HirnTumor-Forum

Autor Thema: Zwischen den Stühlen-Wieviel Wahrheit ist richtig?--Vorststellung luna97 (Freund  (Gelesen 7673 mal)

luna97

  • Gast
hallo,ich bin durch die suche nach info`s hier gelandet und hoffe,das es vieleicht einige gibt die evtl.eine ähnliche situation haben.

der mann(ihn kenne ich seit über25 jahren) meiner besten freundin(mit ihr bin ich seit 14 jahren eng befreundet)bekam letzte woche die diagnose glioblastom,dann ging alles sehr schnell,am gleichen tag der diagnose ab in die uni klinik,3tage später op(tumor konnte nicht restlos entfernt werden).das ergebnis der patholog.untersuchung soll morgen da sein ,danach chemo u.strahlentherapie.

nun ist es so,das ich in der praxis arbeite in der er pat. ist und ich daher einiges an info`s habe.unter anderem das es noch einen 2.tumor gibt,von dem anscheinend weder meine freundin noch ihr mann etwas weis,desweiteren sagt mein chef das ein glioblastom ein äußerst agressiver tumor ist und die lebenserwartung je nach stadium in 98% der fälle nicht höher als 2 jahre ist.

da der mann meiner freundin die o.p (auch laut der ärzte) erstaunlich gut überstanden hat ist sie sehr euphorisch,ich freue mich natürlich sehr mit ihr,habe aber im hinterkopf das ich "mehr "weis und habe einerseits ein schlechtes gewissen,andrerseits will ich ihr die euphorie nicht nehmen.dazu möchte ich noch sagen,das meine freundin eigentlich ein sehr realistischer mensch ist und eine "starke" person ist.hat/hatte jemand vieleicht eine ähnliche situation?auch wäre die frage,ob es ein gutes zeichen ist,das er schon 2 tage nach der schweren o.p so "fit" ist?auch darüber freu ich mich natürlich,habe nur ein wenig angst das es evtl.eben nicht "so" ein gutes "zeichen" ist..denn wenn ich hier die beiträge so lese,hört man nicht unbedingt viel davon,das so eine schwere o.p so glatt geht...

lg luna
« Letzte Änderung: 30. März 2011, 10:38:16 von KarlNapf »

fips2

  • Gast
Willkommen im Forum Luna

Ganz klare Antwort,obwohl ich dich verstehen kann.
NEIN

Im Rahmen der ärztlichen Schweigepflicht würde ich die Infos nicht einfach so weitergeben, wenn es dein Chef nicht erlaubt hat.
Du könntest ihm in seine Behandlungsstrategie eingreifen und so alles über den Haufen werfen.
Im Extremfalle, kann dich das den Job kosten, wenn deine Aktion dem Chef übel aufstößt, dass du ihm in die Strategie pfuschst.
Ich persönlich würde dir als Arzt umgehend die fristlose Kündigung zustellen. Sorry.

Ich würde deinen emotionalen Zwiespalt mit deinem Chef besprechen. Ich weis jetzt nicht, in wie weit du mit ihm in der Sache ,vielleicht mal in einer Kaffepause unter 4 Augen, sprechen kannst. Das musst du schon selbst einschätzen können. Mir wärs als Arzt lieber dass du voorher mit mir sprechen würdest. Dann könnte ich dir auch das Warum erklären.
Aber mach bitte nichts auf eigene Faust.
Du kannst ja deinem Chef die Situation in der Beziehung und psychische Stabilität deiner Freundin schildern. So hat er die Möglichkeit einzuschätzen, ob er der Frau die ganze Wahrheit offenbart. Vielleicht erlaubt er dir so töpfchenweise die Freundin aufzuklären. Ich geh aber eher davon aus, dass er das verweigert. Wenn er das selbst macht, kann er die Reaktion der Frau oder Patienten eher einschätzen und entsprechend sensibel gegensteuernd reagieren.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 30. März 2011, 10:02:43 von fips2 »

Offline Nina85

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Hallo Luna,

das ist aber eine ungewöhnliche Situation...

