HirnTumor-Forum

Autor Thema: Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)  (Gelesen 14020 mal)

Offline Silke764

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Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« am: 29. Dezember 2011, 20:19:05 »
Einen schönen und vor allem guten Abend alle miteinander!  :)

Durch google bin ich dieser Tage auf Euer Forum gestossen. Begeistert von der Fülle an Informationen habe ich mich heute hier angemeldet; bin also noch dabei mich hier zurecht zu finden.

Nun aber kurz zu mir.

Vorab möchte ich erwähnen, dass im Verlaufe meines Leben's diverse "Kopf-Sachen" vorgefallen sind.
Seit ich denken kann, hatte ich immer mal wieder mit Kopfschmerzen zu tun.
Im jugendlichen Alter wurde Migräne diagnostizert.
Viele Jahre später eine Hirnhautentzündung, deren Ursache sich nicht finden liess.
Wiederum etliche Jahre später tauchte dann eine Facialesparese linksseitig auf, die erst als Trigeminusneuralgie diagnostiziert wurde.

Davon ab, bin ich immer wieder wegen Kopfschmerzen vorstellig geworden.
Zuletzt wurde ich wieder auf Migräne hin behandelt und erhielt starke Medikamente dagegen.

Im September diesen Jahres schickte mich mein Neurologe zum MRT, woraufhin ich direkt als Notfall im Krankenhaus landete.
Es lag ein faustgrosses Meningeom hinter der linken Stirnpartie vor.

Am 22. September 2011 konnte dieses komplett erfolgreich entfernt werden. Der Befund lautete WHO Grad 1.
Ich bin einfach nur froh, im grossen und ganzen alles recht gut überstanden zu haben und vor allem weiter leben zu dürfen.

Aufgrund einiger neurologischer Ausfälle wurde mir bereits im Krankenhaus eine Reha empfohlen, der ich auch sofort zustimmte. So war ich anschliessend knapp viereinhalb Wochen in einer ambulanten Reha, die mir sehr viel weiter geholfen.

Zwar fühle ich mich recht gut wiederhergestellt, unterliege aber dennoch einigen Einschränkungen. Nicht immer einfach, dass der Umwelt begreiflich zu machen. Oft kann ich manches selbst nicht benennen, geschweige denn erklären. Mein Gedächtnis (sei es das Kurz- oder Langzeitgedächtnis) bereitet mir oft Schwierigkeiten. Ich finde es erstaunlich was alles damit zusammenhängt.

Da ich von all dem doch sehr überrascht wurde, mir jegliches Nachdenken aus Angst erst einmal strikt untersagt habe, bin ich nun auf der Suche nach Informationen, was da eigentlich mit mir geschehen ist und zum Teil immer noch geschieht. Irgendwie spüre ich, dass ich das brauche um das Geschehene verarbeiten zu können.

Puh, ich habe es tatsächlich geschafft mich kurz zu fassen. Nach der OP bin ich auf einmal sehr mitteilsam geworden; ganz ungewohnt für mich und meine Umgebung.

So Ihr Fragen habt... nur zu, ich beantworte sie gerne. Nur bitte habt ein wenig Nachsehen, wenn meine Antwort etwas später kommen sollte. Irgendwie bringe ich noch nicht alles so "auf die Reihe".

Ich wünsche allen Betroffenen, als auch deren Angehörigen alles erdenklich Liebe und Gute, vor allem eine schnelle Genesung!

Offline Engelchen

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #1 am: 29. Dezember 2011, 20:47:15 »
Hallo Silke,

toll, dass Du Dich hier gemeldet hast :)  Du hast ja schon einiges hinter Dir...schön, dass die OP so gut verlaufen ist.

Ich bin letztes Jahr an einem Meningeom erkrankt und im November operiert worden. Auch ich habe heute noch Wortfindungsstörungen und mein Gehirn schaltet auf Durchzug, wenn zuviele Reize auf mich einströmen, bspw. in Gesprächen. Vieles bleibt dann einfach nicht hängen...Peinlich, wenn ich dann doppelt frage.

Sag mal, hast du noch neurologische Ausfälle?? Und machst Du noch ambulant Therapien? Arbeitest Du wieder??

