Hallo Engelchen,
vielen Dank für Dein liebes Willkommen!
Oh, dann ist Deine OP noch jünger als die meine und ich hoffe, Du hast sie ebenfalls gut überstanden.
Ich kann dasselbe berichten wie Du - Wortfindungsstörungen, Reizüberflutung, Aussetzer im logischen Verständnis, ... und wie bereits oben geschrieben Probleme mit dem Gedächtnis. Bin dazu übergegangen zu sagen "wenn ich wüsste was es sich nicht zu speichern gedenkt, dann könnte ich den Rest wenigstens aufschreiben". Möchte damit zum Ausdruck bringen, dass ich mich bemühe mit Humor all das hinzunehmen. Letztendlich passiert es mir dann durchaus, dass ich mir zwar Notizen mache... aber, wo sie dann abgeblieben sind? Im Krankenhaus sagte ich zu einer Schwester, die beobachtete wie ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch mein Zimmer irrte "ich gehe gerade meiner derzeitigen Bestimmung nach - ich bin auf der Suche".
Ansonsten wurde festegestellt, dass meine linke Körperhälfte relativ stark eingeschränkt ist. Das äussert sich kräftemässig und auch im Gleichgewichtssinn. Habe in der Reha gelernt wieder halbwegs laufen zu können.
Meine Schwierigkeiten beim Sprechen liegen zudem in Lähmungserscheinungen meiner Zunge begründet. Inzwischen tritt das glücklicherweise nur noch auf wenn ich emotional sehr bewegt bin.
Da bin ich gleich beim nächsten Stichpunkt - befinde mich zur Zeit in einer sehr starken emotionalen Phase.
Überhaupt hat quasi ein Wesenswandel bei mir stattgefunden. Habe ich mich vorher fast nur einsilbig geäussert, bin ich erst einmal zur sprichwörtlichen Quasselstrippe mutiert. Bin also nicht mehr so furchtbar schüchtern und kann nun auch auf andere Menschen zu gehen.
Ich habe zudem sehr viel wiedergefunden, was ich vorab verloren hatte; beispielsweise Freude an Musik, Natur, Mitmenschen, usw.usf.
Auch die linksseitige Gesichtslähmung ist wieder aufgetreten, wenngleich glücklicherweise nicht so stark wie damals.
Nach der OP habe ich mich folgendermassen gefühlt - da ich sehr technikinteressiert bin, drücke ich das gerne PC-mässig aus -... mein System ist quasi einmal komplett heruntergefahren worden und der Neustart ruckelt nicht nur, er zeigt auch oft Aussetzer.
Mit den körperlichen Einschränkungen kann ich besser umgehen, als mit meinem Gedächtnis.
Als mir neulich auffiel, wieviel mir von meinem Wissen verloren gegangen ist, fragte ich mich, ob ich all das neu erlernen muss? Und selbst wenn, woher soll ich wissen, ob es auch abgespeichert wird?
Finde das irgendwie frustrierend. Dinge, die ich vorab im Schlaf bedienen konnte, muss ich teilweise öfter neu erfragen. Ebenso Sachen, die sich eigentlich logisch von selbst erschliessen sollten.
Aber auch davon bin ich nicht bereit mich herunterziehen zu lassen. Wenn ich merke, dass ich geistig halbwegs fit bin, dann nutze ich das fast schon schamlos aus. Freue mich anschliessend riesig, weil ich etwas geschafft habe - und seien es noch so kleine Dinge.
Wie auch immer - meine Chirurgin erklärte mir bereits, dass all das wohl "normal" sei, aber reversibel.
Und da kann ich uneingeschränkt zustimmen - es ist schon viel besser geworden als direkt nach der OP.
Zudem muss ich mir selbst bescheinigen, dass ich mit mir selbst am wenigsten Geduld habe als mit anderen. Was ich anderen durchaus empfehlen würde, auf mich selber anwenden... na ja, das kennt sicherlich fast jeder.
An Therapien habe ich von meinem Neurologen Ergotherapie verschrieben bekommen. Diese beinhaltet dann auch Neuropsychologie. Das schiebe ich momentan noch ein wenig vor mir her. Zum einem weil ich bereits sehr viele Termine habe, zum anderen darf ich noch für längere Zeit nicht Auto fahren.
Ebenso eine Überweisung für einen Psychologen habe ich erhalten - entsprach auch meinem Wunsch.
Ansonsten hätte ich mir noch weiterhin Logopädie gewünscht; allein schon wegen der Weiterbehandlung der Gesichtslähmung. Ist aber auch ok, denn ich habe von der Logopädin der Reha-Klinik viele Übungen für zu Hause mitbekommen, die ich gerne mache. Ebenso wie die Krankengymnastik.
Mit der Arbeit habe ich vor zwei Wochen wieder angefangen. Muss allerdings dazu sagen, dass es sich dabei um einen 400,- € Job mit 8 1/2 Stunden in der Woche handelt.
Zuvor hatte ich noch eine Massnahme von der ARGE (jobcenter) bewilligt bekommen, diese aber abgebrochen, weil ich soviel auf einmal nicht schaffe.
Auch wenn ich Euch nun ziemlich zugetextet habe, möchte ich Euch doch mitteilen, bitte nicht den Mut zu verlieren. Irgendwie geht es immer weiter - eine Lehre, die mich das Leben schon oft gelehrt hat.