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Autor Thema: Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"  (Gelesen 1102243 mal)

Offline SiSi

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #870 am: 19. Januar 2013, 00:05:33 »
Hallo ihr Lieben da draußen,

ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll, seit heute ist alles anders bei uns und ich bin noch völlig verstört und unendlich traurig. Mein Mann baut ja in der letzten Zeit schon immer mehr ab. gestern nacht dann war ich mit ihm alleine und normalerweise schläft er auch die ganze Nacht durch seit er Windeln trägt. Ich hatte am Abend noch eine Freundin zu Gast, von der er sich noch ganz normal am Abend verabschiedet hat und um 2 uhr nachts bin ich dann sehr unruhig geworden und hab nach ihm gesehen. Er hatte einen schlimmen Krampfanfall. Ich hab ihm gleich Tavor gegeben und die Palliativärztin gerufen. Kaum 20 Minuten später dann der zweite heftige Anfall und ich alleine mit ihm. Er war ganz blau und das erste Mal habe ich  Angst gehabt, dass er jetzt in diesem Moment stirbt und niemand ist bei uns. Ich bin fast durch gedreht, die Ärztin hat  noch Beruhigungsmittel gespritzt und ist bis halb 5 bei mir geblieben, weil ich total am Rand war. Jetzt schläft er immer noch und die Ärzte wissen nicht, ob er aus diesem Schlaf nochmal wach wird. Einerseits sitzen wir alle an seinem Bett und wünschen ihm, dass er loslassen darf, andererseit habe ich das erste Mal gemerkt, dass ich ihn noch nicht gehen lassen kann. Er hat jetzt eine SChmerzpumpe, kann nicht mehr schlucken und schläft einfach. Ich hab diesen Tag heut irgendwie rumgekriegt, es waren viele viele Anrufe und unsere Kinder sind jetzt bei mir. Wenn ich ihn so friedlich mit roten Wangen im Bett liegen sehe, kann ich nicht glauben, dass wir ihn jetzt einfach nur noch sedieren und er dann irgendwann aufhören wird zu atmen. Aber was ist die Alternative ? Er wacht auf und die Anfälle werden wieder da sein, heftiger als vorher und er wird viell. leiden ohne Ende. Irgendwie kann ich nicht mehr, jetzt schon, wo wir viell noch nicht das Ende erreicht haben. Der Arzt meinte, das wäre jetzt einfach die nächste Stufe der Krankheit und er rät mir, ihn nicht ins Hospiz zu geben. Er spricht von wenigen Tagen, ich bin nur noch entsetzt. Am 13. 02. hat er seinen 58. Geburtstag und ich wollte den doch mit ihm feiern.
Ich bin grad irgendwie nicht mehr auf dieser Welt - ..... traurige grüße

sisi
"Warte niemals bis Du Zeit hast"

Offline Paujo

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #871 am: 19. Januar 2013, 07:19:16 »
Liebe tapfere sisi

Ich wünsche dir viel viel kraft.
Mein Mann ist von seinem letzten schlimmen Anfall auch nicht wieder gekommen.
Für deinen Mann ist es besser einfach einzuschlafen und nicht mehr kämpfen zu müssen....
Für dich ist es Zeit Abschied zu nehmen.....noch all das zu sagen was man möchte und ihn gehen zu lassen.
Ich hoffe du bist nicht allein. Und das deine Kinder bei euch sind.
Fühle dich umarmt und gedrückt.

 Alles Liebe
Paujo
Hinter dem Horizont geht s weiter.....

Offline Paujo

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #872 am: 19. Januar 2013, 07:31:28 »
@simi :
Höre auf dein Gefühl und lass deinen Mann ruhig Essen.

 Das verwirrt sein kann von den epi medis sein aber auch vom Anfall.....
Wenn es so bleibt dann ist es so wie bei uns......es wird etwas einfacher wenn der Wunsch kommt einkaufen zu gehen....ich hab dann gesagt das wir gleich gehen und meist hat er es dann einfach vergessen.....und war wieder zufrieden.
Zu den Windeln kann ich nichts sagen denn solange mein Mann konnte haben wir den toilettenstuhl benutzt und bei der dauerhaften Benutzung der Windeln hat er nicht mehr abgeführt weil er ja nur noch fresubin bekam.
Viel kraft für dich und ganz lieben gruss
Paujo
Hinter dem Horizont geht s weiter.....