Ich kann mich fips da aber nur anschließen. Vorallem bleibt ja auch die Frage, um welche Art Tumor er sich bei dem zweiten handelt... Wenn der Arzt der Meinung ist, dass der Tumor mitbehandelt werden muss, dann wird er dies in die Wege leiten! Sieht er dies anders bleibt die Frage, ob man den Patienten mit dieser weiteren Diagnose belasten muss.

Schön ist aber, das es eurem Freund so gut geht! Mein Dad hat ebenfalls einen GLIO und wurde im Dez. 10 operiert. Dann einen Tag drauf erneute OP, da es Hirnblutungen gab. Nach wieder zwei Tagen ist er schon wieder rumgelaufen war voll bei allen Sinnen und unendlich stolz und froh die OP´s alle sooo gut überstanden zu haben. Die erste OP war damals erst um halb elf (abends) zu  Ende und am nächsten Morgen auf der Intensiv hat er sich um 8 Uhr schon sein Brötchen geschmiert und gegessen, weil er solchen Hunger hatt :o) Also es gibt auch Patienten die nach einer solchen OP schnell wieder fit sind!

Aber die Ärzte scheinen jedes Mal sebst überrascht zu sein, von daher muss man alles daran setzen diesen guten Zustand zu halten/ zu fördern!!

Ich hoffe du kannst mit deinem Chef über diese Situation sprechen!

Ich drück euch die Daumen.

LG Nina
« Letzte Änderung: 30. März 2011, 10:02:55 von fips2 »

Offline Bea

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Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum, Luna!

Deine Situation ist denkbar schlecht - zwischen den Stühlen ist genau die richtige Überschrift.

Fips Post möchte ich mich anschließen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, Besprechungstermine mit den Ärzten beinhalten die volle Wahrheit. Es sei denn, der Patient will diese nicht wissen.
So sollte es auch im Fall deiner Freunde sein. Wie viel sie dann im Freundeskreis weiter geben wollen ist eine andere Sache, die man akzeptieren muss.

Vielleicht ist es auch ein Bonus, dass du bei diesem Arzt arbeitest.

Die Prognose, die dein Arzt nannte, ist die bekannte Statistik.
Glücklicherweise gibt es auch hier im Forum Menschen, die diese widerlegen. Möge es auch bei deinem Freund so sein.

Zuerst einmal wünsche ich einen möglichst guten Verlauf und viel Kraft mit dieser Situation umzugehen.

LG,
Bea
« Letzte Änderung: 30. März 2011, 10:03:09 von fips2 »

luna97

  • Gast
Hallo,erst einmal danke für die antworten!
Um noch mal näher die Situation zu erklären,was meine Arbeitsstelle betrifft,ich arbeite seit 26 Jahren in dieser Praxis,die eine "hausärztliche"Praxis ist,wie es sie heute nur noch selten gibt(Hausbesuche,Stammpatienten u.s.w),daher kennen mein Chef u. ich uns schon ganz gut,der Mann meiner Freundin ist dort auch schon lange Jahre Patient und mein Chef weis,das wir sehr gut befreundet sind,desweiteren hat meine Freundin ihr o.k gegeben,das mein Chef mit mir darüber sprechen darf.Mir ist klar,das ich meine Arbeit verlieren könnte wg.Schweigepflicht(siehe fips Beitrag)dies ist aber in meinem Fall nicht gegeben.
Mir ist es halt wichtig zu wissen,was andere darüber denken,denn auch wenn ich keine direkte Angehörige bin,nimmt diese Situation  sehr mit

fips2

  • Gast
Hallo luna

Genau dieser Konflikt gibt es sehr oft in medizinischen Berufen, wenn man sich emotional zu sehr an Patienten bindet.
In der Medizin gibt es einen Spruch,der heißt: "Binde dich nie an einen Patienten"
Klar, Du kannst dich nicht vor aller Welt abschotten, weil ein Bekannter von dir irgendwann einmal dein Patient sein könnte. Bei dir ist es wirklich saublöd gelaufen.
Nun muss man halt versuchen das Beste darus zu machen.

