Hallo, Du Kleiner Hypo,
ich sehe es ähnlich wie BabsyO.
Du hast es ja eigentlich selbst bereits angedeutet, dass Du die Symptome von Krankheiten entwickelst, von denen Du hörst. Diesmal war es der Hirntumor Deiner Kollegin, von dem Du weißt, dass er Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auslösen kann.
Diese Dir bekannten Symptome hast Du sehr stark verinnerlicht und sie sind über Nacht in Deinem Denkorgan noch verarbeitet und dadurch verfestigt worden.
Du hast Deinem Gehirn nicht nur mitgeteilt, dass die Kollegin einen Hirntumor und diese Symptome hat und Du Mitleid (oder so) für sie empfindest. Du hast ihm durch Dein intensives Damit-Umgehen deutlich gesagt, dass DU diese Symptome hast. "Na gut", sagt sich das Gehirn, "soll er haben. Aber erst mal nur Kopfschmerzen."
Die Kopfschmerzen hattest Du natürlich nicht, weil Dein Gehirn das gesagt hat, sondern weil Du eine so angstmachende Krankheit verarbeitet hast. Jeder hat vor einem Hirntumor Angst! Am meisten diejenigen, die ihn selbst nicht haben, aber jemanden kennen, der einen hat. Man sieht es uns Betroffenen ja nicht an, aber sobald man es jemandem sagt, wird man sofort in die höchste Mitleidsstufe eingeordnet und behandelt wie ein rohes Ei mit noch ungefestigter Schale.
Du bekommst also Kopfschmerzen. "Oje", denkst Du, "ich habe Kopfschmerzen! Das ist doch das erste Zeichen eines Hirntumors! Nein, das darf doch nicht sein! Ich hatte doch schon einen Tumor! Nicht schon wieder! Und nun auch noch im Kopf!"
Die Angstspirale beginnt. Du fängst ein wenig rational an zu denken. "Naja, es sind vielleicht doch einfach nur Kopfschmerzen. Oder doch ein Tumor? Dann müsste mir doch auch übel werden ..." Und prompt wartest Du unbewusst auf die Übelkeit. Erwartest sie regelrecht: "Ich habe doch einen Hirntumor, da müsste mir doch übel werden und ich müsste mich übergeben."
"Okay", sagt Dein Gehirn, "soll er sich eben schwindlig fühlen."
Du hast mit Deinen Gedanken Dich selbst und konkret den zuständigen Hirnbereich so beeinflusst, dass die Übelkeit tatsächlich hervorgerufen wurde. Nur mit dem Erbrechen klappt das mit einer psychisch erzeugten Übelkeit noch nicht - kann aber auch noch kommen.
"Wenn ich einen Hirntumor habe", denkst Du weiter, "dann muss er doch irgendwo zu tasten sein. Und wer sucht, der findet auch - diese Stelle unten am Hinterkopf. "Aha, da ist er!" Und wenn Du täglich wieder tastest, wird er bestimmt auch größer.
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Real ist es so, dass Hirntumoren Kopfschmerzen verursachen können, aber nicht müssen. Mir wird von guten Bekannten gern immer wieder besorgt unterstellt, dass ich ja leider immer diese Kopfschmerzen habe. Hab ich aber meist nicht. Für das "Allgeimeinvolk" sind aber Hirntumoren mit Kopfschmerzen unmittelbar verbunden. Ich sag mal, schön wärs, dann würde es ein sicheres Zeichen für einen Hirntumor sein. Ist es aber nicht. Mitunter werden sogar sehr große Hirntumoren nur per Zufall entdeckt.
Hirntumoren KÖNNEN Übelkeit bzw. Gleichgewichtsstörungen und Erbrechen verursachen. Das kann durch sehr starke Kopfschmerzen ausgelöst werden, die aber meist nicht auftreten, da sich die durch einen Hirntumor verursachten Kopfschmerzen sehr langsam verstärken. Sie sind untypisch. Im Liegen oder wenn man sich herunterbeugt, sammelt sich mehr Liquor (die das Gehirn und das Rückenmark umgebende Flüssigkeit) im Kopf an und verstärkt den Druck im Kopf. Dieser muss aber bereits vorher höher als üblich gewesen sein, eben durch einen Hirntumor, der bereits so groß ist, dass der Platz im knöchernen Schädel nicht mehr ausreicht. Ich selbst war nie davon "geplagt".
Deine Kopfschmerzen sind an der Stelle lokalisiert, an der Du Deinen Tumor zu haben meinst.
Du hast Dich informiert, in welchen Situationen sich die Kopfschmerzen verstärken müssten, was sie aber (Du schreibst "komischerweise".) nicht tun. Logischerweise tun sie es nicht, denn da ist noch genug Platz zum Umfließen Deines Gehirns mit dem Liquor. Hirntumorkopfschmerzen sind tatsächlich organische Kopfschmerzen, die die Psyche nicht erzeugen kann.
