HirnTumor-Forum

Autor Thema: Nachwirkung OP ---- Müde müde müde  (Gelesen 27034 mal)

Offline Eisenfaust

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #15 am: 14. September 2012, 13:50:03 »
Hallo zusammen,
ich hätte auch noch ein Löffelchen Senf als Zugabe...es berührt mich noch immer sehr, wenn ich hier diese Themen lese, die ich sonst mit niemanden teilen kann, weil sie sonst niemand versteht. Also Baviariagirl - Du hast wohl offensichtlich richtig in´s "Wespennest" gestochen!
Ich versuche mich mittlerweile daran zu gewöhnen, dass der Zustand, dass es keine "Konstante" gibt, die Konstante ist. Meistens geht es mir zum Glück ziemlich gut - klar, auch mir sieht man nichts an und ich sehe BLENDEND  ;D  ;D  ;D aus. Aber beruflich in Terminen kann ich Besprechungen mit mehr als zwei Teilnehmern und länger als einer Stunde nicht wirklich gut verkraften, manchmal unverhofft mitten im Alltag wird mir aus heiterem Himmel alles zuviel - stell mir dann immer vor, ich habe eine Ritterrüstung an und vor allem so ein Helm auf dem Kopf und klapp dann das Visier runter! Weil dann nämlich gar nichts mehr geht. Wenn dann noch einer meint, er müsse an mir rumrappeln  - da werd ich ziemlich zickig!!!  >:(  >:(  >:(  Und ich versuch das mittlerweile einfach an mir so zu aktzeptieren, andere Menschen haben auch ihre Macken. Ich kann jedenfalls nicht anders.
Ich finde es  auch irgendwie erstaunlich, dass diese Problematik so weit verbreitet ist - aber kein Doc oder sonst irgendwer das irgendwie im Blick hat.
Einiges hat sich im Leben verändert, vieles seit der OP - aber einiges dann vielleicht auch durchaus altersbedingt. Manchmal denke ich auch, die ganze Geschichte hat mich körperlich und seelisch älter gemacht als man mir so ansieht.
Tja, selber durchwurschteln lautet die Devise. Das richtige Maß für sich finden. Und hier Beistand finden. Allen hier gutes durchwurschteln und ein gutes Maß für sich selbst!
Eisenfaust
Courage is resistance to fear, mastery of fear - not absence of fear.

Offline probastel

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #16 am: 14. September 2012, 14:57:42 »
Hallo,

wenn ich hier die Postings so lese, dann habe ich wirklich keinen Grund zu klagen. Sicherlich vor den OPs war ich fitter, aber ich fühle mich jetzt nicht wirklich unfit. Was ich merke ist, dass mein "Überziehungskredit", den ich vor der OP hatte, viel stärker verzinst wird als vorher und auch bei weitem nicht mehr so weit reicht.

Wenn ich vorher locker bis 2 Uhr morgens aufbleiben konnte und dann morgens um 6 relativ frisch wieder aus dem Bett kam, so ist dies heute definitiv anders. Heute schaffe ich es zwar auch bis 2 oder 3 Uhr wachzubleiben und muss mich dann, wenn die Stimmung gut ist förmlich ins Bett zwingen, doch der nächste Tag ist diskussionsunwürdig und wird erst gegen Nachmittag/Abend wieder "brauchbar".

Ich merke es aber auch, wenn ich eine 5 stündige Sitzung hinter mich gebracht habe. Während der Sitzung ist alles ok, danach habe ich Instand-Kopfschmerzen. Die sind zwar nicht doll, aber sie reichen vollkommen aus - wer hat schon gerne Kopfschmerzen und mit der Konzentration ist es dann auch Essig.

Was ich aber merke ist, dass es von Monat zu Monat besser wird, auch jetzt noch, nach gute einem Jahr nach der letzten OP.

Ich schließe mich unsere Eisenfaust an: Das richtige Maß zu finden ist ein unbedingtes Muss! Sicherlich kann man mal über die Stränge schlagen, doch dann sollte man nachher nicht enttäuscht sein, dass man früher anders, dass man früher fitter war.

Ich wünsche Euch ein tolles, entspanntes und vor Allem eine fittes Wochenende

Beste Grüße
Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Engelchen

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #17 am: 14. September 2012, 18:23:38 »
Hallo bavariagirl und natürlich auch alle anderen,

es geht Dir wirklich nicht allein so - schau mal, wie viele sich wegen der Müdigkeit und Belastbarkeit gemeldet haben.