Viele Grüße vom Engelchen

Offline Silke764

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #2 am: 30. Dezember 2011, 00:28:16 »
Hallo Engelchen,

vielen Dank für Dein liebes Willkommen!  :)

Oh, dann ist Deine OP noch jünger als die meine und ich hoffe, Du hast sie ebenfalls gut überstanden.

Ich kann dasselbe berichten wie Du - Wortfindungsstörungen, Reizüberflutung, Aussetzer im logischen Verständnis, ...  und wie bereits oben geschrieben Probleme mit dem Gedächtnis. Bin dazu übergegangen zu sagen "wenn ich wüsste was es sich nicht zu speichern gedenkt, dann könnte ich den Rest wenigstens aufschreiben". Möchte damit zum Ausdruck bringen, dass ich mich bemühe mit Humor all das hinzunehmen. Letztendlich passiert es mir dann durchaus, dass ich mir zwar Notizen mache... aber, wo sie dann abgeblieben sind? Im Krankenhaus sagte ich zu einer Schwester, die beobachtete wie ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch mein Zimmer irrte "ich gehe gerade meiner derzeitigen Bestimmung nach - ich bin auf der Suche".

Ansonsten wurde festegestellt, dass meine linke Körperhälfte relativ stark eingeschränkt ist. Das äussert sich kräftemässig und auch im Gleichgewichtssinn. Habe in der Reha gelernt wieder halbwegs laufen zu können.

Meine Schwierigkeiten beim Sprechen liegen zudem in Lähmungserscheinungen meiner Zunge begründet. Inzwischen tritt das glücklicherweise nur noch auf wenn ich emotional sehr bewegt bin.

Da bin ich gleich beim nächsten Stichpunkt - befinde mich zur Zeit in einer sehr starken emotionalen Phase.
Überhaupt hat quasi ein Wesenswandel bei mir stattgefunden. Habe ich mich vorher fast nur einsilbig geäussert, bin ich erst einmal zur sprichwörtlichen Quasselstrippe mutiert. Bin also nicht mehr so furchtbar schüchtern und kann nun auch auf andere Menschen zu gehen.
Ich habe zudem sehr viel wiedergefunden, was ich vorab verloren hatte; beispielsweise Freude an Musik, Natur, Mitmenschen, usw.usf.

Auch die linksseitige Gesichtslähmung ist wieder aufgetreten, wenngleich glücklicherweise nicht so stark wie damals.

Nach der OP habe ich mich folgendermassen gefühlt - da ich sehr technikinteressiert bin, drücke ich das gerne PC-mässig aus -... mein System ist quasi einmal komplett heruntergefahren worden und der Neustart ruckelt nicht nur, er zeigt auch oft Aussetzer.

Mit den körperlichen Einschränkungen kann ich besser umgehen, als mit meinem Gedächtnis.
Als mir neulich auffiel, wieviel mir von meinem Wissen verloren gegangen ist, fragte ich mich, ob ich all das neu erlernen muss? Und selbst wenn, woher soll ich wissen, ob es auch abgespeichert wird?
Finde das irgendwie frustrierend. Dinge, die ich vorab im Schlaf bedienen konnte, muss ich teilweise öfter neu erfragen. Ebenso Sachen, die sich eigentlich logisch von selbst erschliessen sollten.

Aber auch davon bin ich nicht bereit mich herunterziehen zu lassen. Wenn ich merke, dass ich geistig halbwegs fit bin, dann nutze ich das fast schon schamlos aus. Freue mich anschliessend riesig, weil ich etwas geschafft habe - und seien es noch so kleine Dinge.

Wie auch immer - meine Chirurgin erklärte mir bereits, dass all das wohl "normal" sei, aber reversibel.
Und da kann ich uneingeschränkt zustimmen - es ist schon viel besser geworden als direkt nach der OP.
Zudem muss ich mir selbst bescheinigen, dass ich mit mir selbst am wenigsten Geduld habe als mit anderen. Was ich anderen durchaus empfehlen würde, auf mich selber anwenden... na ja, das kennt sicherlich fast jeder.

