Liebes Engelchen,
ja, ich kann das gut nachempfinden, diese Tage, an denen alles so schrecklich ist, man sich fragt, warum muss ausgerechnet mir das passieren und dann fragen die auch noch so blöde nach meinen Haaren und meinem Gewicht und wie das so ist, nichts riechen und schmecken zu können - "Das geht die doch überhaupt gar nichts an! Sollen die mich doch in Ruhe lassen!"
Und dann will man sich verkriechen oder wegrennen oder reagiert seine Wut und seinen Ärger eben im Garten ab.
Klasse Methode, das ist meine auch bei sonstigen Problemen. Und ein Sport-Ersatz ist es auch noch ...
Wenn ich Deinen Werdegang nach der OP so nachverfolge, habe ich das Gefühl, dass Du diese Lebenskatastrophe innerlich noch nicht verarbeitet hast. Kannst Du auch nicht! Es dauert lange, ehe man sich mit so einer bescheuerten Sache arrangieren kann, nicht mehr riechen und schmecken zu können. Und dann geschehen Ereignisse, wo einem die Gefahr dieser fehlenden Sinne bewusst wird - die Lebensgefahr! - und man erfindet alle möglichen Strategien, um damit irgendwie klarzukommen. Das fällt einem schon so schwer und dann kommen irgendwelche "Freunde", die es "faszinierend" finden, dass es sowas gibt und gehen Dir damit auf die Ketten.
Das ist viel zu viel für die Psyche eines kleinen Engelchens.
Da Du mit Deinen Flügelchen hochfliegen kannst, tu es doch mal und schau zurück auf diese zehn Monate. Klar, das Riechen und Schmecken ist weg, aber da gibt es noch Hoffnung. Der Tumor ist weg und die HWS ist in Ordnung - horch jetzt mal, da oben auf den Wolken erklingen jubilierende Klänge und Gesänge Deiner Brüder und Schwestern, die als Engel in den höchsten Tönen jauchzen und frohlocken! Mach Dir klar, dass es dafür, was Du beschreibst, diese linksseitigen Missempfindungen, keine organische Ursache gibt!
Wenn weder Rasenmäher noch Wohnzimmercouch als Therapie ausreicht, solltest Du Dich doch einem Psychotherapeuten anvertrauen. Auch probastel hatte ja vermutet, dass es psychosomatische Ursachen dafür geben könnte. Natürlich glaubt man das nicht, das klingt alles zu sehr nach HWS. Aber vielleicht foppt Dich Deine Psyche, weil Dir gesagt wurde, das liegt an der HWS, also folgt die Deinen in Dich von den Ärzten infiltrierten Gedanken und erzeugt diese Missempfindungen genau da, wo sie hingehören, alle links, Hand - Unterarm - Po - Fuß - mal sehen, was es links noch so lahmzulegen gibt. "Klar", sagst Du Dir, "ist es doch die HWS." und die hinterlistige Psyche hat das Spielchen mit Dir gewonnen.
Als andere Variante sehe ich für diese Sensibilitätsstörungen, sich in eine manuelle Therapie zu begeben. Diese wird durch speziell (zusatz-)ausgebildete Physiotherapeuten durchgeführt, die wissen, wo sie was an Dir zu tun haben, um derartige Störungen günstig zu beeinflussen. Sie finden auch heraus, ob es organische Ursachen geben könnte.
Ich würde Dir ohnehin empfehlen, Dir aufzuschreiben, wann, wie lange, wo und unter welchen Bedingungen diese Probleme auftreten. (Also kein Schmerztagebuch, sondern ein "Taub-Tagebuch"
. Du wirst doch nicht an all diesen Stellen dauerhaft "taub" sein?!)
Das hilft Dir(!), dem Hausarzt, dem Neurologen und auch dem Physio- und /oder Psychotherapeuten.
Versuch bitte, beide P.-Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Das "Überlisten der Psyche" dauert lange, Monate, aber sollten sich die Befunde tatsächlich verstärken, werden auch diese Personen auf weitere Untersuchungen bestehen. Aber ich glaube das nicht.
Am besten wäre es, wenn Du das aus Deinen Gedanken verbannen könntest, aber ich meine, dass Dir das nicht allein gelingt. Lass Dir helfen, es steht Dir zu.
Mit "sensiblen" Grüßen, die bitte nicht auf "taube Ohren" treffen sollen
Deine KaSy