Offline diandra

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #873 am: 19. Januar 2013, 11:26:57 »
Liebe Sisi

Als ich Deine Zeilen gelesen habe, sind mir fast die Tränen gekommen! Wie schnell es doch gehen kann!

Ich schicke dir ein grosses Kraftpaket!!!!!!! Drücke Dich ganz fest!

Herzliche Grüsse

Cornelia

Offline BabsyO

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #874 am: 19. Januar 2013, 19:51:43 »
Huhu Sisi,

ich glaube, es gibt nie den richtigen Augenblick, einen geliebten Menschen gehen zu lassen. Bzw. man ist nie wirklich bereit dazu. Auch wenn man das zeitweise vielleicht denkt. Ich wünsche euch das Beste. Dein Mann ist ja auch noch sehr Jung... Mein Vater ist auch erst 57. Im Juni würde er 58. Ich denke nicht, dass wir seinen Geburtstag noch erleben.

Meine Oma kam heute ins Krankenhaus und liegt intensiv. Sie hatte einen schweren Asthmaanfall und wurde von den Ärzten schlafen gelegt. Sie ist eine starke Stütze für meine Mutter. Für meine Mum war der Tag dementsprechend schlecht. Ich kann aktuell nur bedingt zu ihr, weil meine kleine Tochter ziemlich erkältet ist und ich meinen Dad natürlich nicht anstecken will. Er hatte Chemowoche.
Hab vorhin mit ihr telefoniert. Sie ist ziemlich durch den Wind und weint viel.
Sie fragte mich, ob mein Bruder sich bei mir gemeldet hätte, er hätte sie schon länger nicht mehr angerufen.
Es ist eine Sache, dass er sich kaum blicken lässt, eine andre, dass er sich nicht mal meldet. Ich weiß auch nicht, was ich darauf sagen soll... :(

Ich sehe meinen Dad an und empfinde tiefstes Mitleid für und mit ihm. Ich glaube nicht, dass er so leidet, wie wir das vielleicht denken. Nichts desto trotz ist von dem Mensch, der mein Vater war, nicht mehr viel übrig. Ich dachte zeitweise, das wird mir den Abschied vielleicht irgendwann etwas leichter machen. Heute hab ich gemerkt, dass ich mich da einer Illusion hingegeben habe.
Ja! Er hat mit sich fast nichts mehr gemeinsam und ist ein völlig anderer Mensch. Aber dennoch ist es der jenige, der mich mein ganzes Leben lang begleitet hat, mir immer geholfen hat, immer für mich da war... oft seine eigenen Belange hinten angestellt hat etc.
Ich hoffe, dass es, wenn es soweit ist, schnell geht. Er nicht lange leiden muss, und in Folge dessen dann auch wir nicht. Die Aufarbeitung nach seinem Tod wird uns noch einiges abverlangen und viele Kräfte und Resurcen fressen. Mir wird ganz Angst und Bange, wenn ich daran denke.
Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben... Aber nicht immer gelingt das. Man muss sich schon vage Gedanken über die Zukunft machen... denn die Welt hört sich nicht auf zu drehen, auch wenn man das irgendwie von ihr erwartet.
Traurige Grüße.
Nur wer getröstet wurde, kann wieder trösten. Nur wer durch Leid ging, versteht den Leidenden.

Offline Pem34

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #875 am: 19. Januar 2013, 22:43:50 »
Hallo Simi,
Zum Thema Heilwolle: Schafwolle ist das. Die gibt es in der Apotheke. Kostet so 5 € und ist in so einer Wattepackung. Brauchst du nur ganz wenig in die Windel oder Unterhose reinpacken. Ist besser als jede Salbe oder Creme.
Mein Mann hatte nämlich einen Blinddarmdurchbruch und lag im Krankenhaus am Tropf. Viel Flüssigkeit also. Egal wann ich ihn besucht habe: Er war immer nass. Die Krankenhauswindeln wohl auch nicht die besten. Jedenfalls hatte er eine ganz schlimme Entzündung im Intimbereich, teilweise sogar offen, so wund war das. Er hat sich kaum noch windeln lassen vor Schmerzen. Ich habe alle möglichen Salben usw. ausprobiert. Es hat nichts geholfen. Wir hatten sogar schon einen Termin beim Hautarzt gemacht, als ich hier im Forum die Heilwolle empfohlen bekam. Probieren schadet ja nichts und versauen konnte ich auch nichts mehr. Gleich nach einem Tag war eine Verbesserung zu spüren und als endlich der Hautarzttermin ran war, brauchten wir den nicht mehr. Ich habe dann die Wolle noch über Wochen in die Windel mit reingetan. Er ist nie wieder so wund geworden. Habe ich übrigens auch verwendet, wenn ich durch das viele Liegen rötliche Stellen auf dem Rücken entdeckt habe. War immer alles okay dann.

