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Autor Thema: Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)  (Gelesen 37772 mal)

Offline Anni

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #15 am: 06. September 2012, 09:05:54 »
Hallo BabsyO,

so wie du dich jetzt fühlst können, glaube ich, alle hier nachvollziehen. Das ist eine Botschaft die das Leben aller verändert. Ihr steht steht noch ganz am Anfang und habt noch nicht das Ergebnis der Biopsie. Ich weiß, daß ist leichter gesagt als getan, aber macht euch nicht vorher verrückt, bevor ihr überhaupt das Ergebnis habt, denn egal was für ein Tumor es sein wird, ihr braucht noch viel Kraft. Es muss nicht unbedingt der Schlimmste sein und selbst wenn, du hast ja schon viel gelesen, jeder lebt anders und lange damit. Fakt ist, da ist ein Tumor und das unbeschwerte Leben wie vorher ist vorbei und nun gilt es, das best Mögliche für euren Vater zu finden um ihm zu helfen und für ihn da zu sein.

Zur Palliativmedizin kann ich nur raten, nehmt die Hilfe an, selbst am Anfang. Früher dachte ich auch, ach Gott da steht der Tod vor der Tür. Aber dem ist ganz sicher nicht so. Manche Patienten werden über Jahre betreut. Den Palliativern gehts in erster Linie um das Wohlbefinden des Patienten und es wird versucht, alles zu tun was das Leben mit dieser Krankheit leichter macht. Ich konnte nur positive Erfahrungen machen. Das ist nochmal ein Schlag von anderen Leuten, viel herzlicher und engagierter. Selbst die Schwestern hatten bedeutend mehr Fachwissen als wir das im Krankhaus erlebten. Sie können auch für Euch als Angehörige eine Entlastung sein.

Also versucht euch bitte nicht verrückt zu machen. Das Ergebnis der Biopsie wird den weiteren Weg zeigen. Und wenn das Ergebnis da ist, setzt euch alle zusammen und entscheidet zusammen mit eurem Vater.

LG
Frank

Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #16 am: 07. September 2012, 16:30:25 »
Glioblastom Grad IV. rechts frontal, Balken infiltriert.
Mein Papa ist ziemlich angeknackst psychisch, aber voller Hoffnung.
Dienstag beginnt die Bestrahlung in Würzburg. Wir versuchen ihn in die HIT zu kriegen.
Jetzt heißt es hoffen, dass der Tumor Ruhe geben wird und meinem Vater noch ein paar Jahre bleiben...
Nur wer getröstet wurde, kann wieder trösten. Nur wer durch Leid ging, versteht den Leidenden.

Marion1971

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #17 am: 07. September 2012, 20:35:00 »
Hallo Babsy,

also doch ein Glio  :(
Mein Mann ist auch Betroffener und hat das Glio  am Balken (Schmellerlingsgliom) , auch inoperabel....
Ich hoffe, dass die Bestrahlung und die Chemo gut anschlagen und wünsch Euch ganz viel Kraft !!

LG Marion

Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #18 am: 07. September 2012, 20:46:35 »
Ich komm aktuell nicht damit klar, dass man so GAR NIX machen kann.
In jeder blöden Situation im Leben kann man irgendetwas dazu beitragen, dass sie besser wird. Aber in diesem Fall

Was ich gut finde ist, dass wir jetzt gerade mal fast zwei Wochen nach Einlieferung sind und Dienstag die Thearpie schon beginnt.

Es ist ganz schlimm für mich, meine Eltern so verzweifelt zu sehen.
Wir waren heute mit unserer kleinen Tochter den ganzen Nachmittag bei meinen Eltern. Meine Schwester kam auch mit ihrer Tochter.
Es war ein, den Umständen entsprechend, schöner Nachmittag. Wir haben sogar relativ viel gelacht. Zwischendurch brach immer wieder die Thematik durch und es gab Tränen.
Wir haben alle unglaubliche Angst.
Meine Nichte wird morgen zwei, und meine Schwester plant schon seit Wochen eine kleine Party. Erst wollte sie das Ganze wieder absagen, aber da mein Papa jetzt zu Hause ist, wird morgen "gefeiert". Ich denke, das tut uns allen gut.
Wir müssen jetzt versuchen uns nicht von dieser Krankheit beherrschen zu lassen.

