HirnTumor-Forum

Autor Thema: Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?  (Gelesen 18439 mal)

Meike

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Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« am: 29. November 2012, 12:15:17 »
Ja, warum nicht auch mal den Spieß umdrehen???  :-\

Mein Mann leidet als Angehöriger. Es wird immer schlimmer.
Als ich gestern Morgen aufwachte, lag er weinend neben mir.
Er spricht von der Angst, mich zu verlieren und sagt, dass er
es nicht mehr alleine schafft, mit meiner Diagnose fertig zu werden.
Auf der Baustelle versteckt er sich hinter seiner Arbeitsmaske,
damit die anderen ihn nicht heulen sehen.
Gestern Abend meinte er, er schleppt diese Gefühle schon lange
mit sich herum, hat es aber bislang geschafft, mich nicht damit zu behelligen.
(und ich habe auch wirklich nichts gemerkt).

Eben habe ich mit seinem Einverständnis einen Termin bei einer
Lebensberatungsstelle für ihn gemacht.
Aber damit wird es wohl nicht getan sein.

Mein Problem ist nun, das ich nicht weiß, wie ich in Zukunft mit ihm
umgehen soll. Ungeduldig und ruppig wie ich manchmal bin...
Ich neige ja selbst immer lieber zur Wut, als zur Trauer.
Mir geht es zur Zeit ja auch ganz gut und ich wünsche mir
Normalität. Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht mit meinen
Problemen auseinandersetzen will, aber es nützt ja nix.

Seine Tränen rühren mich, aber belasten auch. Ich möchte nicht
herzlos erscheinen, aber wenn er so bekümmert vor mir sitzt,
würde ich am liebsten verschwinden.
Ich möchte mich nicht kümmern müssen.
Ich habe aber Angst zu sagen, dass ich mich nicht kümmern möchte.
Er sorgt sich ja schließlich um mich, ist sehr präsent und nimmt mir schwierige Aufgaben ab.
Ich möchte auch auf keinen Fall, dass er sich verbiegt und seine Ängste unterdrückt...

Oh je....das läuft schwer in Richtung Paartherapie....
Bin ich die Einzige mit so einem Problem?.....

Meike

Offline KarlNapf

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #1 am: 29. November 2012, 13:06:23 »

Bin ich die Einzige mit so einem Problem?.....


Nein.
Dum spiro, spero = So lange ich atme, hoffe ich. (Cicero, ad Atticum 9,11)

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Meike

  • Gast
Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #2 am: 29. November 2012, 13:54:37 »
Na, dann hoffe ich auf einen regen Austausch!  :)

Offline krimi

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #3 am: 29. November 2012, 14:46:43 »
Liebe Meike,

mir geht es genauso. Ich fühle und handle in vielen Dingen ähnlich wie du.
In dem, wie du dich beschreibst, deine Gefühle und wie du dich am liebsten verhalten möchtest,
dann denke ich: krimi, sie beschreibt dich.
Und im unteren Abschnitt meinen Mann und mich. :-\

Eine Therapie geht bei meinem Mann gar nicht. Sieht er meine Therapeutin als jemand, die mich umdreht.

Mit meinem jetzigen gesundheitlichen Problem ist es noch schlimmer geworden.
Ich brauche meinen Freiraum und mein Mann wird immer anhänglicher.

Freiraum, Normalität - genau das ist es was ich auch brauche. Nicht in den Glasschrank gestellt, nicht verschont werden.
Dass es richtig ist wie ich handle und mir Dinge zutraue.

Mit dem wie du fühlst - sind wir schon Mal "zwei". :-*

LG krimi

Schreibe dir heute Abend noch eine PN.
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline Iwana

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #4 am: 29. November 2012, 16:22:14 »
Hallo Meike
Muss gerade 5 Jahre zurück denken... war genau so... Er verkroch sich depressiv in sein Schneckenhaus und wollte jeden meiner Schritte ängstlich überwachen. Wir haben viele Gespräche geführt, auch darüber dass ich über meine Grenzen hinaus gehen muss um sie auch zu erkennen... Ich habe ihm und mir einen Therapeuten gesucht wo es schlussendlich auch einzelne gemeinsame Gespräche gab.

Ich krachte beinahe zusammen da ich wusste er schafft dass nicht ohne mich, mit dem kleinen Sohn. Habe Mir dann immer wieder gesagt ohne mich gehts nicht, ich werde hier gebrauch und wohl auch so überlebt.

