Hallo, ich (47) bin schon einige Wochen stille Mitleserin, aber ich wusste nicht, ob die Lebensgefährtin meines Bruders auch mitliest. Scheint aber nicht so.
Mein Bruder, 54, erlitt im September zunächst einen Schlaganfall (Gehirnblutung) und erholte sich aber einigermaßen davon.
Im Februar dann der Schock, er fiel lt. Aussage seiner Lebensgefährtin plötzlich hin und war nicht mehr ansprechbar. Er bekam auch keinen zusammenhängenden Satz mehr zusammen, was sehr erschreckend für mich war. Diagnose: Glioblastom. Wo genau der im Kopf war, weiß ich nicht, er war rechtsseitig ziemlich inmobil.
Der Tumor wurde zu 2/3 entfernt (5 von 8cm), danach folgten Bestrahlungen und Chemo, ambulant durch das KH Buchholz.
Im Juli auf seinem Geburtstag waren wir noch alle vergnügt zusammen, bis auf einige Wortfindungsstörungen und schnelle Ermüdung empfand ich ihn als so wie immer. Das blieb leider nicht lange so, im August kam denn ein Rezitiv dazu, dies Mal im Sprachzentrum. Seit der erneuten OP Ende August geht es eigentlich nur noch bergab.
Vor zweieinhalb Wochen dann die Schocknachricht: Er gilt als austherapiert. Damals konnte er noch mit Hilfe laufen und mühsam sprechen. Jetzt ist er im Hospiz und ist kaum noch ansprechbar, schläft die meiste Zeit. Er ist inzwischen ein absoluter Pflegefall. Ich war schon von dem letzten Besuch, bei dem er ja immerhin noch etwas ansprechbar war und der anschließenden Aufklärung durch die Ärztin so geschockt, dass ich es nicht über mich brachte, ihn sehen zu wollen, als ich meine immerhin 80-jährige Mutter letzten Freitag dorthin gefahren habe. Im Hospiz sagte man mir, dass es vollkommen okay ist, wenn ich ihn nicht mehr sehen will. Trotzdem fühle ich mich schuldig. Er reagiert auf nichts mehr, auch wenn er die Augen offen hat - man sieht meistens nur das Weiße - schliefe er, sagte die Hospizärztin meiner Mutter.
Ich bringe es einfach nicht fertig, ihn so zu sehen. Andererseits habe ich das Gefühl, nicht zusammenbrechen zu dürfen, weil ich 'danach' für meine Mutter stark sein muss. Da ich selbst Mutter bin, kann ich mir vorstellen, wie es ihr gehen muss. Sie ist zum Glück sehr tapfer und hat viel Kraft im Glauben.
Das klingt alles sehr verworren, aber genauso fühle ich mich auch. Ich versuche, ansonsten ein normales Leben zu führen, das hilft mir auch irgendwie. Aber was ist hinterher? Ich liebe meinen Bruder und will ihn nicht verlieren:'( ! Das Verhältnis war immer sehr gut, seit 2003 hatten wir eigentlich aber nur noch Telefon, SMS und Mailkontakt oder haben uns bei Familienfeiern gesehen, da wir mit seiner Lebensgefährtin überhaupt nicht klarkommen bzw. sie nicht mit uns. Sie hat ihn sehr negativ beeinflusst und er war immer zu gutmütig, ihr etwas entgegenzusetzen.
Hoffentlich habe ich nicht zu durcheinander geschrieben!
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