An Therapien habe ich von meinem Neurologen Ergotherapie verschrieben bekommen. Diese beinhaltet dann auch Neuropsychologie. Das schiebe ich momentan noch ein wenig vor mir her. Zum einem weil ich bereits sehr viele Termine habe, zum anderen darf ich noch für längere Zeit nicht Auto fahren.
Ebenso eine Überweisung für einen Psychologen habe ich erhalten - entsprach auch meinem Wunsch.
Ansonsten hätte ich mir noch weiterhin Logopädie gewünscht; allein schon wegen der Weiterbehandlung der Gesichtslähmung. Ist aber auch ok, denn ich habe von der Logopädin der Reha-Klinik viele Übungen für zu Hause mitbekommen, die ich gerne mache. Ebenso wie die Krankengymnastik.

Mit der Arbeit habe ich vor zwei Wochen wieder angefangen. Muss allerdings dazu sagen, dass es sich dabei um einen 400,- € Job mit 8 1/2 Stunden in der Woche handelt.
Zuvor hatte ich noch eine Massnahme von der ARGE (jobcenter) bewilligt bekommen, diese aber abgebrochen, weil ich soviel auf einmal nicht schaffe.

Auch wenn ich Euch nun ziemlich zugetextet habe, möchte ich Euch doch mitteilen, bitte nicht den Mut zu verlieren. Irgendwie geht es immer weiter - eine Lehre, die mich das Leben schon oft gelehrt hat.

Offline probastel

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #3 am: 30. Dezember 2011, 09:40:11 »
Hallo Silke764,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

Ich finde es toll, dass Du jetzt schon so sachlich über Deine Erkrankung, die OP und deren Folgen berichten kannst. Deine Zeilen versprüen einen unbändigen Optimismus, der Dir noch sehr helfen und Dich sehr weit bringen wird. Ich hatte übrigens am 21.September meine Rezidiv-OP eines Falxmeningeoms, ich habe also 24 Stunden Vorsprung und kann Dir daher versprechen, mit jedem Tag wird es besser.  ;)

Du erscheinst in Deinen Zeilen so Energie geladen, dass es sehr sehr schade ist, dass Du diese Energie nicht für Deine vollkommene Genesung verwendest. Ich kann nur zu gut verstehen, dass Du wieder arbeiten, wieder produktiv sein möchtest,geht es mir doch selbst nicht anders, aber wenn Du mit dieser unbeschreiblichen Energie an Dir arbeiten würdest, dann kämst Du noch viel viel  weiter als Du jetzt schon bist.

Gerade die Neuropsychologie kann Dir enorm weiterhelfen. Ich hatte während meiner AHB nach der ersten OP auch an der Neuropsychologie teilgenommen, und ich kann Dir bestätigen, dass sie mir sehr weitergeholfen hat. Zuerst wollte ich auch nicht so recht, getreu nach dem Motto: Ich bin zwar am Gehirn operiert worden, aber geistig und vor allem psychisch bin ich dennoch absolut fit. Und ich kann Dir sagen: Es geht immer noch ein bisschen mehr, immer noch ein bisschen besser! Die Erfolge der Neuropsychologen bei anderen Patienten zu beobachten war ebenso faszinierend, schon alleine dies hätte mich weiter nach vorne gebracht. Die Neuropsychologie war für mich auch ein Gutteil Egotherapie. Womit wir bei der Ergrotherapie wären, die bei Deiner leichten linksseitigen Schwäche natürlich auch unbedingt zu empfehlen ist.

Je früher Du mit dem Training anfängst umso höher sind Deine Erfolgsaussichten!  Jetzt knapp 3 Monate nach der OP finden in Deinem Gehirn immer noch genug Umbauprozesse statt, die Du unbedingt nutzen solltest! Man kann dem Gehirn regelrecht beibringen verlorengegangen Fähigkeiten wiederzuerwerben. Nutze die Chance, die Dir Dein Gehirn jetzt bietet.  Nachher, wenn der Umbau abgeschlossen ist, wird es Dir viel schwerer Fallen gleiches zu erreichen.

