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Autor Thema: Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)  (Gelesen 13390 mal)

Offline malefizia

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Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« am: 22. November 2011, 22:17:30 »
Hallo zusammen,

vorgestellt bin ich hier ja schon. Ich bin Malefizia und Angehörige. Meine Schwester hat ein Glioblastom - Diagnose wurde vor gut einem Jahr gestellt. OP sehr gut verlaufen, Bestrahlung plus Temodal nach Standard.
Seit August 2011 rezidivfrei und keine Chemo mehr. Untersuchung alle 3 Monate.
Eigentlich - soweit man bei dieser Diagnose von gut reden kann - alles fein.

Trotzdem mache ich mir große Sorgen um meine Schwester, und zwar um ihre Psyche. Und gerade aktuell mal wieder sehr stark.

Mein Schwager hat mich gestern angerufen, ziemlich am Ende, er weiß nicht mehr weiter. Meine Schwester schwankt zwischen Stimmungshochs und einfach nur noch "Schlafen-Wollen".

Ich muß hier ein bißchen weiter ausholen, vor 3 Jahren mußte sie in eine Klinik - schwere Erschöpfungsdepression - sie ist selbständig, führt ein kleines Unternehmen, eine für mich und viele andere "tolle" Frau, aktiv, klug, kreativ, erfolgreich - aber immer geplagt von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen - nie genug für sich und die Umwelt. All das führte dann zum Zusammenbruch - klassisch - "ich kann nicht mehr" aus - vorbei.
Der Aufenthalt in der Klinik hat ihr wohl gutgetan, 1 Jahr später kam dann die grauenvolle Diagnose - Grand Mal - Raumforderung - Zack da war er der Tumor.
Nach der OP - Euphorie, "ich will leben", ich schaffe das, wir schaffen das.

Sie hat einen wundervollen Mann, der sich rührend um sie kümmert - manchmal einfach zuviel - der alles in die Wege leitet, sich kümmert - weil natürlich einfach wahnsinnig vor Angst, daß sie ihn frühzeitig verläßt.
Sie ist auch in psychologischer Therapie, hat tolle Freunde, Rückhalt bei ihren Mitarbeitern usw. usf.
An und für sich gute Voraussetzungen mit dieser Krankheit einigermaßen "klarzukommen". Das weiß sie auch.
Leider sind wir 2 Schwestern sehr weit weg und nicht so vor Ort, wie wir möchten. Ich bin der Typ "Sammel-Informationen" und versorge sie damit. Meine "kleine" Schwester ist aufgrund ihres Berufes "RMTA" anders gestrickt, vielleicht weil sie zuviel mit diesen Krankheitsbildern konfrontiert wird.

Noch eine Information, die evtl. wichtig ist. Meine Mutter litt lange, lange Zeit unter einer bipolaren Störung, ist letzten Endes auch daran gestorben. Also auch eine genetische Belastung. (das war übrigens für die Familie die Hölle).

Nun bemerke ich (und auch meine jüngere Schwester) eine Veränderung bei ihr, es hat uns sehr sehr stark an unsere Mutter erinnert. Viel zuviel Euphorie, Albernheit, Unruhe, auch noch andere Verhaltensweisen - sie knibbelt manisch an ihren Füßen - wenn man sie darauf hinweist, wird sie störrisch, bis aggressiv - ganz seltsam) Ich fühlte mich um 25 Jahre zurückversetzt. Sie hat uns auch schon angelogen, bzgl. Arztterminen etc. nimmt nicht immer regelmäßig ihre Antidepressiva.
Und natürlcih kann/konnte ich sie nicht darauf hinweisen - weil ich weiß - daß sie unglaublich verletzt wäre - wir 3 "Mädchen" wollten nie wie unsere Mutter sein.
Und ich weiß halt auch, daß Menschen mit dieser "Störung" es nicht merken, daß sie sich seltsam verhalten.

Ich habe natürlich wieder gegooglet und gelesen, daß diese STörung auch im Zusammenhang mit einem Hirntumor stehen kann. Und habe Angst, ich habe jetzt meinen Schwager darauf aufmerksam gemacht, der mich in dieser Hinsicht schon sehr ernst nimmt. Er will den Hausarzt darauf ansprechen, an meine Schwester kommt er im Moment nicht ran. Sie ist im Moment wohl in der depressiven Phase, schläft viel, will nichts machen, verweigert sich.
Würde ich mit ihr reden, macht sie mir etwas vor. Sie kann gut schauspielern (ich kann das übrigens auch).

So sehr lange Rede (danke fürs Lesen) - kennt das jemand hier? Könnte es ein Rezidiv sein? Letztes MRT war Mitte September - nix).
Was kann ich/wir als Familie noch tun ?

Es ist sehr schwierig für mich, ich habe meine Mutter teils aus tiefster Seele (ich war ein Kind) gehaßt und irgendwie fängt es an sich zu wiederholen.
Und ja - meine Schwester ging mir in dieser Stimmung unglaublich auf meine Nerven - Schuldgefühle bei mir waren die Folge.
Aber sie war immer für mich da, immer - jetzt bin halt an der Reihe, fühle mich nur so hilflos. Sie ist ja erwachsen, niemand kann sie zwingen.

Ach Mensch..
traurig

Grüße
Malefizia

Offline krimi

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #1 am: 23. November 2011, 08:17:13 »
Hallo malefizia,

leider mussten wir auch in unserer Familie erleben, wie ein lieber Mensch manisch depressiv wurde. Alles was du schreibst erinnert mich wieder an diese schwere Zeit.

