Hallo, Bella,
lass Dich von Deiner Familie ja nicht treiben!
Du hast eine ziemlich hohe Treppe wieder hochzuklettern.
Die erste Stufe war die Diagnose, das war allerdings eine Stufe abwärts.
Die zweite Stufe abwärts war die schlimme Wartezeit. Dass aus dieser Stufe nicht gleich drei Abwärtssprünge wurden, hast Du Dir, Deiner Kraft, Deinem Optimismus, Deiner Tochter und auch diesem Forum zu verdanken.
Die erste Stufe wieder aufwärts war die OP.
Die zweite das Aufwachen und sich-freuen.
Die dritte die Woche im Krankenhaus.
Die vierte - ganz wenig aufwärts oder sogar ein wenig abwärts - ist die Zeit zu Hause bis zur Reha mit der Auseinandersetzung mit den Erwartungen der Familie und den eigenen Fähigkeiten und Gefühlen. Pass auf, dass Du nicht die Treppe rückwärts runtergeschubst wirst. Suche Dir ein Geländer zum Festhalten, z.B. auch dieses Forum.
In der Reha wird es ein/zwei große Stufen aufwärts gehen, zwischendurch auch mal abwärts. Aber bedenke, eine Rehaklinik ist ein geschützter Raum! Der Stress mit den Therapien, den man dort empfindet, ist gar nichts gegen den Alltag zu Hause oder gar eine berufliche Tätigkeit.
Nach der Reha wirst Du immer noch einen Schongang einlegen müssen, um nicht die Treppenstufen nach oben hochzustolpern oder gar wieder runterzufallen.
Auch ich habe erst nach einem halben Jahr langsam mit wenigen Stunden wieder meine Arbeit aufgenommen, als bei mir ein WHO I - Meningeom operiert wurde. Nach etwa anderthalb Jahren fühlte ich mich wie vorher.
Das ist aber ein schleichender Prozess, quasi wie ein Weg für Rollis, der weiter und flacher verläuft als die eilige Treppe. Man kommt ans Ziel aber langsam. Würdest Du mit dem Rolli die Treppe nehmen. wäre das ein viel zu holpriger Weg, auf dem es eine Menge Erschütterungen zu ertragen gibt, auch Abstürze können vorkommen. Ganz heil kommt man auf diesem Weg nicht oben an.
(Oje - das war gerade auch eine Selbsterkenntnis für mich in der Reha, in der ich gerade bin. Ich versuche immer wieder, die Treppe zu nehmen ... jetzt habe ich die Ärztin und die Psychologen verstanden, die mir das immer sagen. Also war das jetzt für Dich eine von mir schwer erkämpfte Selbsterkenntnis.)
Ich wünsche Dir einen möglichst glatten, wenn auch längeren Weg in Dein fast altes Leben, das mit neuen Erfahrungen ein geändertes sein kann.
Deine KaSy