Guten Abend, nienchen,
Du bist so alt wie meine Tochter und hast schon so viel durchmachen müssen in Deinem jungen Leben. Es ist nicht einfach, wenn man sich unverstanden fühlt und mit seinen Ängsten allein bleibt.
Aber ich glaube, Du hast hier jetzt einen richtigen Weg eingeschlagen, indem Du dieses Forum entdeckt und Dich hier mit Deinen Sorgen vorgestellt hast.
Ich selbst bin seit mehr als 15 Jahren Hirntumorpatientin mit mittlerweile drei Operationen und einer Bestrahlung, mit einer nicht ganz einfachen Augenerkrankung und dadurch insgesamt zunehmenden psychischen Folgen.
Ja, da neigt man zur Angst und sie ist mehr als berechtigt.
Man will aufgeben und weiß nicht, wieso die anderen das nicht verstehen können.
Und dann stellt man sich doch den Untersuchungen und Arztgesprächen, der fürchterlichen Diagnose, man heult und ist verzweifelt und hängt komischerweise doch am Leben.
Also lässt man sich auf die Operation ein.
Wird man danach aufwachen und wenn ja - wie? Wird man normal denken können, sehen, hören oder nicht merken, dass man sich vielleicht völlig verändert hat. Wird man sich bewegen können, seine Eltern erkennen, ... und dann schläft man ein ....
Du wirst aufwachen und viele Deiner Befürchtungen werden nicht eingetreten sein!
Die Ärzte, deren Sorge um Dich riesig ist, die stundenlang am OP-Tisch um Dein Leben gekämpft haben, warten genauso wie Du auf Dein Zucken der Lider, das Spüren ihrer Berührungen Deiner Haut, auf die Bewegungen Deiner Zehen und Finger, auf Dein Erkennen der Umgebung, auf Deine ersten Worte danach.
Und Du wirst über jedes Deiner Lebenszeichen froh und glücklich sein. Denn Du weißt, Du hast den ersten Schritt geschafft, aber Du weißt auch jetzt schon, dass es weitere viele kleine Schritte zurück ins Leben geben wird, die Du gehen wirst, weil Du es ja eigentlich im tiefsten Innern willst.
Du willst leben!!
So einiges hat sich seit Deiner zehn Jahre zurück liegenden schlimmen Erfahrung geändert. Die Medizin hat gerade auch in Bereich der Neurochirurgie des Gehirns und weiterer dafür erforderlicher Therapiemöglichkeiten enorme Fortschritte gemacht. Es stehen mehr, bessere, genauere Verfahren zur Verfügung. Das Ziel ist es, bei den notwendigen Eingriffen möglichst wenig Schaden anzurichten. Und es gibt mittlerweile viele Hirntumorpatienten, die der Statistik bzw. den Ankündigungen einer persönlichen Restlebens-/leidenszeit nicht entsprechen, sondern viele Jahre länger leben - und sich dabei gut bis akzeptabel fühlen. Viele - nicht alle - kehren sogar in ihren Beruf zurück.
Ich selbst habe in dieser Zeit meine drei Kinder großgezogen, bin immer wieder aufgestanden, auch wenn ich immer wieder von diesen verfluchten Krankheiten eingeholt wurde. Ich bin immer wieder in meinen Beruf zurückgekehrt, auch wenn ich seit einem Jahr einsehen muss - und das fällt verdammmt schwer, dass ich mich einschränken muss mit der Arbeitszeit, damit ich mich nicht immer wieder überlaste und dadurch den Beruf vielleicht gar nicht mehr ausüben kann.
Ich habe mir Hilfe geholt - bei der Hausärztin, einem Neurologen und lasse mich seit einigen Jahren psychotherapeutisch und auch mit Psycho-Medikamenten behandeln.
Dir würde ich dringend empfehlen, Dich zu einer Psychotherapie überweisen zu lassen. Dort hast Du die Möglichkeit, Dich auszusprechen, Deine Ängste jemandem anzuvertrauen, der sie ernst nehmen wird. Lass Dir von Deinen Dich betreuenden Ärzten raten, wen sie empfehlen können. Und lass Dich nicht abwimmeln! Psychotherapeuten haben eigentlich immer wochen- oder monatelange Wartezeiten. Aber da gehen alle möglichen Leute hin, die keinsfalls derart krank sind wie Du! Mach es dringend, sag, welche Krankheit Du hattest und nun wieder hast, dass die OP bevorsteht und Du aus deinen schlimmen Erfahrungen heraus Angst hast. Du brauchst Beratungstermine vor der OP, damit Du die Kraft zum kämpfen hast!! Du musst mit einer möglichst stabilen Psyche in die anstrengende Behandlung gehen, damit Du Dir Ziele stecken kannst, die Du in kleinen Schrittchen erreichen wirst. Denn Du kannst und wirst mit Deinem Willen viel dazutun können, damit das, worum sich die Ärzte mit ihrer Kraft bemüht haben, auch für Dich so gut wie möglich wirken kann.
Blick voraus! Es gibt eine Zukunft für Dich!
Ich wünsche Dir alles Gute!!
Liebe Grüße
KaSy
Sprich auch in Aachen bei den Ärzten Deine Ängste an, lass Dich auch im Krankenhaus psychologisch betreuen! Und wenn Aachen für Dich DIE ANGSTNUMMER sein sollte, dann scheue Dich nicht, woanders hinzugehen. Es gibt hier im Forum auch Arzt-/ Krankenhaus-Empfehlungen, die auf den Erfahrungen der Mitglieder beruhen.