Liebe Bavariagirl,
ich hatte ja das Glück, nach meinen ersten beiden Meningeom-OP und der ersten Bestrahlung mich nach vielen Monaten wieder genauso topp zu fühlen wie zuvor und konnte den Erfahrungen mit der Krankheit Gutes für meine Lehrertätigkeit abgewinnen.
Um so härter trifft mich jetzt die Erkenntnis, dass es nach den letzten beiden OP und der zweiten Bestrahlung nicht mehr vorwärts zu gehen scheint.
Mir wurde vom Schulamt Ruhe verordnet mit der Versetzung in den Ruhestand mit der Option, sobald ich mich ausreichend gesund und belastbar fühle, wieder einsteigen zu können.
... und nun, 14 Monate nach der OP, 1 Jahr nach der Bestrahlung, 8 Monate nach der Reha, 5 Monate nach der Augen-OP hätte es doch nun endlich wenigstens ein wenig vorwärts gehen sollen.
Aber ich kann all das bestätigen, was fips2, TinaF. , Krimi, Bella, Bea geschrieben haben.
Ich muss sogar körperlich aufpassen, mich genau in der richtigen Dosierung zu belasten, ansonsten bin ich so rasch müde, will es aber nicht wahrhaben, mache weiter - und das rächt sich dann am nächsten Tag mit ewig-nicht-zu-mir-kommen, manchmal auch zwei/drei Tage lang ... mit der Folge, dass ich mich vor längeren Belastungen fürchte, sie im Gegensatz zu früher nicht von mir aus in Angriff nehme. Ich will das schaffen, aber es ist eine riesige Hürde - im Kopf.
Mehrere Leute auf einmal sind auch einigermaßen "tödlich". Ich bin früher so gern in der Schule gewesen, dass ich auch länger da war, um mich mit den schulischen Dingen zu beschäftigen, mit den anderen nach dem Unterricht zu schwatzen, war auch in mehreren Verantwortungsbereichen aktiv. Und jetzt, wo meine Kinder seit mehreren Jahren aus dem Haus sind, habe ich keine Kraft und Auffassungsgabe, um länger als 1,5 Stunden in der Schule mit 1 (!) Person zu reden. Zwei/drei oder mehr vermeide ich, indem ich nicht gerade in der großen Pause ins Lehrerzimmer gehe.
Gestern haben wir den 85. Geburtstag meines Vaters gefeiert. Natürlich habe ich gesagt, ich mach das, gemeinsam mit einer älteren Freundin, vor allem auch, um meine Mutti zu schonen. Nach 1,5 Stunden war ich am Heulen. Ich habe mich immer mal verdrückt, um ein paar Tassen abzuwaschen, aber eigentlich, um den mehreren Gästen zu entrinnen. Das waren alles total liebe Leute!
(Allerdings habe ich auch dort gehört, wie gut und gesund ich doch aussehe ... ich habe wohl nicht gerade sehr glücklich zurück geschaut, und so wurde fortgesetzt, dass es keinen etwas angehe, wie es innen aussieht. ...
) (Hää, wieso nicht?)
Dazu kommt, dass ich in einer recht lauten Gegend wohne, wo sich LKWs, Züge, S-Bahn und Flugzeuge lärmmäßig überbieten, was mich nicht stört. Aber ich werde innerlich rasend, wenn ich aus dem Garten nebenan die besonders laute Stimme meines einigermaßen netten Nachbarn hören muss, der seine Gesprächspartner stets übertönt. Und fertig machen mich die seit wenigen Wochen ertönenden Ansagen auf dem S-Bahnhof, die bis dahin nie erforderlich waren, insbesondere in unserem kleinen Ort, wo so 3 - 10 Leute auf dem Bahnsteig stehen.
Ich komme mir erst jetzt, wo ich (mit 54 J.) befürchten muss, nicht mehr arbeiten zu können, wirklich krank und vor allem sinnlos vor.
Ewig diese Müdigkeit, Überlastung durch nichts, zufriedensein müssen mit ein paar Blümchen im Garten, weil mehr zwar machbar ist, aber die nächsten Tage kann ich dann abschreiben. Andauernd diese blöde Vergesslichkeit. Was wollte ich machen? Was wollte ich holen? Wo habe ich das jetzt wieder hingelegt? Andererseits nur noch Umgang mit Menschen, die mir nicht wehtun, mich für jedes bisschen loben, wenn ich das Gegenteil sage. Das mag ja schön sein, aber so ganz ohne Anforderungen geht es doch auch nicht im Leben. Und der Tag ist immer so kurz, weil ich zu viel Ruhe brauche und dann hänge ich hinten dieses Forum dran, was auch wieder, ja, ... gut und nicht gut ist.
Es ist schon eine blöde Art Krankheit.
Ich würde Dir lieber, viel lieber etwas Aufmunterndes sagen ...
Deine
KaSy