Marion: Von mir auch nur die besten Wünsche für Euch.
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Offline Paujo

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #19 am: 07. September 2012, 21:28:26 »
Liebe BabsyO.......

ich denke du bist hier wirklich gut aufgehoben....jeder versteht hier was ihr gerade durchmacht......
Ich hoffe sehr das die Therapie anschlägt und ihr wirklich noch eine lange Zeit habt.....
dennoch kann ich euch nur den Rat geben genießt den Augenblick....feiert den geburtstag, macht mit Papa all das was er sich wünscht und redet miteinander.
Hirnmonster "Glio" ist ein unberechenbarer Genosse und es ist wirklich jeder Verlauf anders. Ähnlichkeiten gibt es sicher aber das war s auch schon.......
Ich wünsche dir und deinen Lieben viel Kraft und viiiieeeeelllll Glüüüüüück !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
alles Gute für euch
LG
paujo
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Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #20 am: 08. September 2012, 21:53:24 »
Hallöchen zusammen,

der Geburtstag heute war eigentlich ganz schön. Mein Vater hat viel gelacht und er hatte sehr viel Freude an seinen beiden Enkeltöchtern.

Er ist ein anderer. Ich kann es nicht beschreiben... er ist einfach anders. Nicht bekümmert, nicht bedrückt oder entmutigt. Aber irgendetwas ist anders.
Vielleicht ist es auch einfach die Art, wie ich ihn empfinde. Vielleicht geht es nicht von ihm, sondern von mir aus.

Ich habe Angst, zu hoffen. bisher ging jeder Schritt in einen großen Haufen.
Vor nicht einmal zwei Wochen wurde er mit Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert. Noch am Nachmittag hatten wir uns gewünscht, es wäre besser ein Schlaganfall gewesen.
Ich wusste irgendwie die ganze Zeit, dass es ein Glio sein würde. Irgendwie hat mir das eine innere Stimme den ganzen Tag zugeflüstert.
Als das Biopsieergebnis war für mich insgesamt nicht so erschreckend wie für meine Schwester und meine Mutter. Ich hatte mich mit der Thematik schon auseinandergesetzt. Natürlich ist es trotzdem schlimm, katastrophal.

Ich mache mir Gedanken, wie das Leben weitergehen soll und wird. Was auf uns zukommen wird.
Mein Vater hat einen unglaublichen Lebens- und Kämpferwillen. Aber das hatten auch schon andre vor ihm, und haben den Kampf verloren.
Ich wünsche mir, dass er noch wenigstens ein PAAR LEBENSWERTE Jahre bei uns hat. Für ihn wünsche ich mir das, und natürlich auch für uns. Und wenn dann irgendwann seine Zeit, viel zu früh, doch abgelaufen ist, soll er in Würde und Frieden gehen dürfen.

Mein Mann und meine kleine Tochter geben mir im momentan wahnsinnig viel Halt und Kraft. Aber zwischendruch bricht alles aus mir heraus.
Ich habe noch nie im Leben so eine schlimme Zeit durchgemacht.
Ich als ausgesprochene Optimistin... mein Optimismus macht gerade Urlaub.

