Hallo,
immerhin scheint es nach Deinen Beobachtungen der Kleinen zumindest tagsüber gut zu gehen. Fieber und Erbrechen müssen keine Zeichen eines Hirntumors sein, da ist Deine Schnupfen-Erklärung eher wahrscheinlich.
Ich bitte Euch sehr - bei aller schrecklicher Angst, die Ihr um Deine Nichte habt - geht mit ihr so normal wie möglich um. Verwöhnt sie nicht aus lauter Fürsorge oder gar Mitleid.
Sie hat es bereits einmal überstanden und wird es - wenn nötig - auch ein zweites Mal bewältigen.
Davon müsst (!) Ihr ausgehen!
Wir Erwachsenen leiden wahnsinnig darunter, wenn Kindern etwas derart Schreckliches geschieht.
Aber Kinder gehen anders damit um.
Für sie ist es einfach so, dass sie nun wegen etwas behandelt werden müssen, das in ihrem Kopf ist.
Sie sind nicht traurig oder ängstlich, wenn es in die MRT-Röhre geht oder sie bestrahlt werden.
Sie sind eher neugierig, fragen die Schwestern und Ärzte, lassen sich von ihnen Bonbons geben und malen gern schicke Bilder für die lieben Weißkittel. Und Euer Mädchen wird sich an die vergangenen Behandlungen erinnern und sie nicht als schlimm empfinden. Vielleicht wird sie sogar gern dorthin gehen, weil sie sich an die netten Menschen erinnert und auch ein wenig stolz darauf sein, als "Bekannte mit Erfahrung" dort auftreten und evtl. sogar anderen Kindern helfen zu können.
Lasst sie Eure Angst (möglichst) nicht spüren.
Erzieht sie normal weiter, auch mit konsequentem NEIN-Sagen.
Euch wird es weh tun.
Aber sie braucht auch in dieser Situation klare Ansagen, wie weit sie gehen darf und wo ihr vernünftigerweise Grenzen gesetzt werden.
Im übrigen verlaufen Hirntumorerkrankungen bei Kindern ganz anders als bei Erwachsenen, die den gleichen Tumor haben. Kinder gehen auch mit ihrem eigenen bevorstehenden Tod viel natürlicher, normaler um als wir, die wir eine entsetzliche Verlust-Angst entwickeln.
Ihr musstet bereits die Erfahrung mit den Therapien und Therapeuten machen - das kommt Euch - falls es so sein sollte - dann zugute, indem ihr Euer Vertrauen weiter in die Kinderkliniken setzt.
Dieses Vertrauen soll die Kleine spüren!
Und seid kingerecht ehrlich zu ihr, wenn sie Fragen hat, Angst, Schmerzen.
Vertraut darauf, dass alles für sie getan wird!
(Es bewegt mich sehr. Es zerreißt mir das Herz, an dieses Kind zu denken. Doch ich habe als Lehrerin auch Kinder erleben dürfen, die derartige Krankheiten sehr gut überwunden hatten. Wo aber die berechtigte Angst der Eltern zur Überfürsorglichkeit wurde, fiel es den Kindern später schwerer, wieder ein ganz normales Leben zu führen.
Ich finde meine Worte selbst grausam und weiß nicht, ob ich das könnte.
Aber ich weiß, dass erwachsene Hirntumorbetroffene lachen können und es sehr gern tun und für Kinder trifft das noch viel mehr zu.)
Ich zögere ein wenig, das jetzt abzuschicken, und hoffe, Ihr versteht es.
KaSy