HirnTumor-Forum

Autor Thema: Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)  (Gelesen 14791 mal)

Offline Mikli

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Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier, und suche verzweiffelt nach Antworten. Ich hoffe ich bin hier richtig und Ihr könnte mir Helfen.

Zu meiner Geschichte:
Mein Mann, 38, sagte mir vor 4 Wochen das er schon seit 8 Monate weiss das er ein Gehirn Tumor hat. Als er die Diagnose bekamm, war ich selbst im Krankenhaus und hatte wegen Tumoren eine Total Op.

Er wollte mich nicht belasten und hat jeder Termin verschoben, und dann vergessen, oder verdrängt.

Anfangs Dezember hatte ich bei Ihm schon grosse Veränderungen in seinem Wesen festgestellt. Er war immer gereizt, hat sich mit Arbeit zugeschüttet, konnte kaum schlafen, hatte immer Kopfschmerzen und musste sich Morgens sehr oft übergeben.
Auf mein drängen und flehen zum Arzt zu gehen hat er mir dann  doch gesagt was los ist, und das er noch nichts dagegen unternommen hat.

Er hat sich so sehr verändert, das er sogar unsere gemeinsame Wohnung jetzt verlassen hat. Er will die Trennung, weil er nichts mehr für mich fühlen kann, und er will seine Ruhe haben und nicht immer sehen wie ich darunter leide das er immer noch nichts unternommen hat.

Er kommt jeden Tag hier vorbei und manchmal sitzt der Mann den ich geheiratet hier, sagt das er uns sehr vermisst, das er mich liebt, aber einfach nicht zurück kommen kann, weil sein Kopf so voll ist und er erst noch so viel erledigen muss bevor er sich darüber gedanken machen will ob er noch eine Beziehung haben will.... Am tag danach kommt ein völlig anderen Mensch, abwesend, reizbar, verletzend, arogant, sagt kaum was und geht wieder.

Ich weis leider immer noch nicht was für ein Tumor er hat, er sagte mir nur das der Tumor ca 3 cm gross ist und flach, aber fast an der schädeldecke liegt. Wenn ich jetzt das Ohr als Uhr sehen würde, wäre der Tumor ca 2 uhr und 5cm entfernt.  Ein mal hat er mir erzählt das er bei einem Termin war, und sie mit einer Nadel durch die Schädeldecke sind um dort Gewebeprobe zu nehmen. Er hatte aber ausser eine Kahle stelle kein narben, einstisch oder sonstiges. Ich kann mir nicht vorstellen das man mit einer Nadel durch die Schädeldecke kann! Oder? An diesem Tag hat er viel komische Sachen gesagt.

Ich mache mir grosse Sorgen, er weigert mir jeder Auskunft, will mir nicht sagen bei welchem Arzt er ist, welche Klinik.. gar nichts. Er will einfach nicht das ich ihn dorthin begleite und will das ich und unsere tochter unser Leben weiter leben können ohne uns um ihn zu sorgen. Das geht aber nicht!

Ich habe mit meinem hausarzt darüber gesprochen, und er sagte mir das es typische anzeichen dafür sind, aber er nicht mehr darüber sagen kann, da mein Mann nicht bei ihm war und er nichts davon wusste.

Vielleicht kann mich hier mal jemand aufklären? Sind das Anzeichen dafür das der Tumor wächst? und was für eine Gehirn Region liegt an dieser Stelle die er mir gezeigt hat? Wie lange kann er noch so weiter machen, wenn er sich nicht behandeln lässt? ich bin verzweifelt und hoffe so sehr endlich Antworten zu bekommen.

« Letzte Änderung: 11. Februar 2012, 16:45:59 von fips2 »

Offline probastel

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #1 am: 12. Februar 2012, 01:35:34 »
Willkomen im Froum Mikli.

Das Gefühl Deiner Ohnmacht muss grenzenlos sein. Nicht nur, dass Dein Mann einen Hirntumor hat, nein, er redet sogar nicht mit Dir über seinen Hirntumor.