Paujo: ich ziehe meinen Hut vor dir und möchte dir meine aufrichtige Anteilnahme ausdrücken.
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Offline Paujo

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #21 am: 08. September 2012, 22:22:46 »
Hallo BabsyO
vielen Dank.....
ich glaube schon das dein Papa sich verändert aber man selber schaut auch anders ins Leben......Kleinigkeiten werden unwichtig und ich hab einfach klarer gesehen. Vielleicht geht es dir ähnlich. Du achtest natürlich auf jede Veränderung bei deinem Papa und bist wachsamer und das kostet Kraft. Kraft die du dir gut einteilen mußt.
Nimm dir ruhig mal ne Auszeit mit eurem Baby shoppen gehen oder sowas. Das ist wichtig um in der Spur zu bleiben.....
Ich hoffe für euch mit und wünsche dir viel kraft.
lg
paujo
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Offline Eva

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #22 am: 08. September 2012, 23:49:06 »
Liebe BabsyO,

es ist schön, dass dein Vater den Geburtstag genießen konnte. Er sieht seit der Diagnose vieles anders. Du schreibst, dass er ein Kämpfer ist. Die positive Einstellung ist sehr wichtig. Ich finde den Ausspruch "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren" sehr aussagekräftig. Es gibt immer Ausnahmen von der Regel und warum soll dein Vater nicht dazu gehören.

Auch du wirst es schaffen. Ihr seid eine Familie und haltet zusammen. Das ist sehr gut. Ich schicke dir ein großes Paket Kraft für die nächste Zeit.

LG Eva

Sollte dich mein Erfahrungsbericht über acht Jahre Glioblastom interessieren, kannst du mir eine PN senden.
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #23 am: 09. September 2012, 22:17:06 »
aktuell stabilisiert sich die lage emotional etwas. man fügt ich in sein schicksal und lernt ein wenig mit der situation umzugehen.
mein bruder kam heute zu uns. er wohnt ein bisschen weiter weg und bisher war es ihm nicht möglich zu kommen. seine freundin hat irgendwelche heilpilzgeschichten ausgegraben und glaubt ganz fest an die heilende kraft der pilze. mein mann macht sich gerade schlau. nicht sehr vielversprechend.
hat jemand von euch etwas erfahrung damit?!

meine mutter hatte heute morgen wohl ein extremes tief, das sie allerdings alleine mit sich ausgefochten hat.
ich mach mir auch um sie sorgen. das habe ich ihr heute aber auch so gesagt. dadurch das mein vater körperlich gerade auf hilfe angewiesen ist, ist sie natürlich körperlich auch mehrbelastet. dazu kommt, dass sie selbst nicht die fitteste ist. sie meinte aber, sie mobilisiert kräfte, von denen sie selbst nicht wusste, dass sie da sind. und sie meinte lachend, dass papa manchmal ganz schön nervt, wenn ihm gerade DANN einfällt, dass er was trinken möchte, wenn sie sich gesetzt hat und so sachen.
mitlerweile können wir alle wieder lachen.
aber auch ihr ist die veränderung bei meinem papa aufgefallen. um das kind beim namen zu nennen, seine hemmschwelle was den anstand angeht ist wohl etwas gesunken und sie muss ihn öfter ermahnen.
auch habe ICH das gefühl dass er manchmal recht schnell böse auf etwas reagiert. das kenn ich so von ihm nicht. also nicht, dass er aggressiv oder gewalttätig wird, aber er wird dann sehr harsch. in anbetracht des ortes des tumors auch kein wunder. vorne rechts.

die tage vergehen irgendwie wie im flug. man genießt die gemeinsame zeit miteinander.
alle sind überzeugt, dass mein papa das schafft. einschließlich ihm selbst. ich hoffe so sehr, dass das wirklich eintrifft.
ich habe enorme angst, da der tumor ja inoperabel ist. ich hab keine ahnung, wie groß das ding ist.
ich lese hier so viele positive glio-beiträge (im angehörigenthread bin ich gerade unterwegs, und les den so peu a peu) aber auch so viele negative.
ich bin voller hoffnung und voller angst.

dienstag geht die bestrahlung übrigens doch noch nicht los. da hatte meine schwester was falsch verstanden. ich hatte das diagnoseschreiben an die hausärztin in der hand. dienstag ist strahlenbesprechung.
weiter nichts neues von der front.
ich wäre froh, ich könnte mal wieder normal schlafen. ich fühl mich seit tagen wie durch den fleischwolf gedreht und meiner kleinen tochter ist das egal *lach*
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Offline Pem34

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #24 am: 09. September 2012, 22:30:05 »
Hallo BabsiO,

Ja... das Leben geht Tag für Tag dahin (manchmal auch Jahr für Jahr wie bei uns) und man gewöhnt sich an den Ausnahmezustand... immer mehr, es bleibt einem ja nichts weiter übrig.

