Hallo,
die Geschichte meines Mannes habe ich unter Lymphom/Eigene Geschichten/Primäres ZNS-Lymphom beschrieben, aber heute bin ich im Internet auf etwas gestoßen, was zu dem Zustand passt, in dem mein Mann sich befindet. Es geht um den Artikel "Chemotherapie-indizierte Neurotoxizität" von Prof. Uwe Schlegel unter
http://www.onkosupport.de/e974/e1743/e2190/e2274/e2258Die Erstdiagnose meines Mannes ist inzwischen fast zwei Jahre her. Das ist gemessen an seinem Alter und an der Tatsache, dass die Chemo abgebrochen werden musste, schon mehr, als ich damals zu hoffen gewagt hatte. Obwohl die MRT-Kontrollen jedes Mal unauffällig waren, beobachte ich seit Monaten, dass sich der Allgemeinzustand meines Mannes verschlechtert. Das Laufen wird immer schwieriger für ihn, er kann oft kaum das Gleichgewicht halten und immer häufiger sehe ich, dass auch die Motorik der linken Hand stark nachlässt. Dazu kommen immer deutlichere Probleme mit den kognitiven Fähigkeiten, aber auch Antriebslosigkeit und Erschöpfung. Im November war er für umfassende neurologische Untersuchungen im Krankenhaus und auch dort wurde festgestellt, dass er in allen untersuchten kognitiven Leistungsbereichen deutliche Einschränkungen hat. Jeder Neurologe, der mit den Untersuchungen befasst war, kam zu der "bahnbrechenden" Erkenntnis: Möglicherweise Spätschäden durch die Bestrahlung. Er hat jetzt gerade eine dreiwöchige Reha gemacht und ich sehe keinerlei Verbesserung. Klar, drei Wochen sind nicht viel, aber er hat dort in der Zeit so viel Therapieeinheiten gehabt wie sonst in drei Monaten zu Hause.
Nun habe ich aber das Wort "Neurotoxizität" entdeckt, habe einiges dazu gelesen und bin auf den Aufsatz von Prof. Schlegel gestoßen. Dort wird festgestellt, dass es durch Chemo-Präparate verschiedene Folgeerkrankungen oder Probleme geben kann, unter anderem chronische Enzephalopathie. Die Beschreibung der Symptome passt genau auf das, was ich bei meinem Mann beobachte, "sein" Chemopräparat MTX kann derartige Symptome auslösen und ein Alter über 60 und vor allem zusätzliche Bestrahlungen gelten als verstärkende Risikofaktoren.
Was mir besonders aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass so eine Enzephalopathie Monate oder gar Jahre nach der Chemo/Bestrahlung auftreten kann - genauso beobachte ich das ja bei meinem Mann. In den ersten Monaten nach den Bestrahlungen hatte ich noch das Gefühl, dass sich alles ganz langsam bessert. Aber seit fast einem Jahr ist von Besserung nichts mehr zu spüren, es geht eher bergab. Leider kommt Prof. Schlegel zu der Erkenntnis, dass es bei einer solchen Enzephalopathie keine Therapie gibt, auch keine Prophylaxe.
Kann sich jemand von Euch mit diesen Schilderungen identifizieren? Mir hilft es im Moment schon zu wissen, dass es so etwas gibt, weil ich manchmal doch ganz schön verzweifelt bin, wenn alles sich so schleichend verschlechtert.
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