Liebe Birgit,
danke für Deine Antwort.
Ich habe im Internet geschaut und unter
https://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca99_3/debus.html Informationen von den Autoren Jürgen Debus und Michael Wannenbacher vom Radiologischen Institut der Universität Heidelberg über die Schwerionenbestrahlung in Heidelberg gefunden, die genau zu Deinen Angaben passen.
Es handelt sich um eine Studie im Rahmen eines Forschungsprogramms der Universität.
Es wurden noch nicht sehr viele Patienten (42) bestrahlt und man hat zunächst geschaut, ob diese Methode den Krankheitsverlauf lindern kann, bei weiteren Patienten ging es bereits um die Heilung.
In dieser Uni wird nicht das ganze Jahr über bestrahlt, sondern nur innerhalb von drei Wochen im Jahr.
Daraus erklärt sich die enge Auswahl und dass Du mit allen Unterlagen dorthin kommen sollst. Es ist kein medizinisches Zentrum, sondern ein Forschungs-Schwerionenteilchenbeschleuniger.
- Die Ergebnisse der Schwerionentherapie bei den ausgewählten Patienten aller Altergruppen waren gut.
- Nebenwirkungen traten kaum auf.
- Es musste keine Bestrahlung abgebrochen werden.
- Meist waren die Patienten voroperiert oder es hatte eine Biopsie als Grundlage gedient.
- Anschließende Chemotherapien waren nicht erforderlich.
- Es gab auch - und das ist ein Unterschied zur "herkömmlichen Bestrahlung" - Erfolge bei niedriggradigen Tumoren, deren Art jedoch nicht näher bezeichnet wurde. Es wurde aber erwähnt, dass etwa ein Drittel der Hirntumoren für diese Bestrahlungsart geeignet seien.
- Deren Lage wurde als operativ schwer zugänglich beschrieben, (woraus m.E. eine unvollständige Tumorentfernung resultieren kann, was eine anschließende Strahlentherapie erfordert.) Als ein Beispiel wurde die Schädelbasis genannt, also die Unterseite des Gehirns.
- So sind auch die das Umfeld zerstörenden Nebenwirkungen geringer.
Der Vorteil der Schwerionen ist (wie es Probastel bereits schrieb), dass die höhere Masse der Teilchen dazu führt, dass die Strahlen geradlinig, kaum gestreut bis in den Tumor geraten und ihr Energiegehalt danach nahezu sofort auf Null sinkt.
Vor einem Jahr, unmittelbar vor meiner OP und Bestrahlung, war ich zu einer Nacht der Wissenschaften in Dresden, wo die Forschungseinrichtung Rossendorf (südlich von Dresden) genau dieses gerade erforschte Ziel vorstellte. Der Forscher kannte sich aber kaum mit den medizinischen Anwendungen aus, denn er ist Physiker und an dem Forschungsprojekt beteiligt. Es seien noch kaum medizinische Anwendungen (in Deutschland / Europa) erfolgt, lediglich zu Forschungszwecken. Rossendorf arbeitet auch mit Heidelberg zusammen und hat für die Schwerionentherapie wichtige Zuarbeiten u.a. auf technischem Gebiet erbracht.
- Die Überwachung des Patienten erfolgt computergestützt, dabei wird ein dreidimensionales Koordinatensystem genutzt. (Hab ich an der Wand gesehen ...)
- Es wird mit Hilfe einer an die Liege festgeklemmten Maske mit Anzeichnungen die jeweils exakt gleiche Lage des Patienten garantiert.
- Wenn die exakten vorher berechneten Zielstellen nicht, bzw. nicht mit der punktuell einstellbaren Energiemenge im Zielgebiet des Strahls sind, beginnt die Bestrahlung nicht bzw. wird in 1/1000 Sekunde abgebrochen.
Genau so habe ich es auch im Jahr 2011 erlebt, zweifle allerdings durch die Heidelberger Darstellung, dass es das in Deutschland noch gar nicht geben soll, daran, dass es sich bei den Protonen, mit denen mein Menigeom (WHO III) bestrahlt wurde, um die Schwerionen handelt, mit denen Heidelberg arbeitet.
Die besten Ergebnisse wurden in Heidelberg nämlich mit Kohlenstoff-Ionen erzielt, deren Masse 12 mal so groß ist wie die der Protonen, welche man genauso gut als Wasserstoffkerne bezeichnen könnte.
Protonen haben die "Atommasse" 1 mol.
Kohlenstoffionen (Ordnungszahl 6) bestehen aus 6 Protonen (je 1 Mol) und 6 Neutronen (je 1 Mol) und einigen weiteren (masse-mäßig gering bedeutenden) Kernbestandteilen und Elektronen. So kommt die Ionenmasse von 12,1 Mol zustande.
Das ist natürlich eine ganz andere Masse!
Ein Verhältnis wie PKW zu Truck - ein Pkw hat ja schon bei heftigerem Wind Probleme, die Spur zu halten, einen Truck stört das gar nicht in seiner geradlinigen Fahrt.
Das Ziel der in Heidelberg zentrierten Forschung ist es, ausreichende Ergebnisse zu erhalten, um in Deutschland auch die Bestrahlung mit Schwerionen regulär bei schwer therapierbaren Tumoren im gesamten Körper durchführen zu können. Bisher ist es in den USA möglich und einige Patienten nutzen diese kostenintensive Möglichkeit (als letzte Option?).
Nun, ich kann Dir nur wünschen, dass Du in die Studie passt.
Für mich ist jetzt auch verständlich, dass die Therapie erst zu Jahresbeginn 2013 erfolgen kann.
Und ich hoffe sehr für Dich, dass die guten Erfolge auch auf Dich zutreffen werden.
KaSy