Schon viele Krankenpfleger und Ärzte haben ihren Job hingeschmissen oder ihr Wirkungsfeld verändert, weil sie den Tod von Patienten nicht verkraften konnten.
Ich meine, dass es sogar für solche Berufstätige spezielle Betreuungsdienste gibt, die ihnen psychologisch helfen.
In größeren Kliniken gibt es das auf jeden Fall.


Vielleicht ist hier unter den Usern des Forums ein medizinischer Mitarbeiter, der dir vielleicht per PN Tips geben kann wie er sich schon in ähnlichen Situationen verhalten hat, oder wo man sich hin wenden kann.
Ich weis nicht ob du noch eine Kollegin hast. Vielleicht kannst du sie bitten alle Vorgänge, die den Mann deiner Freundin betreffen, zu bearbeiten, damit du gar nicht erst in Berührung mit den Informationen kommst. Was du nicht weist kann dich dann auch nicht belasten.
Auch Ärzte können, wenn das möglich ist, eine Behandlung eines Patienten, an den sie mental gebunden sind, ablehnen und an einen andren Kollegen weitergeben. Durch mentale Bindung kann ein Arzt u.U. eine Situation nicht mehr objektiv genug beurteilen und deshalb Fehler machen. Das kann er durch die Weitergabe des Patienten vermeiden.  Zumindest Notversorgung muss er aber vorerst immer machen, da es ihn nicht von der Behandlungspflicht entbindet. Lebensrettung geht vor.

Vielleicht hilft dir das hier etwas weiter:
weiter lesen

Ich wünsche dir, dass du eine für dich akzeptabele Lösung findest um diesem Konflikt zu begenen.

Fips2



« Letzte Änderung: 31. März 2011, 08:17:06 von fips2 »

Offline Iwana

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Hallo Luna
Die Art wie deine Freundin fragt und ob sie fragt oder nicht, sagen sehr viel aus über wie viel sie "erträgt" zu wissen oder wissen will.

Ich würde sie nicht auf etwas hinweisen was sie nicht von sich aus direkt anspricht. Ich hatte bei meiner Diagnose Glio Grad 4 im Nov. 07 das Gefühl die Ärzte erzählen mir nicht alles und ich habe gefragt und dann übers Internet alles nachgelesen. Als mein Mann bei einem Gespräch meine Lebenserwartung in Jahren wissen wollte und eine genannt bekam (wenn es gut läuft 2-3Jahre) wurde ich etwas wütend dass er das gefragt hat. Ich kannte ja die Statistik, es ist aber nochmals etwas anderes das dann so direkt zu hören und es "brennt" sich ein im Gehirn.

Ich denke der Mensch hat eine Möglichkeit schreckliche Dinge auszublenden zum Selbstschutz und dies ist auch richtig so. Sie wird nur wissen wollen was sie im Moment ertragen kann. Von dem her kannst musst du nicht denken es wäre deine Aufgabe sie über alles aufzuklären. Ich hoffe dies entlastet dich etwas, ist sicher eine ganz schwierige Situation.

Sie kann sicher froh sein wenn sie und ihr Ehemann Freunde haben die ihnen zur Zeit beistehen, dies habe ich immer noch dankbar in Erinnerung und hat mich durch die erste schwere Zeit wahrlich getragen.

Zu der OP und der schnellen Besserung, würde ich dies auch als positiv deuten. d.h. sie haben nichts rausgeschnitten was drin hätte bleiben sollen.

Ich bin bei beiden OP am nächsten Tag schon aufgestanden um zu duschen und jeweils innert einer Woche ausgetreten. Dies sieht man oft auf der Neurochirurgie, es sind grosse und lange Operationen, doch die Menschen erholen sich sehr schnell. Was länger dauern kann sind Regeneration von Konzentration und Gedächtnis.

Gruss Iwana

 



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