HirnTumor-Forum

Autor Thema: Gehirntumor u. n. ein bißchen mehr Clivus Chordom Vorstellung utchen77 (Betr.)  (Gelesen 186435 mal)

Offline KaSy

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Liebes utchen77,

Du suchst nach Trost - bei Deinem so unendlich geliebten Mann, bei uns.
     Ja, Du hast es sehr schwer.

Du bist Dir fast sicher, dass Du Deinen Mann an seine Krankheiten verlieren wirst.
     Ja, das ist so verdammt ungerecht!

Du willst Dich aufgeben, wenn es so weit sein sollte.
Du willst den Tumor einfach ignorieren, die Kontrollen nicht mehr nutzen.
Weil Du Dir nicht vorstellen kannst, mit Deinen Krankheiten ohne Deinen Mann weiter leben zu können.
     Nun ja, verstehen kann ich das.
          Aber nur aus Deiner momentanen schrecklichen Verzweiflung heraus.

Du denkst zurück an die guten Zeiten mit Deinem lieben Mann, die sich mit schlechten Tagen mischten.
     Bis die schlechten Zeiten überhand nahmen.
          Ihr wart immer füreinander da - trotz und wegen all der traurigen, schlimmen, furchtbaren
          Erlebnisse, die Euch das Leben zumutete.


Ich weiß nicht, ob es richtig ist, Dir zum LEBEN zu raten.
Ich weiß nicht, ob es richtig ist, Dich zu fragen: Würde Dein Mann wollen, dass Du Dich Deiner Krankheit ergibst?
     Widerstandslos.
          Wo Ihr Beide stets gekämpft habt.
               Habt ihr nur für den Anderen gekämpft?
Ja, wirst Du sagen.

Ja! Ja! Ja!, wirst Du mir ins Gesicht schreien.

Auch nach Tagen, Wochen noch wirst Du weinen und schreien:
     Ja, für ihn habe ich gelebt und nun will ich nicht mehr!!
          Versteht das doch alle!
               Ich kann nicht mehr!

... und leise weinend wirst Du immer wieder sagen: Ich kann doch nicht mehr ...


Aber Du wirst die Blumen wieder entdecken.
Du wirst die Vögel hören und sehen und Dich fragen: Wofür leben sie eigentlich?
Du wirst fremde Kinder lachen hören und irgendwann nicht mehr denken: Wieso dürfen die lachen?!
Du wirst Menschen treffen, wieder treffen, denen Du fehlen würdest.
Du wirst das Leben Stückchen für Stückchen neu entdecken.
Von den Sträuchern im Garten wirst Du die trockenen Zweige abschneiden, um dem Leben Kraft zu geben.
Du wirst einen Sinn in Deinem Leben finden.

Ich weiß nicht, wie und wo Du diesen Sinn, diesen Nutzen des Lebens finden wirst.

Ich suche auch gerade wieder.
Wie schon so oft.
Und ich habe Kinder, Eltern, Geschwister, Freunde, ...
Aber ich bilde mir manchmal ein, sie bräuchten mich nicht. Wozu leben? Wozu Blumen? Für mich nur? Für die Krankheiten? Für die Ärzte?
Irgendwo gibt es diesen Sinn des Lebens.

Er steckt in klitzkleinen Glücksmomenten, die uns glitzernd auf sich aufmerksam machen.
Wie die seltenen glitzernden Kieselchen im Ufersand.
Wie die Welle im Meer, die im Licht der Sonne ganz kurz aufleuchtet.
Wie der Sonnenstrahl, der einen Weg durchs Blätterdach der großen Bäume findet.
Wie der freundliche Blick eines Vorübergehenden.
Wie das nette Wort der Kassiererin.
Du wirst sie finden, diese Glückspünktchen.

Glaube daran in Deinem Kummer und Deiner Angst und überlass sie nicht denen, die es leichter haben im Leben. Du hast sie Dir verdient!

Ich möchte auch gern glauben, dass ich sie mir verdient habe, ich suche - und werde sie finden. Und eins zum anderen legen, immer mehr ...

KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline carpediem

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Liebes utchen77

Du hast mit Deinem Mann viele schwere Stunden durchlebt und ihr habt Euch immer gegenseitig geholfen und unterstuetzt.  Hier im Forum findest Du immer Gehoer und wunderbare Worte wie KaSy sie Dir geschrieben hat.

