Hallo Jankla!
Die Freude ist ganz unserer Seits, dass Du uns gefunden hast - Herzlich Willkommen!
Die Infos im Internet sind meist weit gestreut und von zweifelhafter Qualität. Und wenn man dann eine glaubwürdige Quelle gefunden hat, so ist sie dann meistens nur von Wissenschaftlern für Wissneschaftler geschrieben und der soziale und menschliche Aspekt bleibt unbeleuchtet.
Wir sind da ein bisschen anders. Wir sind alle selber Betroffene oder Angehörige und wissen um die Fragen, Ängste und Nöte, die bei so einer krassen Diagnose zwangsläufig entstehen. Darum freuen wir uns über jeden, der uns findet, auch wenn es bedeutet, dass wieder einer mehr von dieser blöden Erkrankung erwischt wurde.
Du hast eine lange Fragenliste und ich werde versuchen sie alle zu beantworten und noch ein paar mehr. Doch fangen wir ganz von vorne an, mit der Frage: Was ist ein Meningeom überhaupt?
Ein Meningeom ist ein gutartiger Tumor der Hirnhaut. Die Hirnhaut umgibt das Gehirn, schützt es vor äußeren Einflüssen und dient gleichzeitig als Trägerschicht für die Adern, die das Gehirn ver- und entsorgen. Die Hirnhaut ist nicht im Denkprozess beteiligt! Sie kann also, wenn es hart auf hart kommt entfernt und durch ein anderes Material ersetzt werden. Meningeome sind gutartig. Dies bedeutet, sie wachsen langsam und dringen nicht in das Hirngewebe ein, sie verdrängen es nur. Sie bleiben bis auf ganz wenige Ausnahmen in ihrer Tumorhülle gefangen.
Natürlich können durch die Verdrängung von dem Gehirngewebe, Funktionsbeeinträchtigunen entstehen, so wie bei Deiner Mutter, die nicht mehr so gut riechen und schmecken kann. Dabei ist das Gehirn aber sehr plastisch und formbar. Es passt sich den im Laufe der Jahre immer knapper werdenden Raumverhältnissen an, bis es diese nicht mehr kompensieren kann. Es kann also sein, dass das Meningeom Deiner Mutter schon einige Jahre auf dem Buckel hat und jetzt erst auf sich aufmerksam gemacht hat.
Oben habe ich bereits geschrieben, dass ein Meningeom meist in seiner Tumorhülle verbleibt. Dies hat zur Folge, dass es meist restlos entfernt werden kann, so lange es nicht wichtige Strukturen wie Nerven oder Adern umschließt. Aber auch dann kann mit einer sehr kleinteiligen OP, das Meningeom weitestgehend entfernt werden ohne dass ein Funktionsverlust des Gehirns zu befürchten ist.
Jetzt zu Deinen Fragen:
Ist diese Stelle gut zu erreichen: Ja!
Die Falx liegt zwischen den beiden Hirnhälften und ist von oben hervorragend zu erreichen. Ganz anders als die Tumore die an der Schädelbasis liegen, die meist durch komplizierte Öffnungen operiert werden müssen. Der Schnitt selber ist nicht besonders breit kann von den Ärzten meist so im Haar versteckt werden, dass man nach der Abheilung nichts mehr von der Narbe sieht.
Ich selber hatte auch ein Falxmeningeom und trotz Kurzhaarfrisur kann man meine Narbe nur erkennen, wenn man von ihr weiß oder sich eingehend mit meinen Haaren beschäftigt z.B. als Frisör.
Wie sind die ersten Tage nach der OP? Wann darf sie wieder nach Hause?
Nach der Op wird Deine Mutter einen Tag auf der Intensivstation verbringen. Hier kann sie besser betreut und überwacht werden. Nach einer Untersuchung mittels MRT oder Computertomograhie am Folgetag wird sie dann, bei einem guten Befund, auf die Normalstation verlegt werden. Innerhalb von 7 bis 9 Tagen stabilisieren sich die allermeisten Patienten so gut, dass sie dann nach Hause entlassen werden können.
