HirnTumor-Forum

Autor Thema: Meningeom bei meiner Mutter (mit Bitte um Arztbriefübersetzung) Angeh. celia  (Gelesen 9718 mal)

Celia

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Hallo,

Ganz kurze Vorstellung: bin selbst Anfang 30, meine Mutter ist in den 50ern.
Entschuldigung für evtl. Schreibfehler, ich schreibe öfter mit Kleinkind auf dem Schoß.

Bei meiner Mutter wurde (wahrscheinlich) ein Meningeom festgestellt.

Sie hatt ein Druckgefühl im Kopf, fühlt sich nicht gut, hat schon seit Jahren Tinitus beidseitig - daher wurde ein MRT gemacht.
Ergebnis: eine "Raumforderung"

Die (Haus)Ärztin hat ihr den MRT Befund nicht großartig erklärt. Nur das es ein wahrscheinlich gutartiges kleines Meningeom wäre. Da würde man in 3 Monaten mal wieder untersuchen, zum operieren wäre das zu klein - das mache kein Chirurg.

Aber sollte man sowas nicht möglichst klein behandeln?! Wie soll sie jetzt weiter vorgehen? Sie hat jetzt schon versucht einen Arzt Termin bei einem Neurologen zu kriegen, es sind keine frei.

Ich zitier mal aus ihrem Arztbrief, vielleicht kann hier bitte jemand ein wenig übersetzen? (Ist mit ihr abgesprochen.):

"...Auffällig ist eine Raumforderung, der Falx hochparietal aufsitzend, Maximaldurchmesser ca 13mm, Höhe ca 6,5mm. Die Raumforderung ist ca 5mm vom Sinus sag. Superior entfernt. Nach Kontrastmittelgabe reichert die Raumforderung kräftig an. Das Hirngewebe wird nicht infiltriert, lediglich diskret verdrängt. Weitere duraständige Raumforderungen finden sich nicht.

Beurteilung:
1. Keine Frische Ischämie. Keine Blutung.
2.Raumforderung, der Falx aufsitzend, hochparietal und links ca. 5mm vom Sinus Sagittalis superior entfernt, vom Signal und Kontrastverhalten am ehesten einem Meningeom entsprechend. Kein Zweitmeningom.
3. Einzelne white matter lesions, die unspezifisch sind.
4. Kein Anhalt für eine Raumforderung im Kleinhinbrückenwinkel"

Ich gehe jetzt noch hier nach Infos für sie suchen, auch zwecks empfehlenswerten Ärzten im Berliner Norden/Umland und vielleicht auch Selbsthilfegruppen für sie.

dankeschön, Celia
« Letzte Änderung: 23. Januar 2011, 08:12:12 von fips2 »

Offline probastel

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Hallo Celia!

Wir sind hier alle Betroffene oder Angehörige, also keine Ärzte sonder Amateure, und haben alle mehr oder weniger das Gleiche durchgemacht. Übersetzungen sind daher immer nur nach bestem Wissen und Gewissen gemacht.

Raumforderung - Volumenzunahme durch einen Krankheitsprozess, die andere Gewebe verdrängt, Tumor, Geschwür
Falx - zwischen den beiden Hirnhälften liegende Trennlinie aus harter Hirnhaut
parietal - in der Nähe des Scheitelbeins => hochparietal oberhalb des Scheitelbeins in Richtung Schädeldach
Sinus sag. Superior - Sinus sagittalis superior - große Vene die in der Falx sitzend große Areale des oberen Gehirns entsorgt
Dura - harte Hirnhaut => duraständig -  an der Hirnhaut befindlich
Ischämie - Verminderung od. Unterbrechung der Durchblutung eines Organs, Organteils od. Gewebes
white matter - weiße Substanz = unterhalb des Hirnrinde befindliche Zellen, die der Verbindung der Hirnareale dienen
http://de.wikipedia.org/wiki/Weiße_Substanz
lesions - Läsion - Schädigung, Verletzung, abgestorbenes Gewebe
Kleinhirnbrückenwinkel - nischenartige Vertiefung am hinteren Rand der Hirnbasis
Nach Kontrastmittelgabe reichert die Raumforderung kräftig an - der Tumor ist gut und gleichmäßig durchblutet


Zusammengefasst ergibt dies:

... Auffällig ist eine Gewebe verdrängender Tumor, zwischen den Hirnhälften sitzend, Maximaldurchmesser ca 13mm, Höhe ca 6,5mm. Der Tumor ist ca 5mm von der großen Vene zwischen den Hirnhälften entfernt. Der Tumor ist gut und gleichmäßig durchblutet. Der Tumor dringt nicht in das Hirngewebe ein, sonder verdrängt es. Weitere an der Hirnhaut befindliche Tumore finden sich nicht.