Wie Du sicherlich schon herausgefunden hast, gibt es eine Vielzahl von Hirntumoren. Sie unterscheiden sich in der Geschwindigkeit und in der Aggressivität, mit denen sie sie sich ausbreiten. 8 Monate können je nach Tumorart eine sehr lange oder auch eine recht kurze Zeit, je nachdem ob es sich um einen bösartigen Tumor (z.B. Glioblastom)  oder einen einen gutartigen (z.b. Meningeom) handelt.

An welcher Art Tumor Dein Mann leidet können wir Dir leider auch nicht sagen, da die Symptome unabhängig von der Tumorart sind. Die Symptome, die ein Tumor verursacht hängen einzig und allein von der Lokalisation des Tumors ab. Die Lokalisation des Tumors ist genauso ungewiss, da Du nicht geschrieben hast, ob Dein Mann das rechte oder linke Ohr gemeint hat. Je nachdem befindet sich der Tumor im oder am Frontalhirn oder im Bereich des Hinterkopfes.

Die Wesensveränderungen sind jedoch eindeutig ein Symptom der Tumorerkrankung Deines Mannes.

Auch wenn ich Dir nicht viel schreiben konnte, so hoffe ich Dir dennoch ein kleinses Stückchen geholfen zu haben. Hier wirst Du immer jemanden zum reden finden, der Dein Problem versteht und weiß was in Dir vorgeht.

Beste Grüße

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Mikli

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #2 am: 12. Februar 2012, 08:56:05 »
danke Probastel...

Ich habe vom linken ohr gesprochen.. sorry..

Ja, ich fühle mich total alleine hier, er sagt nichts, er lebt nicht mehr bei uns, verkriecht sich immer weiter weg und ich habe keine Ahnung ob er behandelt wird oder ob er einfach wartet bis alles vorbei ist... es ist zum verrückt werden!

Wie kann ich ihn den überzeugen hilfe anzunehmen? sobald ich das Thema nur im entfernteste erwähne geht er wieder... schon alleine ein "wie gehts dir" nimmt er als bedrohung.

fips2

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #3 am: 12. Februar 2012, 09:57:00 »
Hallo Mikli.

Ich sehe das mittlerweile aus zwei Sichtweisen.

Vielleicht will er einfach nur das Ergebnis der Biopsie abwarten?
Sich vorher verrückt zu machen bringt eh nichts. Dazu ist dann noch Zeit genug.
Es ist aber leichter mit einem Ergebnis eine Strategie zu finden statt mit einem " Könnte oder Vielleicht".
Nicht ganz einfach für Manche damit um zu gehen. Aber aus meiner Sicht sinnvoll.

Das "dich außen vor halten" dient meiner Meinung nach, aus seiner Sicht dem Schutz der Familie.
Was da natürlich "nervig" ist, ist wenn du ihm, aus verständlichen Gründen, da immer wieder dazwischen funkst. Da wär ich auch sauer.

Eine Biopsie hinterlässt keine große Narbe. Bei einer idealen Stelle sogar wirklich nur einen Einstich.

Lass ihm Zeit.

Sprich aber sachlich, ohne Vorwürfe gegen ihn, die Aggressionen und für dich mehr belastende Informationssperre an. Das sollte man als erwachsenen Menschen in einer Beziehung schon hin bekommen, hier Lösungen, oder zumindest Verständnis füreinander zu finden. Akzeptiere aber dabei, dass er hier seine Strategie hat. Unterstütze ihn dabei. Er wird sicher zum passenden Zeitpunkt auf dich zu kommen.

Sei virtuell gedrückt
Fips2
« Letzte Änderung: 12. Februar 2012, 10:24:48 von fips2 »

Offline krimi

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #4 am: 12. Februar 2012, 11:37:44 »
Hallo Mikli,

gerne möchten wir uns hier mit dir austauschen und dich etwas ermuntern. Schreibe also immerzu über deine momentanen Ängste, Empfindungen.

Ich möchte mich etwas fips2 anschließen und das Verhalten deines Mannes verstehen.

Als ich meine Diagnose erfuhr, habe ich es erst einmal mit mir selbst ausgemacht. Als dann feststand wie vorgegangen werden kann, habe ich so nach und nach meine Familie eingeweiht.

