HirnTumor-Forum

Autor Thema: Gehirntumor u. n. ein bißchen mehr Clivus Chordom Vorstellung utchen77 (Betr.)  (Gelesen 186436 mal)

Offline krimi

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Liebes Utchen77,

ich habe gerade deine letzten Berichte gelesen.
 
Es tut mir so leid, dass dein Mann einen epileptischen Anfall wenn nicht sogar eine Serie hatte. Andererseits sprechen seine Unruhe und das Rufen auch für schlimme Träume.

Von meinem Schwiegervater weiß ich, dass er in seinem „Tiefschlaf“ auch die wildesten Träume hatte. Von schrecklichen Dingen träumte.

Deiner Aussage entsprechend wünsche ich für euch beide, dass er keinen weiteren Anfall bekommt und jetzt in die Erholungsphase der OP tritt.

Es ist super, dass du auf eine Ärztin getroffen bist die offen und ehrlich mit dir spricht. So weißt du auch, dass alles für deinen Mann getan wird und er gut aufgehoben ist.

Ich möchte mich unbedingt KaSy’s Worten anschließen: Du musst (!!) Dich im Interesse Deines Mannes um Dich kümmern.
Und in deinem Interesse.
 
Oder auch was Igelchen schrieb: Glaube mir das Gefühl von deinem Mann im Moment für Zeit ist nicht vorhanden…
Er hat jetzt kein Zeitempfinden. Und wenn er wieder wach ist, wird es ihm nicht bewusst sein wie viel Tage er geschlafen hat.  Nutze darum diese Zeit auch für dich.

Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst etwas Schönes nur für dich allein zu machen. Es geht. Soweit du kannst geh nach draußen, in einen Park, in die Fußgängerzone. Schau den Menschen zu. Du wirst einige sehen die in dem Moment auch allein unterwegs sind und an ihren Gesichtern sieht man nicht immer ob sie generell allein sind, welche Probleme sie mit sich herum tragen müssen.
Sieh einfach die Menschen die trotzdem unter Menschen sind. Sieh den Kindern zu wie sie lachen, spielen, herum laufen.
Im Park oder anderen Grünanlagen kannst du dich trotz deiner seelischen Not an dem Frühling in all seinen Farben und dem Gesang der Vögel erfreuen. Diese angenehme Zeit baut dich auf. Lass es zu, dass sie dich aufbaut.
Du nimmst niemand etwas weg. Und dein Mann gönnt dir diese schönen Momente ganz bestimmt.
Und beim nächsten Besuch bei deinem Mann erzählst du ihm was du erlebt hast.

Gib bitte auf dich acht. Wenn dein Mann wieder wach ist braucht er dich auch noch weiter.

Du schreibst: Wie schön und wie schmerzvoll kann Liebe und Sehnsucht sein.
Eine Definition von Liebe lautet: Liebe ist die bange Sorge um das Wohl des Anderen. 
Und so empfindet dein Mann bestimmt auch für dich und er würde wollen, dass du dich auch um dich selbst kümmerst.

LG krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline utchen77

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Liebe Krimi,

in den letzten Tagen hatte ich Raum und Zeit und auch fast mich verloren. Bis heute ist mein Mann im künstlichen Koma und wird noch beatmet. Alles braucht eben seine Zeit und seine Zeit um aufzuwachen ist noch nicht gekommen.
Am Wochenende musste ich mir selber negative gesundheitliche Probleme eingestehen. Nach einem langen Gespräch mit einer guten Bekannten meiner Tante habe ich mir zwei Tage Auszeit gegönnt um mich zu degenerieren.
Ich muss nun Kraft tanken für die Zeit wo mein Mann mich dringend braucht und bin dabei meinen Alltag wieder in den Griff zu bekommen. Nur die Angst kann mir keiner nehmen denn die begleitet mich Tag und Nacht.

Liebe Grüße Utchen77
Andere freuen sich über Gewinne und ich freue mich über den Verlust. Den Schmerz zu verlieren wäre für mich der größte Gewinn.

Offline krimi

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Liebes utchen 77,

schön wieder von dir zu hören.

... habe ich mir zwei Tage Auszeit gegönnt um mich zu degenerieren.

... und bin dabei meinen Alltag wieder in den Griff zu bekommen.
Das war eine gute Entscheidung. Und das Andere schaffst du auch.
Niemand hat etwas davon wenn du ganz auf der Nase liegst.

