, wenn er die Chemo ablehnt. Mein Dad hat sich die Dinge schon immer gerne so gedreht, wie sie für ihn passend sind. Leider ist auch das eine Eigenart, die sich durch seine Erkrankung verstärkt hat. Er ist da ein bißchen wie Pipi Langstrumpf nach dem Motto "ich mach die Welt, wie sie mir gefällt". Das macht es für uns als Familie sehr schwer. Ich bin oft in dem Konflikt, ihn einerseits schützen so wollen, weil ich nicht möchte, dass er beschämt wird, andererseits soll er ja ruhig noch die Dinge tun, die einigermaßen funktionieren. Sehr, sehr schwierig. Sein Ein und Alles ist es momentan, Reisen zu planen (was jedoch gegenwärtig völlig unrealistisch ist). Wir haben jetzt Angst, dass er irgendwann diese Reisen auch tatsächlich bucht (und dabei handelt es sich jetzt nicht um einen eintägigen Bustrip an die Nordsee, sondern schon um kostspieligere Touren). Meine Ma hat nun gestern in dem Reisebüro ihres Vertrauens angerufen und dort über den Zustand meines Vaters informiert. Dort sagte man ihr, dass mein Vater bereits erwähnt hätte, schwer krank zu sein. Sie hätten sowieso immer nochmal Rücksprache mit meiner Mutter gehalten, bevor sie irgendeine Reise gebucht hätten. Sehr verantwortungsbewußt - aber so ist ja längst nicht Jeder. Ach Mensch, das ist aber auch wirklich alles ein Übel. Das Cortison zeigt seine Nebenwirkungen leider auch schon wieder in voller Blüte: Mein Vater ißt nicht mehr, er -sorry- frißt regelrecht. Außerdem ist er echt reizbar und sehr, sehr kränkbar geworden. Manchmal gleicht der Umgang mit ihm dem Vorhaben, einen Luftballon zu rasieren. Ich empfinde es als extrem schwierig, meinem Vater und meiner Mutter, die ja selber schwerst krank ist, gleich viel Aufmerksamkeit zu widmen und dabei noch zu beachten, dass es einen selbst und den dazugehörigen Partner gibt.
Ich wünsche Euch trotz allem - oder gerade deswegen - ein wunderschönes Wochenende!!
Viele liebe Grüße
Britta