Es tut mir leid Dir gleich beim ersten "Treffen" eine "Standpauke" gehalten zu haben, aber ich befürchte Du hast ebenso einen Dickkopf wie ich und da kommt man anders halt nicht durch.  ;)

Ich freue mich, dass Du so ausführlich über Dich schreiben kannst, habe ich doch selbst die Erfahrung gemacht, dass es die beste Form der Bewältigung ist über die OP und deren Folgen zu reden und zu schreiben.

Beste Grüße

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Silke764

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #4 am: 30. Dezember 2011, 12:08:02 »
Hallo probastel,

auch Dir möchte ich für Deine lieben Worte und die Aufnahme im Forum danken!

Die Bedenken, mir eine Standpauke gehalten zu haben kann ich Dir absolut nehmen - als solche ist sie überhaupt nicht bei mir angekommen. Ganz im Gegenteil, ich freue mich sehr reflektiert zu werden, sowie neue Ansichten gewinnen zu können. Genau das haben Deine Worte bereits erreicht.

Ich stimme vollkommen mit Dir überein, dass ich meine Energie mehr in meine Genesung stecken sollte. Da hast Du mich sehr gut eingeschätzt, denn in genau diesem Punkt sollte ich wesentlich mehr tun.

Bewusst war mir zudem nicht, wie wichtig gerade der momentane Zeitpunkt ist - von daher bin ich mehr als froh, dass Du mir das deutlich gemacht hast.

Was meine Arbeit betrifft - ich habe diesen "Job" erst seit diesem Jahr und befinde mich noch in der Probezeit. Diese Arbeit ist mir so wichtig, weil sie mir zum einem persönlich sehr weiter hilft, zum anderen bereitet sie mir sehr viel Freude und vor allem menschlich stimmt dort einfach alles. Meine Kollegen und Vorgesetzten achten sehr auf mich, dass ich nicht übertreibe. Auch haben sie sich dafür eingesetzt, dass ich meinen Arbeitsplatz behalten kann. Der finanzielle Aspekt spielt natürlich ebenso eine Rolle.

Oh ja, gerade die Neuropsychologie empfinde ich nach wie vor als sehr hilfreich. Ebenso die Ergotherapie. Meine Therapeutin ist einfach absolut Klasse gewesen, wir haben sehr viel gelacht. Sie bemühte sich stets mir neue Herausforderungen zu geben. Da ich Kopfnüsse und Wortspiele, etc. sehr liebe, war das nicht immer einfach.
Aber auch alle anderen Therapien habe ich als sehr hilfreich empfunden. Erstaunlich wie alles zusammenhängt, man dort "Schwachstellen" erkannte, diese aufgriff und förderte. Wäre das alles nicht so furchtbar anstrengend gewesen, so hätte ich glatt noch einmal mehrere Wochen anhängen mögen.

Eine therapeutische / psychologische Behandlung finde ich enorm wichtig. Nicht nur wegen dieses Schock's, leider habe ich viele Gründe erneut eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Auch fürchte ich mich ein wenig davor, dass meine Energie und Zuversicht vielleicht nicht immer so bleiben könnten. Von dem Unterbewusstsein einmal ganz abgesehen.

Muss nach wie vor über Deinen 24 Stunden Vorsprung sehr schmunzeln. Es tut so unglaublich gut sich mit Menschen auszutauschen, die selbst betroffen sind.
Und mit dem Dickkopf hast Du mich ebenfalls genau erwischt - der wurde mir bereits nach meiner Entbindung bestätigt.

Ich hoffe, Dir geht es gut und wünsche Dir für Deine weitere Genesung alles erdenklich Liebe und Gute - allen anderen natürlich ebenso.

Liebe Grüße,

Silke

Offline TinaF

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #5 am: 30. Dezember 2011, 12:46:55 »
Hallo Silke764,

auch von mir noch ein herzliches Willkommen bei uns im Forum.

Ich hatte auch ein Meningeom, links frontal, Durchmesser gut 5 cm. Meine OP war am 01.09.2009 und mit den Nachwirkungen habe ich heute noch zu kämpfen. Trotzdem kann ich feststellen, dass seitdem vieles besser geworden ist, nur ist es halt nicht mehr so geworden wie vorher. Gerade momentan geht es mir eher schlecht, aber ich bin zuversichtlich, dass ich das wieder hinbekomme.