Zu den Pilzen: Wir haben das auch probiert. Aber - jedenfalls bei meinem Mann - hat es nichts gebracht. Kann aber auch da dran liegen, dass er da selbst nicht ganz überzeugt von war. Jedenfalls war es eine schweineteure Angelegenheit (300 Euro/Monat) und hat letztlich überhaupt keine Wirkung gehabt. Aber dennoch, es gibt Menschen, die schwören drauf.

Man muss bei solchen Sachen immer aufpassen, dass man keiner Scharlatanerie aufsitzt, denn auch diese Grupe von Menschen weiß ganz genau, dass man nach jedem Strohhalm greift.... wenn du weißt, was ich meine.

Wünsche euch viel Erfolg für die Therapie.

LG
Pem


Offline anlucky

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #25 am: 10. September 2012, 17:35:05 »
Hallo BabsyO,

auch ich kann mich den Vorschreiberinnen nur anschließen.
Diese Erkrankung ist unvorhersehbar, und man muss lernen den Tag zu nehmen wie er kommt. Natürlich fällt es einem manchmal leichter, manchmal schwerer. Besonders wenn man dauernd das Gefühl hat, dass es nur bergab geht.
Aber es darf sich nicht nur noch alles um den Tumor drehen. Es ist wirklich schwer ein Gleichgewicht hinzubekommen ( Krankheit, Beruf, eigene Familie, eigene Psyche ), aber man muss es versuchen. Gerade wenn man wie Du selbst noch ein kleines Kind hat. Versuche Dir die Auszeit zu nehmen, die Du brauchst.
Für mich war die Hilflosigkeit bei der Erkrankung auch das Schlimmste ( neben der ganzen Warterei ). Aber irgendwie schafft man es auch zu lernen damit umzugehen.
Rückblickend frage ich mich heute, wie wir die Zeit der Erkrankung bei meinem Schwiegervater geschafft haben. Aber man schafft es irgendwie !
Du schreibst, dass Dein Vater positiv gestimmt ist. Ich denke, dass das sehr wichtig ist. Vielleicht geben die Enkelchen ihm auch einen Sinn noch mehr zu kämpfen!
Herzliche Grüße

anlucky

Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #26 am: 11. September 2012, 19:57:32 »
Heute morgen, halb neun, Telefon klingelt.
Meine Schwester fragt mich, ob ich heute schon bei meinen Eltern angerufen hätte. Nein hab ich nicht, warum? Unser Papa hat heute morgen ganz schlimm gesprochen, man hat ihn wohl kaum verstehen können.
Er schaut permanent nach rechts und kann, so wie ich das verstanden habe, keinen Blickkontakt herstellen. Essen fällt ihm aus dem Mund.
Dennoch: er lacht und macht seine Witze und Sprüche, so wie wir das von ihm gewohnt sind. Es ist so kontrovers in sich.

Eigentlich sollte die Bestrahlung wohl erst nächsten Dienstag losgehen. Heute wurde ein neues CT (?) gemacht. Danach war klar: Bestrahlung beginnt am Donnerstag. Was da jetzt im einzelnen war, weiß ich leider nicht. Ich vermute, dass entweder ein Ödem auf irgendwas drückt, oder dass das Ding schon gewachsen ist... *seufz*
Der Arzt in Würzburg hat sich wohl dann mit Heidelberg in verbindung gesetzt. Wir würden unseren Papa ja gern in die Cleopatra-Studie bekommen.

