Sonstiges zum Thema Hirntumor > Psychologische Betreuung
wenn der Neurologe nicht weiter weiß....
KaSy:
Noch mal ich (KaSy):
Ich habe das mit dem so genannten "Explodieren des Krebses durch eine OP" zwar noch nie gehört, würde diese Ansicht aber folgendermaßen deuten:
Wenn sich irgendwo ein Tumor bildet und langsam oder auch schneller wächst, wird er in der Regel von einer Kapsel (Hülle) umschlossen. Wenn es dem Chirurgen gelingt, den Tumor bei der operativen Entfernung mitsamt der vollständig erhaltenen Kapsel herauszuoperieren, sollte der Tumor gänzlich und für immer entfernt sein. Dies gelingt nicht immer.
(Bei meiner Doppel-OP im Juli 2011 hat mir der Chefarzt nach der OP gesagt, die beiden NC hätten die mit ca. 1- 2 cm noch recht kleinen Tumoren mitsamt der unzerstörten Kapsel entfernt, um die Rezidivgefahr zu verringern.)
Je größer die Tumoren sind und um so mehr sie vom umliegenden Gewebe abgelöst werden müssen, um so weniger ist es möglich, die Kapsel zu erhalten. Dann ist es gut möglich, dass einzelne Zellen des Tumors im Körper verbleiben. Das bedeutet nicht, dass die Chirurgen die Stelle, wor der Tumor saß, nicht gründlichst operiert hätten.
Ich glaube auch nicht, dass mit dem Blutfluss Tumorzellen "wegfließen", denn die Blutgefäße, die den Tumor versorgen, werden heutzutage sofort verödet.
Wodurch aber ein Tumor "explodieren" kann, ist, dass bei einem Schnitt mit dem Skalpell der Tumor "angekratzt" wird und dadurch ganz vereinzelt Zellen mit dem Skalpell vom Tumor etwas "weg verschoben" werden. Diese Wahrscheinlichkeit ist aber auch sehr gering, da die präoperative Diagnostik immer genauer durchgeführt wird, damit es nach dem Öffnen des Schädels keine Überraschung gibt. Das Ziel ist ja, vorher möglichst genau zu wissen, wo der Tumor sitzt, wo er abzulösen ist, welchen Organen er anliegt .... um die OP- und damit die Narkosezeit so gering wie möglich zu halten. Gerade bei den Köpfen dauern die OP ja ohnehin einige bis viele Stunden.
Bei mir scheint es allerdings geschehen zu sein, dass von meinem 1. Meningeom, das zwar WHO I, aber doch bereits recht groß war, eventuell irgendeine Zelle übriggeblieben ist, die ein Rezidiv nach 4,5 Jahren verursachte.
Dieses wurde im MRT nicht so erkannt, wie es sich nach der Schädeleröffnung zeigte. Man vermutete einen recht kleinen Tumor, fand aber einen verbreiteten netzförmigen Tumor vor, der sehr hohe Ansprüche an die Chirurgen stellte. Er wurde mit WHO III eingestuft und nachbestrahlt.
Vermutlich ist entweder bei der 1. oder wahrscheinlich dieser 2. OP beim Bügelschnitt tatsächlich der Tumorrand erwischt worden. Denn genau an den beiden Enden des Schnittes hatte ich mittlerweile 3 Rezidive.
Das könnte man mit dem "Explodieren des Krebses" bezeichnen.
Hätte ich mich gar nicht operieren lassen, hätte ich auch keine Rezidive gehabt.
Allerdings hätte ich in den vergangenen 17,5 Jahren vermutlich nach und nach meine geistigen Fähigkeiten eingebüßt, bevor mich nach Jahren des Dämmerzustands der Tod endlich erlöst hätte.
Der Krebs wäre dann zwar nicht "explodiert", aber ich wäre tot. (Passt irgendwie zum heutigen Volkstrauertag ...)
Mit Sauerstoff hat das aber auch nichts zu tun.
Lass Dich nicht verwirren, liebe enie ledam!
Deine KaSy
Pem34:
Hallo, wollte auch noch mal was zu dem Thema "explodieren" sagen.
Das mit der beschädigten Verkapselung ist denke ich mal die richtige Beschreibung dafür.
Als mein Mann seine 1. OP nach dem Progress hatte, hatte er zwei Nächte (war schon auf Normalstation und alles sah gut aus) später einen sehr schlimmen epileptischen Anfall. Er kam auf die ITS. Beim Arztgespräch sagte uns der Oberarzt dann, dass das neueste MRT aussagt, der Tumor sich nach der OP dramatisch ausgedehnt hat, dass mein Mann sich jetzt eine Woche auf der ITS von der 1. OP erholen solle und dann eine 2. OP anstand. So war es dann. Nach dieser 2. OP.... war der viertel Schädel hohl.
Ich denke mal, dass das so eine Art "Explosion des Krebses" war.