Dein Mann hat dich in der Anfangszeit geschützt und die Diagnose für sich behalten, da du selbst gerade mit einer schlimmen Erkrankung zu kämpfen hattest. Und nachher konnte er nicht mehr anders, weil er das Gefühl hat so besser mit allem klar zu kommen. Ich verstehe ihn. Mein Mann und meine Schwiegermutter die bei uns lebt neigen dazu, Diagnosen nicht als Bericht und Ist-Zustand anzuhören. Sie gehen gleich weiter, sahen und sehen mich schon  sonst wo liegen. Das ständige beobachtet und analysiert werden ging mir auch sehr auf die Psyche sprich Nerven. Da spielte es auch keine Rolle wenn ich ihnen zu erklären versuchte, dass es mir trotz allem recht gut ging. Jetzt musste ich fast genau ein Jahr nach der OP erneut in die Klinik auf Grund unklarer Marklagerläsionen. Und das Spiel fing von vorn an.

Ich wäre am liebsten auch ausgezogen, damals so wie jetzt.

Die Wesensveränderung deines Mannes mag mit dem Tumor zusammenhängen, kann aber auch an der psychischen Überbelastung liegen. Leider kann man dadurch gereizt und ungerecht seinem Partner gegenüber werden. Lass deinem Mann etwas Zeit, er kommt bestimmt zu dir und spricht dann über seine Situation. Meine Familie hat es auch akzeptiert und mir meine entsprechende Zeit gelassen. Meine Kinder von Anfang an und die anderen beiden eben später.

Dein Mann wohnt doch bestimmt jetzt bei jemanden, Eltern oder Freunde. Mit denen könntest du dich vielleicht in Verbindung setzen und sie können dich auf dem Laufenden halten. Wenn er bei dir ist signalisiere ihm ohne ihn zu drängen, dass du zuhörst wenn er reden möchte. Zuhören wird schon erst einmal reichen, dann kommt auch der Rest.

Fühl dich gedrückt

krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline Mikli

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #5 am: 12. Februar 2012, 12:22:47 »
er wohnt bei einem Arbeitskollege, und hat mir ausdrücklich verboten mit ihm kontakt aufzunehmen. Er hat mir verboten ihn bei der arbeit zu besuchen oder sonstigen kontakt mit seinem Umfeld aufzunehmen.

Ich habe hier in deutschland keine Familie, keine Freunde, nichts, ich habe nur ihn und seine Tochter. Sie leidet noch mehr wie ich, da sie schon ihre mutter verloren hat, und der Papa jetzt auch noch weg ist...  Ich habe so eine Angst ihn zu verlieren, komme aber nicht mehr an ihn ran. Er will einfach nicht das ich erfahre was mit ihm los ist, was der nächsten schritt ist.. Er will die trennung, hat alles geregelt beim Jugendamt damit die kleine bei mir bleiben kann, hat sein konto für mich gesprerrt und mich gebeten ein eigenes Konto zu öffnen, hat die Wohnung gekündigt und veranlasst das sie nur noch auf mich läuft... und das alles in den letzten 2 Wochen.. es geht einfach zu schnell für mich, und er ist total unter strom und gestresst... wie kann ich ihm helfen ruhiger zu werden damit er sich auf sich konzentriert statt auf die arbeit und auf die trennung? ihn in ruhe lassen geht nicht, er kommt doch selbst fast täglich vorbei, und erzählt mir was für tolle partys er feiert, wie wenig er wieder geschlafen hat, das er seit 2 tage nichts gegessen hat aber nicht hier bei mir essen möchte... er macht sich körperlich so kaput und seelisch auch, und ich bin nur noch hilflos am zuschauen wie er abbaut.

Wie kann ich im helfen? was möchte er hören damit er versteht das er so nicht weiter machen kann? was für einen rat möchte er von mir hören?

Offline Gitte1711

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #6 am: 12. Februar 2012, 19:18:27 »
Liebe mikli,

es tut leid was Du momentan durchmachst. Laß Deinem Mann einfach die Zeit die er braucht um mit dieser Diagnose fertig zu werden. Ich weiß es ist unheimlich schwer aber laß ihn.
Wenn die Zeit kommt wird er bestimmt auf Dich zu kommen.

Ich habe das Glück das meim Schatz viel mit mir redet. Er baut mich auf wenn ich ein Tief habe und andersrum baue ich ihn auf wenn es ihm nicht gut geht. Termine und Untersuchungen nehmen wir zusammen wahr. Wir beide stehen das gemeinsam durch und stärken uns gegenseitig.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut siese schwere Zeit durch zu stehen.

