HirnTumor-Forum

Autor Thema: Nachwirkung OP ---- Müde müde müde  (Gelesen 27702 mal)

Offline Bavariagirl

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Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« am: 11. September 2012, 15:16:33 »
Hallo miteinander,

ich wußte nicht genau wo ich meinen Beitrag reinstellen soll, ich hoffe hier liest ihn jemand :)
Wer meine Beiträge gelesen hat, weiß, dass bei mir die Diagnose, die OP (Meningeom) und die Heilung wie bei Max Mustermann verlief, einfach gut.
Was mir nicht so bewußt war ist wie sehr das Gehirn noch mit Verarbeitung beschäftigt ist.
Wir waren im Urlaub am Rheinfall: ich war optisch so überwältigt, dass es um meinen Kopf so wie eine Glaskugel war, es kam gar nix mehr an mich heran.
Und wie die Überschrift lautet: Den Tag kriege ich ganz gut hin, aber am Abend brech ich dann manchmal noch vor meinen Kindern zusammen (nicht wörtlich) und gehe um acht ins Bett. Ich bin müde ohne Ende.
Es belastet mich nicht, ich weiß ja warum und versuche mir die Zeit und den Raum zu geben mich zu regenerieren, aber erstaunt bin ich irgendwie schon. Und ich würde gerne diese Erfahrung weitergeben. Deshalb dieser kurze Beitrag.
Wie sind Eure Erfahrungen, würde mich interessieren

Liebe Grüße

Bavariagirl

Beitrag verschoben Überschrift geändert Mod
« Letzte Änderung: 11. September 2012, 16:52:51 von fips2 »
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fips2

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #1 am: 11. September 2012, 17:06:57 »
Hallo Bavariagirl
Du stehst mit diesen Nachwirkungen nicht alleine da.

Meine Frau war auch sehr schnell erschöpft, obwohl die OP an sich sehr gut verloffen war.
Sogar heute noch macht ihr Stress und zu viele Einwirkungen von Außen ( Lärm, größere Menschenansammlungen, Durcheinanderreden) sehr zu schaffen. Früher gingen wir gern Tanzen. Geht gar nicht mehr. Höchstens 2 Stunden, dann ist aber Schluss und der nächste Tag ebenfalls gelaufen.

Aber es ist genau das was wir sagen. Eine solche OP schlaucht wirklich sehr. Gerade dann wenn es an Aktivitäten des normalen Tagesablaufs geht. In Ruhe merkt man es kaum, aber die Grenzen sind schnell erreicht.

Gut es gibt natürlich Welche, bei denen das nicht so stark auftritt, aber der Großteil ist da schon eher betroffen davon.
Jeder ist anders und verarbeitet die Sache unterschiedlich. Der Eine mehr, der Andre weniger.

Du solltest aber deinen Arzt darauf hinweisen. Nicht dass er denkt, du wärest mehr belastbar, als es in Wirklichkeit ist. Er geht nur von deinen Aussagen und deinem Erscheinungsbild aus. Wie es in deinem psychisch, physisch, mentalen Kopf aussieht und wie es dir kräftemäßig geht, kann er nur von dir selbst erfahren.

Gruß Fips2

Offline krimi

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #2 am: 11. September 2012, 18:03:13 »
Hallo Bavariagirl,

wie du empfinden oder haben viele empfunden.

Im Januar 2012 hatte ich den Thread Black out? eröffnet, weil ich trotz körperlicher Fitness geschafft, müde, keine Konzentration .... endlos fortsetzbar .... war. :(

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,7627.0.html

Betroffene haben sich dort dazu geäußert und werden dir auch hier bestätigen, dass du mit diesen Symptomen nicht allein bist.