Schön, dass Du zu uns gefunden hast. Ich wünsche Dir für die kommenden Monate, dass sich Deine Beschwerden bessern. Und natürlich, dass Du Dich bei uns wohl fühlst.

LG TinaF
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline krimi

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #6 am: 30. Dezember 2011, 15:10:51 »
Hallo Silke764,

von mir ebenfalls ein herzliches Willkommen hier.

Probastel und die anderen Vorschreiberinnen haben schon alles gesagt und betont. (Auch die Sache mit dem Dickkopf, meinen Dickkopf z.B.)
Ich wurde im Februar 2011 an einem Konvexitätsmeningeom links operiert. Es war nicht so riesig wie dein Meningeom, aber es hatte das Gehirn schon bedrängt und hatte den Schädelknochen infiltriert. 6 Tage nach der OP konnte ich nicht sprechen. Wortfindungsstörung hieß es. Es war aber ein speech arrest. Bedeutet - ich wusste die Worte, konnte sie aber eindeutig nicht aussprechen. Darunter leide ich auch heute noch, wenn auch sehr selten (zum Glück).

Probastel schrieb mir seinerzeit aufgrund meiner Verzweiflung:
Zitat
... Dein unwahrscheinlich komplexes und zum Glück auch sehr anpassungsfähige Gehirn muss sich erst an die neuen räumlichen Gegebenheiten anpassen. Es hat jetzt schlagartig mehr Platz als vor der OP und es beginnt diesen Platz wieder für sich in Anspruch zu nehmen. Lass ihm, lass Dir, die Zeit sich in dieser neuen Situation zurechtzufinden und sich anzupassen.
Und in dieser Zeit der Regeneration kommt so nach und nach vieles wieder zum Vorschein und immer mehr Neugelerntes bleibt in deinem Gedächtnis hängen, neue Synapsen werden geknüpft. Es ist die passende Zeit in Therapien und Gehirntraining an Fortschritten zu arbeiten.

Die Sache mit dem Vergessen kenne ich auch nur zu gut. Glaube mir, es ist nicht komplett weg - zur Zeit nur nicht abrufbar. Auch wenn es nervt und frustriert, lass dich dadurch nicht entmutigen.
 
Schau mal unter Kummerecke/Black out - da findest du einige Mitleidende, dennoch positiv motiviert daran zu arbeiten.

Du hast schon so viel geschafft und hast dir auch viel Unterstützung geholt. Mach weiter so und nutze jede Hilfe die du bekommen kannst. Auch die Psychologische, sehr wichtig.

Versuche in deiner Genesungszeit nicht dich selbst zu überholen, das bringt nichts. Probastel und ich wissen es nur zu gut.  ;D

Ich möchte nicht vergessen dir zu dem WHO I zu gratulieren.

Gehe guten Mutes in das Neue Jahr. Alles wird von nun an nur noch besser.

Liebe Grüße

krimi
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline KaSy

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #7 am: 30. Dezember 2011, 20:20:19 »
Ich auch noch!
KaSy - zuletzt an einem Meningeom-Rezidiv (eigentlich zwei zugleich) operiert am 19.Juli 2011 mit anschließender sechswöchiger Bestrahlung, zur Zeit in der hart erkämpften Reha.
Silke, Du sprichst mir mit vielen Dingen aus dem Herzen.
Mir hat der ganze Mist allerdings die Psyche ziemlich vernebelt und ich hoffe, dass die lieben Menschen hier in der Klinik die Nebelschwaden verscheuchen werden. Ich werde natürlich mit allen sechs Händen und acht Beinen auch fleißig wedeln.