LG
Pem
enie_ledam:
Hui, so viele Informationen...
ich probiere es trotzdem:
- zu dem Sauerstoff: ja ein Arzt meinte das wäre Schwachsinn mit dem Sauerstoff, aber das mit dem verkapseln habe ich glaube auch schon mal gehört und finde es sehr schlüssig. Mein Tumor war ja leider infiltiert gewachsen und die Zellen könnten Party rund um "MamiTumor" gemacht haben. (hach, so schwierige Wörter kann ich aber einfache Verben verstecken sich im Gehirn)
- zum Thema lesen: das schafft meine Aufmerksamkeit nicht. Ich Informiere mich lieber hier als irgendein Roman zu lesen, das klappt ja eig. gut. Vielleicht wäre ein Roman gut für meine Rechtschreibung aber ich will mein Gehirn ja nicht überfordern :)
- merken/kognitive Sachen: Ja ich habe Tricks gesagt bekommen und das visualisieren fällt mir leicht. Ich kann kann mir jetzt super Wörter merken ohne Zusammenhang und ich kann mir eine Einkaufsliste dank meiner Körprteile merken (auch über das visualisieren) aber ich werde das ambulant noch weiter machen. Ich hoffe das ich dann Techniken für *Geduld und *Aufmerksamkeit erlernen.
Ist zwar etwas umständlich mit den Techniken aber besser als wenn ich gar nichts behalten kann. Namen und Gesichter kann ich mir immernoch nicht merken, aber das konnte ich noch nie.
Ich muss sagen, dass mir die 5 wochen Reha fast mehr Informationen gebracht haben als die 8 Monate vorher.
Die deutsche Hirntumorgesellschaft sollte ein Informationsblatt erstellen mit "das trifft zu" "das könnte passieren" und "ab und zu" Denn ich muss sagen, dass ich nicht gut von den Ärzten aufgeklärt wurde.
Ja der Chirurg sagte es kann bis zu 2 Jahren dauern, aber als er es toll fand mich nach 4 Monaten wiedereinzugliedern zu lassen hätten die Ärzte mal besser hingeschaut. Oder das ein Hirnleistungstest nicht sinnvoll ist, weil ich vor der OP keinen gemacht hatte. Komisch in der Reha haben die mich mit meinem Alter/Abschluß verglichen. Leider wächst mein Misstrauen den Ärzten gegenüber dadurch und ich glaube auch das was sie in Zukunft sagen nicht mehr. Ich hoffe das mir das "1 und 1" zusammenzählen schnell wieder leichter wird. Der Rest kann sich vor mir aus Zeit lassen um zu heilen. Ich weiß jetzt auch wie ich meine Belastunggrenze nach oben schiebe statt kaputt zu machen. :D
achso, hänge die Zettel doch auf Toilette, da kommst du zwangsläufig jeden Tag vorbei und bestimmt auch direkt nach dem aufstehen, da Blinken die dir in den Augen :) und du weißt sofort was ansteht für den Tag ;)
KaSy:
Liebe enie_ledam,
ich bin sehr froh und muss Dir sehr danken, dass Du an enola 2 und hier diese komplexen Krankheitserscheinungen der Psyche so deutlich nennst und einige Hilfetipps gibst.
Es ist eigentlich schlimm, dass man dem Arzt sagen muss, dass man diese psychisch bedingten Einschränkungen hat. Man muss mit diesem für einen selbst so unbegreiflichen Geschehen im eigenen Kopf klarkommen - und das ist verdammt schwer!
Mir ist so vage der Verdacht gekommen:
Die Hirntumorproblematik stellt die Ärzte ja vor extreme Probleme. Sie haben bei allen - den meisten anderen Krankheiten immer das im Eid des Hippokrates geschworene Ziel, den Menschen zu helfen und nicht zu schaden. Bei den HT-Therapien funktioniert das (noch?) nicht.
Wenn sie uns mit OP, Chemo, Bestrahlung helfen, schaden sie uns gleichzeitig.
Das wurde auf dem Hirntumortag in Berlin öffentlich gesagt. (Ich hatte es zuvor noch nicht so deutlich
ausgesprochen gehört.)
Mein Verdacht besteht nun darin, dass ein Neurochirurg diese "Schäden" nicht einfach nur deswegen nicht akzeptieren will/kann, weil es ja nicht sein unmittelbares Fachgebiet ist, wo er sein wirklich Bestes getan hat. Er hört sich diese Sachen an und weiß genau, dass es das ist, woran man, woran er unbedingt noch weiter arbeiten, weiter forschen muss.
Er hat sein Bestes gegeben und doch war es nicht so viel, dass der Patient geheilt entlassen werden kann.
Dass Beeinträchtigungen, die das Denken usw. betreffen, sich besonders auf das Leben auswirken, ist andererseits noch nicht so sehr in den Köpfen angekommen, weder bei Ärzten noch bei Angehörigen und am allermeisten nicht bei völlig unbetroffenen Menschen.
Das ist für jeden Neuland.
Jedenfalls freue ich mch auch sehr mit Dir, dass Dir die Reha so gut getan hat!
Ich war übrigens auch im Zusammenhang mit den letzten 2 OP in einer Rehaklinik mit Neurologie/ Psychosomatik/ Orthopädie und fühlte mich in der Psychosomatischen Abteilung sehr wohl. Nichts mit "lauter Verrückten", wie mein Sohn vorher sagte, als er mir erst empfehlen wollte, mir dort einen Kurschatten zu suchen. (Also, sogar Angehörige ...)
Ich wünsche Dir weiter so gute Erfolge!
KaSy
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