Am ersten oder zweiten Tag auf der Normalstation wird Deine Mutter mobilisiet werden. Der Physiotherapeut wird Deine Mutter auf die Beine stellen und mit Ihr die ersten Schritte machen, damit sie sich selbständig auf Station bewegen kann.
In den ersten Tagen wir Deine Mutter wohl recht müde sein. Hörbücher oder Musik sind ein probates Mittel ihr die Zeit zu verkürzen. Wobei ich gestehen muss, dass ich mir die meisten Kapitel des Hörbuches mehrmals anhören musste.
Bei mir kam die Energie sehr schnell wieder, was mir unter anderem einen Rüffel von der Visite einbrachte, da sie mich mit meinem Laptop im Bett erwischte...
Wann Deine Mutter sich zum ersten Mal die Haare waschen darf, hängt mehr oder weniger vom Krankenhaus ab. Ich durfte mir noch im Krankenhaus die Haare waschen, andere berichten, dass sie es erst nach dem Ziehen der Fäden durften.
Idealer Weise schließt sich nach dem Krankenhausaufenthalt gleich eine AHB (Anschlußheilbehandlung) an, auch als ReHa bekannt. Hier wird Deine Mutter wieder fit fürs Leben gemacht und eventuell übriggebliebene Beschwerden geziehlt behandelt.
Welche Beschwerden können bleiben?
Dies ist so individuelle wie jeder einzelne Patient. Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass die Beschwerden bleiben können, die der Patient auch schon im Vorfeld der OP hatte. Direkt nach der OP können diese Beschwerden etwas zunehmen, da das Gehirn an der OP-Stelle durch die Operation selbst und das plötzliche Fehlen des Tumors gereizt wird. Diese verstärkten Symptome klingen aber noch meist im Krankenhaus wieder ab. In der AHB wird dann auf eventuell übriggebliebene Symptome eingegangen. Eine AHB ist in jedem Fall sehr empfehlenswert und sollte eigentlich immer gemacht werden. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund sie nicht zu machen. Gerne wird sie allerdings vom Krankenhaus vermieden, da sie natürlich Kosten verursacht. Hier hilft dann meist ein klärendes Gespräch mit den Ärzten.
Eine Hirn-Op ist immer ein Angang und für den Patienten sowie den Angehörigen eine große Belastung. Der Kopf und das Gehirn ist ja nicht irgendein beliebiges Körperteil sondern unersetzlich und unverzichtbar. Insofern ist es nur zu natürlich, dass sich alle Sorgen machen und Angst haben. Diese Sorgen uns Ängste sind natürlich begründet und es hilft nicht sie unter den Tisch zu kehren. Ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass es am Besten ist über diese Sorgen und Ängste zu reden. Deiner Mutter wird es am meisten helfen, wenn Du ihr Optimissmus geben kannst. Woher Du den bekommst? Natürlich hier!
Ich selber hatte ja auch ein Falxmeningeom und es geht mir einfach schlicht und ergreifend: GUT! So schreibe ich Dir diese Zeilen aus meinem Skiurlaub und auch im normalen Leben habe ich keine Einschränkungen mehr (bis auf einen leicht tauben rechten Fuß, der mich nie so richtig verlassen hat.) Wenn Du meine Geschichte suchst, Du findest sie im Meningeom-Bereich unter Vorstellung.
Solltest Du Fragen haben oder einfach nur Deine Ängste loswerden wollen und mögen sie Dir noch so komisch oder banal vorkommen: Hier bist Du richtig. Hier ist immer jemand für Euch da, der weiß welche Gedanken und Sorgen und Ängste in Euren Köpfen sind.
Ich hoffe, dass Dein Mutter bald operiert werden kann, denn die Zeit vor der OP war für mich viel schlimmer als die Zeit nach der OP und das obwohl ich sehr sehr viel Zuspruch fand, auch hier im Forum.
Beste Grüße
Probastel