Liebe Stefanie, Du bist nicht allein. Mein Bruder Sascha, immer stark wie ein Bär liegt in seinem Krankenbett zuhaus, ohne sich bewegen zu können. Manchmal öffnet er seine Augen einen Spalt und seine rechte Hand drückt die meine. Keiner weiss, wie es in ihm aussieht, was er denkt. Wir, seine Frau (und 2 jährige Tochter) und die große Familie drumherum wissen, wie es bald ausgehen wird. Er bekommt auch keine Nahrung mehr, nur der Tropf läuft und die Schmerzpumpe, beides gibt uns ein trügerisches Gefühl... Angefangen hat es vor 7,5 Jahren mit einem frontalen Oligodendrogliom, erst Grad II, dann im Jahre 2004 nach anfänglicher OP Grad III. Im April diesen Jahres multifokale Rezidive, die in allen Klinken Berlins als inoperabel abgelehnt wurden. So stehen wir fassungslos vor dem Schicksal unseres geliebten Bruders. Die Symptomatik der letzten Wochen war ähnlich wie bei Deinem Mann, ich kann Dir ja soo nachfühlen. Man wird direkt neidisch auf die Menschen um einen herum, die die Gnade haben, so etwas nicht erleben zu müssen. Es gibt keinen vollständigen Trost. Nur Häppchen davon. Dein Mann wird weiterleben, in Euren Kindern ist er, nicht nur genetisch, aber aus biologischer Sicht (Ich bin Biologe) ist das der Fall. Er ist also trotz seines Schicksals ein "Gewinnertyp" der sich durchgesetzt hat in die nächste Generation, dank Dir. Das ist wirklich das Allerwichtigste! Und solange es Menschen gibt, die ihn geistig leben lassen, ist er auch nicht verschwunden, wenn er diesem Biest im Kopf erlegen sollte. Solange Dein Mann körperlich noch da ist, stehe ihm bei und trauere mit ihm und feiere die letzten Tage, lass den Tod nicht sein makaberes Spiel spielen, atme immer wieder tief durch und sage Dir "Ich kämpfe um das Glück des Lebens ansich".