Ich stand heute in permanenten Kontakt mit meiner Schwester. Ich konnte ja nicht mit nach Würzburg.
Trotzdem plagt mich ein schlechtes Gewissen. Parallel dazu werden wir nächsten Monat die Kündigung für unsere Wohnung erhalten und sind am Haussuchen. Deswegen habe ich es heute auch gar nicht geschafft, zu meinen Eltern zu fahren. Ich weiß allerdings auch nicht, ob ich es seelisch heute gepackt habe.
Gerade heute, nachdem es ihm von gestern auf heute anscheinend so viel schlechter geht, bin ich nur am verzweifeln und weinen.

Meine Mutter hat jetzt relativ gut eingesehen, dass sie das körperlich nicht auf Dauer und den ganzen Tag packt, meinen Vater zu betreuen. Da er ja nicht laufen kann, muss sie ihn viel heben.
Pflegestufe ist beantragt und es wird dann woh jemand kommen, der ihr bei manchen Dingen hilft.

Ich habe so Angst, dass das heute schon der Anfang vom Ende sein könnte.
Morgen mittag will ich zu ihnen fahren. aber mir steckt schon jetzt ein riesiger Kloss im Hals.

Ich warte jetzt noch auf den Anruf meiner Schwester, esse was (damit ich heute dann auch was gegessen habe) und hoffe, dass ich die Nacht einigermaßen rumbekomme.

Liebe Grüße an alle
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Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #27 am: 01. Oktober 2012, 19:14:35 »
Mal wieder ein Zwischenbericht.
Mitlerweile wird mein Vater seit 13.09. bestrahlt und bekommt 125mg Temodal und 24mg Cortison und noch andres Zeug. Unter andrem zur Vorbeugung Antibrechtabletten.
Lisinopril, Omeprazol, Predni, Ondansetron. Was auch immer was ist. Predni ist das Cortison. So viel verstehe ich.
Bei meiner Mutter sieht es aus wie in der Apotheke.

Insgesamt verträgt er die Therapie EIGENTLICH relativ gut. Ich finde auch, dass er gut aussieht. Leider isst er sehr wenig und heute auf den Tag genau hatte er seit acht Tagen keinen Stuhl. Trotz irgendwelcher anregenden Pülverchen, Apfelsaft und so weiter.... Ihm fehlt, so denke ich, unter andrem die Bewegung. Und er isst wie ein Spatz.
Er hat in der Zwischenzeit eien Rahmen für sein Bett bekommen... seine Wasserbettmatratze musste weichen... bzw. die wurde der Einfachheithalber aufgeschnitten und wird nun dem Entsorgungskreislauf beigeführt. Mir blutet da etwas das Herz. Das Wasserbett hatten wir unseren Eltern vor vielen Jahren zum Geburtstag gekauft. Naja, irgendwann treten andre Wichtigkeiten in den Vordergrund.
Die Bestrahlung schafft ihn Kopftechnisch sehr. Wo vor vier Wochen noch Kreuzworträtsel gemacht wurden liest er jetzt nicht einmal mehr. Er kann sich nicht konzentrieren. Er schäft sehr, sehr, sehr viel.
Was zum nächsten Problem führt: meine Mutter fühlt sich zunehmend isoliert und ich denke auch sehr einsam. Das können wir ihr ur ein Stück weit abfangen, denn wir sind tagsüber da, aber Nachts ist sie alleine mit meinem Vater.
Sie möchte gerne mit meinem Papa über die Situation reden, doch er blockt völlig ab, ist völlig abwesend. Ihr fällt das sehr schwer, das zu akzeptieren und das für sich auszumachen.
Ich versuche so gut es geht mindestens jeden zweiten Tag bei meinen Eltern zu sein. Mehr schaff ich stellenweise mit kleinem Kind nicht. Aktuell hat unser Fröschchen Schnupfen, Husten und erhöhte Temperatur. Also kann ich nicht zu meinen Eltern. Wär glaub ich nicht so förderlich, meinen Dad jetzt auch noch mit so einem Zeug anzustecken.