(Die durch einen Hirntumor bzw. eigentlich die OP belastete Psyche kann aber Kopfschmerzen auslösen. Ich hatte sie nach der OP bei unschönen, angstmachenden Situationen, die ich real erlebte, im Film sah, davon hörte, ...)
An der Stelle, wo ein Tumor nach außen hin sicht- und tastbar ist, würden auch nicht solche Kopfschmerzen auftreten, wie Du sie beschreibst. Ich habe meine Meningeome tatsächlich selbst ertastet und sie lösten trotz einer bedeutenden Größe keine Kopfschmerzen aus. Lediglich beim leichten Druck auf diese Stelle tat es lediglich so weh, als wenn ich mich dort gestoßen hätte und nun einen blauen Fleck hätte. Dass Deine Kopfschmerzen ab und zu einfach weg sind, hängt damit zusammen, dass Du Dich ja auch im Unterbewusstsein nicht ständig mit den Kopfschmerzen beschäftigen kannst. Andere Dinge der Arbeit und der Familie überwiegen immer mal wieder und lassen die Kopfschmerzen in den Hintergrund treten.
Das ist übrigens auch ein Lösungsansatz. Konzentriere Dich bei auftretenden Symptomen - welcher Krankheit auch immer - auf etwas, was Dich für eine etwas längere Zeit sehr beschäftigt, ein ingenieurtechnisches Problem, eine Matheaufgabe, (äh - Kinder?? -*) oder die Urlaubsplanung, ein anspruchsvolles Kochrezept. Vielleicht stellst Du ja dann auch fest, dass die Symptome nachlassen. Das würden sie bei der tatsächlichen Krankheit nicht, dann würden Dich die Kopfschmerzen z.B. nicht denken lassen.
Also, kurz gesagt, Deine Beschreibungen deuten nicht darauf hin, dass Du einen Tumor hast.
ABER:
Du befürchtest, einen Hirntumor zu haben und so hätte ich Dir genau das geraten, was Du bereits veranlasst hast, nämlich einen Facharzt aufzusuchen. Lass Dich dort nicht damit abspeisen, dass Du Dir das nur einbildest. Eine solche Äußerung würde die (Schein-?)Symptomatik und damit Deine Angst verstärken.
Es sollte schon ein MRT durchgeführt werden. Ich würde Dir aber empfehlen, Dir die Bilder, wenn überhaupt, nur gemeinsam mit dem Neurologen anzuschauen und nach jedem (!) Dir ungewissen weißen Fleckchen zu fragen.
Auch wenn es bei Dir danach aussieht, dass zumindest Deine Symptome eher nicht von einem Hirntumor stammen, so schließt das nicht aus, dass Du womöglich doch einen hast, was aber nicht zu vermuten ist. (Das ist wie mit der Schwangerschaft von BabsyO. Ich habe andererseits auch mehrfach davon gehört, dass ein intensives Bemühen um eine Schwangerschaft den psychischen Druck so verstärken kann, dass eine Schwangerschaft nicht eintritt.)
Ein Neurologe sollte auch in der Lage sein, sich deines psychischen Problems zu widmen bzw. Dir einen Facharztweg aufzuzeigen. Du hast es für Dich selbst bereits lange erkannt, dass Du diese hypochondrischen Züge hast. Du entwickelst tatsächlich die Krankheitssymptome. Aber die dazu gehörige organische Krankheit kann nicht gefunden werden. Weil es sie nicht gibt. Die Symptome aber sind wirklich da. Und das ist auch eine "Krankheit", aber keine organische, sondern eine psychische. Deine Psyche reagiert überstark auf alles, was nach Krankheit "riecht". Und das macht Dich wirklich krank. Ein Teufelskreis, aus dem Dir der Neurologe und ein Psychotherapeut heraushelfen kann. Schildere dem Neurologen das genau, die Situationen, in denen Du "krank" wurdest, weil andere krank waren, und lass Dir einen geeigneten Psychotherapeuten empfehlen. Dieser wird nicht gleich für Dich Zeit haben, üblicherweise gibt es mehrmonatige Wartezeiten. Die kannst Du mit dem Neurologen überbrücken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine geeignete Therapie gibt.
* Habt Ihr keine Kinder? Das wäre für Dich Konzentration pur auf ein solches kleines Wunder. Vielleicht hat Dein Gehirn zuviel "Platz" frei für Hypochondrie, der besser mit der Sorge und der Freude für ein Kind genutzt wäre.
Gehe Deinen Weg mutig voran.
Weiß Deine Frau davon? Und Deine Freunde? Vielleicht gelingt es Euch gemeinsam, die Symptome mit Ignoranz oder/und Humor zu vertreiben?
Melde Dich bitte wieder. (Ich will mir doch nicht umsonst "die Finger wund geschrieben" haben.)
Gruß
KaSy