Erst diese Woche, seit gestern ;), muss ich wieder feststellen, dass ich immer noch, nach mehr als 1 1/2 Jahren nach OP, eindeutig Grenzen erreiche. Grenzen von denen ich dachte, sie sind nicht mehr vorhanden. Der Kopf, das Gehirn behält die Strapazen der OP halt länger im Gedächtnis als wir körperlich. ;D

Wie Fips2 von seiner Frau schreibt:  Lärm, Menschenmengen - wobei die Menge manchmal nur schon 3, 4 Personen ausmachen können, die mich stressen. Oder in einem Supermarkt läuft mir in den Gängen ständig ein Typ mit Handy am Ohr über den Weg. Den hätte ich zum Mond schießen können, so hat der mich genervt. (Erst letzte Woche erlebt.)
Jeder hier hat andere Toleranzgrenzen, die das tägliche Leben schwierig machen können.

Genau wie Fips möchte ich dir raten mit deinem Arzt darüber zu sprechen. Nur mit einem klaren Bild über dich kann er helfen. Und sei es nur, dich ein paar Tage aus dem Arbeitsprozess herauszunehmen.

Ich gehöre zu denen, die immer stark sein und am besten alles schaffen möchten. Wie vor der OP halt. Gut, dass unser Kopf uns sagt "Halt! Jetzt ist aber genug!" :o

Ich finde es gut, dass du selbst schreibst ... und versuche mir die Zeit und den Raum zu geben mich zu regenerieren ....
Setze es bitte auch stets in die Tat um. ;)

LG krimi



« Letzte Änderung: 11. September 2012, 18:18:31 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline TinaF

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #3 am: 11. September 2012, 18:39:52 »
Hallo Bavariagirl,

alles was fips und krimi Dir geschrieben haben, kann ich nur unterstreichen. Meine Grenzen sind variabel, es gibt Tage, an denen scheint meine Energie unerschöpflich zu sein (hatte ich erst kürzlich, als ich einen Urlaub geplant habe) und ich kann mir eine Menge zumuten. Aber es gibt auch die anderen Tage, die leider überwiegen, an denen ich recht flott an meine Grenzen stoße und dann geht manchmal gar nichts mehr. Und wenn es richtig schlimm war, dann habe ich auch am nächsten Tag noch was davon >:(.

Und was krimi da über den Typ mit dem Handy im Supermarkt geschrieben hat, ich musste direkt grinsen, aber so geht es mir manchmal auch, das nervt mich so, das kann ich kaum beschreiben. Es ist auch für mein privates Umfeld manchmal schwer zu verstehen, warum mich manches so anstrengt oder aufregt, aber ich verstehe es ja auch nicht immer ;). Und das, obwohl meine OP schon drei Jahre her ist und ich mittlerweile doch etwas "Routine" habe.

Und Dein Arzt sollte wirklich Bescheid wissen, man sieht es uns halt nicht unbedingt an.

LG TinaF
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Offline Bea

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #4 am: 11. September 2012, 18:58:38 »
Hallo Bavariagirl,

auch ich muss mich - besonders in den Ausführungen von fips, meinen Vorredner(innen) anschließen.

Wenn ich über diese Müdigkeit oder Mattheit hinweg gehe und dies zu häufig mache, dann habe ich fokale Anfälle.
Mir hilft es, wenn ich am Nachmittag meine Pause einlege. Dann bin ich zum Kochen und zum Essen wieder einigermaßen fit, brauche aber eine kurze "Anlaufzeit".

Wie dies für dich in deinem Alltag am Besten sein kann, das müsstest du selbst ausprobieren.

Einen Satz mag ich aber gerne nochmal wiederholen, weil wir ihn so oft an passender Stelle vergessen: Sag es bei jedem Arztbesuch. Egal ob Hausarzt, Neurologe, Neurochirurg.

Ich wünsche dir von Herzen einen Weg der es dir einfacher macht.

Liebe Grüße,
Bea

fips2

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #5 am: 11. September 2012, 20:01:49 »


Und Dein Arzt sollte wirklich Bescheid wissen, man sieht es uns halt nicht unbedingt an.