Die Patientenverfügung ist immer noch offen. Wobei ich das vielleicht sebst etwas versemmelt hab.
Meine Mutter rief mich letzte Woche an, dass sie da Unterstützung brauchen würde, sie würden das nicht so blicken. Hab ihr dann versprochen, dass wir das am Wochenende zusammen machen, weil es mir da lieber gewesen wäre. Am Wochenende ist mein Vater eigentlich echt gut drauf und fit, weil keine Bestrahlung ist, und er nicht so viel Stress mit der Fahrerei hat. Man merkt den Unterschied einfach. Und ich will, dass er weiß und versteht, was wir da ausfüllen. Ist ja auch Sinn und Zweck des Ganzen. Jetzt musste ich aber gestern wegen unserer kranken Tochter absagen.

Mein Papa wird mit Krankentransport nach Würzburg gebracht, da er durch seine linksseitige Lähmung nicht alleine Taxi fahren kann. Meine Mutter hat keinen Führerschein und meine Schwester und ich kleine Kinder, die wir nicht so biegen können, wie es gebraucht werden würde.
Das heisst für meine Eltern morgens um 5:15 aus den Federn, damit meine Mutter meinen Vater fertig machen kann. gegen 7 uhr wird er meistens geholt, gegen 8 ist die erste und gegen 14 uhr die zweite Bestrahlung. Also ein SEHR langer Tag finde ich. Schon für einen Gesunden.
Einen Pflegedienst will sie (noch) nicht in Anspruch nehmen, da sie sagt, dass sie Papa die Zeit geben und lassen will, die er für alles braucht. Also wenn er 20 Minuten einfach nur in der Badewanne sitzen möchte (sie hat einen Badewannenlift bekommen) dann will sie, dass er die Möglichkeit hat.

Heute rief ein Arzt aus Würzburg an, dass sie ihn gerne stationär aufnehmen würden, da sein Allgemeinbefinden bedingt durch die Ess- und Stuhlproblematik etwas angeknackst wäre. Sie würden ihm zum Beispiel gerne einen Einlauf machen. Das wäre für meine Mutter schlicht und ergreifend nicht zu bewerkstelligen. Das gäb eine ziemliche Sauerrei zu Hause.
Meine Mutter ist da soweit auch völlig mit einverstanden... nur Papa zickt. Er fühlt sich zu Hause am wohlsten, in der Klinik ist langweilig etc. pp. Klar... alles nachvollziehbar. Aber es wäre auch wichtig, dass meine Mutter mal wieder Luft zum Atmen hat.
Parallel ist mein Mann in Emailkontakt zum behandelnden Arzt. Das Boosting würde jetzt Donnerstag anfangen, so wie ich das verstanden hab.
Was mit der Temodalgabe ist, müssen wir noch herausfinden. Morgen wäre die letzte Dosis aufgebraucht.

Es ist schwer, das ganze zu Händeln, wenn man nie mitkommt. Aber es wäre viel Zeit, die wir in Würzburg einfach absitzen würden, da mein Vater zwischen den Bestrahlungen verständlicherweise total fertig ist und viel schläft.
Außerdem halte ich es nach wie vor für wichtig, dass meine Mutter etwas Zeit für sich hat, auch wenn es ihr absolut schwer fällt, sich das selbst einzugestehen.

Wie gibt man einem kranken Menschen das Gefühl, dass er im Krankenhaus erst mal besser aufgehoben wäre, aber man ihn nicht abschieben möchte?
Wie kann man jemandem, der es partout nicht möchte, einen Psychologen schmackhaft machen?
Ich wäre für allgemeine Tipps, egal zu was, sehr dankbar.

Liebe Grüße.
Babsy
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Offline Pem34

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #28 am: 01. Oktober 2012, 20:56:47 »
Hallo BabsyO,

also dass man unter Temodal nicht wirklich Appetit hat, soll normal sein. Mein Mann hatte innerhalb von 4 Monaten damals 30 kg abgenommen. Das war schon krass. Und auch mit der Verstopfung... das war ganz genau so.