Jetzt brauche ich aber auch mal eine neue Info.
Probastel und Du - Ihr übertrefft Euch da gegenseitig im Hohelied auf die Neuropsychologie. Was isn das? ??? Worin besteht der Unterschied zu einer Psychotherapie, die ich seit mehreren Jahren mit deutlich sichtbaren Erfolgen nutze. Allerdings hält sich mein Kopf nicht daran und sendet mir immer mal ein ernsthaftes Augenproblem ober ein Meningeom an Stellen, wo die Ärzte sich freuen, dass sie sowas an einer solchen Stelle noch nicht hatten. Aber vermutlich hilft ein Neuropsychologe dem auch nicht ab. Trotzdem (stampf mit dem Fuß) will ich es bitte bitte erklärt bekommen.  

Es reicht mir auch noch nächstes Jahr, womit ich gleich mal mit Guten-Rutsch-auf-den-Po-äh-ins-Neue-Jahr-Wünschen weit weit um mich werfen will!  :D ;D ;) :P :)

Eure KaSy
« Letzte Änderung: 31. Dezember 2011, 13:18:27 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline probastel

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #8 am: 31. Dezember 2011, 00:04:35 »
Hallo KaSy,

Neuropsychologie, tja was isn das? Als erstes ist es recht schwer zu beschreiben. NP versucht die durch die OP entstandenen Defizite im kognitiven, memonischen und exkutiven Bereich zu finden und natürlich auch verschwinden zu lassen. Ein Teil der NP-Prüfungen war bei mir zum Beispiel der Fahrtauglichkeitstest in allen seinen Facetten aber auch viele andere Tests und Übungen, die auf die einzelnen Teilbereiche des bewußten Handelns  abzielten. Es hätte aber auch in die klassiche psychische Ecke gehen können, wenn ich dort große Defizite gehabt hätte. Entspannnungstraining gehörte auch dazu, musste ich aber nur 2x hin, da ich ohnehin tiefenentspannt bin/war.

Ich bin zwar selbst nicht so ganz zufrieden mit der Erklärung, aber es ist schon spät.

Gut's Nächtle

Probastel
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Antoine de Saint-Exupéry

Offline krimi

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #9 am: 31. Dezember 2011, 01:58:22 »
Hallo Kasy,

vielleicht darf ich zu deiner Frage auch etwas beitragen.

Die Neuropsychologie befasst sich mit der Diagnostik und der Behandlung von Störungen der Hirnleistung.
Es geht darum ausgefallene kognitive Funktionen wie Sprache, abstraktes Denkvermögen,
Handlungsplanung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Wahrnehmungsfähigkeit wiederherzustellen.

Auch Defizite in einzelnen Bereichen wie Konzentration, Gedächtnis, Lesen, Schreiben oder Rechnen zu bereinigen.

Zu meinen Therapien während der Reha gehörte Hirnleistungstraining am PC, dann Test’s wie das Wiener Testsystem zur Feststellung der Fahrtauglichkeit und die Neuropsychologische Diagnostik - In diesem Test, der gut 2 Stunden dauerte und von einem Psychologen durchgeführt wurde, wurde die Wahrnehmung, die Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und problemlösendes Denken getestet.
Es  ging um:

• Gesamt-IQ
• Verarbeitungsgeschwindigkeit
• Sprachverständnis
• Arbeitsgedächtnis 
• Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken

Unter dem Begriff Intelligenz wurde getestet:

Verbales Wissen
Problemlösendes Denken
Semantisches Gedächtnis (Anagramme)
Räumliches Vorstellungsvermögen
Visuelles Erkennen (versteckte Figuren)
Gestaltwahrnehmung (undeutliche Wörter)
Rechenfähigkeit (Rechentempo)
Visueller Aufmerksamkeitsshift (wie z.B. ein Zahlen-Symbol-Test)

Danach wurde entschieden welche Funktionen behandelt werden müssen. Entsprechend wurde dann auch das Hirnleistungstraining am PC ausgerichtet.

Die Neuropsychologie befasst sich auch mit Störungen die in den Bereich des Krankengymnasten, Ergo- oder Sprachheiltherapeuten fallen.

Habe ich noch ein wenig zur Verwirrung beigetragen? Ich hoffe nicht.  ;)

Lässt du heute Abend in der Reha-Klinik auch einen Sektkorken auf das Neue Jahr knallen? Oder wenigstens eine Mineralwasserflasche zischen?  ;D

Ich werde an dich denken.