Auch mir gehts seit der OP so...ich muss meine Kräfte einteilen, sonst habe ich den nächsten Tag sofort das Resultat. Ich muss sagen, dass ich mittlerweile meine Grenzen weiss, jedoch schlage auch ich ab und an über die Stränge.
Die Müdigkeit hängt bei mir nicht nur mit der Op, sondern auch mit den mangelnden Hormonen zusammen. Ich muss mich schon morgens aus dem Bett treten und abends falle ich soooo müde hinein. Tagsüber kommen die Einbrüche...naja, ich lerne langsam damit zu leben. Aber abfinden kann ich mich immer noch nicht so richtig damit und häufig kommt mir das alles noch wie im falschen Film vor...Mein Leben hat sich komplett umgekrempelt.
Auch Menschenmassen empfinde ich als sehr unangenehm oder auch das Radio läuft bei mir kaum noch. Neuerdings kommen diese Wortfindungsstörungen wieder gehäuft vor. DAS hat nichts mit dem Älterwerden zu tun ;)

Ich merke gerade, ich könnte hier noch seitenweise weiter schreiben...aber soviel zur Müdigkeit und Belastbarkeit.

Viele Grüße aus dem nassen Norden vom Engelchen

PS: Und KASY Kopf hoch - Du darfst auch mal durchhängen - aber vergiss nicht, was Du alles geschafft hast :)


Offline Eisenfaust

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #18 am: 14. September 2012, 18:36:14 »
Nochmal hallo  ;D,
Überziehungskredit - das passt!!! Der "Dispo" ist einfach kleiner geworden nach der OP. Und man muss erstmal ausprobieren wie hoch der ist, die Karte wird ad hoc einfach eingezogen.  ;D
Aber ganz ehrlich, früher mit 20 Lenzen, da hab ich auch die Nächte durchgemacht und das hat mir nichts ausgemacht. Heutzutage (OP-unabhängig) denke ich so am freitags abends um elf...gähn...da fing früher der Abend erst an!  ;D  ;D  ;D.
Die OP ist bei mir jetzt zwei Jahre her und ich habe so das Gefühl, so wie ich jetzt bin, das ist meine neue "DIN" Norm  ;D und so ist das auch ok. Es sind nicht alle alten Freunde mit der neuen DIN - Eisenfaust (nee, meinen richtigen Namen schreib ich nicht)  zurechtgekommen, aber auch das ist mittlerweile ok. Das hat alles seine Zeit gedauert bis ich das Gefühl hatte, dass alles so wie es jetzt ist, für mich "normal" ist, meine neuer Alltag ist. Abends nach der Arbeit brauch ich mehr Ruhe und habe neue Aktivitäten für mich entdeckt, die mir gut tun. Teilweise auch neue Menschen.
Es war kein leichter Weg, aber hat sich gelohnt. Jawoll.
Übrigens war ich im Früjahr diesen Jahres auch am Rheinfall - wowh - so viel Power und Energie, total beeindruckend, aber es tost einem wirklich durch den Kopf.  ;D Mit dem Bötchen bin ich aber nicht gefahren.  ::)
Allen einen guten Start in´s Wochenende,  8)
Eisenfaust
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Offline Lonie

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #19 am: 07. Oktober 2012, 19:24:08 »
Oh man,
kann echt nicht sagen, ob ich froh bin, dass es euch hier gibt oder ob ich heulen soll, weil das was ich hier lese, mich erstarren lässt.

Man versucht mir so oft Hoffnung zu machen, dass alles wieder besser wird...
und dass das alles nur reine Einstellungs- und Trainingssache ist.

Wie gern würde ich das glauben... ihr sprecht wenigstens die Wahrheit aus.

Danke! :'(

Lonie


Offline probastel

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #20 am: 07. Oktober 2012, 20:16:53 »
Hallo Lonie!
Zitat
Man versucht mir so oft Hoffnung zu machen, dass alles wieder besser wird...
und dass das alles nur reine Einstellungs- und Trainingssache ist.

Ich möchte nicht das berühmte halbvolle Glas bemühen, denn es trifft nur ansatzweise.

Die menschliche Psyche ist ein merkwürdiges "Organ". Sie ist einfach da, ohne dass man sie wirklich verorten kann und greifbar ist sie schon gar nicht. Und doch nimmt sie entscheidenden Einfluss auf unseren Körper. Stichworte sind hier der berühmtberüchtigte Placebo aber auch der weniger bekannte Nocebo.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn ich erwarte, wenn ich daran glaube, dass die Behandlung mir hilft, dann hilft sie mir auch!  Wenn ich davon ausgehe, dass sie mir nicht hilft oder eher schadet, dann sind die Ergebnisse auch dementsprechend.

Dien Angehörigen haben idealer Weise den Job, diese positive Atmosphäre zu schaffen und zu erhalten, die der Patient braucht um zu genesen. Das hat jetzt ganz und gar nichts mit Hurra-Patriotismus zu tun, sondern eher damit dem Patienten Rückhalt und Geborgenheit zu bieten.

Mir hat damals der Rückhalt sehr viel gebracht. Ich zehre noch immer von ihm und teile diese Energie mit den anderen hier im Forum. Genauso wie es alle anderen es hier auch tun. Vom diesem "Energie-Austausch" lebt dieses Forum, von dem Rückhalt, den wir uns gegenseitig spenden.

