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Autor Thema: Man denkt es geht mal irgendwann aufwärts...  (Gelesen 7791 mal)

Offline Sylvia

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Man denkt es geht mal irgendwann aufwärts...
« am: 18. Oktober 2012, 03:26:39 »
Hallo zusammen,

da denkt man irgendwann gehts mal wieder aufwärts, da kommt der nächste Schlag in den Nacken...

Am 29. Oktober ist meine Mutter nun schon ein halbes Jahr tot, da gehts bei meinem Freund los, man hat bei ihm zwar nicht im Hirn, aber im Auge ein Tumor festgestellt vor circa 4 Wochen... Er ist seit gestern morgen im Krankenhaus, und hat heute nachmittag die erste OP, wo ihm ein kleines Plättchen eingebaut wird, 7 Tage bestrahlt wird, und danach wieder operativ entfernt wird... Dann wird noch beim Augenarzt weiter behandelt, aber der Tumor kann und wird wahrscheinlich nachwachsen, er muss dann zur Tumorsprechstunde...

So langsam will ich nimmer, das Jahr hatte keinerlei Höhen, nur Tiefen, sowohl beruflich, privater Natur, als auch gesundheitlicher... Wo ist das Licht, das einem den Weg nach oben zeigt...

 Als wir vor einem Monat einen ganzen Tag in der Uniklinik verbracht haben, kam alles wieder hoch, wie meine Mutter im Krankenhaus sass um auf ihre Bestrahlung zu warten, ich sehe das alles vor mir, als wäre es gestern. Ich bin jeden Tag mit ihr dahin gefahren... Wie ich in der Cafeteria sass, als sie operiert wurde und ich wahnsinnige Angst hatte... Wie sie danach aussah, als sie im Aufwachraum lag, wo ich normal noch nicht rein durfte, aber da eine liebe nette Schwester hatte, die das trotzdem zuliess... Wie sie auf der operativen Intensivstation wach wurde.. usw. Es ist alles wieder wie gestern vor meinem Auge... Und genau in diesen Momenten fehlt sie mir so unheimlich, das ganze hier durchzustehen. Ich sitze hier und weine mir die Augen aus, und denke daran, was alles schief gehen kann, was alles noch auf uns zukommt, wie es in erster Linie meinem Freund ergeht... Ich hab einfach tierische Angst... Ich weiss einfach im Moment nicht mehr weiter... was mir, wenn ich auf die Uhr schaue, auch den Schlaf raubt...

Ich will und kann nicht mehr so langsam... Ich bin ausgelaugt... Ich habe mich zusammen gerissen bei ihm, als wir die ganzen Wege abgelaufen sind, um ihm wenigstens zu zeigen, ich bin stark für ihn und für ihn da, aber jetzt hier zuhause, ist nix mehr mit stark sein, geht einfach nicht mehr... :(

Ich musste mir das einfach mal vorn der Seele schreiben...

Traurige Grüße

Sylvie

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« Letzte Änderung: 18. Oktober 2012, 08:16:23 von fips2 »
Lebe Dein Leben, Du hast nur eins

fips2

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Re:Man denkt es geht mal irgendwann aufwärts...
« Antwort #1 am: 18. Oktober 2012, 08:00:59 »
hallo sylvia
Ich finde es gut, dass du dich hier mal augeheult hast.
Ein erster Schritt.

Deine Ängste sind durchaus nachvollziehbar.
Dass du mit den Nerven fertig bist, ist völlig klar.
Hast du schon mal darüber nachgedacht eine Auszeit zu nehmen. Sprich deinen Hausarzt mal auf Burnout an. Vieleicht schreibt er dich mal 2 oder 4 Wochen krank, damit du mal runter kommen kannst.
Vieleicht hilft dir auch mal in dieser Zeit ein Besuch eines Psychologen von dir. Einfach ausheulen und mal die Seele abladen. Es ist dann mal Jemand da dem du mit Gesprächen deinen Frust herausreden kannst. Dein Hausarzt kann sicher den Termin beschleunigen.
Du hast schwere Traumen, was aus deiner Vorgeschichte ganz klar hervorgehen muss.
Solche Tiefschläge, wie du sie erlebst steckt Keiner einfach so weg.

Scheue dich auch nicht mal eine gewisse Zeit, wenn du sie angeboten bekommst, Antidepressiva einzunehmen. Sie erleichtern dir die Zeit und du kannst dann auch mal besser schlafen. Die Medikamente sind keine Schande, wie es ja oft noch landläufig in den Köpfen der Menschen eingegraben ist. Gegen Blutdruck und Cholesterin- Erkrankung schmeißen sie Pillen ein wie Trets, aber bei Depressionen, was auch eine sehr schwere Erkrankung ist, wollen sie Keine. Schon seltsam gelle? Aber wer gibt schon gern eine Depression zu? Da wäre man ja "Balla".
Totaler Blödsinn und Vorurteile in den Köpfen der Menschen, die noch nie darunter gelitten haben.
Man wünscht es Keinem, da hinein zu geraten.