LG und weiterhin viel Kraft

krimi
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Offline utchen77

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Hallo,

gestern war ich so mutiviert als ich meinen Mann endlich mal wach angetroffen habe.
Aber er war wie immer angebunden und flüsterte mir heiser ins Ohr... bitte hol mich hier raus! Ich versuchte ihn zu beruhigen und zu trösten. Sagte ihm wie sehr ich mich freue wenn er wieder bei mir sein kann, er solle an etwas schönes denken um diesen düsteren Gedankenkreis zu durchbrechen.
Noch gestern abend bekam er den ich weis nicht wie vielten Anfall und man musste ihn wieder schlafen legen und einen Tubus einsetzen.
Da mein Mann keine Entscheidungen mehr treffen kann, es soll ein Luftröhrenschnitt vorgenommen werden damit man ihn besser beatmen kann, hat das Krankenhaus das Gericht beauftragt über eine Betreuungsperson zu entscheiden. Das soll ich sein, denn vielleicht muss in Zukunft noch einiges entschieden werden. Da die Ärztin über unsere Situation bescheid weis hatte sie durchaus Verständnis für meinen Weinkrampf. Es ist so schwer immer tapfer zu lächeln wenn man eigentlich schreien möchte. Drückt mir die Daumen das ich auch in den nächsten Wochen durchhalte. Ich bin emotional so erschöpft.

Gruß Utchen77
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Offline Eva

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Liebe utchen77,

ich bewundere Dich, was Du alles mitmachen musst und nicht aufgibst. Halte weiter durch und ich schicke Dir ein ganz großes Paket Kraft.

LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

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Offline utchen77

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Hallo Eva, hallo Krimi

es ist nun einige Zeit vergangen und die Situation als solches hat sich nicht verändert. Vom Gericht ( muss ich am Dienstag hin )
bin ich als Betreuerin eingesetzt worden. Gestern erhielt ich ein Schreiben vom Gericht, welches mich sehr zum grübeln brachte.
§§ 1908i  1846 BGB kann zur Unterbringung einer geschlossenen Einrichtung führen, die Diagnose lautet ; passagerem Durchgangssymdrom, delirantem Syndrom.
Donnerstag war sein 57. jähriger Geburtstag und ich stand an seinem Bett und habe nur still vor mich hingeweint. Wie die meiste Zeit ( bis auf 2 Tage ) hat er nichts wahr genommen. Abgesehen von meinem körperlichen Schmerz ist der seelische Kollaps nach fast 6 Wochen viel gewichtiger. Glaubt mir, ich habe Angst vor der Zukunft, Angst vor meiner Hilflosigkeit, Angst das sich mein Mann selbst verliert. Er fehlt mir so sehr!!!!!!!!!!!!!!

Gruß Utchen77
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fips2

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§§ 1908i  1846 BGB kann zur Unterbringung einer geschlossenen Einrichtung führen, die Diagnose lautet ; passagerem Durchgangssymdrom, delirantem Syndrom.


Hallo utchen
Fühl dich mal tröstend gedrückt.

Über diesen o.g. Satz würde ich mir keine großen Gedanken machen. Es handelt sich sicher dabei um eine reine Verwaltungsfloskel, welche dir beim Verschimmern der Erkrankung helfen soll.

Es ist im Prinzip die gerichtliche Zusage damit ergangen. dass im Extremfalle, wie Suizidgefahr oder  gefährliche tätliche Angriffe auf Pflegepersonal wegen geistigen Störungen, du keine erneute Erlaubnis beim Gericht einholen musst.
Die bestimmende Person, was mit dem Patienten geschieht, liegt immer noch bei dir. Hab also keine Angst, dass dir hier ein Gericht  einfach so vorgreift. Ich nehm an das ist deine primäre Angst.
Du darfst aber ruhig, falls du daran Zweifel hast, beim Vormundschaftsgericht nachfragen. Ich bin mir sicher, dass die Antwort in der von mir genannten Richtung ausfällt.

Gruß Fips2

Offline utchen77

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Hallo Fips

ja, ich habe darüber auch gerade nachgelesen. Wenn man aufgeregt ist kann man nicht alles immer richtig interpretieren.
Aber so langsam beschleicht mich das Gefühl nicht alles über die OP erfahren zu haben. Was ist geschehen, kann ich die OP Protokolle anfordern!? Ich werde versuchen ein gemeinsames Gespräch mit den behandelnden Ärzten zu organisieren um mir Klarheit zu verschaffen. Jetzt gehe ich ins Krankenhaus in der Erwartungshaltung meinen Mann mal ansprechbar zu sehen.

Gruß Utchen77
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fips2

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Rein rechtlich bist du nun, in der Verantwortung für deinen Mann, gestärkt und Entscheidungsbefugt.

Es handelt sich, für mein Dafürhalten, um eine gerichtlich angeordnete Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht, über den Patienten, der Betreuungsperson gegenüber. Also kann sich der Arzt/Klinik hinter dieser Ausrede nicht mehr verschanzen. Wie soll sonst, ohne lückenlose Information des Gesundheits- und  aktuellen Lagestandes, die Bereuungsperson Entscheidungen für seinen Schützling treffen? Wohl gar nicht.

