Liebe SiSi,
bei meinem Dad war der Husten auch immer recht unterschiedlich. Kurz vor seinem Tod war weniger der Husten das Problem, sondern mehr seine Atmung. Die typische Rasselatmung hatte er schon einige Tage vor seinem Tod, jedoch veränderte sich ca. drei Tage bevor er starb die Atemfrequenz. Er atmete auf einmal sehr, sehr schnell (ca. 50 bis 60 Atemzüge pro Minute). Unmittelbar bevor er starb, atmete er noch zweimal ganz tief und langsam....
Ein paar Tage zuvor änderte sich auch nochmal sein Ess- und Trinkverhalten. Er verschluckte sich ganz oft, so dass die Schwestern oft versuchten, die Flüssigkeit anzudicken, jedoch ohne Erfolg. Schließlich verweigerte er die Nahrung komplett. Ich weiß noch genau, dass es für mich unendlich schwierig war, das zu akzeptieren (ich kann doch meinen Vater nicht verhungern oder verdursten lassen), aber alles andere hätte sein Leiden nur verlängert. Unser Hausarzt und der Palliativdoc beruhigten mich dann auch nochmals, indem sie mir zusicherten, dass mein Vater kein Hunger- oder Durstgefühl mehr hätte.
Diese seltsamen Bewegungen zeigte mein Vater auch sehr oft. Manchmal wirkte es, als wolle er nach irgendwas greifen, wo aber definitiv nichts war. Er griff dann einfach immer wieder in die Luft. Gespräche waren zum Schluß nicht mehr möglich. Nichts desto trotz bin ich davon überzeugt, dass er ganz viel von meiner Nähe und Liebe mitbekommen hat und das für uns Beide wichtiger war, als tausend Worte.
Liebe SiSi, ich weiß nur zu gut, was Du gerade durchmachst. Ich bin in Gedanken bei Dir! Auch, wenn es nur ein schwacher Trost ist, aber irgendwie habe auch ich diese schlimme Zeit überstanden und genauso wirst Du sie auch überstehen! Ganz bestimmt! Ich hätte noch vor einem Jahr nie geglaubt, dass es mir möglich sein wird, beide Eltern innerhalb von drei Monaten bis zum Tod zu begleiten, und doch habe ich es irgendwie hinbekommen. Wie, kann ich rückblickend auch nicht mehr wirklich sagen, aber in der jeweiligen Situation waren auf einmal große, große Kräfte da.
Du kannst wirklich sehr stolz sein, auf Das, was Du leistest. Und sei Dir sicher, Dein Mann wird diesen Liebesbeweis spüren und Dir unendlich dankbar sein!
Alles, alles Liebe!
Britta