Hallo ihr Erkrankten, Angehörigen und Freunde,
ich kann nachfühlen wie es den Angehörigen hier geht, die auf der Suche sind nach Antworten auf die vielen Fragen, die man sich stellt, wenn man hört " Deine Mutter (Vater, Kind etc.) hat einen Gehirntumor.
Im ersten Moment steht man unter Schock und mag das auch gar nicht so recht glauben, zumindest ging mir das so. In meinem Kopf spielten sich Szenarien ab... Chemotherapien, schlimme OPs, Metastasen oder welche Blumen ich für den Sarg bestellen soll.
Bei meiner Mutter (49 Jahre) wurde ein Felsenbeinmeningeom gefunden. Sie hatte schon über Jahre immer wieder in Schüben schlimmste Kopfschmerzen, aber die Ärzte taten das immer ab, einmal würde bei ihr ein Gesichts-CT gemacht, aber natürlich nichts gefunden.
Erst als meine Mutter mit Schweinegrippe (Februar) im Krankenhaus liegend wieder einen solchen Schub hatte, verschrieb unserer Hausarzt ihr doch endlich mal ein CT vom Kopf.
Das ließen wir dann in einer Radiologiepraxis machen, aber an einen Gehirntumor hätte ich nie gedacht. Als ich dann von ihr den Anruf bekam, spielten sich wie oben beschrieben die Szenarien ab.
In meiner Generation wird ja sowieso erstmal alles gegoogelt und dann fiel meiner Mutter auch wieder das gefallene Wort ein "Meningeom", ca. so groß wie eine Walnuss.
Naja und so googelte ich... die besten Ärzte, Symptone, Ursachen, Therapiemöglichkeiten, aber ich musste feststellen, dass meine Mutter irgendwie keine gar keine Lust hatte. Sie wollte davon auch gar nichts hören.
Also machte ich den Termin in München im Rechts der Isar im Neuro-Kopf-Zentrum aus (für den Termin müssten wir ca. 4 Wochen warten).
In der neurochirugischen Ambulenz angekommen führten ein Assistenzarzt mit meiner Mutter einige Tests durch: mit geschossenen Augen wie ein Seiltänzer gehen, Finger auf die Nase führen, stehen und ausgestreckt mit geschlossen Augen ein Tablett halten) und danach kam eine OÄ und besprach mit uns die Bilder:
Eine OP war die "einzige" Möglichkeit, in der Nähe des Tumors befand sich eine Ader, die zwar noch infiltriert war, aber bei Abwarten werden könnte und naja meine Mutter wollte diesen "Fremdkörper" sowieso aus ihrem Kopf draußen haben.
Wir haben ihm auch einen Namen gegeben, ich dachte dann wäre er nicht mehr ganz so fremd für meine Mama. Hugo hieß er.
Ich hatte große Angst, dass meine Mutter sterben würde und wie sich im Nachhinein raugestellt hat, weil ja jeder seine Ängste für sich behalten hat, um die anderen nicht zu beunruhigen, hatte jeder von uns seine Ängste. Meine Mutter hatte Angst, dass sie vielleicht geistig behindert nach der OP ist und meine Bruder befürchtet eine optische Entstellung.
Vor der OP wussten wir zwar alle, dass jeder Angst hat, aber unsere konkreten Ängste behielten wir für uns.
Zwei Wochen später hatten wir dann auch schon den OP Termin. Meine Mutter musste um zehn Uhr dort sein und um 12 Uhr wurde sie operiert.
Sie machten einen ca. 10cm langen Schnitt hinter dem Ohr. Dann wurde die Schädeldecke aufgesägt und das das Kleinhirn mit so einer Art "Spachtel" vorsichtig weggedrückt, dass die Ärzte freie Bahn hatten, um Hugo rauszuholen.
Wie genau das dann funktioniert hat kann ich nicht sagen, aber nach der Resektion wird die Schädeldecke wieder mit Schrauben eingesetzt und die Haut wurde geklammert. 3 - 4 Stunden dauert so eine OP, danach kommt man je nach Verfassung und freien Betten entweder auf die Intensivstation oder in den Aufwachraum.
Meine Mutter war im Aufwachraum, da durfte ich sie auch kurz am Abend noch besuchen. Es ging ihr gut und sie hatte keine Schmerzen. Allerdings war das für mich ein schockierender Anblick, weil ich darauf gar nicht gefasst war:
Sie hatte noch einen kleinen Sauerstoffschlau an der Nase, einen Schlauch im Handgelenk und einen im Fuß (zum Messen von Blutdruck etc.) eine Infusionsnadel in der Hand und am Hals hatte sie einen Zugang, falls direkt was in die Vene gespritzt werden musste.
Naja im nachhinein hört sich das ja gar nicht mehr so schlimm an, aber ich hatte meine Mutter noch nie so gesehen und wollte sie so auch nie sehen.
Am nächsten Tag durfte sie in der Früh auf die normale Station. Dort hatte sie dann nur noch den Zugang am Hals und den Zugang für Infusionen, aber es ging ihr gut. Ihr war nicht schlecht und sie hatte keine Schmerzen.
Bereits am 3. Tag konnten die Schmerzmittel reduziert werden. Allerdings hat meine Mutter auf dem linken Ohr (hier auch Operationsgebiet), was allerdings vollkommen normal ist (lt. Aussage der Ärzte) und der sich ca. 14 Tage wieder legen sollte.
5 Tage nach der OP lag meine Mama bereits wieder zuhause auf der Wohnzimmercouch!!! Ist das nicht toll?
Alles in allem ein lange Text, aber wir können allen Betroffenen nur sagen, dass es auch gute Nachrichten gibt. Es gab weder bei der OP noch postoperativ irgendwelche Probleme. Meine Mutter hat keine Schmerzen und das Klammern ziehen hat auch nur ein wenig weh getan.
Letzendlich haben wir jetzt das Schimmste überstanden und sind schon in der Genesungsphase.
Meiner Meinung nach das Wichtigste VOR wie auch NACH ein solchen OP ist, dass man versucht für seine Angehörigen dazu sein und sich um sie kümmert.
Wir hoffen euch mit diesem Text Mut zu machen und auch ein wenig die Angst zu nehmen.
Liebe Grüße
Melly & Conny