Liebe nimue,
ich kann diese Situation gut verstehen, dass Du nicht weißt, wie Du mit Deiner völlig neuen Situation in dieser Zeit umgehen sollst.
Ohne sie für Dich bereits formulieren zu können, quälen Dich im Unterbewusstsein solche Fragen wie:
- Werde ich gekündigt, weil ich durch diesen Hirntumor schwer krank bin?
- Werde ich mit Mitleid heimlich oder offen angesehen, wenn andere es wissen.
- Wird man mit mir überhaupt noch reden wollen?
- Darf ich zugeben, dass ich nicht mehr so leistungsfähig bin ... und was geschieht dann mit mir?
- Werde ich irgenwann gemobbt werden, weil ich langsamer bin oder sogar Fehler mache?
- Wie wird man über mich reden, wenn ich nicht dabei bin? (Diese Frage stelle ICH MIR immer wieder.)
- Wie werden die direkten Arbeitskolleginnen reagieren, wenn sie von dem Hirntumor erfahren? Werden sie sich abwenden, weil sie nicht wissen, wie sie mit mir umgehen sollen? Werden sie mich noch so achten wie früher? (Wo ich mich doch selber nicht mehr so achte, weil ich plötzlich so vieles nicht mehr so kann wie früher.) Werden sie mich immerhin als ihre Kollegin akzeptieren? Oder würden sie mir vielleicht sogar helfen?
- Ist es doch besser, sie erfahren nichts?
- Wird nicht die Gerüchteküche mein Problem ganz schnell zu den Chefs tragen und er wird mich rausschmeißen oder, wenn er es nicht tut, mich geringschätzen?
- Was soll ich nur tun? Ich weiß doch nicht, wie die anderen reagieren werden! Ich würde mich am liebsten verkriechen.
- ... ... ...
Du hast damit sehr Recht, Dich all das zu fragen.
Wir hier können Dich motivieren, den Weg solltest Du aus unseren Angeboten für Dich konkret selbst wählen.
Als ich von
SchwB.-Beauftragen schrieb, vergaß ich das Wichtigste:
Sie sind zum Schweigen verpflichtet.Sie werden nur so viel sagen, wie Du möchtest und bei wem Du es möchtest.
Aber sie werden Dich beraten über die Möglichkeiten, die Du hast.
Und sollte diese Person Dir nicht vertrauenswürdig erscheinen, dann sprich mit den Personen der Stelle, wo Du den SchwB-Ausweis beantragt hast.
Oder schau mal im Internet, ob es in Deiner Umgebung offizielle Ansprechpartner für Behinderte gibt.
Das Schwerbehindertenrecht würde ich mir auf jeden Fall schicken lassen oder es im Internet suchen.
Du kannst Deine SchwB-Eigenschaft auch verschweigen. Das ist Dein gutes Recht!Es gibt ja Arbeitgeber,
..... , wegen derer wir hier auch alle anonym sind und nichts von unseren konkreten Daten preisgeben (wie Wohnort, Mailadresse, evtl. auch behandelnde Ärzte/Krankenhäuser, aus denen auf uns geschlossen werden könnte).
Ich selbst war auch immer sehr unsicher, was meinen übergeordneten Arbeitgeber betraf, mich quälten auch diese Fragen.
Wie muss ich mich ihm darstellen, wenn er mich wegen der längeren Erkrankung zum Gespräch lädt. Soll ich sagen, ich bin fit, ich schaffe das. Oder soll ich auf meine Einschränkungen deutlich hinweisen? Mir haben die Gespräch mit unserer SchwB-Vertrauensfrau sehr geholfen, einigermaßen ruhig (mit ihr) in diese Gespräche zu gehen und fast ruhig auch wieder rauszukommen. Jedenfalls hat mir keines dieser Gespräche geschadet.
Aber das kann bei jedem Arbeitgeber anders
oder total anders
sein. Für Deinen musst Du es herausfinden, wie er zu Schwerbehinderten steht.
Das doppelt Blöde an einer HT-Erkrankung ist, dass man mit dem Hirntumor arge Probleme hat und außerdem noch selbst aktiv etwas tun muss, um nicht ausgeschlossen zu werden - denn man schließt sich durch Nichtaktivität selbst aus. Aber man braucht so dringend Freunde, wenigstens Vertraute, auch unter den Kolleginnen. Also musst Du auf sie zugehen (sobald Du es kannst) und ihnen sagen, wie es Dir geht, dass Du noch die gleiche nimue bist wie vorher, mit der man genauso umgehen kann wie zuvor.
Ich selbst hatte bei so einigen Leuten, die es wussten, den Verdacht, dass sie mich besonders schonten und mir keine negativen Äußerungen zumuten wollten. Aber auch das braucht man manchmal. Es ist für die "Normalen" nicht einfach, uns zu verstehn. Ich selbst versteh mich selbst auch immer noch nicht so ganz. Also: was macht der HT mir mir, woran ist er Schuld, wieviel darf ich auf ihn und die Therapien schieben, was ist Folge wovon ..., warum geht es mir von jetzt auf gleich so mies, ...
Dazu kommt das Äußere: Wer es nicht weiß, der sieht es uns nicht an. Wie oft habe ich mir gesagt, kann es statt des Rezidivs nicht einfach mal ein Beinbruch sein, den man sieht und der auch wieder heilt?!
Es kann ein langer Weg sein!
Ich würde Dir in Deiner momentanen Situation unbedingt raten, nicht die Urlaubstage zu verwenden, wenn Du aus gesundheitlichen Gründen noch nicht oder noch nicht voll arbeiten kannst.
Lass Dich wieder krank schreiben!
Sprich mit dem Hausarzt über die Möglichkeit der schrittweisen Wiedereingliederung in Deinen Beruf.
Dafür sind Formulare mit dem Hausarzt auszufüllen, die von der Krankenkasse und dem Arbeitgeber bestätigt werden müssen.
Aber dort steht keine Krankheitsbezeichnung drauf! So lange Du Dich noch so unsicher mit der Arbeit fühlst, bleib zu Hause. Bei unserer Krankheit erzielt die Reha keine Arbeitsfähigkeit! Du brauchst Zeit, ganz langsam wird auch das Kurzzeitgedächtnis ein wenig besser werden. Hilfen hast Du für Dich schon entwickelt. Irgendwann kannst Du beginnen, in dieser oder jener Situation auf diese Hilfen zu verzichten. Aber geh auf die Freund und Kolleginnen zu! Lad sie zum Kaffee ein oder zum Spazierengehen.
Naja, genug gelabert, ich hoffe, Du kannst etwas daraus machen - FÜR DICH. Alles Gute!!
KaSy