Liebe Chaostante,
ich habe meine chaotischen Hoch- und Tief- Sinuskurven im Forum niedergeschrieben und viel Hilfe erhalten:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6332.0.htmlIch wurde 1995 an einem Menigeom links frontal (WHO I) operiert, der betroffene Bereich reichte vom oberen Teil der linken Stirnhälfte bis etwa 10 cm hinauf und hatte auch eine Breite von etwa 10 cm. 1999 fand sich ein Rezidiv an derselben Stelle, das sich netzartig in diesem Bereich ausgebreitet hatte. Da es mit WHO III eingestuft wurde, ist es nach der OP nachbestrahlt worden.
Die psychischen und kognitiven Probleme, die ich danach hatte, waren störend, aber es ließ sich damit leben und arbeiten. Üben, üben, üben verringerten die kognitiven Einschränkungen ein wenig und Sport stärkte die Psyche.
Der volle Psychohammer kam 2007 und 2011 nach zwei weiteren OP von Meningeomen WHO III, 2007 rechts temporal und 2011 rechts und links temporal mit Nachbestrahlung rechts temporal.
Seitdem könnte ich Deine Worte geschrieben haben, nur dass ich keine Epimedis nehmen muss, da die Anfällchen mir mein Bewusstsein nicht klauen. Alles andere - wie bei Dir.
Aber durch einen Antidepressiva-Schlängellauf.
Bereits 2000 war ich mit den mehr Nebenwirkung als Wunschwirkung erbringenden Medis nicht klargekommen und begann nach vier oder fünf Varianten Anfang 2004 mit dem häufigeren Sport im Fitnesstudio und konnte die Medis absetzen.
Nach der 2007-OP wurde es ganz schlimm - wieder mehrere Sorten Antidepressiva, nach neun Monaten ein Absetzversuch (alles unter der Kontrolle mehrerer Ärzte - Hausarzt, Neurologe, Psychotherapeut) - nach dem ich erstmals wegen der Psyche für längere Zeit krank geschrieben werden musste. Also wieder was anderes nehmen.
Teuer und gut.
Irgendwann nach etwa einem Jahr zu gut - es trieb mich an - und ich wusste nicht mehr, wie ich mit dem, was ich jeweils tat, aufhören sollte. Es ging bis zur totalen Erschöpfung.
Also was anderes probiert - Wirkung = Null. Dosis gesteigert - nix.
Noch was dazu - auch nicht richtig.
Dann eine Kombination aus "Teuer und gut" in niedriger Dosierung und einem anderen Mittel als abendlichem Gegenspieler. Damit habe ich 2011 die Diagnose, OP, Bestrahlung psychisch gut durchlaufen, dann ging es abwärts, die Hoch-Tiefs kamen wieder, aber sehr sehr langsam steigt die Sinuskurve über die x-Achse aus dem Minus-Plus-Wechsel in Richtung Plus-Niveau.
Ich musste Anfang 2012 aus dem Arbeitsprozess aussteigen und habe nur noch eine ganz leise Hoffnung, diesen meinen Lieblingsberuf wieder ausüben zu dürfen.
Diese mit dem Durchschnittswert der Menschheit vergleichenden Tests finde ich auch nicht sonderlich aussagefähig, natürlich werden mir als Matheprofi überdurchschnittliche Leistungen bescheinigt, aber ich muss doch mit mir vorher und nicht mit einem Durchschnitt verglichen werden.
Man merkt manches nur selber:
wenn die Konzentration geringer und kürzer wird
wenn man Worte umschreibt, weil sie einem nicht einfallen
wenn man fünfmal den selben Weg läuft, weil man das, was man holen wollte, wieder nicht mitgebracht hat
wenn alles sooo viiiel laaangsamer geht
wenn einem mehrere Menschen auf einmal zu viel sind
wenn man feststellt, dass man etwas, was immmmmer da gelegen hat, nicht wieder findet
...
Ich lasse mir von meinem Psychotherapeuten helfen, denn die gute Neurologin und Hausärztin tun es zwar auch gern, da scheitert es aber an der begrenzten Zeit (pro Patient).
Ich weiß nicht, ob Dir das hilft oder mein link - ich suche auch und finde immer mal etwas Aufmunterndes. Vor allem will ich mich nicht unterkriegen lassen und gehe gerade, wenn ich gar keine Lust zu nichts habe, raus, um nicht total zu versacken und mich von gefährlichen Gedanken beherrschen zu lassen.
Jedenfalls kann ich Deine Lage sehr gut nachvollziehen.
Ich mach mal Schluss - mit dem Schreiben.
KaSy