Heute 5 Jahre später schein ich so gut zu funktionieren, dass ich keiner Schonhaltung mehr bedarf  ;D hab ich mir ja so gewünscht... hmmm aber manchmal etwas Entlastung wäre auch schön... aber auch bei mir eben stark Stimmungsabhängig und etwas habe ich in der Therapie gelernt, mein Mann und ich sind starke Gegenpole und von daher sehr unterschiedlich, was diesen ganzen Eiertanz nicht immer einfach macht... und immer wieder mal ein Gespräch benötigt...

Inzwischen versuche ich die Krankheit nicht mehr oft anzusprechen, soll nicht der Inhalt unserer Beziehung werden.  ::)

Mein Mann war zu der Zeit übrigens auch krank geschrieben, er wäre nie und nimmer arbeitsfähig gewesen... und dann kamen bei mir dann postwendend die Existenzsorgen... was wenn er jetzt ganz aussteigt, er MUSS doch... einer sollte doch noch funktionieren...

Von unseren Rollen her war ich eher der Führungstyp als er, wir haben uns oft gefragt wie es gewesen wäre wenn es ihn getroffen hätte...
Gruss Iwana

Meike

  • Gast
Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #5 am: 29. November 2012, 17:40:38 »
So bitter das Ganze ist:

Ich bin erleichtert....dachte ich doch schon, ich sei ein
emotionaler Kühlschrank.....mit meinen "Befindlichkeiten".

Am kommenden Montag habe ich einen Termin bei einer
Selbsthilfekontaktstelle. Einer Institution, die dabei unterstützt,
eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. In Hannover gibt es keine
für Hirntumorbetroffene und/oder Angehörige. Man soll's nicht glauben.... ::)

Folglich werde ich da nun was unternehmen... ;)

Ich danke für Eure Beiträge.

Meike

Offline Iwana

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #6 am: 30. November 2012, 09:10:41 »
Hallo Meike
Selbsthilfegruppen sind irgendwie ganz dünn gesäht. auch hier in meiner Umgebung gibt es keine. So Gesprächsgruppen über längere Zeit am Laufen zu halten ist nicht ganz einfach, hoffe es gelingt dir das auf die Beine zu stellen. Mittlerweile denke ich es spielt gar keine Rolle ob Angehörig oder Betroffen, Hauptsache man kann darüber reden und wird verstanden...

Gruss Iwana

Meike

  • Gast
Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #7 am: 30. November 2012, 09:14:04 »
Liebe Iwana,

das sehe ich auch so. Mal schauen was daraus wird.
Werde am Montag berichten.

Meike ;)

wolken

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #8 am: 30. November 2012, 20:45:26 »
Hallo,

auch mein Senf dazu: Unsere Erkrankung birgt ein enormes
Konfliktpotential für Paarbeziehungen, was sowohl meine
Frau als auch ich sehr spät bemerkt haben. Sie gefährdet
selbst solche Bindungen, die über viele Jahre hinweg sehr
stabil gewesen sind. Deshalb finde ich die Idee mit einer SHG
gut, solange alle Beteiligten an einem Tisch sitzen. Da es bei
uns eine SHG nicht gibt, haben wir uns entschlossen, uns
einen Familientherapeuten zu suchen, was eine gute Idee
war: Dabei stellte sich nämlich heraus, dass nicht alle Konflikte
krankheitsbezogen waren, sondern an anderer Stelle wurzelten.
Das kann, glaube ich, eine SHG nicht leisten. Darüber sollte man
sich im klaren sein. Ob man vielleicht einen Therapeuten als eine
Art "Supervisor" für so eine SHG begeistern könnte ?

Nebenbei: Ich habe einmal an einer SHG im Bereich Epilepsie
teilgenommen (ein Riesenproblem für mich, wohl aber kaum
für andere in diesem Forum - zumindest finde ich darüber so gut
wie nichts. Es war ermutigend zu sehen, wie andere damit um-
gegangen sind: Das ist sicher der Wert einer SHG).

Ich bin gespannt, was aus Deiner Idee wird.
Wolken

Offline krimi

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #9 am: 30. November 2012, 21:20:37 »
Nebenbei: Ich habe einmal an einer SHG im Bereich Epilepsie
teilgenommen (ein Riesenproblem für mich, wohl aber kaum
für andere in diesem Forum
- zumindest finde ich darüber so gut
wie nichts. Es war ermutigend zu sehen, wie andere damit um-
gegangen sind: Das ist sicher der Wert einer SHG).

