Liebe Jasmin,
Du bist mir ja ein Angsthäschen!
Ein ziemlich geniales sogar, denn Du kannst die Angst vor einer bestimmten Krankheit in Dir realisieren:
Kaum stellst Du Dir vor, Epilepsie zu haben und fragst deswegen hier nach, schon hast Du sie.
Bewundernswert ... wenn Du das auch mit guten Dingen so könntest.
Denn Deine Epilepsie hat zwar überhaupt keine organischen Anzeichen, aber Du scheinst den Neurologen manipuliert zu haben, so dass er überzeugt war, dass dieses Kribbeln Epi-Anfälle sein müssen und nichts anderes in Frage kommt.
Nun mal im Ernst:
Ein solches Kribbeln kennen viele, ich möchte meinen, alle Menschen. Da hat man mal falsch gelegen oder längere Zeit das Bein ungünstig gehalten - schon "schläft" der Arm oder das Bein "ein", es kribbelt. Verdammt blödes Gefühl, man will es loswerden und durch Umlagern, Schütteln, Hüpfen oder sonstige Verrenkungen wird man es auch los, wenn es nicht von allein verschwindet.
Man kann aber auch darauf gewartet haben wie Du.
Du hast gelesen, dass es nach Meningeom-OP epileptische Anfälle geben kann. Für Dich hast Du das "kann" gestrichen und weißt ganz sicher:"Ich werde nach der OP Epi-Anfälle haben. Mal sehen, wie sich das zeigen wird." Und das erste Kribbeln war es dann. "Aha", denkst Du, "das ist er jetzt. Ich guck mal auf die Uhr, wie lange er dauert und geh dann sofort ins Krankenhaus."
Ich nehme an, Du bist gleich mit der Info zum Krankenhausarzt gegangen: "Ich hatte jetzt einen Epi-Anfall und er hat 1 Minute gedauert." Du hast dem Arzt mit Deiner Eigen- Diagnose seine ärztliche Entscheidung vorweggenommen. Und - rumms, bekommst Du den vollen Hammer - Keppra, Autofahrverbot, aber kein EEG, keine Nervenleitungsmessung - die bei Kribbeln, mit dem man zum Neurologen geht, die erste ernsthafte Maßnahme wäre, wenn es immer wieder vorkommt und man darunter leidet.
Der Krankenhausarzt geht davon aus, dass jemand, der zu ihm in die Klinik kommt, ein ernsthaftes Problem hat, worunter er wirklich leidet.
Eine weitere Möglichkeit wäre auch eine orthopädische Ursache, die dadurch entstanden sein könnte, dass Du in den noch wenigen Tagen nach der OP eine bestimmte Schonhaltung eingenommen hast, um den OP-Bereich zu schützen.
Ich habe übrigens seit Jahren ein solches Kribbeln in den Händen und Armen und war (wegen Praxiserweiterung) bei zwei Neurologen, aber niemand kam auf die Idee, dass das mit den HT-Operationen zu tun haben könnte. Ich ja auch nicht. Du bist die erste, die einen solchen Zusammenhang herstellt.
Ich würde mich an Deiner Stelle rasch zum niedergelassenen Neurologen begeben und ihm die Symptome schildern und was das Krankenhaus Dir dazu gesagt und verordnet hat.
Und mal noch mehr im Ernst:
Hier haben sehr viele Deine Vor-OP-Ängste verstanden, aber auch für Dich zu relativieren versucht. Wir waren froh, dass Du schnell einen OP-Termin bekommen hast, da sich dann Deine Ängste auf das wirklich notwenige konzentrieren können. Wir haben uns mit Dir und für Dich gefreut, als Du fast sofort mitteilen konntest, dass Du nichts von dem hast, was Du befürchtet hast.
Aber Du hast einen neuen Angstberg vor Dir aufgebaut.
Und wenn der Neurologen Dir nach den Untersuchungen sagen wird, dass es keine Epi-Anfälle sind und dass Du Dir keine Sorgen zu machen brauchst, dann wirst Du es uns glücklich mitteilen, wir freuen uns ... und Du findest etwas anderes.
Als "Hobbypsychologe" mit langjähriger Eigenerfahrung meine ich, dass Du bereits durch die Diagnose "Hirntumor" eine Angststörung entwickelt hast, die Du zu Deinem Neurologen "tragen" solltest. Er kann entscheiden, ob sofort oder später Medikamente eingesetzt werden sollten und wird Dich, hoffentlich dringlich, zum einem Psychotherapeuten überweisen und am besten gleich selbst auf einen schnellen Termin drängen. Denn je länger Dich die Ängste beherrschen, um so schwerer kommst Du da wieder raus. Allein wahrscheinlich nicht mehr.
Mit aus eigener Erfahrung heraus sehr gut gemeinten Grüßen
KaSy