Bitte gib nicht auf, Dein Mann wird sich wieder erholen und Ihr zwei werdet Euch weiterhin gegenseitig unterstuetzen koennen. 

Ja, das ist eine schwierige OP, aber grosse Fortschritte gab es in der Herzchirurgie.  Es wird wieder gut, dafuer sind meine Daumen gedrueckt!!

Von einer guten Freundin ist der Mann gestern nach langer Krankheit eingeschlafen und sie hat es mir heute mitgeteilt.
Unteranderem hat sie hat geschrieben:   "Die gemeinsame Lebenszeit ist nun zu Ende und es war eine gute Zeit, die wir miteinander verbracht haben.” 

Auch danach wird es einen Sinn geben um weiter zu leben.

Ganz liebe Gruesse
Carpediem

Offline utchen77

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Hallo KaSy,

Du, und viele Forum Leser haben für mich von Anfang an die richtigen tröstenden Worte gefunden. Dafür möchte ich mich sehr bedanken. Aber dann kam ja die geballte Ladung Kankheiten in kürzster Zeit.
Gestern Abend war mein Mann nur durch eine Not OP zu retten. Die Ärzte haben die ganze Nacht versucht das Leben meines Mannes zu retten. Aber das hatte ich erst heute mittag erfahren. Im Moment geh ich durch die Hölle, denn ich darf nicht zu ihm.
Aber ich möchte ihn wieder haben und würde alles dafür tun.
Zum jetzigen Zeitpunkt merke ich aber wie meine eigenen Kräfte schwinden. Ich habe nur einen Neffen der sich besonders um uns kümmert und sich um uns Sorgen macht. Er ist was ganz Besonderes und so as findet man nicht alle Tage. Der Rest der Familie ist tabu.
Z.Z. bin ich sehr taumelig auf den Beinen und meine Augen wollen nichts mehr so richtig wahr nehmen, musste meine Rechtsschreibung bestimmt 100 mal korrigieren, damir dies hier gelesen werden kann.
Du liegst im Bett, streckst den Arm aus und suchst den Partner. So oft hat mein Mann gesagt das der Tumor uns nichts anhaben kann, er würde ihn killen. Aber wird er mich nicht irgendwann bezwingen?
Ich danke Euch für alles.

Utchen 77



Andere freuen sich über Gewinne und ich freue mich über den Verlust. Den Schmerz zu verlieren wäre für mich der größte Gewinn.

Offline KaSy

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Liebes utchen,

wundere Dich jetzt nicht, dass Du Dich schwach, taumelig fühlst, dass die Rechtschreibung Dir nicht gehorchen will, Deine Augen nichts wahrhaben wollen.

Deine ganze Kraft, Dein ganzes ICH steckt in der Sehnsucht nach Deinem Mann, in der Angst um ihn, in der Angst ihn zu verlieren.

Das frisst Deine Energie nicht auf, nein, Du hast sie mit allen Sinnen auf Deinen Mann gerichtet, er braucht sie jetzt und Du gibst sie ihm.

Das ist gut so - jetzt - und auch noch eine Weile lang, bis dieser Höllendruck nachlässt.
Und das wird er.


Dein Arm wird weitersuchen nach Deinem Mann, aber Dein Kopf wird reagieren, wird ihm sagen, dass Dein Mann "in den besten Händen" ist.

Nein, nicht in den "besten Händen", denn das wären DEINE HÄNDE!

Aber Dein Kopf wird Dir auch sagen, dass die Hände, Köpfe und Gefühle der Ärzte und Schwestern jetzt das Beste für Deinen Mann sind.


Der Tumor wird Dich nicht bezwingen.
Du glaubst es jetzt, weil Dein ganzer Körper Dir signalisiert: Es geht nicht mehr.
Aber es geht doch.
Jetzt für Deinen Mann, nach und nach wieder auch für Dich.
Ob Du mit Deinem Mann reden kannst oder nicht - Ihr kennt Euch so lange, Ihr seid so lange EINS gewesen - Du weißt, was er Dir sagen würde:
"Dein Tumor kann uns nichts anhaben! Wir werden ihn gemeinsam killen!"


