Ich glaube, er will nicht immer an die Krankheit erinnert werden. Er informiert sich selber allerdings kein Stück über die Krankheit. Ich weiß, dass er die Überlebensstatistiken mal gegoogelt hatte, aber sonst informiert er sich wenig. Nicht mal die Infohefte, die ich bestellt habe, also z.B. über die Nebenwirkungen von aggressiven Therapien wie Chemo und Bestrahlung liest er, weil er das gar nicht wissen will. Ich weiß nicht, ob das ein Verdrängen oder Verleugnen ist oder ob er das für das Gesundwerden und den Heilungsprozeß nicht braucht. So recherchiere ich halt und versuche ihm das eine oder andere näher zu bringen.
Wenn ich ihn frage, dann sagt er, dass er positiv zur Behandlung eingestellt ist und das wir das schon hinbekommen. Alles andere macht ihm wohl zuviel Angst.
Chucks du siehst das schon richtig.
Es gibt unterschiedliche Reaktionstypen, die ich bisher hier kenne gelernt habe.
1. die Ergebenen,vielleicht Bequemen
Sie lassen alles über sich ergehen, machen sich keinerlei Gedanken, nach dem Motto "der Arzt wird schon wissen was das Richtige ist".
2. Die Verweigerer
Absolut nur das Nötigste und der Liebe Gott wird den Rest schon richten.
3.Die Anpacker (Gimps) gut informierte mitdenkende Patienen.
Sie informieren sich realistisch und fundiert, um die für sich beste Behandlung zu finden. Sind aber grundsätzlich bereit einen Therapie in Angriff zu nehmen, dabei aber Grenzen kennen ab wann die weitere Suche kontraproduktiv wird, oder man wichtige Zeit vergeudet vor lauter Sucherei
Dann gibts noch
4. Die notorischen Nachteilssucher.
Sie sind sehr gut informiert, hinterfragen grundsätzlich alle vorgeschlagenen Therapien so weit, bis sie einen negativen Grund finden die Therapie in Frage zu stellen und immer weiter zu suchen eine vielleicht doch noch bessere Therapie zu finden. Diese suche wird im Nirwana enden. Da es die absolut optimale Therapie niemals geben wird. Es wird immer irgendwo ein Häkchen zu finden sein.
Ich bin der Auffassung, deinen Schilderungen nach, dass dein Mann zum Typ 1 gehört. Zumindest sich stark daran anlehnt. Ganz in Schubladen möchte und will ich niemanden stecken, meist ist es einen Mischung aus 1-3 Typen tendenziell zu einer Hauptgruppe.
Mit dem Verhalten deines Mannes bist du eigentlich in einer guten Position. Er arbeitet mit und das ist das Wichtigste.
Deine Aufgabe ist meiner Meinung nach, was du jetzt schon tust.
Du sammelst die Infos und hinterfrägst bei den Arztterminen Details oder Optionen.
Lass deinen Mann mit Informationszuschüttung in Ruhe. Respektiere, dass es ihn nicht interessiert und er sich damit nicht belasten will. Manchmal ist weniger Hintergrundwissen besser ,als ein Zuviel.
Meine Frau zum Beispiel, wollte von dem vorgeschriebenen OP-Vorgespräch, nichts wissen, weil sie Angst hatte, dann Panik zu bekommen und die OP abzusagen.
Der Arzt musste aber aufklären, wegen der eventuell bestehenden Nebenwirkungen die vielleicht auftreten könnten, aber nicht müssen.
Der Rattenschwanz ist bei einer solchen OP sehr lang und auch teilweise nicht besonders erbauend.
Also Kompromiss.
Er erklärt. Sie steckt die Finger in die Ohren lalalalalalalala- bis er fertig war und unterschrieb.
Der Chirurg hat sich ein Lachen nicht verkneifen können, weil er so was noch nicht erlebt hat.
Meinen Frau sagte nur: Ich vertrau ihnen, dass sie das schon richtig machen und sicher das Möglichste tun, dass von den Nebenwirkungen keine eintritt. Wenn ja, dann war's Schicksal. Punkt.
Natürlich sollst du ihm dabei aber auch mit deinen Worten, deine Ansicht mitteilen, damit er im groben weiß was du da mit den Ärzten besprichst oder vorschlagen willst. So viel muss schon sein, damit du ihm nicht den Eindruck vermittelst, er würde bevormundet oder gar nicht gefragt.
Dann kann ein gut gemeinter Schuss nach hinten los gehen.
Da kann schon mal beim Arztgespräch der Satz von dir kommen: Herr Doktor ich habe zu Ihrem Vorschlag noch folgende andere Therapie, von der ich gelesen habe und bei der ich als Laie denke, ob man sie auch mal ins Auge fassen könnte. Was denken sie dazu? Kann das eine zusätzliche Option sein?
So gibt der Arzt dann eine entsprechende Antwort und dein Mann kann mit entscheiden, ob er diesen Weg mit einschlagen will.
Gruß, gute Befunde und immer gute Zusammenarbeit im Arzt-Patient-Angehörigen-Team.
Fips2