HirnTumor-Forum

Autor Thema: Huch, mein Papa ist nach der OP so unglaublich fit! Vorst. Nana79gr (Angeh.)  (Gelesen 78447 mal)

Offline Nana79gr

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Hallo Zusammen,

vor exakt 2 Wochen hat mein bisher immer pumperlgesunder Papa die Diagnose Hirntumor bekommen und kam sofort und das erste Mal in seinem Leben ins Krankenhaus (71 Jahre). Nach einer Behandlung des Ödems mit Kortison in Traunstein wurde er zur OP nach München Bogenhausen verlegt. Er war unglaublich gelassen und hat uns immer wieder versprochen gesund zu werden. Er hat uns immer immer wieder bewiesen, was für überragende Kräfte er hat. Am Dienstag war die 6-stündige OP. Die Ergebnisse werden wir erst bekommen. Sicher ist, der Tumor ist bösartig und er war bereits 5 x 6 cm groß, ist aber in einer "medizinisch ruhigen Region" am rechten Schläfenlappen gewachsen, weswegen er so spät entdeckt wurde. Die OP lief gut und der Tumor ließ sich wohl auch sehr gut entfernen. Am Tag nach der OP ging es ihm psychisch sehr schlecht, er hat viel geweint und gesagt, dass das Schlimmste war, was er je erlebt hat. Es hat ihn alles sehr mitgenommen, war alles zuviel und mir hat es das Herz zerissen als mein Papa so bitterlich weinen musste. 15 min. später ist er aufgestanden, hat sich angezogen und gesagt: los, wir gehen spazieren (keine 24h nach der OP!!).  Er hat immer mal wieder bisschen geweint, mehr nicht. Nun ist er wieder guter Dinge. Heute ist Tag 3 nach der OP....er geht spazieren, er ist völlig klar, spricht ganz normal, hat keine Gleichgewichtsstörungen - gar nichts! Hätte er nicht die großen Pflaster am Kopf, würde man überhaupt nichts merken. Wahrscheinlich darf er am Dienstag schon wieder nach Hause....aller Wahrscheinlichkeit nach beginnt dann irgendwann eine ambulante Chemotherapie.
Ich war auf alles gefasst, aber nicht darauf. Das ist doch unglaublich, dass er so fit ist, oder? Hat jemand damit Erfahrung, dass danach sofort alles so ist, als wär nie was gewesen? Ich freue mich sooooooooooo sehr darüber und bin so glücklich - aber irgendwie habe ich auch Angst, dass der Schein trügt.
Nun ja, auf jeden Fall wollte ich mal eine "schöne" Geschichte los werden.  :)

Euch alles Liebe und ein schönes Wochenende
« Letzte Änderung: 19. August 2011, 12:33:35 von fips2 »

Offline Bea

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Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum, Nana79gr!

Es freut mich, dass es deinem Vater so gut geht und ich denke es ist genau das, was man sich wünscht.

Eines darf man nur nicht vergessen; es ist eine der schwersten OP's und der Patient erlebt einen unheimlichen Einschnitt.
Sollte die Euphorie also mal nachlassen, Müdigkeit oder andere Dinge eintreten, dann sei nicht direkt enttäuscht.

Der Wechsel nach Hause und die anstehende Chemotherapie kosten auch noch viel Kraft.

Alles Liebe und dass es deinem Vater weiterhin nur gut geht wünscht dir,
Bea
« Letzte Änderung: 19. August 2011, 12:34:51 von fips2 »

Offline Nana79gr

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Hallo Bea,

vielen Dank.
Ja, wie Du an meiner Überschrift erkennst, war ich ja auf alles andere eingestellt, als das. Mir ist bewußt, dass da noch einiges auf uns zu kommt (es ist leider nicht das erste Mal, meine Mama starb vor 20 Jahren nach 10-jähriger Behandlung an Leukämie).
Aber zumindest bin ich jetzt besserer Dinge als noch vor ein paar Tagen und ich weiß, dass er unglaublich stark ist. Ich kann mir vorstellen, dass er sich vom Wesen her etwas verändern wird, aber das ja nicht zwingend zum Schlechten. Seit 2 Wochen heißt es sowie so nur: abwarten. Und das wird auch weiterhin so bleiben.
Auf jeden Fall darf ich ihn aber noch ein bisschen behalten und das ist schön  :)

Liebe Grüße
« Letzte Änderung: 19. August 2011, 12:35:07 von fips2 »

Offline probastel

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Hallo Nana,

es ist sehr individuell wie die Belastungen durch einer OP empfunden werden. Dein Vater scheint neben einer sehr guten Konstitution auch einen eisernen Willen zu haben. Ich war nach der OP auch recht schnel wieder fit, doch einen Spaziergang am ersten Tag nach der OP - nein, das hätte ich mir nicht zugetraut. Ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass ruhiger besser ist. Wenn Du also der Meinung bist, dass Dein Vater zu Unternehmungslustig ist, so solltest Du ihn sehr sanft bremsen.