... Ich glaube, gerade die Gedanken Deines Mannes zu hören: Er sorgt sich so sehr um Dich. Es geht ihm nicht um sich, er möchte so sehr, dass er leben darf, um mit Dir gemeinsam Dir das Leben zu schenken, das Du verdienst, das Dir zusteht, das er sich immer immer für Dich gewünscht hat, für das er mit Dir gelebt hat. Enttäusche ihn nicht. LEBE! KÄMPFE! UM IHN und GEGEN DEN TUMOR!

KaSy
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Offline utchen77

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Hallo Ihr Lieben,

gestern habe ich erstmalig im Krankenhaus schlapp gemacht Mein Mann liegt im Moment im Schlafkoma. Man musste ihm die blutunterstützende Pumpe in der Lende wieder entfernen und einen Neurologen zu Rate ziehen, er hatte ja seine Medikamente für Epilepsie  nicht durchgehend bekommen. Jeder in meiner Position weiß, wie schwer es ist, nicht zu seinem Partner zu dürfen. Erst morgen läßt man mich zu ihm. Ehrlich gesagt bin ich am Ende meiner Kraft. Ich habe wieder dieses kribbeln im Gesicht wie nach der Bestrahlung und kann kaum sprechen. Ich fühle mich so hilflos und bauche so viel Kraft. Lieber Gott, gib mir die Energie für uns beide.

Gruß Utchen77

 
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Offline chucks

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Ich drücke Dir die Daumen, dass Du Deinen geliebten Mann morgen wieder sehen darfst!!

Ich hoffe,Di wirst etwas schlafen können, damit Du auch die Energie dazu hast.

Was Du gerade durchmachst kann ich mir nicht einmal imkleinsten vorstellen, denn so schlimm war es bei uns bislang noch nicht! So eng stand es bei uns noch nie!

Ich kann nur sagen, dass ich an Euch denke!

LG

Carola

Offline krimi

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Liebes utchen77,

lange habe ich mich nicht gemeldet, deine/eure Geschichte, euer Leben habe ich dennoch mit verfolgt.
Auch wie du von Vielen hier getröstet und gestärkt wurdest.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du zu deinem Mann kannst.

Es kann sein, dass die Ärzte deinen Mann nach der Herz-OP zur Entlastung des Herzens in ein künstliches Koma versetzt haben. Erschrick nicht wenn du ihn siehst. Viele Schläuche, Infusionspumpen und ein Gerät zur Unterstützung der Atmung werden wohl das Bett einrahmen. Sieh all diese Dinge als gutes Zeichen im Genesungsprozess an.
Du kannst dennoch mit ihm sprechen und erzählen wie du dich freust ihn zu sehen.
Je nach dem für wie lange die Ärzte ihn schlafen gelegt haben, kannst du sie fragen ob du evtl. Musik mitbringen kannst die dein Mann gern hört.
All das habe ich erlebt und gesehen als mein Schwiegervater nach einem schweren Herzinfarkt im künstlichen Koma auf der Intensivstation lag.

Du bist stark! Das hast du schon vielfach in eurem Leben bewiesen. Und du wirst für euch, für dich auch weiter stark sein können.

In Gedanken werden dich viele von uns begleiten.

Sei von mir lieb gegrüßt.

krimi

« Letzte Änderung: 13. Mai 2012, 08:21:28 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline gaby56

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Hallo Utchen,

ich bin ein stiller Mitleser als Angehörige, aber ich fühle ganz doll mit euch. Wenn ich auch schon manchmal am Verzagen war, mußte ich durch das Forum erkennen, daß es Familien gibt,die es noch viel viel schlimmer als uns getroffen hat.

Mein Mann lag nach der Op eines relativ großen Meningeomes erst im künstlichen Koma, hatte noch einen Hirninfarkt mit vollständiger Lähmung, war dann kurz wach und ist nochmal für ein paar Tage ins Koma gefallen.