Beurteilung:
1. Keine Verminderung od. Unterbrechung der Durchblutung des angrenzenden Hirngewebes
2. Tumor, zwischen den Hirnhälften nach links versetzt, in dern Nähe des Schädeldachs sitzend. Ca 5 mm von der großen Hohlvene entfernt. Laut Bildgebung des MRT am ehesten einem Meningeom entsprechend. Kein Zweitmeningom
3. Einzelne Areale der Weißen Substanz sind geschädigt
4. Keine Zeichen eines Tumors am hinteren Rand der Hirnbasis

Soweit die Übersetzung.

Deine Mutter hat also sehr wahrscheinlich ein Meningeom, welches auf dem Gehirn aufliegt und daher sehr gut zu operieren ist. Es befindet sich leicht links von der gedachten Mittellinie zwischen den Gehirnhälften. Das Meningeom hat keinen Kontakt zur großen Hohlvene und ist gut und gleichmäßig durchblutet.Der Tumor ist nicht in das Hirngewebe eingedrungen, sondern verschiebt es. Keine Anzeichen von Schädigungen des umliegenden Hirngewebes durch den Tumor. Weitere Meningeome wurden nicht gefunden. In der Weißen Substanz gibt einzelne Schädigungen.

Meine streng inoffizielle und private Meinung zu diesem Befund:
Es ist ein gutes Zeichen, dass der Tumor die große Hohlvene nicht erreicht hat. Erreicht ein Meningeom eine Ader kann es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen, deshalb wurde dieser Umstand auch 2x erwähnt. Ferner können solchen Meningeome nicht zur Gänze entfernt werden. Eine gleichmäßige Aufnahme von Kontrastmitteln wird im Allgemeinen als gutes Zeichen gewertet. Nimmt ein Meningeom ungleichmäßig Kontrastmittel auf, kann dies auf eine fortgeschrittene Entartung des Meningeoms hindeuten. Das Meningeom sitzt eigentlich zuweit weg und ist zu klein um Tinitus und Schwindelgefühle hervorrufen zu können. Meningeome des Kleinhirnbrückenwinkels sind hierzu viel eher in der Lage. Im Kleinhirnbrückenwinkel wurde bei Deiner Mutter allerdings kein Meningeom gefunden.

Da das Meningeom recht klein ist und die Symptome wahrscheinlich nicht verursacht, wurde auf eine operative Entfernung verzichtet. Sicherlich ist eine Entfernung sinnvoll, solange keine wichtigen Teile des Gehirns beeinträchtigt wurden, anderersteits wachsen Meningeom in der Regel äußerst langsam und ein Hirnop ist ein nicht gerade leichter Eingriff. Mittels weiterer MRTs kann man Wachstumstendenzen des Meningeoms erkennen und dann das Meningeom immer noch entfernen.

Unsere Moderatorin Bluebird beobachtet schon seit Jahren ihre Meningeome und lebt recht gut damit.

Ich selbst hatte ein Meningeom an ähnlicher, wenn nicht gar gleicher Stelle. Ich hatte aber kein Tinitus sondern Gefühlsverlust im rechte Fuß.

Ich hoff ich habe Euch helfen können.

Beste Grüße

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Celia

  • Gast
Danke dir! Du hast mir/uns sehr geholfen!
Ich drucks gleich mal aus und gebe die Infos an sie weiter.

lg Celia

Offline KaSy

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Hallo, Celia,
mich wundert, dass "nur" die Hausärztin den Befund gesehen und ausgewertet hat. Ich denke schon, dass sich ein Neurochirurg (vorrangig - wegen mehr Erfahrung) oder ein Neurologe die Bilder und den Befund ansehen sollte.

Es ist wichtig, dass bei der Bemühung um einen Termin bei diesen Fachärzten die Diagnose genannt wird. Sollte es Deiner Mutter nicht gelingen, einen Termin zu erhalten, so sollte sie die Hausärztin darum bitten, es als Ärztin dringend zu machen. Sie wird das nicht als mangelndes Vertrauen ansehen. 

Allerdings sehe ich es auch so, dass man bei diesem relativ kleinen Ausmaß des Tumors eher zum Abwarten neigen sollte, wenn keine Wirkungen aufgetreten sind. Denn eine Operation hat (besonders am Kopf) immer ein gewisses Risiko während der OP und mitunter auch noch (lange) danach.

Es sollte für Euch beruhigend sein, dass der Tumor entdeckt wurde, denn so besteht die Chance, seine Entwicklung zu beobachten und man wird nicht seinetwegen akut "auf dem Tisch" landen.
Dass "beruhigen" leichter gesagt als getan ist, weiß ich natürlich (aus eigener mehrfacher Erfahrung). 

Sei für Deine Mutti da und lass sie sich über ihr Enkelchen freuen!

Viele Grüße
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

 



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