GLG Gitte 1711

Offline KaSy

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #7 am: 13. Februar 2012, 00:31:42 »
Liebe Mikli,

ich weiß, dass es sehr furchtbar für Dich sein muss, dass Du weißt, wie schwer und vermutlich lebensbedrohlich krank Dein Mann und Vater Deiner/seiner Tochter ist und dass er Dich nicht informieren will.
Oder nicht kann.

Ich habe das Gefühl, dass er dadurch, dass er Dich vor 8 Monaten schonen wollte und Dir nichts sagte, zu lange mit dieser Diagnose gelebt hat, bevor er sich zu irgendeiner Therapie bereitgefunden hat.

Für ihn war es einerseits eine erschreckende Diagnose, mit der er andererseits Euch nicht erschrecken, nicht weh tun wollte.

Und dann ging es ihm ja zunächst auch gut. Die Angst vor den Konsequenzen, die ihm von dem Arzt, der die Diagnose gestellt hat, bestimmt aufgezeigt wurden, war wahrscheinlich ziemlich groß. Operieren? Welche Folgen kann das haben? Bestrahlung? Im Gehirn? Das kann doch nicht gut gehen! Chemotherapie? Nein, Medikamente, die mir die Haare ausfallen lassen und mich erst richtig krank machen, das will ich nicht.
Da war er vielleicht innerlich ein wenig froh darüber, dass er Dich und Deine OP als Ausrede für sich hatte.
Je länger es gut ging, um so mehr verdrängte er das Thema.
Bis es eben nicht mehr gut ging!

Und nun ordnet er einerseits seine und Deine und die Sachen der Tochter für sein Weggehen. Er will sich Euch nicht stellen. Oder doch. Aber vor allem will er sich dem Tumor nicht stellen.

Andererseits aber braucht er Euch. Täglich kommt er zu Dir, erzählt von sich, verbietet Dir aber zu helfen.

Beim Ordnen der Sachen hat er vielleicht nicht bedacht, wie schwer es für Dich und Euer Mädchen ist, allein klarzukommen. Wie viel schwerer es für Euch ist, zu wissen, dass er Euch verlässt, obwohl er Euch dringender braucht als je zuvor.

Ich glaube, das ist vielleicht diese männliche Art, der Starke sein zu müssen, Euch in Schutz nehmen zu müssen. Und nun ist er es, der diesen Schutz braucht, weil er krank und schwach ist. Er kann vermutlich diesbezüglich nicht aus seiner Haut. Er ist sich dessen bewusst, dass er Euch braucht, will aber nicht schwach erscheinen, auch wenn er schwach ist.
Deshalb arbeitet er, feiert Partys, lebt wie immer, geht sogar auch zu seiner Familie, schafft sich seine Normalität.
Aber nicht Deine!

Ich denke, dass er sich dieses Widerspruchs bewusst ist, ihn aber selbst nicht lösen kann. Oder nicht lösen will.

An Deiner Stelle würde ich es versuchen, ihm zu sagen, dass Ihr Euch einmal versprochen habt, in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzuhalten.
Ich würde ihm sagen, dass es schlimmer ist, nichts von seiner Krankheit zu wissen, als sie zu kennen. Du musst doch wissen, was ihn und Dich erwartet! Er kann doch nicht glauben, dass er mit seinem Ausziehen aus Eurer Wohnung auch die Krankheit aus ihr entfernt hat. Er hat Euch die Sorgen dagelassen, um ihn und den Tumor und den Alltag Eurer kleinen "Restfamilie". Es ist nicht allein sein Problem!
Und ich würde ihn dazu drängen, Dir zu sagen, welche Therapiemöglichkeiten bestehen und ihn ernsthaft dazu bewegen, diese so schnell wie möglich wahrzunehmen. Oder Dir klar zu sagen, dass er sich aufgegeben hat.
Vielleicht braucht er eine wirklich starke, deutliche Reaktion von Dir, die ihn aufweckt, ihn zum Kampf gegen den Tumor bewegt.
 

