Hier der Ansatz von Frau Dr. Goetz in Großhadern:
LinkPostoperative intraläsionale Radioimmuntherapie mittels eines subkutanen Reservoirs bei Patienten mit anaplastischen Astrozytomen oder Glioblastomen.An der neurochirurgischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität, München, wird in Kooperation mit der nuklearmedizinischen Klinik eine Studie zur Radioimmuntherapie bei Patienten mit malignen Gliomen durchgeführt. Erste Studien über den Einsatz von Radioimmuntherapien bei Patienten mit malignen Hirntumoren ergaben überwiegend gute Erfolge. Gegen ein bestimmtes Protein (Tenascin), welches maligne Gliomzellen häufig exprimieren, kann ein Antikörper hergestellt werden, an welchen ein radioaktives Element (Iod-131 oder Rhenium-188) gekoppelt wird. Dieser "strahlenden" Antikörper wird in die Operationshöhle injiziert. Die Strahlungsenergie reicht aus, um auf kurze Entfernungen Zellen zu zerstören.
Einschlußkriterien:
· Alter zwischen 18 und 70 Jahren
· subtotal (> 70%) oder total reseziertes, primäres supratentorielles malignes Gliom, Histologie bestätigt
· abgeschlossene Strahlentherapie
· Karnofsky-score > 70
· Einwilligung des Patienten zur Therapie
· Tenascin-Expression der Tumorzellen nachgewiesen
Ausschlußkriterien:
· vorhandener Zweittumor
· persistierende Wundheilungsstörung oder ausgeprägte Hautläsionen nach Bestrahlung
· offene Verbindung zwischen OP-Höhle und Ventrikelsystem
· massive Tumorprogression unter Strahlentherapie
· wesentliche internistische Vorerkrankungen, die per se eine eingeschränkte Lebenserwartung bedingen
· schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörung (Laborwerte > 2,5-faches des Normalwertes)
Mögliche Nebenwirkungen
Veränderungen der Haut im Bereich der Injektionsstelle.
Infektion des Reservoirs und damit verbundene Gefahr einer Infektion in der Operationshöhle.
Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion und damit der Blutbildung.
Möglichkeit der Radionekrose (in der Regel mit zeitlicher Latenz)
Kontaktadresse
Dr. med. C. Goetz
Neurochirurgische Klinik
Klinikum der Universität München - Großhadern
Marchioninistr. 15
81377 München
Tel. 089/7095-2699
FAX 089/7095-5694
e-mail: cgoetz@nc.med.uni-muenchen.de
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Ich will versuchen, die Verfahren zu vergleichen und Antjes Frage zu beantworten:
Merlo benützt zur selektiven Bindung an die Tumorzelloberfläche kleine Peptide, diese haben etwa 1/100 der Masse eines Antikörpers (sie können also leichter diffundieren als ein Antikörper). Diese Peptide tragen huckepack ein radioaktives Element (Y-90).
Merlos Plan ist: Zuerst eine Brachytherapie, dann Op, dann eine Nachbehandlung durch Brachytherapie.
(Quelle: BrainStorm 1/2003, S. 8)
Goetz verwendet Antikörper gegen Tenascin (das auf der Gliomoberfläche exprimiert wird), das Konjugat aus Antikörper und dem radioaktiven Element (J-131 oder Rh-188) wird in die Op-Höhle gespritzt.
Brady hat (wie ich das verstehe) Konjugate hergestellt aus monoklonalen Antikörpern (vermutlich auch gegen Tenascin) und J-125. Die Patienten bekommen es als Infusion. Die Frage ist: Wie gut können die Konjugate die Blut-Hirn-Schranke überwinden? Offenbar muß es gehen, vielleicht weil die Blut-Hirn-Schranke nach einer Bestrahlung nicht so "dicht" ist?
Gefühlsmäßig erscheint mit Merlo'sche Variante am pfiffigsten, gefolgt von Goetz (beide benützen eine direkte Applikation unter Umgehung der Blut-Hirn-Schranke). Die Brady-Version ist sicher für den Patienten am angenehmsten (es braucht keinen Port), es bleibt das Problem der "Verdünnung" der Konjugate im ganzen Körper, der Immunreaktion, der Verstrahlung der Schilddrüse etc. Der Ansatz ist nicht schlecht, das will ich nicht sagen, aber die anderen scheinen mir effektiver.
P.S. Ich lass' mich auch gerne eines Besseren belehren, falls jemand mehr Einblick hat als ich.