Liebe Grüße

Deine krimi
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Offline Silke764

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #10 am: 31. Dezember 2011, 12:00:23 »
Hallo alle miteinander,

auch bei TinaF, Kasy und krimi möchte ich mich für die herzliche Aufnahme bedanken!  :)

Die Frage nach der Neuropsychologie habe ich letzte Nacht wohl noch gelesen und seitdem gegrübelt, wie ich das beschreiben könnte. probastel und krimi haben das bestens erklärt - vielen lieben Dank!

Bei meinem ersten Termin wurde ich genau befragt, welche Einschränkungen bei mir vorliegen. Dies war auch grundsätzlich der Beginn einer jeden Therapie. Anschliessend wurde ich dann getestet und geschaut, wo Förderungsbedarf besteht.
Die Test's bestanden aus Allgemeinwissen, Merkfähigkeit, logisches Denken, usw. usf.
Ersteres hat ein wenig gehapert, war aber durchschnittlich. Meine Merkfähigkeit dafür nicht so gut, ebenso das logische Denken. Auch stellte sich heraus, dass ich mich nicht auf mehr als eine Sache konzentrieren konnte. Interessant fand ich, dass ich anscheinend besser mit Zahlen umzugehen vermag. Das hat mich doch sehr erstaunt - wie oft habe ich schon ratlos vor dem Geldautomaten gestanden und wusste die 4stellige PIN nicht; Kopfrechnen & Co. nun auf einmal auch deutlich besser.

Auch wurden Test's am PC durchgeführt. So ein Einkaufszettel-Test - 20 Dinge standen dort geschrieben, durfte ich mir eine begrenzte Zeit anschauen und sollte sie anschliessend möglichst komplett wieder aufzählen.
Ebenso an den Augenzeugen-Test kann ich mich noch gut erinnern, der verlief ganz gut.

Zuletzt durfte ich dann auch Fahrtraining am PC machen. Da ich nach der OP ein Fahrverbot erhielt, war es mir sehr wichtig, das alsbald wieder können zu dürfen. Von der Therapeutin habe ich anschliessend auch das Einverständnis bekommen. Nun habe ich einen Teil der Medikamente zwar absetzen dürfen, muss nun aber noch einige Monate warten, bis diese sich komplett aus meinem Körper wieder ausgeschlichen haben. Das wird noch bis Ende März der Fall sein. Dann kann ich mir auch erst eine Brille verpassen lassen, denn mein Sehvermögen hat seit der OP stark nachgelassen.

Könnte noch jede Menge schreiben... allein ich muss an die Vorbereitungen für heute Abend.

Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und ein wunderschönes neues Jahr!
Auf dass sich all Eure Wünsche erfüllen mögen.

Offline KaSy

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #11 am: 31. Dezember 2011, 13:33:52 »
Danke, Ihr Lieben,
für die Erklärungen der Neuropsychologie!
Das ist also etwas anderes als eine Psychotherapie und geht auch weiter als eine Psycho-Analyse.
Tatsächlich wurden derartige Tests bei mir nach den ersten beiden OP auch durchgeführt, ich wusste nur nicht (mehr?), dass diese Bezeichnung dafür zutrifft. Es wurde als Hirnleistungstraining bezeichnet, beinhaltete aber die Tests als Grundlage.
Hier in der Reha hat der aufnehmende Arzt auch von Computer-Training oder -Tests geredet, aber so weit bin ich noch nicht in die Planung eingebunden.

Krimi, Dir danke ich für die "Kosmos im Gehirn"-Seite (in: "Hirntumor"), nun kann ich einiges noch besser zuordnen.

Bis zum nächsten Jahr!  :D
Eure KaSy
« Letzte Änderung: 03. Januar 2012, 17:07:06 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Silke764

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #12 am: 03. Januar 2012, 13:13:57 »
Hallo Ihr Lieben!  :)

In letzter Zeit habe ich viel hier im Forum gelesen und auch gelernt. Wie nicht anders zu erwarten war, hat sich mein Fragen-Katalog deutlich erhöht.

Weil ich nun ebenfalls genauer wissen wollte, was ich für ein Meningeom hatte, wo es lag, etc.pp. und was man mit mir gemacht hat, ging ich denn auf die Suche.

