Gestern war es genau 5 Monate her als alles anfing, am 2. Februar 2006
Meine Oma (77 Jahre), meine Eltern und ich wohnen alle in einem Haus, wobei wir auch alle unsere eigene Wohnung haben. So war es mehr Zufall, das meine Mutter abends bei meiner Oma saß und die irgendwelches wirres Zeug erzählte. Sie wußte beispielsweise nicht, wo Ihr Sohn wohnt. Am nächsten morgen haben wir dann zum ersten Mal Ihre Anfälle bemerkt. Sie bekam ein Lähmungsgefühl im rechten Bein, dann im rechten Arm und dann hielt sie sich einige Zeit die rechte Gesichtshälfte fest. Nachdem sich der Krampf gelöst hatte und sie wieder sprechen konnte, erzählte sie uns, das sie das Gefühl hätte, das ihr Kopf anschwillt. Allerdings wußte sie nicht mehr genau, wie oft sie diese Anfälle schon gehabt hat. Meine Mutter hat dann das einzig richtige gemacht und den Hausarzt angerufen. Dieser hat dann nicht weiter überlegt und gesagt, sie solle sofort in die Klinik. Gesagt, getan. Dort wurden dann CT-Aufnahmen gemacht. Bei der Visite wurde ihr dann gesagt, sie hätte einen kleinen Schlaganfall gehabt und eine Entzündung im Kopf. Aufatmen bei uns allen, denn irgendwie hatte man das Wort TUMOR mittlerweile schon im Kopf gehabt. Als wir sie dann nachmittags freudestrahlend besuchen wollten und ins Krankenzimmer kamen, nahm sie plötzlich meine Hand, fing furchtbar an zu weinen und sagte mir, das soeben ein weiterer Arzt da gewesen wäre und ihr mitgeteilt hätte, das sie doch einen TUMOR hat. Alleine diesen Tag werde ich nicht vergessen. Sie wurde dann in eine andere Klinik verlegt und dort wurde sie dann eine Woche nach der Einlieferung ins erste Krankenhaus operiert. Die Operation verlief gut, abends konnte meine Mutter schon kurz zu ihr. Eine Woche mußten wir dann auf die Ergebnisse der Gewebeproben warten. Am Freitag Abend bin ich zum Krankenhaus gefahren, meine Mutter saß schon bei ihr und meine Oma erzählte mir freudestrahlend, das ihr bei der Visite erzählt wurde, das der Tumor gutartig war. Oh man, war ich happy. Als meine Oma dann jedoch auf Toilette war erzählte uns ihre Bettnachbarin, das die Ärzte lediglich gesagt hätten, das die OP gut verlaufen wäre. Und am darauffolgenden Montag hat meine Mutter alleine mit dem Arzt gesprochen. Sie kam total verheult nach Hause, die Ergebnisse waren jetzt da, der Tumor war BÖSARTIG Glioblastom WHO Grad IV, darüber hatte ich schon etwas im Internet gelesen, oh Gott. Statistisch gesehen max. 1 Jahr Überlebensdauer. Was nun? Große Trauer und Entsetzen. Das kann doch gar nicht sein. Meine Oma war doch immer topfit. Stand im Oktober noch mit mir kopfüber im Kartoffelacker zu ernten und jetzt soll sie nicht mal mehr ein Jahr leben? Wir beschlossen dann alle, das es das beste wäre, wenn wir sie in dem Glauben lassen, das der Tumor gutartig ist, da wir Angst hatten, das sie sich sonst sofort aufgibt wenn sie das ganze Ausmaß ihrer Krankheit wüsste. Sie konnte dann einige Tage später nach Hause, natürlich mit Rundumbetreuung. Sie mußte viele Medikamente nehmen, von dem Kortison schwoll ihr Kopf mittlerweile immer mehr an. Sie bekam dann noch 6 Wochen Bestrahlung. Das ist jetzt ca. 5 Wochen her. Danach wurde nochmal ein CT gemacht, auf dem man schon wieder einen neuen Tumor sehen konnte. Die ganze Zeit über hat sie viel davon gesprochen, das sie sich auf die Hochzeit meiner Cousine freut, diese hat am vergangenen Samstag, den 24.06.06 stattgefunden. Sie war auch bis ca. Mitternacht da. Ich erzähle das deshalb, weil ja oft gesagt wird das kranke Menschen sich noch ein Ziel setzen und danach abbauen. Die letzte Woche hat sie des öfteren davon gesprochen, daß ihr schwindelig ist. Am Samstag, den 01.07.06 hat meine Mutter sich um 8.30 Uhr gewundert, daß meine Oma noch nicht aufgestanden ist. Als sie in ihr Schlafzimmer kam, dann der Schock. Meine Oma lag auf dem Bett und war nicht wach zu bekommen. Ich habe dann den Notarzt verständigt, als der dann da war, war sie zwar wach, aber irgendwie starrte sie uns alle total komisch an. Das ist jetzt 2 Tage her. Sie liegt jetzt in der Klinik, kann seitdem kein Wort mehr sprechen, wird künstlich ernährt. Gestern wurde nochmal eine CT gemacht. Es ist furchtbar mit anzusehen. Wer weiß was jetzt kommt. Mittlerweile überlegen wir auch, ob es wirklich richtig war, ihr die Wahrheit über ihren Zustand zu verschweigen. Sie hat die ganze Zeit auf Besserung gehofft und wir wußten alle das es irgendwann schlechter wird. Ich möchte nur, das sie nicht zu lange leiden muß. Wer weiß ob ihre Sprache überhaupt wiederkommt?! Wenn jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich über Antworten freuen.
Liebe Grüße Lena