Ich musste bei diesem Satz schmunzeln und an den Rentengutachter meiner Frau denken, der einen besonders zutreffenden Satz prägte:
"Menschen mit OPs am Hirn und schweren Kopfschmerzerkrankungen, müssten eigentlich Krücken an den Ohren tragen, damit das Umfeld sieht, wie schwer diese Menschen wirklich erkrankt sind."

Wer kennt denn nicht den nervenden Satz von ach so lieben Mitmenschen.
"Du siehst aber gut aus. Man könnte gar nicht denken, dass du krank bist"

Danke----- Und schon wieder so ein einfallsloser Dummkopf.
Dass man ständig notwendige Medikamente nimmt um über die Runden zum kommen. Verschiedene  davon machen ja nach außen hin ne schöne glatte Haut und rote Bäckchen. Dass einem aber genau das Medikament auch noch die Knochen und Gelenke zerstört sieht Keiner.

Aber immer schön freundlich bleiben.  "Danke----Den Umständen entsprechend gehts mir gut"

Es interessiert solche Menschen eh nicht wies dir geht. Jeder weitere Kommentar ist eh für die Katz.

Gruß Fips2

Offline bella

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #6 am: 11. September 2012, 20:08:30 »
Hallo Bavariagirl,
wie die Antworten auf deine Frage zeigen, geht es wohl vielen von uns so, dass wir nicht mehr so belastbar sind wie wir es gerne hätten.
Auch ich habe Tage, an denen ich nur das Nötigste schaffe, besonders wenn ich emotional "gefordert"  bin. Starke Gefühle lassen meine operierte Region richtig "heiß" werden! In meinem Umfeld hat niemand Verständnis, dass die Leistung von früher nicht mehr abrufbar ist. Selbst meine Hausärztin, die mich lange krankgeschrieben hat, meint, es müßte jetzt, 8 Monate nach der OP, alles wieder seinen normalen Gang gehen, schön wärs!
Da ich meine Arbeit frei einteilen kann, bin ich in der glücklichen Lage meine guten Tage so zu gestalten, dass ich auch für die nicht so guten Tage vorarbeiten kann. Das funktioniert nur, weil ich schon vor der OP meinen Arbeitsbereich halbiert habe.
Während ich die meiste Zeit versuche alle zu verstehen, die unsere Situation nicht verstehen (man sieht doch nichts), bin ich manchmal aber doch traurig bis wütend, wenn ich merke wie oberflächlich die meisten Menschen sind.
Liebe Grüße
bella

Offline TinaF

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #7 am: 11. September 2012, 21:35:44 »
Zitat
Wer kennt denn nicht den nervenden Satz von ach so lieben Mitmenschen.
"Du siehst aber gut aus. Man könnte gar nicht denken, dass du krank bist"
Solche "Gespräche" führe ich ungefähr einmal pro Monat in der Arbeit und jedesmal starte ich den völlig sinnlosen Versuch dort zu erklären, dass es einen Unterschied zwischen "nicht mehr wollen" und "nicht mehr können" gibt. Ich werde mich also mal nach so Krücken für die Ohren umschauen...

@ bella: Schön, mal wieder von Dir zu lesen. Es tut mir leid, dass Du nicht mal bei Deiner Hausärztin das nötige Verständnis bekommst. Und was die Mitmenschen angeht, es gibt Dinge, die muss man erlebt haben, um mitreden zu können. Soll heißen, dass es vielen Menschen einfach nicht möglich ist, uns zu verstehen, weil sie sich nicht in unsere Situation reinversetzen können. Wie auch? Und deshalb schätze ich dieses Forum so sehr, denn hier findet man immer jemanden, der einen wirklich versteht.