Solange dein Mann merkt, dass er muss, lass ihn auf die Toilette oder den Stuhl. Alles andere ist  würdelos denke ich. Und Sicherheitshalber dann die Pants, die kann er selbst hoch und runter ziehen. Es kommt sicher die Zeit, wo er es nicht mehr steuern kann.

Die körperlichen Probleme müssen nicht zwangsläufig vom Essen sein. Das kann auch durch den Tumor oder falsche Atmung sein.

Wünsche dir viel Kraft.

LG
Pem


Offline SiMi

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #876 am: 20. Januar 2013, 00:11:13 »
Liebe SiSi,
auch wenn ich es noch nicht erlebt habe, so spricht mir Paujo mit ihren Worten aus dem Herzen.
Denke ganz fest an dich und wünsche dir ganz viel Kraft und Mut!
Fühl dich gedrückt.

SiMi

Offline SiMi

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #877 am: 20. Januar 2013, 00:21:42 »
Hallo ihr Lieben,
ja, ich werde wirklich auf mein Herz und auf euch hören und ihn essen lassen.
Ich habe ihn heute endlich wieder aus dem Krankenhaus zurückbekommen - und bin richtig erschrocken.
Er wirkte mehr denn je als hätte man ihn abgeschossen mit völlig leerem Blick und ist zwischendurch auch immer wieder weggenickt.
Ich habe dann ausführlich mit unserem Hauarzt telefoniert und als er die Namen der beiden neuen Medis hörte, sagte er direkt, dass das der Grund wäre.
Wir haben nun entschieden sie komplett wegzulassen, denn was bringt die Anfallunterdrückung wenn er so weggetreten ist, dass er fast nichts mehr mitkriegt - zumal die beiden Anfälle wirklich nur sehr kleine, kurze Anfälle waren.
Jetzt warte ich dann erst mal ab und hoffe auf Besserung.

@Pem:
vielen Dank für diesen genialen Tipp mit der Heilwolle - werd ich am Montag direkt besorgen!

Und die Pants wurden heute auch schon getestet, hab sie heute nach seiner Rückkehr sicherheitshalber mal ausprobiert - und schon mussten sie sich bewähren, da das das große Geschäft direkt buchstäblich in die Hose ging...

@ paujo:
hat dein Mann nur noch fresubin bekommen weil er nicht mehr essen konnte oder eher nicht mehr wollte?

LG
SiMi

Offline sabeth

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #878 am: 20. Januar 2013, 08:32:00 »
Liebe Simi,

vielleicht setzt ihr euch lieber mir einem Neurologen am Montag in Kontakt und besprecht die Medikamente noch einmal. Mir wäre ein eigenständiges Absetzen zu riskant, meine Angst vor einem Krampfanfall war zu groß.

Mein Mann hat bis zuletzt Antiepileptika bekommen, obwohl seine Anfälle nur klein und fokal waren.
Erst 4 tage vor seinem Tod hatte er einen größeren. Vielleicht ist es eine Frage der Kombination und Dosierung? Als er nicht mehr schlucken konnte, habe ich ihm alle paar Stunden etwas Dormicum gespritzt. das senkt die Krampfbereitschaft. Durch die häufige Gabe konnte ein Blutspiegel erreicht werden, der ihn krampffrei, aber bei Bewußtsein sein ließ.

ganz liebe Grüße
sabeth

fips2

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #879 am: 20. Januar 2013, 08:52:41 »
Hallo
Da hier evtl, künstliche Ernährung erwähnt wurde, würde ich dazu raten sich dieses Thema genau durch den Kopf gehen zu lassen.

