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Autor Thema: Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse  (Gelesen 13949 mal)

Offline KaSy

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Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse
« am: 18. Mai 2012, 21:12:43 »
Neue Erkenntnisse u.a. zu Wundheilungsstörungen
(zusammengefasst aus „Bild der Wissenschaft“ 6/2012: „Die Entzündung einfach abschalten“)

1. Teil

Mediziner suchen weltweit nach neuen antientzündlichen Medikamenten.
Prinzipiell laufen Entzündungen im Körper gleichartig ab, deshalb treten sie bei sehr vielen verschiedenen Erkrankungen auf. In ihrer akuten Phase schützen sie den Körper vor Bakterien und Viren. Unser Organismus reagiert auf eine akute Entzündung mit einer schnellen und komplexen Aktivierung von spezialisierten Zellen des Immunsystems.

Welche Krankheiten gehören zu den Entzündungen?
Gefäßleiden; Arterienverkalkung = Arteriosklerose
Neurodermitis
Rheuma
Fettleibigkeit
Diabetes
Alzheimer; Demenz
Krebs
Osteoporose
kleine und größere Verletzungen wie Schnittwunden, Brandwunden, OP-Wunden
… und dutzende mehr

Wie werden sie behandelt?
Die bisher verwendeten Medikamente wirken nicht spezifisch genug.
Viele verschiedene Entzündungen werden mit den wenigen Medikamenten Cortison, Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac, u.a. behandelt. Diese wirken nicht immer, können aber erhebliche Nebenwirkungen haben.
Verwendete Antikörper wirken spezifischer auf die spezielle Entzündung, schwächen aber das Immunsystem. Damit werden die Patienten anfälliger für Infektionen und Krebs.

Das Ziel muss es also sein, für jede Art der Entzündung ein gezielt wirkendes und nebenwirkungsarmes Medikament zu entwickeln.
« Letzte Änderung: 18. Mai 2012, 21:33:04 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline KaSy

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Re:Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse
« Antwort #1 am: 18. Mai 2012, 21:15:37 »
Neue Erkenntnisse u.a. zu Wundheilungsstörungen
(zusammengefasst aus „Bild der Wissenschaft“ 6/2012: „Die Entzündung einfach abschalten“)

2. Teil

Wie läuft eine Entzündung im Körper ab?
Bestimmte Zellen der Immunabwehr bewegen sich ständig durch das Blut und das Gewebe. Wenn sie Erreger aufspüren, wird das Immunsystem aktiviert. Botenstoffe werden frei gesetzt, sie fordern Verstärkung an und eine Vielzahl verschiedener Immunzellen begeben sich an den Ort, wo die Erreger festgestellt wurden.
Jetzt entsteht das, was man als Entzündung bezeichnet:
Schwellung: Das Gewebe schwillt durch die Häufung von Zellen an.
Rötung: Das Gewebe wird stärker durchblutet und erscheint dadurch rot.
Schmerz: Nun entsteht der typische Schmerz an dieser Stelle, ein heftiger und vor allem berührungsempfindlicher Druckschmerz.
Überwärmung: Durch die stärkere Durchblutung wird die Stelle sehr viel wärmer.
eingeschränkte Funktion: Das betroffene Organ kann nicht mehr normal benutzt werden.

Diese für den Betroffenen unangenehme Situation entsteht durch die hohe Aktivität der körpereigenen Immunabwehr:
Die Immunzellen zerstören äußerst aktiv die Erreger.
So genannte Fresszellen beseitigen zugleich das beschädigte Gewebe.
Im Lymphsystem werden die geschädigten Zellen abtransportiert.
Neue Botenstoffe werden frei gesetzt und leiten das Wachstum des gesunden Gewebes ein.