LG TinaF
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Offline Bavariagirl

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #8 am: 12. September 2012, 09:40:38 »
Wow soviele Antworten, da habe ich heute früh gestaunt.Vielen Dank dafür.
Meinen Arzt habe ich jetzt schon eine Weile nicht gesehen, der Neurochirurg will mich erst im Januar wieder sehen, beim Neurologen hab ich nix verloren, ich habe ja keine neurologischen Ausfälle, mein Hausarzt, ja mit dem werde ich das mal besprechen.
Naja der Grund ist ja eigentlich klar, ich habe noch das Problem mit dem leichten Schielen, das Gehirn ist beim Schauen angestrengter als vor der OP und dem Menigeom.
Meine Umgebung allen voran mein Mann versteht das und kommt damit auch zurecht, gibt mir ungefragt Pausen und Auszeiten. In der Arbeit muss ich mich selbst bremsen, nicht bei jedem Scheiss HIER zu rufen und auch mal andere machen zu lassen.
Und Freunde und Bekannte muss ich schon mal vor den Kopf stossen. Vielleicht sollte ich ein bisschen mehr jammern.
Neulich hat mein Mann eine Freundin am Telefon abgewimmelt abends um 21 Uhr: Nein Bavariagirl schläft schon. Der Kommentar von ihr: Dann weck sie doch. Mein Mann hat das abgelehnt und am nächsten Tag war sie dann beleidigt. Ach da habe ich mich jetzt verschrieben: Exfreundin wollte ich sagen.  ;)
Danke für alle lieben Kommentare, Tipps und Hinweise. Es ist beruhigend nicht alleine zu sein mit den Schwierigkeiten
Krücken für die Ohren wo gibts die, das ist eine Marktlücke!!
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fips2

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #9 am: 12. September 2012, 14:14:35 »

Krücken für die Ohren wo gibts die, das ist eine Marktlücke!!


Vielleicht haben wir nen Goldschmied hier des so was anfertigen kann als Ohrstecker ;D

Offline KaSy

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #10 am: 12. September 2012, 23:16:29 »
Liebe Bavariagirl,

ich hatte ja das Glück, nach meinen ersten beiden Meningeom-OP und der ersten Bestrahlung mich nach vielen Monaten wieder genauso topp zu fühlen wie zuvor und konnte den Erfahrungen mit der Krankheit Gutes für meine Lehrertätigkeit abgewinnen.

Um so härter trifft mich jetzt die Erkenntnis, dass es nach den letzten beiden OP und der zweiten Bestrahlung nicht mehr vorwärts zu gehen scheint.

Mir wurde vom Schulamt Ruhe verordnet mit der Versetzung in den Ruhestand mit der Option, sobald ich mich ausreichend gesund und belastbar fühle, wieder einsteigen zu können.

... und nun, 14 Monate nach der OP, 1 Jahr nach der Bestrahlung, 8 Monate nach der Reha, 5 Monate nach der Augen-OP hätte es doch nun endlich wenigstens ein wenig vorwärts gehen sollen.

Aber ich kann all das bestätigen, was fips2, TinaF. , Krimi, Bella, Bea geschrieben haben.

Ich muss sogar körperlich aufpassen, mich genau in der richtigen Dosierung zu belasten, ansonsten bin ich so rasch müde, will es aber nicht wahrhaben, mache weiter - und das rächt sich dann am nächsten Tag mit ewig-nicht-zu-mir-kommen, manchmal auch zwei/drei Tage lang ... mit der Folge, dass ich mich vor längeren Belastungen fürchte, sie im Gegensatz zu früher nicht von mir aus in Angriff nehme. Ich will das schaffen, aber es ist eine riesige Hürde - im Kopf.
 