Fakts dazu

Ist die Magensonde erst mal gelegt, wirkt sie oft unnötig lebensverlängernd unter niedrigster Lebensqualität.
Vorsicht die Ärzte versuchen den Angehörigen ein schlechtes Gewissen einzureden, von wegen absichtlichen verhungern ,oder verdursten zu lassen. Es gebietet der hipoktatische Eid den Ärzten, die Massnahmen durchzuführen. Aber wenn der Patient dies nicht will, müssen sie davon Abstand nehmen.Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Zum Verdursten so viel.
Sind die Schleimhäute des Mundes feucht gehalten erleidet der Patient kein Durstgefühl. Der Körper wird wegen Dehydriernung irgendwann sterben.
Die Nahrungsaufnahme mittels Sonde hindert den Patienten am sterben. Es kann sich das Leid  bis auf unbegrenzte Zeit verlängern, so lange die lebenserhaltenden Organe funktionieren.
Wer will das? Lasst euch nicht zu Kurzschluss-Entscheidungen zwingen. Für ein paar Stunden ist die Lage nicht lebensbedrohlich. Also ihr habt die Zeit.
Wie hat sich der Patient in Gesprächen dazu einmal geäußert?
Respektiert diese Äußerungen bitte im Interesse des Patienten.

Ich habe für mich so entschieden. Soll aber keine Richtlinie sein.

Wenn die Nahrungs und Flüssigkeitsaufnahnme so stark gestört ist und keine Aussicht auf Besserung besteht, möchte ich keine solchen Massnahmen eingeleitet bekommen.
Diese Situation ist in meinen Augen "Gottgewollt" und ich möchte lieber in Würde gehen, satt nur noch auf unbestimmte Zeit dahin zu vegitieren und meinen Angehörigen  zur Last zu fallen.
Im Prinzip habt ihr einen bereits verstorbenen Angehörigen vor euch der Durch diese Massnahmen nicht gehen darf, auch wenn er es wollte.
Denkt im Familienkreis sachlich darüber nach.

Ich weis, diese Entscheidung wird euch schwer fallen.Ich hoffe, dass ich sie nie für einen geliebten Menschen fällen muss. Tut das, was der Patient in dieser Situation tun würde. Dies ist ein wichtiger Lebesdienst am Angehörigen.
Unter den Gesichtspunkten welche der Patient geäußert hat und wie ihr zum Patienten steht, soll genug Rechtfertigung für eure Entscheidung sein. Lasst euch kein schlechtes Gewissen einreden.
Klammern ist hier fehl am Platz.

Gruß und igB
Fips2

« Letzte Änderung: 20. Januar 2013, 10:07:46 von fips2 »

Offline HeikeD

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #880 am: 20. Januar 2013, 11:02:52 »
Das hört sich grausam an, ist aber richtig, sehe das genauso wie fips.
Ich möchte so etwas auch nicht haben.

Bei meiner Mutter war es so, dass sie eine Magensonde bekam. Sie war allerdings noch bei vollem Bewusstsein und da wäre das nicht gegangen. Also das Unterlassen. Aber als sie nicht mehr ansprechbyr war und es zum Ende hinging, wurde sie nicht mehr künstlich ernährt.

Sie durfte gehen und das tat sie dann auch.  Ich war froh für sie, dass sie gehen durfte.

Wann ist der Zeitpunkt richtig eine Sonde zu verweigern? Wie soll man das entscheiden?

Schwere Entscheidung, die auf den Schultern der Angehörigen liegt.
Von Zeit zu Zeit musst du lernen zu fliegen, wie Piloten im Nebel. Vertraue blind der Führung eines anderen. Hab Geduld, hab viel Geduld auch mit dir selbst.
Phil Bosmans

Offline SiMi

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #881 am: 20. Januar 2013, 19:30:44 »
@fips:
sehr interessante infos die zum nachdenken anregen - und bei mir eigentliche offene Türen einrennen.
Allerdings weiß ich einfach noch nicht genug um mich bei einer möglichen anstehenden Entscheidung sicher zu fühlen.
Ist künstliche Ernährung gleich Magensonde? Was ist mit intravenöser Ernährung? Wo sind die Unterschiede?
Vielleicht kannst du mir da ja ein bisschen weiterhelfen.