Für mich ist da auch mehrmals die Welt zusammen gebrochen. Aber in diesen drei Wochen habe ich jeden Tag an seinem Bett gesessen, meistens fast den ganzen Tag, habe ihm von der Welt da draußen erzählt, habe ihm seine Lieblingsmusik auf die Ohren " gedröhnt ", auch unsere Enkeltochter,damals r Jahre, hatte Grüße und Gesang für ihren Opa aufgenommen. Manchmal hatte ich das Gefühl, als könne man eine Regung in seinem Gesicht erkennen. Der Arzt hat zwar immer wieder zu mir gesagt, er könne mich nicht hören, aber nix hatte mich davon abhalten können, an seinem Bett zu sitzen. Und das Personal auf der ITS in Frankfurt/Oder war super super nett zu mir, haben mich zum Teil in die Pflege mit einbezogen, ich sollte seine Creme mitbringen, damit ein vertrauter Geruch da ist. Es waren so viele Kleinigkeiten, aber zusammen genommen denke ich, hat es meinem Mann wieder zurück ins Leben geholfen.

Und so wird es auch bei euch sein, Utchen, du darfst nur nicht aufgeben, auch wenn man denkt,es geht nicht mehr weiter. Irgendwie entwickelt man ungeahnte Kräfte, gibt seine Energie an den geliebten Partner weiter.

Liebes Utchen, ich drücke dich und schicke dir eine Portion Kraft.

Du schaffst das.

Ganz liebe Grüße von Gaby
Unsere Liebe erträgt alles, sie hofft alles, sie glaubt alles und sie hält allem stand.

Offline utchen77

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Hallo an alle mitfühlenden Forum Leser, Gabi, Chucks,Krimi und KaSy insbesondere,

ja ich habe leider schon als 6.jähriges Kind erleben müssen wie hart das Leben ist. Da hatte mein Vater seinen ersten von vier Herzinfarkten. Mit 16 wurde ich Halbweise. Die Krankenhäuser in unserer Stadt kenne ich alle von innen. Denn im meinem Leben hatte sich nicht viel geändert was Krankheiten anbetrifft. Das zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben und der Familie.
Ja, heute bin ich schwach und hilflos gewesen beim Anblick meines Mannes. Er kommt nicht zurück ins Leben, keiner kann ihn erreichen. Damit er sich die Schläuche und Kabel nicht abreißt, musste man ihn fixieren. Es ist vielleicht noch zu früh um zu resignieren, erst wenige Tage nach der OP. Aber mit dem Anblick gehe ich heute ins Bett und wache morgen früh wieder damit auf. Bald habe ich keine Tränen mehr nur noch Ohnmacht mit der ich klar kommen muss. Aber wir werden es schaffen, da bin ich mir ganz sicher. Das Leben hat noch einige Überraschungen für uns übrig.

Gruß Utchen77

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Offline krimi

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Liebe utchen,

der Anblick deines Mannes hat dir einen Schock versetzt, das verstehe ich sehr gut.

Wer hat dir gesagt, dass dein Mann nicht mehr ins Leben zurückkommt?
Dass er versucht sich die Zugänge abzureißen zeigt doch, dass er nicht im Tiefschlaf ist.
Was mit und an ihm passiert ist deinem Mann unangenehm und das gefühlte ihm Unangenehme möchte er entfernen.
Konntest du mit einem Arzt darüber sprechen was bei deinem Mann gemacht wurde und wie die OP verlief?

Dein Mann weiß, dass du ihn brauchst und er dich. Er wird sicher kämpfen zu dir zurückzukommen.

Zitat
Aber wir werden es schaffen, da bin ich mir ganz sicher. Das Leben hat noch einige Überraschungen für uns übrig.
Daran musst du immer denken.

Ich schicke dir ganz viel Kraft.

Alles Liebe

krimi
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Offline utchen77

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Hallo Krimi,
 
ich bin jeden Tag im Krankanhaus und spreche mit den Ärzten. Keiner kann sich bis heute erklären, es ist 6 Tage her, warum er Tag und Nacht um Hilfe schreit. Heute nachmittag ist er verlegt worden in die Klinik in der er vor der OP war. Konnte ich gar nicht nachvollziehen, obwohl die Klinik sehr gut ist. Mein Mann muss im Moment ein furchtbares Trauma durchleben und auch meine Stimme und Anwesendheit können ihn nicht erreichen. Er lebt in einer Zwischenwelt, kommt aus dem Traum nicht rein in die Realität. Für unsere Zukunft brauche ich noch so viel Kraft und bin doch so hinfällig und schwach. Jede Minute reiße ich mich zusammen, doch ich merke wie mein Körper schwächelt. Morgen früh bin ich wieder ganz anders drauf, sehe den Tag wieder positiv und habe trotzden Angst vor dem Abend.
Vielleicht sind meine Worte für den einen oder anderen hier zu viel. Eigentlich möchte man ja auch gar nicht so klagen, aber es betrifft mein zweites ich, das was mein Leben lebenswert macht.