Eins noch zu Psychologenbesuchen. Es muss nicht gleich beim Ersten Termin und Therapeuten klappen. Da muss schon die Chemie zwischen Patient und Arzt stimmen. Wenn er nicht dein Typ ist, dann sag es ruhig und probiere einen Andren aus.Seriöse Psychologen bieten von sich aus schon einen Probetermin. Nicht umsonst hat man bei Psychologen Testtermine und die Kassen erlauben auch mehrfache Testgespräche.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 18. Oktober 2012, 10:28:53 von fips2 »

Offline KaSy

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Re:Man denkt es geht mal irgendwann aufwärts...
« Antwort #2 am: 19. Oktober 2012, 23:06:52 »
Hallo, Sylvia,
so stark, wie Du bist, kann man gar nicht sein.
Aber ich glaube, es ist gut, dass Du mit Deinem Freund die nötigen Wege gehst.
Das belastet Dich doppelt und dreifach - Du willst helfen, unbedingt - und merkst immer wieder, wie Du doch nur daneben stehst, wie Dir die Hände gebunden sind und Du kannst höchstens weinen - wenn Du allein bist.
Und da gehe ich mit fips2 voll mit. Du bist psychisch sehr sehr belastet. Geh erst mal zu Deinem Hausarzt.

Das war für mich diesbezüglich nach einigen Hirtumor-OP auch die erste Ansprechpartnerin. Sie schrieb mich krank und gab mir Antidepressiva, womit sie mich von der Unruhe, Aufregung, Verzweiflung erst mal runterholte. So kann die Zeit überbrückt werden, bis Du einen Psychotherapeuten findest, bei dem Du Deine Last etwas ablegen kannst.

Antidepressiva helfen u.a. auch dabei, wieder besser zur Ruhe, insbesondere zur Nachtruhe zu kommen. Es sind aber keine Schlaftabletten, von denen man abhängig werden kann!
Sie benötigen mehrere Tage bis zu zwei Wochen, um zu wirken, da sich ein gewisser Medikamentenspigel aufbauen muss. Für die Übergangszeit gibt es sicher auch etwas. Wichtig ist, dass Du Deinem Hausarzt alles erzählst, was Dich in diesem Jahr derart stark belastet.

Nutz diese Hilfe, damit Du weiter für Deinen Freund stark sein kannst.

Und - Du hast Deine Mutti so gut gekannt. Frage Dich und sie in Gedanken, was zu tun ist. Erinnere Dich, wie sie Dir in ihrem langen Mutterdasein geholfen hat, als Du Kummer hattest - Du wirst Antworten finden, die Dir helfen können.

Halte - mit Hilfe (!) - durch, damit Du weiter stark sein kannst!

KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Paujo

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Re:Man denkt es geht mal irgendwann aufwärts...
« Antwort #3 am: 02. November 2012, 23:37:22 »
ach je.....
sylvie.....ich habs erst grade gelesen......das tut mir so so so leid....
ich hoffe und wünsche dir ganz doll das alles gut wird......
manchmal hat man das gefühl es hört nie auf und dann geht eine tür auf und alles wird gut......bestimmt!!!!

fühl dich gedrückt....es wird und muss wieder aufwärts gehen....du hast soviel geschafft und das schaffst du jetzt auch.
ich wünsche dir alles Gute.
Denk an dich

lg
paujo
Hinter dem Horizont geht s weiter.....

Offline Sylvia

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Re:Man denkt es geht mal irgendwann aufwärts...
« Antwort #4 am: 05. Dezember 2012, 13:54:56 »
Ich danke Euch erstmal für die lieben Worte, es ist ja wieder viel Zeit ins Land gegangen...

Im Moment gehts einigermassen, es kamen auch noch Brustschmerzen und Herzrasen, Angstzustände dazu, sodass ich im nächsten Jahr auf jeden Fall einen Psychologen aufsuchen werde. Ich habe jetzt zumindest den ersten Schritt getan und bin vorgestern beim Arzt gewesen, der hat mir Trancolong verschrieben, ein Analgetikum zur Muskelentspannung, nur abends vor dem Schlafen einzunehmen.
Er sagte, das wird mir abends helfen zu entspannen und besser einzuschlafen... Am ersten Abend dachte ich noch es wirkt nicht, aber gestern war ich dann doch relativ schnell eingeschlafen, bloss morgens ist es im Moment noch schlecht in Schwung zu kommen durch die Tabletten...

Die Weihnachtszeit nun ist für mich im Moment noch eine Zeit die nebenher läuft, aber wie es an Weihnachten selber wird... Ich weiß es nicht... Ich werde auch endlich mal eine Woche Abstand von hier nehmen, vom 26. Dezember bis zum 1. Januar fahren wir zu den Eltern von meinem Lebensgefährten nach Niedersachsen, mal ganz andere Umgebung zum Luft holen... Achja, Sascha hat die Augen-OPs soweit gut überstanden gehabt und auch die Zeit danach. Habe ihm ja auch täglich mit den Medikamenten geholfen. Im Moment geht er auch wieder arbeiten, und demnächst muss er dann zur Tumorsprechstunde... Mal sehen was die dann da sagen, wie es im Auge aussieht...

Ich lasse Euch erstmal liebe Grüße da und Euch eine angenehme Adventszeit

Sylvie
Lebe Dein Leben, Du hast nur eins

 



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