Mehrere Leute auf einmal sind auch einigermaßen "tödlich". Ich bin früher so gern in der Schule gewesen, dass ich auch länger da war, um mich mit den schulischen Dingen zu beschäftigen, mit den anderen nach dem Unterricht zu schwatzen, war auch in mehreren Verantwortungsbereichen aktiv. Und jetzt, wo meine Kinder seit mehreren Jahren aus dem Haus sind, habe ich keine Kraft und Auffassungsgabe, um länger als 1,5 Stunden in der Schule mit 1 (!) Person zu reden. Zwei/drei oder mehr vermeide ich, indem ich nicht gerade in der großen Pause ins Lehrerzimmer gehe.
Gestern haben wir den 85. Geburtstag meines Vaters gefeiert. Natürlich habe ich gesagt, ich mach das, gemeinsam mit einer älteren Freundin, vor allem auch, um meine Mutti zu schonen. Nach 1,5 Stunden war ich am Heulen. Ich habe mich immer mal verdrückt, um ein paar Tassen abzuwaschen, aber eigentlich, um den mehreren Gästen zu entrinnen. Das waren alles total liebe Leute!
(Allerdings habe ich auch dort gehört, wie gut und gesund ich doch aussehe ... ich habe wohl nicht gerade sehr glücklich zurück geschaut, und so wurde fortgesetzt, dass es keinen etwas angehe, wie es innen aussieht. ...  :-X ) (Hää, wieso nicht?)

Dazu kommt, dass ich in einer recht lauten Gegend wohne, wo sich LKWs, Züge, S-Bahn und Flugzeuge lärmmäßig überbieten, was mich nicht stört. Aber ich werde innerlich rasend, wenn ich aus dem Garten nebenan die besonders laute Stimme meines einigermaßen netten Nachbarn hören muss, der seine Gesprächspartner stets übertönt. Und fertig machen mich die seit wenigen Wochen ertönenden Ansagen auf dem S-Bahnhof, die bis dahin nie erforderlich waren, insbesondere in unserem kleinen Ort, wo so 3 - 10 Leute auf dem Bahnsteig stehen.

Ich komme mir erst jetzt, wo ich (mit 54 J.) befürchten muss, nicht mehr arbeiten zu können, wirklich krank und vor allem sinnlos vor.

Ewig diese Müdigkeit, Überlastung durch nichts, zufriedensein müssen mit ein paar Blümchen im Garten, weil mehr zwar machbar ist, aber die nächsten Tage kann ich dann abschreiben. Andauernd diese blöde Vergesslichkeit. Was wollte ich machen? Was wollte ich holen? Wo habe ich das jetzt wieder hingelegt? Andererseits nur noch Umgang mit Menschen, die mir nicht wehtun, mich für jedes bisschen loben, wenn ich das Gegenteil sage. Das mag ja schön sein, aber so ganz ohne Anforderungen geht es doch auch nicht im Leben. Und der Tag ist immer so kurz, weil ich zu viel Ruhe brauche und dann hänge ich hinten dieses Forum dran, was auch wieder, ja, ...  gut und nicht gut ist.

Es ist schon eine blöde Art Krankheit.
Ich würde Dir lieber, viel lieber etwas Aufmunterndes sagen ...

Deine :( KaSy
« Letzte Änderung: 13. September 2012, 20:12:24 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline krimi

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #11 am: 13. September 2012, 01:24:03 »
Liebe KaSy,

es ist auch für mich wieder einmal spät geworden. Das hat aber einen anderen Grund. (Scheue ich doch im Moment etwas das Bett.)

Zu dem was du Bavariagirl geantwortet hast, möchte ich etwas meinen "Senf" dazu geben.

... Ich komme mir erst jetzt, wo ich (mit 54 J.) befürchten muss, nicht mehr arbeiten zu können, wirklich krank und vor allem sinnlos vor. ... So darfst du nicht von dir denken. Hiermit verbiete ich dir solches Denken.  :-*
Du wirst gebraucht!!! Von deiner Familie, deinen Freunden, deinen Kollegen/Innen und von uns.