Denn operabel scheint der Tumor zu sein, wenn das stimmt, was er Dir über dessen Lage gesagt hat. Die Symptome, die Dein Mann aufweist, können durchaus von einem Größenwachstum des Tumors herrühren. Es kommen aber ursächlich für die Schlafstörungen vermutlich auch psychische Faktoren hinzu. Dein Mann ist derart psychisch überlastet, dass er sogar Entscheidungen trifft, deren Folgen er weder für sich noch für die ihm Nahen (für Euch und die Kollegen) einschätzen kann oder will. Ich bin aber ziemlich sicher, dass er keine psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Hier könnte er einer völlig neutralen Person seine Sorgen anvertrauen.

Ich denke eigentlich, dass er einen kräftigen Tritt, äh, Anschub benötigt, um sein Leben nicht am nahen Ende zu wähnen. Um seiner Verantwortung für sein Leben bewusst zu werden. Er hat nicht das Recht, sich einfach der Krankheit zu ergeben und sich aus dem Leben zu stehlen! Dazu ist das Leben zu wertvoll! Seins und Deins und das seiner Tochter, die er Dir einfach so überhelfen will. (Natürlich steht außer Frage, dass Du es gern tust, aber er macht es sich ein bisschen einfach, eben mal auszuziehen.)


Vielleicht bin ich auch völlig ungerecht. Dann nimm es mir bitte nicht übel.

Aber gerade in Krankheitssituationen sind Männer oft die Schwächeren, nicht weil sie es so wollen, sondern es ist evolutionsbedingt so. Die Frau wird dringend für die Erziehung der nächsten Generation gebraucht. Der Mann muss sie versorgen, schützen. Wenn er krank ist, ist er dazu nicht mehr in der Lage, wird also nicht mehr gebraucht.
Der kranke Löwe geht vom Rudel weg zum Sterben, er will dem Rudel nicht zur Last fallen, denn es ist schwer genug, die Jungen und deren Mütter zu versorgen und zu schützen.
Das steckt in den menschlichen Männern auch so drin.  Aber sie sind nicht bei jeder Krankheit - und sei es ein Hirntumor - gleich eine Last für ihr Rudel, ihre Familie. Sie müssen nicht zum Sterben ihr Rudel, ihre Familie verlassen. Sie haben derart viele Möglichkeiten, mit der modernen Medizin ihr Leben lebenswert zu erhalten oder den Tumor sogar zu vernichten, dass sie es tun sollten! Es ist verdammt unfair, es nicht zu versuchen, am Leben zu bleiben - für Euch, für seine Arbeit, für sich selbst.

Jetzt musst Du erstmal die Starke sein! Und Deine Tochter! (Wie alt ist sie eigentlich?)

Kämpfe um ihn, für ihn und damit für Euch drei!

Und lass Dir noch einmal auch von mir gesagt sein: Hier bist Du nicht allein! Schreib, was Dich bewegt! Unbedingt!
Vielleicht bekommst Du Deinen Mann dazu, auch hier zu lesen?
Oder den Arbeitskollegen? (Per Brief oder Zettel im Briefkasten ...)

Alles Gute!!
KaSy
« Letzte Änderung: 13. Februar 2012, 00:40:18 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Mikli

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #8 am: 13. Februar 2012, 18:37:46 »
wir haben so viel darüber gesprochen, ich habe ihm gesagt das ich in in gute und schlechte zeiten, und gesundheit und in Krankheit geheiratet habe.. das wir uns das vor 10 Jahren versprochen habe. Es bringt alles nichts. Sobald ich damit anfange, geht er wieder und ich kann richtig sehen wie sein Wesen sich dann vom Ruhigen liebenden Vater zum genervten fremder.

Ich habe einer gute Freundin von ihm geschrieben, das ich für ihn immer da sein werde, auch wenn er es im moment nicht will... das sie ein auge auf ihn werfen soll weil er einfach nicht mehr der ist den er mal war.. Der brief war sehr lang, ich ich habe ihr auch gesagt, das wenn es schlimmer wird, und er sich so zurückzieht das er kein Kontakt zu uns mehr aufnimmt, sie mir auf jeden fall bescheid sagen muss wo er ist. Ich hoffe sie hat den Brief ernst genommen und wird auch danach handeln.