Zur Zeit bekommt Dein Vater Kortison um ein Anschwellen des umliegenden Hirngewebes zu vermeiden. Kortison kann zahlreiche Nebenwirkungen haben. Von Wassereinlagerungen und Fressattacken haben wir alle schon einmal gehört, es kann aber auch eine aufputschende, aktivierende Wirkung haben. Es kann also sein, dass Dein Vater nach Absetzen des Kortisons wieder etwas ruhiger wird. Wie gesagt, es kann sein muss aber nicht sein.

In Eurer von Optimismuss geschwängerten Umgebung wird Deinem Vater nichts anderes übrigbleiben als schnell wieder gesund zu werden.  ;)

Beste Grüße

Probastel
« Letzte Änderung: 19. August 2011, 12:35:36 von fips2 »
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Antoine de Saint-Exupéry

Offline Nana79gr

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Wir haben nun endlich die Ergebnisse, nachdem der Tumor sogar nach Bonn geschickt wurde. Es ist ein Gliasarkom!!!

Offline probastel

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Hallo Nana,

da hat sich Dein Vater aber etwas extrem seltenes und doofes "ausgesucht"!  :o :(

Ich hoffe er ist nach wie vor fit und lässt sich nicht durch diese schlechte Nachricht unterkriegen. Es ist jetzt ganz wichtig, dass er seine Kraft und Energie für die jetzt folgende Behandlung behält. Ihr seid sicherlich schon aufgeklärt worden, dass es sich um eine Spielart des Glioblastoms handelt. Demnach wird Dein Vater mit Strahlen- und Chemotherapie behandelt werden.

Ich denke an Euch und hoffe, dass Dein Vater die Therapie gut verkraftet und sie gut anschlägt. Ich drücke Euch ganz fest die Daumen!

Probastel
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Antoine de Saint-Exupéry

Offline Gaby1

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Hallo Nana79,ich bin selber betroffene,und die gleichen Symtome hatte ich nach meiner ersten OP2004.

Ich wollte auch direkt nach meiner Op aufstehen,wollte mir die Schläuche rausziehen weil es eh quatsch für mich war.Bin doch Fitt hab  ich dem Arzt gesagt mußte aber troztdem liegen bleibenich hab gedacht,was haben die denn war doch nur eine Kopf Op mehr nicht.

Das sind ganz normale handlungen die einem in diesem moment gar nicht so wirklich bewußt sind.Ich glaube es hängt mit der Psyche zusammen(bin mir aber nicht so sicher)Bin dan nächsten tag auch schon auf die normale Station gekommen,und dachte was mach ich hier könnte schon Nachhause,als wäre nichts gewesen!!!

Meine Familie konnte es nicht glauben,hab telefoniert,gelesen usw. aber leider kam ein 3/4Jahr später der Hammer und bin dann zusammen gebrochen nur am weinen,wollte nichts hören oder sehen nur schlafen.hab dann Anti Depressiver bekommen und bin auch zum Psyschotherapie gegangen um das ganze zu verarbeiten,ich hab da erst verstanden was ich überhaupt durchgemacht habe.
Es war dann doch kein Beibruch oder Fuß kaputt,es war eine Hirn OP,von da ab hab ich das ganze erst verarbeitet,und nun wußte ich auch warum meine Familie die Welt nicht verstanden hatte nach meiner 1.OP.die zweite war 2008.

Gaby

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« Letzte Änderung: 05. Oktober 2011, 08:22:15 von fips2 »

Josi92

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Hallo Nana,

ich hatte im April diesen Jahres auch eine HirnOP. Bei mir war es ähnlich. So die ersten Stunden nach der OP war ich noch recht müde (was ja ganz normal ist). Aber mir ging es einfach nur gut, viel besser als vor der OP. Ich konnte es gar nicht abwarten endlich wieder aufzustehen. Ich hab immer nur so gesagt, was wollen die Ärzte denn nur, mir gehts doch supi. Ich wollte am liebsten einfach nur nachhause! Als ich dann auf Normalstation kam, haben mich an dem 1. Nachmittag dann gleich ganz viele Leute besucht, langweilig war mir nicht, aber ich wollte halt einfach nur aufstehen. Meine Mutter hat mich immer gebremst und mir klar gemacht, was ich eigentlich für eine schwere OP hatte. Aber mit meinen 18 Jahren, wollte ich das natürlich alles nicht hören. Am gleichen Abend durfte ich dann das erste Mal wieder laufen, wobei ich mich da ein wenig überschätzt hatte, ich war doch schwacher als gedacht. Aber ich habe dann die darauffolgenden Tage die Klinik ein wenig erkundet, ich fühlte mich in der Zentralklinik Bad Berka wie in einem Hotel und mir ging es richtig gut ;-) Jeden Tag kamen Freunde und meine Familie mich besuchen, die Zeit verging wie im Flug. Aber Abends konnte ich dann meistens schlafen wie ein Engel ;-).
Ich habe erst verstanden, was ich durchgemacht habe, als ich gemerkt habe, wie fertig meine Familie und meine Freunde waren. Und als sie mich mit Tränen in den Augen zuhause wieder empfangen haben.

