Lieber Brainstorm,
zunächst - ich bin selbst nicht unbedingt davon überzeugt, dass die Gamma Knife-Methode deutliche Vorteile gegenüber der konventionellen fraktionierten und ständig weiter entwickelten Bestrahlung hat. Auf HT-Infotagen gab es auf Fragen aus dem Publikum auch keine deutliche Bevorzugung dieser Methode.
Dennoch einige Tipps:
- Wenn die Begründung der BKK lautete "das würde auch mit Stereotaktischer Bestrahlung machbar sein.", dann ist das falsch formuliert, da der Begriff "stereotaktisch" keine Bezeichung für eine Bestrahlungsmethode oder ein -gerät ist, sondern eher dafür, wie der Kopf während der Bestrahlung befestigt wird.
- Ohne einen zweiten klar formulierten Befund des Neurochirurgen, warum er unbedingt die Gammaknife-Methode der fraktionierten Bestrahlung vorzieht, wird sich der Medizinische Dienst (MD) der BKK nicht bewegen lassen, die teurere Variante zu finanzieren. Wissenschaftliche Nachweise der Überlegenheit des GammaKnifes für die wirklich bessere Beseitigung von Hirntumoren gibt es meines Wissens nicht.
- Ein Befund von Strahlenexperten, der für Deine konkrete Situation die GammaKnife-Methode als besser geeignet darstellt und dafür gesundheitliche und evtl. auch weitere wie der schnelleren Gesundung (d.h. die BKK spart Krankengeld - ich finde es nicht so toll.) wäre ein weiteres fundiertes Argument für die Entscheidung durch den MD der BKK.
- Ich weiß übrigens nicht, was ein Anruf beim Chef der BKK durch den Betriebrat bewirken soll. Beim besten Willen kann der Chef einer Krankenkasse nicht der Arzt sein, der am Telefon bzw. innerhalb eines Tages feststellen kann, welche Behandlungsmethode bei einer so seltenen Erkrankung wie der Deinen die bessere ist. Vielleicht habe ich das falsch verstanden. Hat er abgelehnt so wie es bis jetzt bereits geschehen war oder hat er keine Nachprüfung zugesagt?
- Du magst Dich jetzt sehr über mich ärgern, aber ich meine, in der Zeit, in der Du Zusagen erwartest und den Betriebsrat einbeziehst und jetzt klagen willst, wäre die fraktionierte Bestrahlung bereits vorbei. Die heutigen Geräte (NOVALIS, LINAC) sind in ihren "Fähigkeiten" den GammaKnife-Geräten gleichwertig und auch in diesem Sinne einsetzbar. Hast Du über den NC bzw. die Strahlenspezialisten diesbezüglich bereits nachgefragt? Bist Du sicher, dass Du den Tumor NUR MIT GAMMAKNIFE loswerden kannst? Ich habe ein wenig das Gefühl, Du steigerst Dich in etwas hinein, was unnötig ist und Deine Kampf- und Kraft-Reserven verringert. Gamma Knife ist keine neue Methode und wenn sie es wäre, wäre sie deswegen keine bessere Methode. (in etwa so von Prof. Dr. Kiwitt, letzter HT-Info-Tag)
Resumé:
Geh noch einmal in Dich, geh einen Schritt aus den Starlöchern zurück und denke noch einmal neu nach. Vermeide einen langen (!) Klageweg mit unsicherem Ausgang, wenn er Zeit kostet, die für Dich jetzt wertvoll ist.
Ich denke, ein Argument für DICH ist, dass Gamma Knife schnell geht. Das ist jetzt wegen des langen bürokratischen Verfahrens und der verständlichen Gründlichkeit der Entscheidung bereits nicht mehr so.
Versetze Dich mal in die Lage der BKK, die für Dich als Dein Mitglied garantiert nichts Schlechtes will.
Die BKK entscheidet nicht gegen Dich! Sie entscheidet für ein Verfahren, das bewährt und wissenschaftlich gesichert ist und Dir helfen wird. Da setzt sie bzw. ihr MD so wie die anderen Fachärzte auf durch Studien gesicherte Erkenntnisse und das ist nicht schlecht für Dich.
Kurz noch - nach meinen beiden fraktionierten Bestrahlungen (Meningeome, WHO III) hatte ich in den bestrahlten Gebieten keine Rezidive mehr. Von mit Gamma Knife bestrahlten HT-Patienten habe ich im Forum anderes gelesen. Aber das ist natürlich nur persönlich.
Ich wünsche Dir eine ruhige, gut durchdachte Entscheidung.
KaSy