Hallo zusammen,
vorgestellt bin ich hier ja schon. Ich bin Malefizia und Angehörige. Meine Schwester hat ein Glioblastom - Diagnose wurde vor gut einem Jahr gestellt. OP sehr gut verlaufen, Bestrahlung plus Temodal nach Standard.
Seit August 2011 rezidivfrei und keine Chemo mehr. Untersuchung alle 3 Monate.
Eigentlich - soweit man bei dieser Diagnose von gut reden kann - alles fein.
Trotzdem mache ich mir große Sorgen um meine Schwester, und zwar um ihre Psyche. Und gerade aktuell mal wieder sehr stark.
Mein Schwager hat mich gestern angerufen, ziemlich am Ende, er weiß nicht mehr weiter. Meine Schwester schwankt zwischen Stimmungshochs und einfach nur noch "Schlafen-Wollen".
Ich muß hier ein bißchen weiter ausholen, vor 3 Jahren mußte sie in eine Klinik - schwere Erschöpfungsdepression - sie ist selbständig, führt ein kleines Unternehmen, eine für mich und viele andere "tolle" Frau, aktiv, klug, kreativ, erfolgreich - aber immer geplagt von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen - nie genug für sich und die Umwelt. All das führte dann zum Zusammenbruch - klassisch - "ich kann nicht mehr" aus - vorbei.
Der Aufenthalt in der Klinik hat ihr wohl gutgetan, 1 Jahr später kam dann die grauenvolle Diagnose - Grand Mal - Raumforderung - Zack da war er der Tumor.
Nach der OP - Euphorie, "ich will leben", ich schaffe das, wir schaffen das.
Sie hat einen wundervollen Mann, der sich rührend um sie kümmert - manchmal einfach zuviel - der alles in die Wege leitet, sich kümmert - weil natürlich einfach wahnsinnig vor Angst, daß sie ihn frühzeitig verläßt.
Sie ist auch in psychologischer Therapie, hat tolle Freunde, Rückhalt bei ihren Mitarbeitern usw. usf.
An und für sich gute Voraussetzungen mit dieser Krankheit einigermaßen "klarzukommen". Das weiß sie auch.
Leider sind wir 2 Schwestern sehr weit weg und nicht so vor Ort, wie wir möchten. Ich bin der Typ "Sammel-Informationen" und versorge sie damit. Meine "kleine" Schwester ist aufgrund ihres Berufes "RMTA" anders gestrickt, vielleicht weil sie zuviel mit diesen Krankheitsbildern konfrontiert wird.
Noch eine Information, die evtl. wichtig ist. Meine Mutter litt lange, lange Zeit unter einer bipolaren Störung, ist letzten Endes auch daran gestorben. Also auch eine genetische Belastung. (das war übrigens für die Familie die Hölle).
Nun bemerke ich (und auch meine jüngere Schwester) eine Veränderung bei ihr, es hat uns sehr sehr stark an unsere Mutter erinnert. Viel zuviel Euphorie, Albernheit, Unruhe, auch noch andere Verhaltensweisen - sie knibbelt manisch an ihren Füßen - wenn man sie darauf hinweist, wird sie störrisch, bis aggressiv - ganz seltsam) Ich fühlte mich um 25 Jahre zurückversetzt. Sie hat uns auch schon angelogen, bzgl. Arztterminen etc. nimmt nicht immer regelmäßig ihre Antidepressiva.
Und natürlcih kann/konnte ich sie nicht darauf hinweisen - weil ich weiß - daß sie unglaublich verletzt wäre - wir 3 "Mädchen" wollten nie wie unsere Mutter sein.
Und ich weiß halt auch, daß Menschen mit dieser "Störung" es nicht merken, daß sie sich seltsam verhalten.
Ich habe natürlich wieder gegooglet und gelesen, daß diese STörung auch im Zusammenhang mit einem Hirntumor stehen kann. Und habe Angst, ich habe jetzt meinen Schwager darauf aufmerksam gemacht, der mich in dieser Hinsicht schon sehr ernst nimmt. Er will den Hausarzt darauf ansprechen, an meine Schwester kommt er im Moment nicht ran. Sie ist im Moment wohl in der depressiven Phase, schläft viel, will nichts machen, verweigert sich.
Würde ich mit ihr reden, macht sie mir etwas vor. Sie kann gut schauspielern (ich kann das übrigens auch).
So sehr lange Rede (danke fürs Lesen) - kennt das jemand hier? Könnte es ein Rezidiv sein? Letztes MRT war Mitte September - nix).
Was kann ich/wir als Familie noch tun ?
Es ist sehr schwierig für mich, ich habe meine Mutter teils aus tiefster Seele (ich war ein Kind) gehaßt und irgendwie fängt es an sich zu wiederholen.
Und ja - meine Schwester ging mir in dieser Stimmung unglaublich auf meine Nerven - Schuldgefühle bei mir waren die Folge.
Aber sie war immer für mich da, immer - jetzt bin halt an der Reihe, fühle mich nur so hilflos. Sie ist ja erwachsen, niemand kann sie zwingen.
Ach Mensch..
traurig
Grüße
Malefizia