Deine Schwester war ja bereits in einer Klinik und hat scheinbar auch einen sie behandelnden  Neurologen. Der Tumor ist nur zum Teil schuld daran. Manisch depressive Menschen bemerken ihre Veränderungen nicht. Sie fühlen sich zum Teil so gut, wie du es ja auch schreibst – euphorisch, die Tabletten nicht nehmend, dass sie der Meinung sind ihre Krankheit im Griff zu haben und die Tabletten so nehmen zu können wie sie es für richtig halten. Oh ja, im Schauspielern sind solch Kranke sehr gut.

Nach der Euphorie über die gelungene OP und was damit zusammenhängt, ist deine Schwester wieder in ein Loch gefallen, aufgrund der unregelmäßigen Tabletteneinnahme und weil sie evtl. ihre Situation (den Tumor) als ausweglos betrachtet.

Versuch sie zu überzeugen, dass es aufgrund ihrer Tumor-OP sinnvoll ist Gespräche mit dem Neurologen oder einer Psychotherapeutin zu führen. Die depressive Phase nicht erwähnen, denn darauf wird sie, wie du sagst, störrisch reagieren und sich verweigern. Die OP-Bewältigung sollte das Hauptthema sein. Und ein guter Neurologe oder Therapeut wird schnell den Weg finden deine Schwester richtig zu behandeln.

Ich wünsche dir viel Erfolg und vor allem Kraft.

krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline malefizia

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #2 am: 23. November 2011, 21:46:23 »
Hallo krimi,

danke für Deine Antwort. Ja sie geht zu einem Psychologen - Neurologe nicht (mehr).

Nur ist es so, daß sie wg. ganz "normaler" Depressionen behandelt wird und auch so medikamentös eingestellt ist (das ist schon eine ganze Weile her).

Auf die Depression angesprochen reagiert sie nicht über, nur wenn man einen Vergleich mit unserer Mutter und deren manischer Phasen stellt, würde sie zuviel bekommen.

Sie empfindet sich ja in den Hochphasen als völlig normal und konnte/kann unsere irritierten Reaktionen gar nicht nachvollziehen.

Eine bipolare Störung ist nicht einfach zu behandeln. Und ich habe ja jetzt erst darauf aufmerksam gemacht. Auch weil ich dieses Gefühl wieder verdrängt habe..weil es eben auch sehr schmerzhafte Gefühle nach oben spült. Aber ich glaube nicht, daß ich und auch meine  jüngere Schwester spinnen.

Es wird jetzt erst mal ein MRT vorgezogen. Der Tumor lag im rechten vorderen Schläfenlappen, vielleicht ist da doch wieder was? Oder die Bestrahlung?

Ich kann auch ihren Mann verstehen, der sieht seit mittlerweile 3 Jahren nur Krankheit, ist jetzt selber chronisch krank und kann einfach nicht mehr.
Und er liebt sie sehr, aber irgendwann ist man am sprichwörtlichen Limit angekommen.

Ich hoffe, es wird wieder besser oder ich täusche mich, oder, oder, oder...

Grüße
Malefizia

Offline malefizia

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #3 am: 27. November 2011, 01:32:43 »
Das MRT, welches am Freitag gemacht wurde ist ohne Befund.

Aber trotzdem hat sie sich halt verändert. Ich denke, damit müssen wir leben.

Es folgt jetzt noch ein Termin bei einer Psychaterin, ob auch alle Medikamente ok sind.
Außerdem hat sie einen großen Eisenmangel und auch diese Medikamente hat sich einfach mal so abgesetzt, weil sie meinte, sie braucht sie nicht mehr.

Sie ist Apothekerin und manchmal habe ich das Gefühl, daß sie einfach der Meinung ist, sie weißt es besser.

Viele Grüße
Malefizia

Offline probastel

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #4 am: 27. November 2011, 09:57:52 »
Hallo Melfizia!

Keine Veränderung? Das sind ja ausgesprochen gute Nachrichten! Meinen herzlichsten Glückwünsche.

Ja, Medikamente können schon ziemlich in die Hirnchemie eingreifen und gewollte und ungewollte Veränderungen hervor rufen. Ich hoffe Deine Schwester lässt sich von der Psychologin "bekehren" und hinterfragt Medikationen nur in ihrer Gegenwart und lässt sie ansonsten unverändert.

Beste Grüße

Probastel
« Letzte Änderung: 27. November 2011, 10:07:45 von probastel »
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Eva

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #5 am: 27. November 2011, 21:30:19 »
Hallo Malefizia,

herzlichen Glückwunsch zum guten Ergebnis. Ich hoffe, dass Ihr alles so hinbekommt wie Ihr wollt.

LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline malefizia

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #6 am: 27. November 2011, 22:07:24 »
Hallo probastel, hallo Eva,

danke für Eure Glückwünsche.
Ja ich bin auch sehr froh. Ich hoffe, sie geht auch hin. In letzter Zeit hat sie so manche Termine schleifen lassen, weil keine "Zeit", kein Lust etc.

Und ich hoffe auch, daß mein Schwager mehr auf sich achtet.

Einen schönen restlichen 1. Advent und uns allen immer nur gute Nachrichten.

LG
Malefizia

Offline krimi

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Re:Hirntumor und bipolare Störung (manisch depressiv)
« Antwort #7 am: 27. November 2011, 22:20:37 »
Liebe malefizia,

ich freue mich sehr für und mit euch, dass das MRT ohne Befund ist.

Hoffentlich passt die Chemie zwischen deiner Schwester und der Psychiaterin bzw. Psychologin.
Ihr werdet viel Geduld und Einfühlungsvermögen benötigen.

Schreib dir hier alles von der Leber. Wir hören dir zu und dir wird es leichter sein.

Dein Schwager mag bitte auf seine Gesundheit achtgeben.

LG krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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