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Autor Thema: Astrozytom und momentan große Verzweiflung-Vorst. Operella (Angeh.)  (Gelesen 5308 mal)

Operella

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Hallo,

nachdem ich einige Wochen nur mitgelesen hatte, ich heute gerne selbst Hilfe in Anspruch nehmen.

Bei meinem Vater wurde Ende März ein Astrozytom III diagnostiziert. Bei der OP konnte ein großer Teil des Tumors entfernt werden, ein Rest blieb zurück. Körperlich hat er die OP sehr gut überstanden. Momentan befindet er sich in der Strahlentherapie – die Hälfte der Bestrahlung hat er schon hinter sich gebracht. Bis vor ein paar Tagen ging es ihm bis dahin den Umständen entsprechend sowohl körperlich als auch psychisch ganz gut. Sein großes Ziel ist wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren, dafür tut er wirklich alles.

Vor drei Tagen aber schien sich bei ihm, man kann es wirklich nicht anders sagen, ein Schalter umgelegt zu haben. Aus einer Diskussion, die meine Eltern schon viele Male zuvor hatten und die sonst nie der Grund für einen Streit war. (Mein Vater wollte mit dem Rad zur Bestrahlung fahren und meine Mutter erwiderte nur darauf, dass das wohl keine so gute Idee wäre, da er ja u.a. noch Medikamente gegen Epilepsie bekommt und der Arzt Autofahren und Fahrradfahren fürs erste vorerst untersagt hat.) Daraufhin flippte mein Vater aus, beschuldigte meine Mutter sein Leben und seine Zukunftspläne zerstört zu haben und dass er jetzt bald sterben werde. Seitdem spricht er nicht mehr mit ihr. Am nächsten Tag war er noch aktiv, lamentierte mir gegenüber (ich bin die einzige mit der er momentan noch spricht), dass sein Leben nun einen Wendepunkt bekommen hätte und er bald... Seit gestern schläft er überaus viel und isst nur noch sehr wenig (mit der Begründung, er bräuchte ja bald nichts mehr, weil er bald sterben würde). Meinem Anschein nach sieht es so aus als wäre er jetzt in einer extrem depressiven Phase. Das große Problem ist, dass er jegliche psychologische/psychatrische Hilfe ablehnt. Momentan sind meine Mutter und ich sehr verzweifelt, weil wir nur sehen, dass er dringend Hilfe braucht, aber wir nicht wissen, wie wir ihm helfen können.

Hinzu kommt noch, dass ich mich momentan in der Examensphase befinde und am Samstag meine Abschlussklausur schreibe. Heute hat mir mein Vater mitgeteilt, dass er sich wünscht, dass ich die Prüfungen gut meistere und dass er nach meinem Abschluss im Juli ins Ausland gehen will, um dort in Ruhe zu sterben und uns nicht zu belasten. Wie ich damit umgehen und die Klausur einigermaßen gut hinter mich bringen soll, weiß ich nicht…

Ein Auslöser für diesen Zustand ist mitunter die Tatsache, dass meinem Vater jetzt erst richtig klar wird, an welcher Krankheit er leidet und was diese für Konsequenzen hat/haben kann. In den letzten Tag ist wohl erst richtig bewusst geworden. Nach der Diagnose ging alles sehr schnell und er hatte nicht wirklich Zeit über die Erkrankung zu reflektieren.

Interessant ist vielleicht auch noch zu erwähnen, dass er weiterhin zur Bestrahlung gehen möchte (allerdings alleine, weil er momentan mit meiner Mutter nichts zu tun haben möchte). Er hat uns aber heute mit Selbstmord gedroht, falls wir mit den Ärzten sprechen würden…

Hat jemand hier schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
« Letzte Änderung: 29. Mai 2012, 08:33:42 von fips2 »

Offline Pem34

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Re:Astrozytom und momentan große Verzweiflung
« Antwort #1 am: 28. Mai 2012, 11:57:15 »
Hallo,

tut mir leid, was sich da bei euch gerade abspielt. Das können Depressionen sein im Zusammenhang mit dem„Todesurteil“, können aber auch Persönlichkeits-Veränderungen sein durch den Tumor sein. Ebenso kann es auch eine Nebenwirkung der Bestrahlung oder der Antiepileptika sein. Schlimmstenfalls aber wirklich ein Aufräumen mit dem eigenen Leben.
Gerade im Zusammenhang mit dem (egoistischen) Verhalten deines Vaters denke ich aber an Personlichkeitsveränderung. Das machen hier sehr viele durch. Dein Vater wird sich da wahrscheinlich nicht reinreden lassen.

Ich würde euch empfehlen, euch psychologische Unterstützung zu holen. Vielleicht erhaltet ihr Tipps zum Umgang mit ihm. Eventuell fühlt er sich“zu“ umsorgt.

Ich wünsche euch starke Nerven und viel Kraft.

LG
Pem

Offline Matlock

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Re:Astrozytom und momentan große Verzweiflung
« Antwort #2 am: 28. Mai 2012, 22:51:47 »
Hallo Operella,

es tut mir sehr leid was Deine Familie da gerade durchmachen muss. Ich kann mich Pem auch nur anschießen: Das Verhalten Deines Vaters kann alle möglichen Ursachen haben, ggf auch mehrere gleichzeitig? Ich würde Dir und Deiner Mutter auch empfehlen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, gerade dann wenn Dein Vater das für sich selbst nicht will.

Wenn Menschen mit dem Sterben konfrontiert werden, reagieren sie sehr oft dadurch dass sie erst versuchen diese neue Realität zu ignorieren und dann mit Wut auf die Weiterlebenden. Schau Dir mal auf Wikipedia den Eintrag über Elisabeth Kübler-Ross an. Vielleicht hilft Dir das zu verstehen was in Deinem Vater gerade vor sich geht. Möglicherweise macht ihm auch der Kontrollverlust zu schaffen. Jeder Psychologe kann Dir das aber besser erklären als ich.

Ich wünsche Euch dass Dein Vater sich bald wieder verhält wie vorher.

Viele Grüße

Matlock

 



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