Ich habe ihn jetzt seit Donnerstag nicht mehr gesehen, er wünscht keinen Kontakt mehr zu mir, weil er zu sehr unter druck steht wenn er sieht wie schlecht es mir geht. Ich respektiere sein Wunsch, und muss wirklich sagen, das ich selbst auch langsam wieder zu Kräfte komme wenn ich nicht täglich sehe wie er sich verändert. Natürlich denke ich jede Minute an Ihn, aber so kann ich wieder Kraft bekommen und mein Nervenkostüme wieder verstärken damit ich voll und ganz an seine Seite stehen kann wenn er mich braucht.

Mehr kann ich im moment leider nicht machen. Es ist für uns sehr schwer, meine Tochter (13) ist ja nicht meine leibliche Tochter, sie ist ein Kind aus einer früherer Beziehung von ihn, die Mutter hat die kleine aber mit 2 Jahre uns einfach vor der tür gestellt und hat sich nicht mehr gemeldet. Das war für die kleine sehr sehr schwer.. und jetzt ist auch noch der Papa einfach weg..

Zum Glück aber schreiben sich die 2 täglich über sms, oder Telefonieren zusammen. Aber egal wie sie weint, oder ihn anfleht zurück zu kommen, er versteht es einfach nicht. Wir würden nichts lieber machen, als ihn in seiner schwere Zeit zu begleiten, ihn zu unterstüzen, aber wenn er das nicht will, sind wir einfach Machtlos.

Er sollte diese Woche ein Gesprächstermin in der Klinik haben (weiss leider nicht wann oder wo genau), ich weiss nicht ob er da hin gehen wird, oder der termin wieder verschieben wird. Ich hoffe sehr das er hin geht. Unsere tochter wird ihn bestimmt darüber befragen, aber was sagt mir das er dann die wahrheit sagen wird, und nicht wieder eine Geschichte erzählt um sie zu beruhigen?

Ich würde so gerne wissen was er eigentlich von mir erwartet.. bis ich das weiss, schaue ich das wir hier alles in den Griff bekommen, damit er sich da schon mal keine sorgen machen muss. Ich lasse ihm die ruhe die er will und auch braucht, und hoffe und bete jeden tag immer wieder das er sich behandeln lässt.


Offline Gitte1711

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #9 am: 14. Februar 2012, 10:57:19 »
Liebe mikli,

ich denke viel über Deine schwere Situation nach. Du tust mir so leid. :'( :'(
Ich schicke Dir viel Kraft für die schwere Zeit. Bitte gib die Hoffnung nicht auf.
Fühl Dich umarmt.

Deine Gitte 1711

Offline Mikli

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #10 am: 15. Februar 2012, 03:45:05 »
Vielen Dank Gitti...

Gestern war unser 10. Hochzeitstag..

da schreibt er mir:
ich bereue keine Minute mit dir den Bund der Ehe eingegangen zu sein, und bin froh dich an meine Seite zu haben. Schade das ich so einen schwieriger Mensch bin und einfach alles kaput gemacht habe.

Auf meine antwort das er jederzeit wieder dieses leben wieder führen kann, und das ich immer noch jederzeit zum ihm stehe, egal wie sehr er denkt das er alles kaputt macht hat er nicht mehr geantwortet.

Auch seinem Bruder hat er geschrieben das er mich immer noch sehr liebt und es ihm so weh tut nicht bei uns zu sein, er aber nicht anders kann weil er einfach ein schlechter Mensch ist und alles kaputt macht. 

Wie soll ich den darauf reagieren? Er macht sich mit Gedanken über sachen die nicht sind total fertig. Er denkt er ist ein so schlechter Mensch das er am beste nicht in unsere Nähe kommt, das ist er aber nicht. Er war immer ein sehr liebevoller Vater und Ehemann gewesen, fürsorglich, verständnissvoll... aber jetzt ist alles weg und er denkt das er uns nur schaden würde.

