Hallo Klaus,
ja - das berührt mich auch, Phoenix beschreibt das sehr gut.
Wir hatten mehr Zeit, aber das Gefühl, dass das Ende geradezu herbeiraste hatte ich auch. Und ich habe lange gebraucht, um mit diesem Tempo klarzukommen. Meine Mutter ist vor 2 Jahren nach 5 Jahren Krankheit am Glio gestorben. Sie ist 3 x operiert worden und mein Vater und ich haben Sie bis zu ihrem Tod zuhause gepflegt.
Nachdem mein Vater die letzten beiden Jahre sein Leben komplett auf die Pflege ausgerichtet hatte (er war gerade pensioniert worden) und im letzten Jahr ihrer Krankheit nicht einmal mehr ohne Sorge auf die Toilette gegehn konnte, ist er nach ihrem Tod, der trotz allem sehr plötzlich kam, in ein großes seelisches Loch gefallen.
Er kam weder mit der Zeit noch mit der Stille klar - nicht nur der Verlust seiner Frau wog schwer, er war plötzlich wie "arbeitslos" und wusste gar nicht mehr wohin mit sich, seiner Zeit und seiner Fürsorge. Er hatte 5 Jahre wirklich alles für sie getan und diese Zeit, die in den letzten 3 Jahren ihrer Krankheit sehr schwer auszuhalten war, großartig gemeistert.
Nach dem Tod meiner Mutter ist er dann verständlicherweise zusammengeklappt und konnte vor Erschöpfung und Trauer kaum noch Luft holen.
Mit meiner Mutter war er ein paar Mal bei einem Neuro-Psychiater, da sie unter schweren Persönlichkeitveränderungen litt. Am tiefsten Punkt seiner Trauer hat er sich ein Herz gefasst und diesen Arzt angerufen, um mit ihm zu sprechen.
Dieser hat ihn dann umgehend in eine Akut-Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie überwiesen, wo er 8 Wochen lang 600 km von zuhause entfernt eine Reha machen durfte. Diese 8 Wochen haben ihm so unglaublich gut getan, dass er heute noch Tränen in den Augen hat, wenn er davon erzählt.
Dass er sich endlich mal nur um sich kümmern durfte, dass er Essen bekam, das er nicht selbst vorher zubereiten musste, dass man ihm zugehört hat, das war soooo gut für ihn!
(Wir alle wissen, dass sich selbst so eine heftige Diagnose wie ein Hirntumor im Freundeskreis als Gesprächsthema "abnutzt" und die Bereitschaft, zuzuhören im Lauf der Zeit nicht gerade steigt....Dazu kam bei meinen Eltern die zunehmende Isolation durch die starken charakterlichen Veränderungen meiner Mutter und das starke Nachlassen ihrer sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten in einem ehr intellektuell geprägten Bekanntenkreis.)
Diese Reha war für meinen Vater "Gold wert" und macht sich in der Verarbeitung unserer Trauer heute noch deutlich bemerkbar. Wie gerne hätte ich so eine Möglichkeit gehabt, war aber durch berufl. Selbständigkeit und Kinder nicht in der Situation, so etwas für mich anzugehen.
Vielleicht gibt es für Dich eine ähnliche Möglichkeit, ich würde es Dir so sehr wünschen, denn meinem Vater hat diese Reha den Weg zurück ins Leben geebnet. Es war für ihn eine Zeit der Trauer, der Einkehr und auch der Aussöhnung mit allen Zweifeln, da auch er an vielen ungelösten Fragen litt.
Er ist an der Situation sehr gewachsen und hat heute wieder echte Lebensfreude. Natürlich bleibt der Schmerz um den Verlust, aber er überrollt ihn nicht mehr und macht ihn nicht mehr so hilflos.
Du hast mein tiefes Mitgefühl, ich wünsche Dir viel Kraft und Lebensmut!
Diese Krankheit macht es einem schwer, mit ihr fertig zu werden. Nicht kann ich mich nicht von diersem Forum lösen, auch wenn ich nur sehr wenig geschrieben habe
Kaja