... ein Riesenproblem für mich, wohl aber kaum
für andere in diesem Forum ...

Was ist für dich ein Riesenproblem?  ??? :o

Wenn du möchtest, können wir uns darüber einmal per PN austauschen.

Viele Grüße

krimi
« Letzte Änderung: 16. Januar 2013, 19:14:45 von krimi »
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Offline schwede

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #10 am: 01. Dezember 2012, 11:51:50 »
Hallo Wolken,

schließe mich Krimi an. Was ist für dich ein Riesenproblem.

Es scheint um Epilepsie und SHG zu gehen.
Du hast bisher nichts dazu gefunden. Das kann sein .

Vielleicht ist es trotz allem für uns Wichtig, es gibt Sachen die halt nebenbei gesagt werden. Epilepsie wird meist nur kurz mit angesprochen. Es wird kurz gesagt habe ich auch. Das war es aber auch.

Schreibe es uns doch mal, was dich Bedrückt. Es könnte für viele neue Türen öffnen.

LG schwede
Niemals werde ich Aufgeben

Nur du alleine schaffst es, aber du schaffst es nicht alleine !!!
(Verfasser Unbekannt )

Richtig sieht man nur mit dem Herzen, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen. Epikur von Samos

wolken

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #11 am: 10. Dezember 2012, 09:42:53 »
@Krimhild:

Danke für das Angebot des Austausches per PN. Inzwischen habe ich
bemerkt, dass der Austausch per PN für mich nicht das Richtige ist.

@schwede:

Für mich liegt das "Riesenproblem" (vielleicht besser: ein Problem neben
anderen) in der Unsicherheit, wann der nächste Anfall droht: Es verun-
sichert mich im Gespräch mit anderen, ich lehne mich an Wände an, suche
mir stets Orte, an denen ein Anfall möglichst wenig Schaden anrichten kann,
konzentriere mich auf Anzeichen für das Kommende ("Aura"), die Sorge,
aus dem Rahmen zu fallen, sofort als "behindert" erkannt zu werden usw.
Es demoliert das Selbstvertrauen, die Sicherheit im Umgang mit anderen,
die stete Angst, der Boden könne unter den Füssen weggezogen werden.
Ich hatte schreckliche Anfälle, die mir einen "normalen" gesellschaftlichen
Umgang unmöglich machten, die mich davon abhielten, allein aus dem Haus
zu gehen, Treppen ohne Geländer zu bewältigen etc. etc.: Inzwischen lerne
ich allerdings, dass die Angst vor dem Anfall meist schlimmer ist als der Anfall
selbst - aber das kostet soviel Energie und Kraft, die ich eigentlich für anderes
brauchte.

Wolken

Meike

  • Gast
Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #12 am: 11. Dezember 2012, 09:24:09 »
Guten Morgen Ihr Lieben,,

ich wollte ja noch berichten, wie mein Termin
bei der Selbsthilfekontaktstelle ablief:

Das war wirklich sehr interessant und hilfreich.
Anfang nächsten Jahres wird eine Pressemitteilung herausgeschickt.
Ich habe mir gedacht, dass das Angebot für Angehörige und auch
für Betroffene gilt. Was die Gruppe (wenn denn eine zu Stande kommt)
daraus macht, kann man dann ja immernoch entscheiden.
Die Selbsthilfekontaktstelle bietet für die ersten drei Treffen kostenlos ihre eigenen Räume
an und danach kann man für einen sehr minimalistischen Betrag, Räume in Hannovers
Freizeitzentren mieten.
Bin mal gespannt, was daraus wird.... ;)

Liebe Grüße,
Meike :)

Offline krimi

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Re:Wie gehe ich als Betroffene mit meinen Angehörigen um?
« Antwort #13 am: 22. Dezember 2012, 18:38:04 »
@Krimhild:
Danke für das Angebot des Austausches per PN. Inzwischen habe ich
bemerkt, dass der Austausch per PN für mich nicht das Richtige ist.
Wolken

Hallo Wolken,

ich wollte mit dir kein Date per PN beginnen.
Es war halt ein Angebot, da du ja öffentlich auch nicht gern mitteilst, was für dich ein Problem ist.
Und wie können wir dir da Tipps geben?

Wahrscheinlich hat schwede mit der Vermutung "Epilepsie" recht.

Ich wünsche dir ein entspanntes Wochenende.

krimi
« Letzte Änderung: 22. Dezember 2012, 19:55:16 von krimi »
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