Normalerweise wird nun der Entzündungsprozess abklingen und in Kürze beendet sein.
« Letzte Änderung: 18. Mai 2012, 21:35:58 von KaSy »
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Offline KaSy

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Re:Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse
« Antwort #2 am: 18. Mai 2012, 21:18:56 »
Neue Erkenntnisse u.a. zu Wundheilungsstörungen
(zusammengefasst aus „Bild der Wissenschaft“ 6/2012: „Die Entzündung einfach abschalten“)

3. Teil

Wieso können Entzündungen chronisch werden?
Das Beenden des Entzündungsprozesses geschieht jedoch nicht von selbst, wovon die Ärzte bisher immer ausgingen!
Manchmal hört dieser Prozess nämlich nicht auf und dann setzen die Ärzte Medikamente ein, die den Entzündungsprozess stoppen sollen, eben Cortison u.a. Diese wirken nicht immer, aber haben starke Nebenwirkungen.

Neue Erkenntnisse besagen aber:
Der gesamte Entzündungsprozess wird durch ein Programm gesteuert, das auch bestimmt, wann die Entzündung endet.
Der Fachbegriff für diesen beendenden Prozess heißt Resolution.


Die üblichen Medikamente unterdrücken die Resolution der Entzündung.
Sie verhindern die weitere körpereigene Abwehr, die den Prozess erst dann aktiv beenden würde, wenn alle Erreger zerstört wären.

Es können also Erreger im Körper verbleiben, während die Entzündung von außen medikamentös beendet wird.
Diese restlichen Erreger bleiben aktiv, während die Immunabwehr eingeschränkt wurde.
Sie können ihre schädigende Arbeit zwar auch nur noch eingeschränkt, aber ungestört, weiter verrichten, so lange die Medikamente wirken und nachwirken.
Dann greifen sie den Körper wieder an.

Ein unbehandelte Entzündung wird, wenn man ihren Verlauf aufzeichnet, einen sehr steilen Anstieg bis zu einem Gipfel aufweisen und dann nach einigen Tagen bis zum Ausgangsniveau wieder abfallen.
Die medikamentös behandelte Entzündung erreicht einen nicht so hohen Gipfel, allerdings sind am (scheinbaren) Ende ihres Verlaufs noch wesentlich mehr Entzündungszellen im Gewebe – ein „guter“ Ausgangspunkt für die nächste Entzündung.

Auf diese Art und Weise kann eine chronische Entzündung entstehen.

Die Medikamente hemmen zwar den „Anschub“ der Entzündung, aber gleichzeitig auch die Resolution.

Beispielsweise schädigen Risikofaktoren für die Arteriosklerose (Rauchen, erhöhte Fettwerte, Bluthochdruck) die innerste Zellschicht der Gefäßwand. Daraufhin wandern verschiedene Immunzellen an diese geschädigten Orte, was eine Entzündung einleitet. Durch die andauernde Zufuhr von Nikotin oder Fetten im Übermaß bzw. einen ständig zu hohen Blutdruck wird das Immunsystem überfordert. Die „Fresszellen“ müssen immer wieder geschädigte Zellen zerstören, der Abtransport der Zellreste muss dauerhaft geschehen, die Resolution kann nicht geschehen. Die Entzündung wird chronisch, die Arteriosklerose schreitet voran. Folgen sind die gefürchteten, nicht selten tödlichen Schlaganfälle, Herzinfarkte oder andere Durchblutungsstörungen.
Ähnlich, aber spezifisch anders ist der Verlauf vieler Erkrankungen.
« Letzte Änderung: 18. Mai 2012, 21:36:16 von KaSy »
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Re:Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse
« Antwort #3 am: 18. Mai 2012, 21:21:07 »
Neue Erkenntnisse u.a. zu Wundheilungsstörungen
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4. Teil

Zu den resolutionshemmenden* Medikamenten gehören auch einige Narkosemittel, die bei Operationen eingesetzt werden. Hier werden gezielt durch die OP-Schnitte Entzündungen erzeugt, die im Normalfall vom körpereigenen Immunsystem aktiv beendet werden. Einige der Narkosemittel können jedoch diese Resolution der Wundheilung der OP-Naht hemmen. Es kommt zu Wundheilungsstörungen, die tage-, wochen-, monatelang andauern können.