 Ich hätte die gerichtliche Vollmacht, als Kopie immer dabei, um dem Geblocke mancher Ärzte generell einen Riegel vorzuschieben. Zu jedem Behandelnden Arzt oder Klinik, zu der du in Dingen deines Mannes kommst, würde ich die Betreuungsvollmacht vorlegen und darauf bestehen, dass eine Kopie davon zu der Krankenakte hinzugefügt wird. In Deutschland besteht die rechtliche Welt nun mal viel aus Papier. >:(
Du bist die rechtliche Betreuungsperson und bist umfassend über die Zustände deines Mannes zu informieren.
Punkt.
Das wissen die Ärzte und die Probleme dürften aus der Welt sein.

Für den Notfall würde ich mir die Telefonnummer des Richters/ Sachbearbeiters, sowie das entsprechende Aktenzeichen des Betreuungsbescheides, der gemeinerhand auf dem Bescheid angegeben ist, im Handy speichern, damit du jederzeit Kontakt mit ihm aufnehmen kannst. Der wird dann schon für die entsprechenden Klarheiten sorgen.
Spätestens der angedrohte Hinweis, auf Kontaktaufnahme zum Vormundschaftsgericht, bricht den Widerstand des Arztes/Klinik, das sie sich rechtlich angreifbar machen.
Richter haben es gar nicht gern, wenn ihre klare, schriftliche Anordnungen in Frage gestellt werden. Der Zweifler muss sich warm anziehen. Den Schuh zieht Keiner gern an.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 17. Juni 2012, 18:17:04 von fips2 »

Offline utchen77

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Ein glückliches Hallo,
für alle die meine Geschichte verfolgen. Seit gestern ist mein Mann wieder auf dieser Welt, seine Dämonen haben den Kampf verloren. Mein Gott, was war ich gestern überrascht ihn hellwach und meiner Stimme lauschend zu erleben. Als er von mir zum Abschied einen Kuss wollte, wusste ich, das es nun bergauf geht. Natürlich ist er noch sehr schwach aber wie würden wir uns nach 6 Wochen Dilirium fühlen!? Gestern abend habe ich das erste Mal vor Erleichterung geweint und auch ein paar Stunden durchschlafen können.
Mit dem behandelnden Arzt hatte ich noch ein ausführliches Gespräch ( die Kopie meines Betreuungsausweises habe ich ihm gleich in die Hand gedrückt ) das für mich sehr aufklärend war. Man muss nur das Glück haben den richtigen Arzt zu erwischen, denn häufig ist auf der Intensiv ein ständiger Wechsel.
Im Moment bin ich sehr optimistisch das sich nun alles zum Guten wendet. Meinem nächstem Kopf MRT in 10 Tagen sehe ich auch ganz gelassen entgegen.


Für heute liebe Grüße an alle

Utchen77
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Offline krimi

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Hallo utchen,

ich freue mich sehr mit Dir.
Und meine Daumen sind gleich doppelt gedrückt.
Einmal, dass es mit Deinem Mann weiter bergauf geht.
Und zweitens für dein MRT.

Weiterhin viel Glück wünscht euch

krimi
« Letzte Änderung: 22. Juni 2012, 14:44:57 von krimi »
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline chucks

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Kann mich Krimi nur anschließen!!!!

Offline Eva

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Liebes utchen77,

auch ich schließe mich krimi und chucks an und drücke die Daumen.

LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

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Offline KaSy

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Möge es so gut bleiben!
Es darf auch besser werden.
Bei Euch Beiden!
Ich wünsche es Euch so sehr!
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline utchen77

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Hallo KaSy,

erstmal bin ich froh das mein MRT keine Veränderungen angezeigt hat. Den Bericht müsste ich diese Woche noch bekommen.
Es sieht so aus das der Tumor nicht mehr wächst. Ansonsten war ich in den letzten 9 Wochen in einem  Gefühls-Chaos ohne Gleichen. Es ist noch so viel passiert, das kann man gar nicht nieder schreiben, es würde viele Seiten füllen.
Aber auch die Erfolge meines Mannes haben mich in so weit motiviert, das ich nebenbei angefangen habe die Wohnung zu renovieren. Tapezieren und streichen sind mein Hobby. Mache alles ganz langsam, hab ja Zeit und bin stolz, schon so viel geschafft zu haben. Und das Ergebnis läßt mich meine Schmerzen vergessen. Es kann nur noch besser werden.

Liebe Grüße Utchen77
Andere freuen sich über Gewinne und ich freue mich über den Verlust. Den Schmerz zu verlieren wäre für mich der größte Gewinn.

 



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