... wie gut und gesund ich doch aussehe ... Da geht es dir wie mir.
Eine Kollegin sagte vor Kurzem zu mir, dass sie sich gar nicht zu sagen traue wie erholt ich aussehe, wo sie doch weiß wie krank ich bin.
Wenn unser Umfeld uns so sieht und es so auch ausspricht, sollten wir das Positive in den Kommentaren sehen.
Anders ist es wenn gesagt würde: So gut, wie du aussiehst, kannst du gar nicht so krank sein.
Doch unser Innerstes ist aufgrund unserer Gefühle und der Selbsterkenntnis, unseres Bewusstsein von nicht können, nicht mehr in der Lage das Positive in den Bemerkungen anderer zu hören. Leider. :-\

Ewig diese Müdigkeit, Überlastung durch nichts, zufriedensein müssen mit ein paar Blümchen im Garten, weil mehr zwar machbar ist, aber die nächsten Tage kann ich dann abschreiben. Andauernd diese blöde Vergesslichkeit. Was wollte ich machen? Was wollte ich holen? Wo habe ich das jetzt wieder hingelegt? Andererseits nur noch Umgang mit Menschen, die mir nicht wehtun, mich für jedes bisschen loben, wenn ich das Gegenteil sage. Das mag ja schön sein, aber so ganz ohne Anforderungen geht es doch auch nicht im Leben. Und der Tag ist immer so kurz, weil ich zu viel Ruhe brauche ...
Es ist schon eine blöde Art Krankheit.
Ich würde Dir lieber, viel lieber etwas Aufmunterndes sagen ...


Damit hast du doch Bavariagirl und auch uns etwas Aufmunterndes gesagt.
Es zeigt, dass sie/wir keine Exoten mit unseren Beschwerden, unseren Gedanken und Gefühlen sind.
Wir nicht allein dastehen. Und wer schon so viel wie du durchgestanden hat, ist Aufmunterung pur.

...und dann hänge ich hinten dieses Forum dran, was auch wieder, ja, ... gut und nicht gut ist.
Das Forum hinten anhängen, an deinen Tag (zeitlich nicht zu spät), hinter deine Bedürfnisse, ist legitim.
Als erstes kommst du. Ins Forum guckst und schreibst du einfach dann, wann es dir gut tut.

Alles Liebe

Deine krimi  ;) :-*
« Letzte Änderung: 13. September 2012, 10:11:25 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline lütt buttje

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #12 am: 13. September 2012, 19:18:31 »
moin bavariagirl,

mit dem, was du schreibst, sprichst du mir aus der seele. (ich bin der mit den sechs OP). nach den ersten drei OP ging ich ganz entspannt zur reha, dann nach hause, dann zur arbeit - und alles war gut. die lezten drei OP erfolgten im jahresabstand und nun, nach der letzten, merke ich es: ich bin ausgelaugt. morgens beim frühstück mache mir einen zettel mit aufgaben für den tag und fange an. ...am besten zwei sachen gleichzeitig, wie damals. zum mittag geht mir dann schon die Pust aus und ich pausiere.... für den rest des tages. wieder übers ziel hnausgeschossen.

ich glaube, wir müssen unsere situation einfach ständig vor augen haben und selbstkritisch überprüfen, ob das was wir vorhaben, auch realisierbar ist - und prüfen, ob wir nschließend noch puste haben werden. 
leicht gesagt, aber schwer umzusetzen, ich seh es an mir.
toi,toi,toi...

Offline Bavariagirl

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #13 am: 14. September 2012, 10:33:51 »
Servus mitanand, (bayrischer kann ich das nicht;-)

ich hätte es mir ja denken können, das betrifft nicht nur mich.
Sorry, dass ich so spät antworte, ich bin gestern nach einem anstrengenden Tag ins Bett gefallen.

War wieder sowas wo ich (und andere) meine Kräfte überschätzt haben.
Gestern war in Bayern 1. Schultag nach den Ferien. ICH nehme mir einen Tag Zeitausgleich. Dann eine Bitte um eine Telco um 8:30 bis 9:30. Kein Problem, Schule geht erst um 10:30 los meine Tochter spielt eh mit der Nachbarstochter. Dann Bitte um Telco um 14:00, kein Problem da sind wir ja schon lange wieder daheim und die Tochter vermutlich wieder beschäftigt.
War auch alles so. ABER: Dann kam die Nachbarin wegen des Sommerfests am Samstag:
Bavariagirl, Du mußt den Spielkoffer abholen weil meine Tochter 1. Schultag 1. Klasse hat. Abholung nur zwischen 13:00 und 15:00 an diesem Donnerstag.