Liebe Grüße

Josi

Offline Der_Chris87

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Bei mir war es ähnlich, aber die ersten 48 Stunden nach der OP waren schon fies. Mir hatte da schon der Schädel gedröhnt. Aber danach ging es nur Bergauf und ich musste die Ärzte schon überreden, dass ich alles alleine machen wollte.
Aber ich schiebe meine gute Regeneration von der OP auch auf meinen guten gesundheitlichen Allgemeinzustand. Da ich auch Leistungssportler bin habe ich auch so früh wie möglich wieder mit Sport angefangen. Zwar habe ich selbst beim Joggen jeden Schritt im Kopf gespürt, aber ich wollte nicht mehr zu hause rumgammeln. Das schlimme ist bei mir erstmal nur, dass der Tumor bösartig war und nicht vollständig entfernt werden konnte. Aber auch die Bestrahlung habe ich nun fast hinter mir und spüre kaum Nebenwirkungen außer dem Haarausfall.
Aber ich bin auch erst 24 und Leistungssportler... da ist es nicht soooo ungewöhnlich das alles so gut wegzustecken. Aber mit 71 ist das schon eine reife Leistung und ich ziehe meinen Hut davor. 

Offline Nana79gr

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Hallo Ihr Lieben,

ich wollte mich mal wieder melden.
Mein Papa hat Chemo und Bestrahlung hinter sich gebracht, allerdings ging es ihm gar nicht gut. Er war fürchterlich abgemagert, lag nur im Bett, wollte niemanden sehen, nicht lesen, nicht fernsehen...bis er Anfang Dezember den Entschluss gefasst hat die Chemo und die Bestrahlung abzubrechen. Er meinte, das ist kein Leben mehr und da können sie ihn auch gleich umbringen.

Erst ging es bergauf und wir haben ein wunderschönes Weihnachten verbracht. Er hat endlich wieder richtig viel gelacht. Allerdings kamen auch wieder Ausfallerscheinungen.
 Am 12.01. war dann wieder Kernspin und es hieß Welcome back Du Drecksding, schön dass Du noch jemanden mitgebracht hast: der Tumor war zurück, 4x5 cm, ein kleiner neuer hatte sich gebildet und 2 Ödeme.

 Am 13.01. kam er auf die Palliativstation und es war uns allen klar, dass das nun das Ende bedeutet. Am 16.01. wollte er nach Hause, am 19.01. haben wir telefoniert und er war noch total fit, wenn er auch meinte, er wartet nun einfach wie der ganez Zauber mit dem Sterben wird.

 Am 20.01. hat seine Lebensgefährtin uns angerufen, dass wir kommen müssen, er kann kaum noch sprechen. Alle drei Kinder sind also angereist und nachts um 2:00 Uhr hatten wir noch eine große Party mit ihm. Wir haben ihm geholfen aufzustehen, er hat Zähne geputzt, sich gewaschen, rasiert und uns nur veräppelt. Mein Bruder hat ihn z.B. zurück zum Bett geführt und er hat sich bisschen am Bett angeschlagen, da meinte er: "Aha, Stefan Du hattest die Verantwortung für die Kurve. Mangelhaft!"  

Als wir ihn am nächsten Morgen fragten, wie er denn geschlafen hat, antwortete er "summa summarum bald sehr viel". Nachmittags um 2 fiel er ins Koma, hat aber dennoch irgendwie kommuniziert. Wenn man ihm gut zugesprochen hat, dass er es bald geschafft hat, ihn gestreichelt und geküsst hat, hat er gestöhnt, so als würde er es fühlen. Er hat gekämpft wie ein Löwe, bekam hohes Fieber, hat das aber nochmal runter gepumpt. Die Ärztin sagte, er hat ein so starkes Herz und einen so kräftigen Kreislauf, dass er nicht kampflos aufgibt.
 
In der stürmischen Nacht von Sonntag auf Montag, den 23.01. um 01:37 hat er den Kampf im Kreis seiner Lieben verloren....am 25.01. war der Todestag von Mama.
Ich vermisse ihn!!

Liebe Grüße und vielen Dank für's Mutmachen und Erfahrungen weiter geben!
Nana
« Letzte Änderung: 14. Februar 2014, 11:44:26 von fips2 »

Offline chucks

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Ich wünsche Dir mein Beileid und viel Kraft in der nächsten Zeit!!!

Traurige Grüße

Carola

Offline probastel

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Liebe Nana,

Dein Vater muss ein toller Mann gewesen sein, dass er noch bis kurz vor seinem Tode seinen Witz und seine Selbstironie nicht verloren hat.

Mein allerherzlichstes Beileid

Probastel
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Antoine de Saint-Exupéry

Offline krimi

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Liebe Nana,

mein herzliches Beileid und viel, viel Kraft für die kommende Zeit.

In deinem Herzen wird dein Vater immer bei dir sein.

Stille Grüße

krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

fips2

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