Liebe Grüße Utchen77
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Offline carpediem

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Liebe Utchen,

was Du schreibst und durchmachst klingt furchtbar.  Ich bin fest davon ueberzeugt, dass Dein Mann Dich heort und spuert wenn Du bei ihm bist, und dass Du somit fuer ihn eine grosse Unterstuetzung bist.

Mein Onkel hatte eine grosse Herz OP vor ein paar Jahren und als ich ihn wieder einmal traf hat er uns von seinen schlimmen Traeumen erzaehlt; regelrecht Alptraeume! 

Meine Freundin die Anesthesistin ist hat mir erzaehlt, dass die Narkose bei Herz Ops nicht so stark sein kann und dadurch einige Menschen diese Traeume erleben.  Vielleicht hat es ja damit zu tun.  Wenn die Aerzte dafuer keine Erklaerung haben weiss ich auch nicht ob das nun so richtig ist.  Jedenfalls denke ich, dass mein Onkel sich keinem Arzt bezueglich dieser Erfahrung anvertraut hat und nur uns davon berichtet hat.

Die Geschichte von Gaby56 hat mir gezeigt, dass, auch wenn die Hoffnung noch so klein ist, es sich immer lohnt nicht aufzugeben.  Du musst nun noch weiter stark sein - ich hoffe und wuensche, dass unser Zuspruch Dir ein wenig dabei hilft.

Liebe Gruesse,
carpediem 

Offline KaSy

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Liebes utchen,

sprich weiter zu Deinem Mann, auch wenn Du den Eindruck hast, Du würdest nicht zu ihm durchdringen. Das weiß niemand. Also rede mit ihm, sprich Dich bei ihm aus. Vielleicht hört er es und es hilft ihm.

Auf jeden Fall hilft es Dir, über Deine vielen Gefühle zu reden.

Wenn Dir so ist, scheue Dich nicht, ihn aufzufordern, aufzuwachen und für Dich da zu sein.
Erzähl ihm, wie schlimm es für Dich ist, allein zu sein.
Weine um ihn, um Dich.
Du darfst auch mal Deine Wut rauslassen.

Aber dann erzähl ihm von Euren schönen Zeiten.

Erzähl ihm vom Frühling, davon, dass Du Dich für ihn extra schön gemacht hast (Das tust Du doch?!!)

Erzähl ihm alles, was Dir an Gutem geschieht, wer Dir hilft, Dir gute Worte sagt (Du nimmst sie doch wahr?!!).

Erzähl ihm, was ihn erwartet, wenn er aufwacht - die goldene, wärmende Sonne, der strahlend blaue Himmel, der Gesang der Vögel, das Grün der Wiesen und Bäume, die Farbenpracht der Blumen ( Du siehst die schöne Natur doch auch?!!)


Du musst (!!) Dich im Interesse Deines Mannes um Dich kümmern.
Du musst ausreichend und gut schlafen! Frage die Ärzte, ob sie Dir vorübergehend etwas Schlafförderndes empfehlen können.
Du musst Deinen berechtigten traurigen Gedanken ganz bewusst schöne und freudige Gefühle entgegensetzen! Such das Schöne um Dich herum, um Deinem Mann davon zu berichten. Wozu sollte er sonst aufwachen?
Tu Dir Gutes. Schau bewusst beim Einkaufen, was Dir schmecken würde, und wenn es ein Stück Torte oder ein "fettes" Eis ist, du musst essen!

Nimm Dir für den Abend, vor dem Du Dich fürchtest, etwas Schönes vor:
- ein duftendes Bad, als hätte Dein Mann es Dir vorbereitet
- leuchtende Kerzen, denk an romantische Stunden mit Deinem Mann
- wunderschöne Musik, wie Du sie gern hörst, sie kann Deine Trauer mitnehmen
- laufe durch den warmen Abend, genieße die stille Umgebung
...

...und erzähle Deinem Mann von diesen Stunden.