Aber für einen Einlauf allein... muss man eigentlich nicht wirklich ins Krankenhaus. Klistiere gibt es in der Apotheke und das verabreichst du vor der Toilette uns setzt ihn dann drauf. Noch einfacher sind Zäpfchen (z. B. Dulcolac, sofern der die nehmen darf). Rein damit... und nach 10 Minuten spätestens ist der Erfolg da.

Ich möchte dir unbedingt ans Herz legen, dass ihr euch bitte nicht scheut, einen Pflegedienst zu nehmen. Das ist wirklich eine Erleichterung schlechthin. Das schließt doch nicht aus, dass dein Vater trotzdem mal alleine gemütlich in der Badewanne sitzen kann. Aber deine Mutter wäre erst mal ein bisschen raus aus der Nummer. Glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe auch immer versucht, alles allein zu schaffen, erst als es wirklich nicht mehr ging, habe ich mir Hilfe geholt. Und meine Schwiegermutter stand der Institution Pflegedienst sowieso ganz skeptisch gegenüber. Doch wir haben beide ganz schnell gelernt, wie gut das eigentlich ist. Gerade mit der Lähmung ist das sicherlich kein Zuckerschlecken, weder für deine Mutter, für die das absolut Schwerstarbeit ist noch für Deinen Vater, der bestimmt hin- und hergezerrt wird, so wie das bei meinem Mann halt auch ist. Die Pfleger haben ganz andere Griffe (und Kräfte).

Den Pflegedienst, den wir haben, der ist z. B. total flexibel. Die richten sich vollkommen nach uns, wann wir Hilfe brauchen. Wir haben den z. B. nicht täglich im Einsatz. 2 oder 3 Mal die Woche, je nachdem, was für Therapien anstanden und wie wir es wollten. Als meine Schwiegereltern mit meinem Mann 10 Tage allein waren, kamen die täglich. Nach einer OP meines Mannes, als gar nichts mehr ging, kamen sie 3 Mal täglich. Sie reduzierten das dann von ganz allein, als sie merkten, es geht wieder besser... also keinerlei Abzocke. Wir sind soooo zufrieden mit denen, weil die sich wirklich nach unserem Bedarf richten. Und... ganz ehrlich, ich habe von denen auch schon unendlich viel gelernt im Umgang mit so einem kranken Menschen.

Ich wünsche euch alles Gute
und LG
Pem

Offline BabsyO

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Re:Mein Vater ist krank--Vorstellung BabsyO (Angehörige)
« Antwort #29 am: 01. Oktober 2012, 21:25:28 »
Huhu Pem,
mein papa hat auf 1,65 gerade mal um die 60 kg... aktuell vermutlich eher schon einiges weniger.
Klistier is an und für sich klar, ABER durch seine Lähmung wär das vom Händling her echt nicht so einfach zu machen. :(

Ich habe auch schon sehr auf meine Mutter eingeredet. Sie möchte es aktuell noch nicht, das müssen wir akzeptieren. Ich habe ihr aber noch mal EINDRINGLICH gesagt, dass sie die Hilfe jederzeit in anspruch nehmen kann, und es auch muss, wenn es nicht mehr geht. Das hat sie eingesehen.

Aktuell sind wir am überlegen, eine Häusliche Pflegeschulung zu Hause in Anspruch zu nehmen.

Generell denke ich, dass ein paar Tage stationäre Aufnahme generell nicht schlecht wären. Eben auch um meiner Mutter Willen.

Grad is wieder ganz schlimm.
Irgendwie lebt man viele Tage IRGENDWIE, weil es muss, und dann schlägt einem mal wieder die Realität mit ihrer unwiderstehlichen Wucht mit der Faust mitten in die Fresse. Pardon für die Wortwahl.
Nur wer getröstet wurde, kann wieder trösten. Nur wer durch Leid ging, versteht den Leidenden.

 



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