Hallo Bavariagirl,
wie ich in deinen letzten Texten verfolgen konnte: Meinen herzlichen Glückwunsch zum "Nein sagen" können. Denn meist sind es doch immer die Gleichen die sich bei geplanten Aktivitäten angesprochen fühlen, auch wenn sie sich vorgenommen haben beim nächsten Mal nicht "hier" zu rufen.
Ich habe es auch gelernt. Bei dem letzten größeren Fest, letzte Woche Samstag mit über 100 Personen war meine einzige Aktivität Bierzeltgarnituren und eine "Kaffeemaschine für 85 Tassen Kaffee auf einmal" zur Verfügung zu stellen. Und einfach nur dabei zu sein.
Vorher war ich auch immer an vorderster Front wenn es darum ging Schulfeste, Kollegiumsausflüge und private große Geselligkeiten mit zu planen. Man ist schon doch noch lernfähig.
Du fragst:
Wie lange hat das eigentlich bei Euch so gedauert, bis Ihr das Gefühl hattet: Ja jetzt bin ich wieder topfit.
Das ist für mich eine auch etwas längere Geschichte.
Meine Tumorgeschichte begann 2004 mit 2 Tumor-OPs an der Wirbelsäule und aufgrund dessen festgestellter Neurofibromatose 2. In diesem Jahr habe ich mich leider nach den OPs überschätzt und bin relativ schnell wieder arbeiten gegangen. Länger als jeweils 4 Wochen Krankschreibung habe ich es zu Hause nicht ausgehalten. Fühlte ich mich doch fit.
Die 3. OP war dann 2008 am Bein. Auch da habe ich mich schnell wieder fit gefühlt. Und damals wurde mir auch gesagt, dass ich "gute Aussichten" für einen Hirntumor habe.
Das war dann ja auch eingetroffen. Im Vorfeld zur Hirntumor-OP hatte ich nicht gedacht, dass alles so gut verlaufen würde und ich "nur" 3 Monate brauchte bis ich wieder arbeiten konnte.
Heute weiß ich - es war immer zu früh. Meine Wiedereingliederung nach der Hirntumor-OP hat sich über 5 Wochen erstreckt und die restlichen Wochen bis zu den Sommerferien waren so geregelt, dass ich nach Hause ging wenn ich nicht mehr konnte.
Nach den Sommerferien dachte ich "jetzt bist du wieder in alter Form". Mein Kopf zeigte mir schnell meine Grenzen. Gedächtnisprobleme, Konzentrationsprobleme. Ich brauche meinen Mittagsschlaf. Vor allem nach einem anstrengenden Arbeitsvormittag und vor Konferenzen, Besprechungen oder Aktivitäten die viel Kraft kosten werden, ob kognitiver oder körperlicher Art. So etwas wie sich Ruhe gönnen habe ich, selbst nach den anderen OPs, nicht für mich in Anspruch genommen. Aber jetzt!!!
Meine letzte OP ist jetzt 16 Monate her. Fühle ich mich wieder topfit? Manchmal denke ich ja, du hast es geschafft. Heute ist es gut gelaufen. Am nächsten Tag sieht es wieder anders aus.
Solange mir mein Körper meine Grenzen aufzeigt, fühle ich mich nach den Operationen noch nicht als ganz gesund.
Hinzu kommt für mich, dass der Hirntumor bei mir Epilepsie ausgelöst hat. Die fordert zusätzliche Kraft.
Und leider ... meine erste Baustelle hat ein Rezidiv gebildet.
Ich wünsche dir von Herzen, dass es bei dir gut verläuft und du dich deinen Kräften und Empfindungen nach fit bzw. topfit fühlst.
Meine Geschichte sowie bestimmt auch KaSys, wir möchten/ich möchte dich sensibilisieren auf dich zu achten. So wie alle anderen auch die hier lesen.
krimi