KaSy
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Offline Igelchen

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Liebes Utchen,

für dich ist es sehr schlimm deinen Mann so zu sehen ihm beizustehen und doch glaubst du für deinen Mann nichts tun zu können. wie Krimi un die anderen dir sagten: dass du bei ihm sitzt und ihm dieses ganz besondere unheimlich wichtige Gefühl gibst du bist bei ihm ist unermäßlich wichtig!! und wie auch schon gesagt darüberhinaus mußt du auch auf dich schauen!! das isr besonders wichtig!!! es macht nichts wenn du dir einen Zeitraum nimmst in dem du dich erholst. höre auf deinen Körper es sind bestimmt Tage an denen du nur für ihn an seinem Bett bist und an anderen Tagen einige stunden. ich habe mit absicht das wörtchen "nur" nicht verwendet. so solltest du wenn es dir gelingt auch nicht denken  z.B. ich war heute nur so...bei Ihm...dies ist völlig in Ordnung. Glaube mir das Gefühl von deinem Mann im Moment für Zeit ist nicht vorhanden aber das Gefühl du bist bei ihm das merkt er!! Ich habe auch ein Trauma von der OP (ich war bei einem Psychologen der mit mir versucht hat dahinter zu kommen warum rot so Anfälle auslösen er sagte etwas bei der op war wohl der auslöser)ich schreke bei der Farbe rot in den meisten fällen zusammen bei bremslichtern von autos schreie ich noch heute als beifahrerin im auto und mein mann beruhigt mich ganz leise alles i.O. nichts passiert. Ich habe auch manchmal Zustände zu hause in denen ich von Schmerzen geplagt so stark abtrifte das mein Mann auch nicht zu mir durchkommt und ich hinterher zwar noch weiss da war was wie durch einen Schleier wie ein wandelnder Wachkomapatient...aber wie lange ob stunden oder tage ??? ich weiss es dann nicht mehr. Beim letzten Zusammenbruch wars ganz doll ich lag auf dem Fußboden gekrümmt habe nur geweit geschrien  mein mann hat die Ärztin angerufen die leider nicht erreichbar war hat mir versucht wasser wenigstens die Lippen zu befeuchten...er war hilflos ratlos und es ging ihm sehr an seine Substanz. Dein Mann ist sicherlich irgendwie auch in sich gefangen hilflos und gibt dies mit seinem schrein zum Ausdruck. Deine Nerven liegen blank keine Frage darum sei achtsam auf dich!! gebe dir zeit zu Kräfte sammeln (du brauchst kein schlechtes Gewissen dabei zu bekommen) damit du nicht daran zerbrichst denn nach dem ganzen Schlamassel möchtet ihr beide gemeinsam weiter machen. sorry wenn ich so viel geschreiben habe. mich bewgt es innerlich sehr und ich möchte nur mein Verständiss dir als Angehörige und deinem Mann als "Mitpatient" ausdrücken.

Ganz viel  Kraft Wärme und Liebe für euch beide  :)
Igelchen
entscheide dich immer für das liebevolle in dir und du wirst das richtige tun.
die lebensfreude verleiht flügel und macht wunder möglich.

Offline utchen77

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Hallo Igelchen, hallo Krimi und all die anderen Forum Leser ,

nachdem mein Mann verlegt wurde habe ich heute mit der Ärztin gesprochen.Wie ich schon vermutet habe, hatte mein Mann direkt nach der OP einen epileptischen Anfall. Gestern abend sind wieder Atemprobleme eingetreten und man hat ihn in ein künstliches Koma versetztund er wird künstlich beatmet. Das auf bzw. erwachen kann Wochen dauern und es darf nichts mehr passieren, das wäre sein aus. Da war die Ärztin sehr deutlich.
Ich erzähle ihm immer wie sehr sehr ich ihn vermisse und das er gesund werden muss für unsere Zukunft, für unsere Liebe, wie sehr ich ihn brauche.
Und immer wenn ich abend hier am PC bin und meine Gefühle aufschreibe, weiss ich nicht wie ich in den Schlaf finden soll.
Meine Wünsche begleiten meinen Mann in jeder Minute und alle die, die ähnlichen durchmachen müssen.
Wie schön und wie schmerzvoll kann Liebe und Sehnsucht sein.

Liebe Grüße Utchen77
Andere freuen sich über Gewinne und ich freue mich über den Verlust. Den Schmerz zu verlieren wäre für mich der größte Gewinn.

 



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