Ich weiss einfach nicht mehr weiter.... wie kann ich bloß meinen mann helfen da raus zu kommen wenn ich sogut wie kein Kontakt mehr zu ihm habe? Er sagte auch das er sich erst in ein Paar Woche wieder melden will, uns vorher auch nicht sehen möchte.  Doch sucht er ja meine Nähe mit den SMS und Emails die er schreibt, antwortet aber dann nicht wenn ich zurückschreibe.


fips2

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #11 am: 15. Februar 2012, 07:04:25 »
Er braucht einfach eine Person, die Zugang zu ihm hat, der er vertraut und die ihm seine falsche Einschätzung mit Gefühl ausredet. Ideal wäre ein Psychologe, aber zu dem wird er ja wohl nicht freiwillig gehen.
Vielleicht----
Kann man ein "Zufälliges"Treffen mit einem Psychologen organisieren, auf neutralem Gebiet.
Geht er noch seiner Arbeit nach?
Kann man den Arbeitgeber einweihen? Vielleicht kann er im Rahmen der betrieblichen Fürsorgepflicht hier etwas erreichen.

Bitte den Vergleich nicht falsch verstehen.
Ein Arbeitgeber kann einen Arbeitnehmer der alkoholische Probleme hat, zur Therapie schicken, damit er wieder gesund wird und seiner Arbeit voll nach gehen kann.
Dein Mann ist auch krank, in zweierlei Hinsicht.
Minderwertigkeitskomplexe und Tumorerkrankung. Zumindest gegen die psychische Erkrankung kann Hilfe angeboten werden. In wie weit das mit dem Tumor aussieht wird sich dann zeigen.

Sprich mal die Problematik mit deinem Hausarzt oder eigenen Psychologen, deines Vertrauens, durch.

Fips2

Offline KaSy

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #12 am: 15. Februar 2012, 17:06:25 »
Liebe Mikli,

schreibe Deinem Mann ganz klar und von mir aus fünfach, dass nicht ER irgendetwas kaputt macht, sondern der TUMOR!!
Wenn hier einer etwas kaputt macht, dann ist es dieser TUMOR im Kopf Deines Mannes.
Schreib ihm, dass es besser ist, wenn Ihr gemeinsam - zu dritt - gegen diesen Feind im Kopf angeht!
Schreib ihm, dass ER sich doch nicht den Tumor gewünscht hat, er ist NICHT SCHULD !
Schreib ihm, dass Du ihn in den Arm nehmen möchtest und seine Tochter auch.
Schreib ihm, dass es furchtbarer für Dich und Euer Mädchen ist, ihn nicht durch die Therapie begleiten zu dürfen!

Nutze auch die Ideen von fips2.

Ich wünsche Dir so viel Kraft!

KaSy
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Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Iwana

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #13 am: 15. Februar 2012, 20:27:28 »
Hallo Mikli
Das tönt für mich schon so als hätte dein Mann eine Depression. Ich will keine Ferndiagnose stellen, doch er sollte sich behandeln beziehungsweise abklären lassen. Bei einer wahnhaften Depression kann es sein dass die Menschen den Sinn zur Realität verlieren, sie können sich extrem verändern. Habe in der Psychiatrie aber auch erlebt dass gerade diese schweren Depressionen behandelbar sind. Manchmal auch gegen den Willen der Betroffenen. Wenn sie dann aus dem Loch rausgekommen sind, schütteln sie unfassbar den Kopf. Den im Loch drin glauben sie keine Sekunde daran dass es auch mal wieder besser gehen könnte.
Gruss Iwana

Offline Enesa

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Re:Er ist nicht mehr der Mann den ich hatte. Vorst. mikli (Angeh)
« Antwort #14 am: 16. Februar 2012, 09:14:52 »
Liebe Mikli...ich habe eben deine Geschichte gelesen
und muss ehrlich sagen,dass ich doch sehr erschreckt war/bin
wie sehr sich ein Mensch doch mit dieser Krankheit verändert...
Ich habe mich auch verändert,seit der Diagnose und viele andere
bestimmt auch...
Aber was ich sagen will,dass mich deine Geschichte doch extrem
getroffen hat;-(....
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und vor allem wünsche
ich deinem Mann die Erkenntnis was für eine tolle Frau
er doch an seiner Seite hat...geteiltes Leid ist halbes Leid...
ich wünsche dir sehr dass er sich überwindet und den Weg,
den er noch vor sich hat,mit dir und  seiner Tochter geht.
Alles Liebe und Gute wünsche ich euch auf diesem Weg.LG Enesa

 



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