Beste Grüße

Probastel
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Antoine de Saint-Exupéry

Offline krimi

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #21 am: 07. Oktober 2012, 20:44:27 »
Hi,

Probastel hat wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen.

Als ich deinen Beitrag Lonie und deinen, Probastel las, musste ich an einen Mitpatienten während meiner Reha denken.
Wir hatten ein wirklich gutes Hirnleistungstraining und vor allem eine gute Therapeutin. Mit ihr konnten wir in Gesprächen, wenn von uns gewollt, unseren Fortschritt oder eben auch Stillstand besprechen.
Dieser gute Mann aber, ging schon mit totaler Unlust zu diesem Training. Er sagte als Entschuldigung, er habe nicht die richtige Brille dabei, machte bewusst nicht richtig mit und und und. Später tönte er dann lauthals, dass ihm da doch nicht geholfen werden könne, die Therapeutin sich nicht genügend um den einzelnen Patienten kümmern würde. Er hatte an allem etwas auszusetzen, bemüte sich aber auch in keiner Weise wirklich mitzumachen und den Nutzen für sich in diesem Hirnleistungstraining zu sehen.

Eine ähnliche Erfahrung erlebte ich mit einem anderen Herrn im Kraftraum.

Okay, man kann wirklich mit den Therapien oder Therapeuten Pech haben. Aber eine Therapie kann auch nur soweit helfen wie ich bereit bin mich darauf einzulassen.

Lonie, ich möchte dich hiermit nicht ärgern. Aber da greift wie Probastel andeutete, das halbvolle oder halbleere Glas. ::)
Je mehr ich mich in eine negative Haltung hineinsteigere, um so negativer und schwieriger wird es für mich und wird mir keinen Nutzen bringen.

Die Bewertung jeder Klinik oder Therapie ist individuell aus der eigenen Sicht gesehen.
Wie ich selbst unser Hirnleistungstraining als sehr gut ansah und mein lieber Mitpatient nur negativ eingestellt war.

Mach also mit dem was du jetzt hast das Beste für dich daraus. Und bilde dir aus den Klinikbeschreibungen und den Telefonaten dein eigenes Urteil.

Und wir, wir versuchen weiter dir den Rücken zu stärken. ;)

Viele Grüße

krimi
« Letzte Änderung: 07. Oktober 2012, 22:00:29 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline Lonie

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #22 am: 08. Oktober 2012, 12:59:54 »
Denke, dass ich eine recht gute Einstellung habe.
Die Hoffnungen sind groß, nur zwischendurch mal ein Hänger.  ;)

Trotzdem gab und gibt es die Zeit, in der die Versprechen sehr utopisch sind, wenn man liest, dass unter uns einige sind, die lange Zeit nach der OP immeroch mit ihren Defiziten zu kämpfen haben.

Habe fest daran gegluabt, ich kann zu 100% wieder hergestellt werden und in mein altes Leben zurück zu kehren. Dass es nicht unbedingt so passieren wird, lässt mich schon mal wanken und überlegen, meine Ziele vielleicht zu überdenken.


Ich arbeite hochmotiviert daran und möchte das best Mögliche ereichen  :D!

Liebe Grüße

Lonie

Offline Bea

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Re:Nachwirkung OP ---- Müde müde müde
« Antwort #23 am: 08. Oktober 2012, 13:10:24 »
.......Habe fest daran gegluabt, ich kann zu 100% wieder hergestellt werden und in mein altes Leben zurück zu kehren. Dass es nicht unbedingt so passieren wird, lässt mich schon mal wanken und überlegen, meine Ziele vielleicht zu überdenken.

Hallo Lonie,

ich kann Dir definitiv sagen, dass ich mein altes Leben auch nach über sechs Jahren nach der OP nicht wieder zurück bekommen habe.
Aber: das Leben, welches ich heute habe, das mag ich um nichts auf dieser Welt wieder her geben!

Der Weg dort hin ist - ganz ohne Zweifel - unheimlich schwer. Und es werden immer wieder besagte "Hänger" kommen. Wir werden uns auch auf Grund unserer Defizite immer an das Alte erinnern. Nur ist es für mich heute so dass ich sage "Ich bin die, die ich bin. Ich gebe mein Bestes und wem es nicht reicht, der muss sich leider eine Alternative suchen."

Lonie, wir sind immer noch die Menschen, die wir waren. Nur das was wir können, das verändert sich. Wir dürfen aber auch das sehen was geht. Und manchmal glaube ich, da entdecken wir noch Verborgenes in uns. Dinge, die wir ohne diese Erlebnisse anders oder gar nicht gesehen haben.

Wir machen das schon - gemeinsam. Unterstützung und Hilfen haben wir hier ja auch!

Liebe Grüße,
Bea

 



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