Sonstiges zum Thema Hirntumor > Psychologische Betreuung
Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
Meike:
Ja, warum nicht auch mal den Spieß umdrehen??? :-\
Mein Mann leidet als Angehöriger. Es wird immer schlimmer.
Als ich gestern Morgen aufwachte, lag er weinend neben mir.
Er spricht von der Angst, mich zu verlieren und sagt, dass er
es nicht mehr alleine schafft, mit meiner Diagnose fertig zu werden.
Auf der Baustelle versteckt er sich hinter seiner Arbeitsmaske,
damit die anderen ihn nicht heulen sehen.
Gestern Abend meinte er, er schleppt diese Gefühle schon lange
mit sich herum, hat es aber bislang geschafft, mich nicht damit zu behelligen.
(und ich habe auch wirklich nichts gemerkt).
Eben habe ich mit seinem Einverständnis einen Termin bei einer
Lebensberatungsstelle für ihn gemacht.
Aber damit wird es wohl nicht getan sein.
Mein Problem ist nun, das ich nicht weiß, wie ich in Zukunft mit ihm
umgehen soll. Ungeduldig und ruppig wie ich manchmal bin...
Ich neige ja selbst immer lieber zur Wut, als zur Trauer.
Mir geht es zur Zeit ja auch ganz gut und ich wünsche mir
Normalität. Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht mit meinen
Problemen auseinandersetzen will, aber es nützt ja nix.
Seine Tränen rühren mich, aber belasten auch. Ich möchte nicht
herzlos erscheinen, aber wenn er so bekümmert vor mir sitzt,
würde ich am liebsten verschwinden.
Ich möchte mich nicht kümmern müssen.
Ich habe aber Angst zu sagen, dass ich mich nicht kümmern möchte.
Er sorgt sich ja schließlich um mich, ist sehr präsent und nimmt mir schwierige Aufgaben ab.
Ich möchte auch auf keinen Fall, dass er sich verbiegt und seine Ängste unterdrückt...
Oh je....das läuft schwer in Richtung Paartherapie....
Bin ich die Einzige mit so einem Problem?.....
Meike
KarlNapf:
--- Zitat von: Meike am 29. November 2012, 12:15:17 ---
Bin ich die Einzige mit so einem Problem?.....
--- Ende Zitat ---
Nein.
Meike:
Na, dann hoffe ich auf einen regen Austausch! :)
krimi:
Liebe Meike,
mir geht es genauso. Ich fühle und handle in vielen Dingen ähnlich wie du.
In dem, wie du dich beschreibst, deine Gefühle und wie du dich am liebsten verhalten möchtest,
dann denke ich: krimi, sie beschreibt dich.
Und im unteren Abschnitt meinen Mann und mich. :-\
Eine Therapie geht bei meinem Mann gar nicht. Sieht er meine Therapeutin als jemand, die mich umdreht.
Mit meinem jetzigen gesundheitlichen Problem ist es noch schlimmer geworden.
Ich brauche meinen Freiraum und mein Mann wird immer anhänglicher.
Freiraum, Normalität - genau das ist es was ich auch brauche. Nicht in den Glasschrank gestellt, nicht verschont werden.
Dass es richtig ist wie ich handle und mir Dinge zutraue.
Mit dem wie du fühlst - sind wir schon Mal "zwei". :-*
LG krimi
Schreibe dir heute Abend noch eine PN.
Iwana:
Hallo Meike
Muss gerade 5 Jahre zurück denken... war genau so... Er verkroch sich depressiv in sein Schneckenhaus und wollte jeden meiner Schritte ängstlich überwachen. Wir haben viele Gespräche geführt, auch darüber dass ich über meine Grenzen hinaus gehen muss um sie auch zu erkennen... Ich habe ihm und mir einen Therapeuten gesucht wo es schlussendlich auch einzelne gemeinsame Gespräche gab.
Ich krachte beinahe zusammen da ich wusste er schafft dass nicht ohne mich, mit dem kleinen Sohn. Habe Mir dann immer wieder gesagt ohne mich gehts nicht, ich werde hier gebrauch und wohl auch so überlebt.
Heute 5 Jahre später schein ich so gut zu funktionieren, dass ich keiner Schonhaltung mehr bedarf ;D hab ich mir ja so gewünscht... hmmm aber manchmal etwas Entlastung wäre auch schön... aber auch bei mir eben stark Stimmungsabhängig und etwas habe ich in der Therapie gelernt, mein Mann und ich sind starke Gegenpole und von daher sehr unterschiedlich, was diesen ganzen Eiertanz nicht immer einfach macht... und immer wieder mal ein Gespräch benötigt...
Inzwischen versuche ich die Krankheit nicht mehr oft anzusprechen, soll nicht der Inhalt unserer Beziehung werden. ::)
Mein Mann war zu der Zeit übrigens auch krank geschrieben, er wäre nie und nimmer arbeitsfähig gewesen... und dann kamen bei mir dann postwendend die Existenzsorgen... was wenn er jetzt ganz aussteigt, er MUSS doch... einer sollte doch noch funktionieren...
Von unseren Rollen her war ich eher der Führungstyp als er, wir haben uns oft gefragt wie es gewesen wäre wenn es ihn getroffen hätte...
Gruss Iwana
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