Der handgeschriebene MRT-Bericht von der Radiologischen Praxis in der das Desaster festgestellt wurde, ist Doktor-like verfasst .... kurzum: Hieroglyphen zu entziffern stell' ich mir einfacher vor.

Heute Morgen war mein Gedächtnis mal nett zu mir und mir fiel der Bericht aus dem Krankenhaus wieder ein. Dort fand ich dann folgende Text-Passagen:

Diagnose:

Meningeom WHO Grad 1 vom rhabdoiden Phänotyp links frontal ca. 5x4,5x5 cm groß und in das Os frontale einwachsend, mit ausgeprägtem perifokalem Ödem

Therapie:

Osteoplastische links frontale Kraniotomie, Totalexstirpation des Tumors, Kranialisation der linken Stirnhöhle, Gelea-Periost-Lappen am 22.09.2011

Anamnese: (Auszug)

MRT-Nachweis eines ca. 5x4,5x5 cm messenden Meningeoms tieffrontal links mit erheblichen perifokalem Ödem und Kompression des Vorderhorns des linken Seitenventrikels sowie Mittellinienverlagerung. Daher wurde die Patientin notfallmäßig zu uns verlegt.

Aufnahmebefund:

Wach, ansprechbar, adäquat, ohne Paresen

Verlauf:

Am 22.09.11 Durchführung der o.g. OP. Nachfolgend wurde die Patientin auf der operativen Intensivstation überwacht. Der Verlauf war unauffällig, so dass die zeitgerechte Übernahme auf Normalstation erfolgte.
Pop. MRT-Kontrolle des Kopfes (23.09.11): Vollständige Tumorexstirpation links frontal. Eingeblutete Tumorresektionshöhle. Noch ausgeprägtes, im Verlauf gering rückläufiges perifokales Ödem. Kein Hydrozephalus.
Im Verlauf zeigte sich ein links frontales Liquorkissen, weshalb eine Lumbaldrainage angelegt wurde. Dies wurde von der Patientin gut vertragen. Das Liquorkissen war zuletzt nicht mehr nachweisbar, wir gehen daher von einem kompletten Verschluss aus.

Histologisch:

(Prof. Sommer, Uni Mainz) handelt es sich um ein Meningeom WHO Grad 1 vom rhabdoiden Phänotyp.

Aufgrund eines Soors im Mund wurde 2-malig ein MKG-Konsil durchgeführt. Es wurde Moronal, Vit.B.-Komplex und Ferrosanol sowie eine größere Trinkmenge empfohlen.

Entlassungsbefund:

Wach, voll orientiert, bewegt allseits, bekannte leichte Facialisparese links (seit Kindheit), Wunde reizlos, intrakutan genäht, noch Restaphasie, Wortfindungsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.

Medikation bei Entlassung:

Pariet 20 mg               0-0-1
Jodid 200 mg               1-0-0
Ludiomil (Maprotilin) 25 mg                   1-0-2
Keppra 250 mg                    1-0-1
Vit.B.-Komplex                    1-1-1
Ferrosanol                  1-1-0


Hmpf, total schön - Fremdwörter ohne Ende. Nun bemühe ich google und wikipedia um nachvollziehen zu können was das alles heissen mag.
Im Februar habe ich einen weiteren MRT-Kontrolltermin im Krankenhaus. Dann werde ich auch meine Chirurgin sprechen und entsprechend löchern können. Kann ja nicht schaden, wenn ich mich vorab informiere und noch mehr an Fragen abklären kann.

Dies ist auch als Information für Euch gedacht, damit Ihr wisst mit was für einem Ex-Meningeom Ihr hier zu tun habt.

Sende Euch allseits ganz viele liebe Grüsse mit den besten Wünschen für das neue Jahr!

Silke

Offline krimi

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Re:Vorstellung Silke764 - Meningeom (Betroffene)
« Antwort #13 am: 03. Januar 2012, 13:40:46 »
Hallo Silke764,

was möchtest du jetzt genau wissen bzw. welche Fragen hast du?  ???

krimi
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