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Autor Thema: Angst vor Bestrahlung  (Gelesen 7621 mal)

beli

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Angst vor Bestrahlung
« am: 29. September 2011, 21:57:40 »
Hallöchen!

Nach einem dreiviertel Jahr der Ungewissheit, habe ich vorletzte Woche die Zusage zur Bestrahlung bekommen. Das Meningeom liegt wieder direkt am linken Sehnerv, allerdings in einem knöchernen Kanal und ummantelt den Sehnerv. Daher inoperabel.

Das Vorbereitungs-CT und die Masken-Erstellung habe ich diese Woche hinter mich gebracht und ab Dienstag heißt es dann, jeden Werktag 125 km zur Bestrahlung gefahren zu werden. Und wieder zurück...

Ausser dass es etwas stressig wird, mache ich mir enorme Gedanken um die Nebenwirkungen. Die Ärztin mit der ich das Vorgespräch hatte, spielte irgendwie alles herunter. Ich dürfte Auto fahren, mir würde es gut gehen, Haarausfall gäbe es nicht, ich muss keine Medikamente nehmen, bzgl. der Ernährung nichts beachten, ich könne ganz normal weiter studieren etc. etc....kann man das wirklich so auf die lockere Schulter nehmen? Als ich heute ein Tag stationär auf der Strahlentherapie-Station war, kam mir das Ganze dann doch nicht mehr so "einfach" vor, als ich die anderen Patienten sah. Klar, ich bin erst 21, die waren ab 45 Jahren aufwärts. Aber soll ich wirklich so naiv an die Sache gehen? Ich weiss nicht...

Zum Thema Haarausfall hätte ich speziell eine Frage: Laut Infoblatt darf ich 1-2 Mal pro Woche die Haare waschen. Ich persönlich finde das ziemlich unhygienisch...wie war das bei euch? Haare gleich ab? Obwohl man nicht weiß, ob sie überhaupt ausfallen werden? Oder doch auf Caps und Tücher zurückgreifen, um die ungepflegten Haare zu verdecken und erst abrasieren, wenn die ersten ausfallen? Wann in etwa habt ihr die ersten Haare verloren?

Bin ganz schön durcheinander wegen der Sache. Auch als ich heute beim Vorbereitungs-CT meine Maske anhatte. Sie drückte ziemlich und nach 5 Minuten schmerzte der komplette Unterkiefer. Habt oder hattet ihr dabei auch Probleme? Oder ist das nur solange, bis man sich daran gewöhnt hat?

Würde mich freuen, von euch zu hören!

Ganz liebe Grüße
Beli

Offline KaSy

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Re:Angst vor Bestrahlung
« Antwort #1 am: 30. September 2011, 00:02:41 »
Hallo, beli,
zunächst mal zum Haarewaschen. Hat die Ärztin Dir "versprochen", dass sie ausfallen werden? Nein! (Also trifft folgendes nicht auf Dich zu: Wenn sie ausfallen, dann musst Du nichts abrasieren, die fallen nur an der Bestrahlungsstelle aus! Das hängt von der Größe des Bestrahlungsfeldes ab. Es geht doch auf die kalte Jahreszeit zu und es ist doch modern, Mützchen oder Kopftücher zu tragen. Such Dir was Hübsches aus.)
Wenn Du die Haare häufiger waschen musst, dann meide die bestrahlte Stelle, insbesondere sollte dort keine Chemie dran! Es geht um die Haut, nicht um die Haare! Also wasche über Kopf und lass kein Shampoo an die Kopfhaut. Am besten ist es Babyshampoo oder Wofacutan zu verwenden, die sind sehr mild.
Meine Haare fielen etwa ab der 3. Woche aus und es dauerte einige Tage, bis sie ganz weg waren an dieser Stelle. Die Stelle wurde bei mir dann etwa ab der vierten Woch rot, wie nach einem heftigen Sonnenbrand. So etwas ist es ja auch. Panthenolsalbe ist dann das Richtige. Musst Du selber kaufen, ist aber nicht so teuer.

Die Maske hat bei mir bei der Einstellung, die ja sehr viel länger dauert als eine Bestrahlung, auch ziemlich gedrückt und auch ihr Lochmuster auf meiner Haut hinterlassen. Eine Bestrahlung dauert aber nur um die 1 - 2 Minuten. Meine Maske saß sehr eng, das sagten die Assistentinnen dort auch, aber für die kurze Zeit des Einstellens des Gerätes und für die eigentliche Bestrahlung von ca. 5min ist das problemlos auszuhalten. Denk immer dran: Mit jedem Tag sterben mehr der bestrahlten Zellen und das willst Du!

Insgesamt belastet eine derart durchgeführte Bestrahlung und auch noch bei der langen Fahrt den gesamten Körper mit. Natürlich kannst Du versuchen, weiterzustudieren, wenn es zeitlich überhaupt machbar ist. Auf das Autofahren solltst Du spätestens dann verzichten, wenn Du merkst, dass Du unkonzentrierter wirst, ermüdest. Ich hatte vor 11 Jahren und jetzt bis zum 23.9.11 30-tägige Bestrahlungen und habe jedesmal diese Mattigkeit im Laufe der Zeit und vor allem lange nachwirkend gehabt. Du wirst es beim Studieren merken. Üblich ist, dass Du nicht selbst zu den Bestrahlungen fährst, sondern einen Taxischein erhältst. Die Krankenkasse zahlt die Fahrten als Serienbehandlung, also mit einer Zuzahlung von insgesamt 20 €, das sind je 10 € für die erste Hin- und die letzte Rückfahrt.   

Normalerweise ist auch eine AHB innerhalb von etwa zwei Wochen nach Bestrahlungsende "Pflicht" - wegen der beschriebenen allgemeinen Einschränkungen und evtl. speziellen Nebenwirkungen. Am Studium wirst Du merken, ob Du sie brauchst. Ich kann es mir kaum vorstellen, dass Du ohne etwas zu merken, da durch kommst.

Allerdings solltest Du nicht denken, dass der Zustand dieser Leute, egal welchen Alters, die Du in der Station gesehen hast, typisch für die Bestrahlungswirkungen sind. Das sind Menschen, die schwere Operationen und oft auch weitere Krankheiten haben, sie haben längere oder schwerere Krankheitsverläufe. Das kommt so mit 99%iger Wahrscheinlichkeit nicht auf Dich zu. Den meisten "Besuchern" in der Strahlentherapie sieht man nichts an, lediglich eventuell Tücher um den Kopf, vor allem, wenn gleichzeitig eine Chemo stattfindet.

Übrigens habe ich in "Meningeome" - "Nach der OP" auch meine Bestrahlungserfahrungen während dieser Zeit aufgeschrieben. Kannste ja mal lesen. Und weiterfragen!

Lass Deine Unruhe erst mal weg, wenn Fragen auftauchen, sind wir da, aber ich habe auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht, bei jeglichen Fragen (bis hin zu Lappalien) die Assistentinnen zu fragen und/oder um einen Arzt zu bitten. Der kam meist direkt zur Bestrahlung, war aber nicht unbedingt "meiner". Ich habe mich jedenfalls insgesamt in dieser Zeit dort sehr wohl gefühlt, umsorgt.

Liebe Grüße
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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