Könnt Ihr Euch vorstellen was das für eine Hektik war. Kind um 12:30 von der Schule abholen, zur Feier des Tages essen gehen, Beeilung zum Abholen vom Koffer, schnell wieder heim zu Telco.

Und alles weil ich nicht sagen kann, das ist Dein Problem Du weißt seit einem halben Jahr, dass am 13. September Einschulung ist. Manchmal bin ich soooo blöd.

In gesunden Zeiten wäre das alles kein Problem gewesen, aber heute zwingt mich so ein Tag dazu um neun ins Bett zu gehen. Aber heute geht es mir wieder besser:-), da habe ich wohl doch auch Glück mit meiner Belastbarkeit.

KaSy Du hast mich nicht frustriert, ich mußte sogar ein bisschen lächeln, so wie Du Deinen Garten bedauerst geht es mir mit meinem Balkon. Aber auch ein paar Blümchen sind schön, es müssen nicht immer die Parterres von Versailles sein....

Danke für Eure lieben Zeilen und dass Ihr Eure Ängste und Probleme teilt, das gibt Kraft mich zu nehmen wie ich bin

Euer Bavariagirl
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Offline Sigi

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #14 am: 14. September 2012, 11:16:45 »
Hallo zusammen,

auch ich möchte meinen Senf noch hinzugeben.

Alles was ich gelesen habe kann ich genau so  nachvollziehen.
Wenn ich denke, was ich vor der OP alles geschafft habe. Ich konnte Organisieren, Kontrollieren und Ausführen, alles zusammen ohne Pause. Jetzt ein Jahr nach OP schleppe ich mich so über den Tag, an Arbeiten noch garnicht wieder zu denken.

Gehe ich einkaufen, erschlägt mich die Menge im Laden und ich kann die Vielfalt garnicht ertragen. Unterhalten sich mehrere Leute kann ich das oft garnicht aufnehmen. Das ist aber nicht an jedem Tag gleich, deshalb sagen mir die Leute die mich nicht jeden Tag sehen, wie fit ich doch bin und man mir nichts mehr anmerken würde. Was es mich aber an Kraft kostet das weiss keiner.
Als ich letztens zur Untersuchung war, fragte mich mein Arzt, ob ich  jetzt wieder arbeiten wollte, mir ginge es ja wieder ganz  gut. Da habe ich ihm gesagt, dass ich überhaupt nicht mehr belastbar bin und mich nicht lange auf etwas konzentrieren kann. Meine Tochter die mit dabei war sagte hinterher zu mir, der hat gedacht du simulierst und hast nur keinen Bock mehr auf arbeiten. Klar äußerlich sehe ich auch wieder fit aus, aber innerlich bin ich noch  ganz schön fertig.

Der arme Arbeitgeber, der mich einstellen würde. Er hätte nicht viel Freude an mir.

Was ich euch aber auch noch dazu sagen möchte ist, zum Ersten haben wir die Erkrankung, und zum Zweiten sind wir auch keine zwanzig mehr. Ich denke, dass bei uns einige Sachen zusammenkommen, wodurch unsere Belastbarkeit nicht mehr so gegeben ist. Wir sind jetzt in der Phase unseres Lebens, wo wir nach einem Abend etwas längerem feiern, drei Tage brauchen, wo wir wieder einigermaßen in der Spur sind. Und wenn wir an einem Tag etwas für uns anstrengendes gemacht haben, brauchen wir doppelt so lange um uns wieder zu Erholen.

Lasst es also langsam angehen, und nehmt euch die Zeit die ihr braucht,


Silvia

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« Letzte Änderung: 14. September 2012, 17:58:42 von fips2 »
Oligo-Astro III
Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.

 



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