@sabeth:
das problem ist, dass mein Mann ins KH hier in der Nähe gebracht wurde und nicht in "sein" behandelndes KH - alles passierte natürlich als ich unterwegs war.
Der dortige Neurologe hat mit Glio-und -Hem-Patienten null Erfahrung (wie auch die dortige Pflege) unser Hausarzt hat da viel mehr Erfahrung und kennt meinen Mann natürlich auch.
Der behandelnde Arzt im KH hat mit unserem Neuroonkologen telefonisch gesprochen, dieser wollte das aktuelle Antiepileptikum etwas erhöhen, wusste aber natürlich nicht, dass der betreffende Medikamentenspiegel meines Mannes schon arg hoch ist - das wiederum haben sie im KH festgestellt.
Alles etwas kompliziert...
Auf jeden Fall ging es ihm erst nach über 24h und nach der neuen Medikation so vile schlechter...
Nachdem es gestern noch einigermaßen ging, wurde es heute deutlich schlimmer:
Ich habe ihn gar nicht mehr wach gekriegt, nix ging mehr. Temperatur hat er auch und ist wenn überhaupt nur ganz kurz ansprechbar.
Hat dann irgendwann etwas gegessen und direkt weitergeschlafen. So ging es den ganzen Tag.
Klagt über heftige Kopfschmerzen (schon seit Tagen)
Hausarzt war da und wir warten ab bis morgen(heute am Sonntag geht ja sowieso nirgendwo was), wenn sich nichts gebessert hat werde ich unseren Neuroonkologen anrufen ob er in die Klinik soll...
Für mich ist es furchtbar den Auslöser nicht zu kennen.
Eigentlich sollte das ja keine Rolle spielen, aber für mich ist es irgendwie leichter wenn ich weiß woran ich bin und warum.
Jetzt hustet er plötzlich ganz viel und kämpft mit Atmung bzw. Schleim und ich denke das gibt's doch nicht, aus heiterem Himmel - soweit sind wir doch noch gar nicht...
Ungewissheit gepaart mit Nichtwissen ist etwas schreckliches.

Liebe grüße
SiMi


Offline SiMi

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #882 am: 20. Januar 2013, 19:34:34 »
noch ein Gedanke:
Ich lese öfter den Satz "als mein Mann nicht mehr schlucken konnte"...
Hört sich vielleicht (wahrheitsgemäß) unwissend an, aber was passiert dann mit Trinken und Essen? Künstliche Ernährung?
Denn wenn jemand nicht mehr schlucken kann ist doch jegliche orale Aufnahme gar nicht mehr mögliche oder?

Offline sabeth

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #883 am: 20. Januar 2013, 20:32:16 »
Liebe Simi,

wir wußten ja auch nie, wie weit wir waren....
Stunden bevor nichts mehr ging, war mein Mann mit seinem freund (auf den er gewartet hat, bevor er sterben wollte) bei Mc Donalds.

Nicht mehr schlucken können war mitten im tagelangen Sterbeprozess. Er hatte keinen Durst und Hunger schon gar nicht. Habe ich ihn nur das Wattestäbchen aussaugen lassen, hat er sich furchtbar verschluckt. Ansonsten habe ich es mit Unterstützung des Palliativarztes gemacht, wie von fips2 beschrieben. Lippen befeuchtet, Mund war ok, Creme auf die Lippen. Keine Magensonde, keine Infusionen. Mein Mann hat weder Durst noch Hunger gelitten, er konnte fast bis zum Schluß alle Wünsche äußern.

ich wünsche dir ganz viel Kraft!

lg sabeth

fips2

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Re:Austausch Glioblastom/Gliosarkom ---NUR für Angehörige!!!!"
« Antwort #884 am: 20. Januar 2013, 21:35:53 »
Hallo sisi
Intravenöse Ernährung hat nichts mit künstlicher Ernährung im Pflegesinne zu tun.
Intravenös werden dem Körper Mineralien und Flüssigkeit, so wie Traubenzucker zugeführt. Dies geht aber nur über gewisse Zeiträume.
Künstliche Ernährung über Magensonde geht eigentlich unbegrenzt vom Zeitrahmen her.