Davon können vor allem Diabetiker und Übergewichtige betroffen sein, deren Immunzellen nicht in ausreichender Menge produziert werden. Aber auch Patienten, deren Vorgeschichte nicht besonders auffällig ist, können, z.B. genetisch bedingt, Wundheilungsstörungen entwickeln. Es kann verschiedenste Ursachen dafür geben.

„Eine Frage beim Anästhesisten nach dem Narkosemittel erscheint ratsam, denn hier im Hirntumorforum sind wir ja alle von sich ungeplant teilenden Zellen betroffen, was von einer normal aktiven Immunabwehr abgewehrt werden würde!“ (KaSy)


*  Resolution: aktiver Prozess des Beendens einer Entzündung
« Letzte Änderung: 18. Mai 2012, 21:36:35 von KaSy »
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Re:Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse
« Antwort #4 am: 18. Mai 2012, 21:23:37 »
Neue Erkenntnisse u.a. zu Wundheilungsstörungen
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5. Teil

Entwicklung neuer zielgerichteter Medikamente
Durch die Erforschung der im Mikrobereich ablaufenden Entzündungsprozesse konnte man nun auch den Angriffspunkt ausfindig machen, der einzigartig für jede verschiedene Entzündung ist. Es sind die Botenstoffe, die andere Immunzellen herbeirufen.

Man konnte feststellen, dass sich zwei ganz bestimmte dieser Botenstoffe zu einem charakteristischen Komplex verbinden, der den Krankheitsprozess wesentlich stärker fördert als die einzelnen Botenstoffe. Dieser Komplex hemmt demzufolge auch die Resolution des Entzündungsprozesses und fördert deren ungewollten chronischen Verlauf.

Es gelang in ersten Versuchen, ein spezifisches Molekül künstlich herzustellen. Dieses soll die einzelnen dieser Botenstoffe an sich binden. Damit soll eine Verbindung zweier Botenstoffe zu diesem enzündungsfördernden Komplex verhindert werden.

Diese speziellen Botenstoffe sind für jede verschiedene Krankheit charakteristisch, also ist auch das künstliche Molekül jeweils speziell zu erzeugen. Es greift dann nur an der Stelle an, wo die Entzündung geschieht und nicht woanders. Es sollte also keine Nebenwirkungen haben.

Die Entwicklung der so gezielt wirkenden Medikamente steht allerdings erst ganz am Anfang.
« Letzte Änderung: 18. Mai 2012, 21:36:53 von KaSy »
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Re:Wundheilungsstörungen - neue Erkenntnisse
« Antwort #5 am: 18. Mai 2012, 21:26:16 »
Neue Erkenntnisse u.a. zu Wundheilungsstörungen
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6. Teil

Nachbemerkung

Diese Erkenntnisse sind selbstverständlich noch nicht in den medizinischen Alltag eingedrungen.

Nachdem ich den Bericht beendet hatte, hörte ich im TV einen Rheumatologen über die sehr gute und rasche Wirksamkeit von Cortison sprechen. Er sagte, dass für bestimmte Erkrankungen keine Hilfe ohne Cortison möglich sei. Er betonte aber auch die möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen und gab Empfehlungen zu deren Einschränkung.
Allerdings wurde die Wirkung von Cortison so beschrieben, dass die Fresszellen daran gehindert werden, gesundes Gewebe zu schädigen.
Das widerlegen die neuen Erkenntnisse der Forschung.

Aber nehmt es Euren Ärzten bitte nicht übel, wenn sie Euch weiterhin mit Cortison behandeln. Es gibt derzeit noch nicht Besseres.
« Letzte Änderung: 18. Mai 2012, 21:37:11 von KaSy »
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