Bericht Teil 7
Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. hatte im Zusammenhang mit dem Krebskongress für die Patienten ein Expertenforum zum Thema Hirntumoren organisiert, das von Prof. Dr. med. Peter Vajkoczy (Charité Berlin) und dem selbst betroffenen Arzt Dr. M. Walter moderiert wurde.
Prof. Dr. med. A. Jödicke, Neurochirurg im Vivantes Klinikum Berlin Neukölln, sprach zum Thema „Operative Therapien“.
Diagnostik zum Zweck der Therapieplanung
- Für die Diagnostik ist ein MRT mit Kontrastmittel unerlässlich.
- Die Einschätzung des Stoffwechsels in einem Tumor ist erforderlich.
- Eine Feinnadelbiopsie kann die Diagnose konkretisieren oder sogar zur Entfernung eines (kleinen) Tumors genutzt werden.
-Nach einer guten Diagnostik kann weiter geplant werden.
-Das Ziel ist eine maximierte Resektion (Entfernung) des Tumors, wodurch, abgesehen von der wünschenswerten organischen Heilung, u.a. auch seltener Depressionen auftreten.
Hirnfunktionsprüfung während der OP
Mitunter ist es notwendig, die Funktionen des Gehirns während der OP zu prüfen, um festzustellen, wie weit man bei der Operation gehen kann, ohne Schäden zu erzeugen. Wenn man zu weit operiert, kann es zu vorübergehenden Schäden kommen, in 4%-6% derartiger OP sind dauerhafte Schädigungen möglich.
Bei den Gebieten, die für Bewegungen verantwortlich sind, ist diese Testung in Vollnarkose möglich. Man kann die Stelle im Hirn reizen, um festzustellen ob die erwartete Bewegung (Arm, Bein, Finger, …) eintritt.
Wird nahe dem Sprachzentrum operiert, ist der Test nur in einer Wach-OP möglich. (Die OP beginnt in Vollnarkose. Wenn der Operateur an die kritischen Grenzen kommt, wird der Patient geweckt und festgestellt, ob er noch normal sprechen kann, während bestimmte Hirnstellen gereizt werden. Das Gehirn kennt keinen Schmerz, daher ist diese Prozedur möglich. Allerdings wird der Patient umfassend aufgeklärt und muss sein Einverständnis geben. Es ist möglich, dass sich diese Wach-OP-Erlebnisse nachhaltig auf die Psyche auswirken. Wenn der Patient darauf eingestellt ist, ist es jedoch nicht vergleichbar mit den äußerst selten vorkommenden Erlebnissen von Patienten, die zu gering anästhesiert wurden. KaSy)
Es ist möglich, während der OP den Tumor mit einem bestimmten Farbstoff anzufärben, um die Tumorzellen von anderen zu unterscheiden.
Grundsätzlich ist die Operation die Basis der Hirntumortherapie. Strahlentherapie und Chemotherapie sind weniger effektiv und ergänzen das Gesamtkonzept. Sie können bei inoperablen Tumoren auch alleinige Therapien sein.
Patientenfragen
Was passiert mit dem Loch nach der OP?
Vorrangig füllt es sich mit hirneigener Flüssigkeit, teilweise drückt auch das zuvor verdrängte Gehirn dort wieder hinein.
Ist die vollständige Heilung bei WHO II / III-Hirntumoren ausgeschlossen?
Die Therapie setzt bei diesen Tumoren an, wenn der Tumor wächst. (Zur Feststellung sollte man nicht nur aufeinander folgende MRT-Aufnahmen, sondern auch die weiter auseinander liegenden nutzen. KaSy) Bei WHO II-Tumoren ist eine vollständige Heilung eventuell möglich. Bei WHO III-Tumoren ist sie unwahrscheinlich.
Warum wird bei einem ansonsten „austherapierten“ Patienten die Temodalbehandlung nach anderthalb Jahren abgebrochen?
Es liegen Erfahrungen vor, dass die Temodalbehandlung nach einem Zeitraum von mehr als einem Jahr keinen Effekt mehr bringt, da sich in dieser Zeit Resistenzen entwickelt haben. (Wenn also der Tumor nach dieser Zeit nicht oder nicht mehr kleiner wurde, wirkt das Temodal nicht mehr. KaSy) Der Patient würde das Mittel mit seinen nicht unbedeutenden Nebenwirkungen weiter nehmen, aber dem Tumor damit überhaupt keinen Schaden mehr zufügen.
KaSy
Fortsetzung im Bericht Teil 8