Ob ein Patient nicht schlucken kann oder will, hat für mich den gleichen Stellenwert in meiner Ansichtsweise.
Nicht schlucken können in offensichtlich begrenztem Zeitraum lasse ich Behandlungen zu, aber anhand von Lähmungen auf Dauer nicht mehr schlucken zu können nehme ich als Schicksal oder gottgegeben an und möchte dies nicht.
Ob ich willentlich nicht schlucke ist mein ureigenes Problem in das sich kein Andrer einzumischen hat und schon gar nicht zu zwingen. Grund-Recht auf Selbstbestimmung

Ich bring dir mal ein selbst erlebtes, bzw. von einem Klassenkammeraden von mir widerfahrenen und geschilderten Fall, der mich grundlegend umdenken lies.

Der Vater eines Klassenkammeraden litt an Darmkrebs. Er war zu Lebzeiten ein sehr guter Vater, der seine Familie über alles liebte und sehr bodenständig.
Den ersten Anlauf des Darmkrebses bezwang er mit OP und Bestrahlung, sowie Chemo, was ihm auch , wenn man überhaupt davon reden darf, eine Heilung, bzw. Stillstand der Erkrankung zur Folge hatte.
Dies ging einige Jahre gut. Plötzlich bekam er wieder Beschwerden und er hatte schon gewisse Vorahnungen, welche sich bei einem Kontrolluntersuchungstermin bewahrheiteten. Ebenfalls hatten sich Metastasen im ganzen Körper gebildet. Ein grausames und schmerzhaftes Ende, mit vielen Qualen war vorauszusehen.

Eines Tages rief er an einem Wochenende die ganze Familie zusammen.
Keiner wusste was kam.
Als die Familie zusammen war, kreuzte (rein zufällig) ;) sein Hausarzt  und ein befreundeter Notar auf.
Da  nahm er den "Zufall" am Schopf und klärte im Beisein des Arztes und Notars seine Wünsche sowie die Aufteilung des Erbes.
Was beim Erbe anstand ist egal.

Wichtig war.
Er erklärte, dass er keinerlei ärtzliche Hilfe mehr in Anspruch nehmen will und verbat dem Arzt, dass er ihn in ein Krankenhaus oder Pflegeheim einweisen dürfe, selbst wenn die gesundheitlichen Zustände es erforderten.
Lediglich schmerzdämpfende Medikamente düften ihm verabreicht werden.
Seinen Angehörigen verbot er den Arzt zu rufen wenn ein bedrohlicher Gesundheitszustand bei ihm eintreten würde.

Warum der Notar?
Durch dessen Beisein und Betätigung des Willens des Patienten, Vollbesitz der geistigen Kräfte, korrekter juristischer Formulierung, sowie rechtliche Absicherung des Arztes und der Angehörigen machten sein Beisein notwendig.
Kopien dieses Testaments, oder Patientenverfügung bekamen Arzt und Angehörige sowie das Vormundschaftsgericht nach ein paar Tagen vom Notar ausgehändigt, bzw. übersandt.
Als dies vollzogen war, as und trank der Vater nichts, oder nur sehr wenig. Auch war er in dieser Zeit nur noch mit seiner geliebten Frau zusammen, welche ihn in seinem Vorhaben liebevoll unterstützte und bis zum Ende begleitete.
Was noch untereinander zu klären und zu bereden war sollte noch an diesem o.g. Wochenende geschehen.
Danach wollte er seine restliche Familie nicht mehr sehen und sie sollten ihn so in Erinnerung behalten wie er war.
 Nach 8 Tagen ging er der Familie voraus----------

Im Nachhinein fand mein Klassenkamerad dieses Verhalten seines Vaters, obwohl es manchmal sehr hart war, richtig.

Ich habe seit dieser Zeit ein andres Bild von dieser Entscheidung und sehr viel Respekt vor diesem Menschen.
Mancher wird sagen er wäre feige gewesen und hätte sich der Situation nicht gestellt.
Nein.
Ich denke er ist seiner Würde und Geradlinigkeit, die er immer ausstrahlte, treu geblieben.


 Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 21. Januar 2013, 07:49:30 von fips2 »

 



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