Hallo Sternchen,
mein Sohn war vier Jahre alt als ich operiert wurde. Ich habe ihm damals - wie ich hoffe sehr kindgerecht - erklärt, dass ich für ein paar Tage ins Krankenhaus muss und nicht daheim sein werde. Dass mir im Krankenhaus aber geholfen wird und es mir danach besser gehen wird. Wir sind damals davon ausgegangen, dass er mich täglich besuchen kann, aber es kam dann alles ganz anders. Am ersten postoperativen Tag war mir der Besuch meines Mannes schon viel zu viel, abgesehen davon sah ich fürchterlich aus, so dass ich meinen Sohn erst am dritten postoperativen Tag wiedergesehen habe. Es hat uns beiden unendlich gut getan und wir dachten alle, dass wir die restlichen stationären Tage ganz locker überstehen würden. Und dann musste mein Sohn stationär behandelt werden, in einem anderen Krankenhaus! Das war für meinen Sohn und mich, aber natürlich auch für den Rest der Familie, der absolute Horror. Mein Sohn konnte nicht zu mir, ich konnte nicht zu ihm, obwohl er anfangs große Schmerzen hatte. Natürlich war sein Papa ständig da, auch die Großeltern kümmerten sich sehr, aber ausgerechnet ich konnte nicht bei meinem kranken Kind sein. Wenn ich daran denke, kommen mir auch nach über vier Jahren noch die Tränen.
Dieses Jahr wurde ich zweimal ambulant operiert, ich habe es ihm wieder erklärt, habe ihm auch gesagt, dass ich noch am OP-Tag nach Hause dürfte, er hat ganz "cool" reagiert. Klar, er ist ja jetzt auch schon acht...!!!
Seine Lehrerin hat mir später berichtet, dass er total aufgeregt gewesen sei und ihr ständig erzählt habe, dass die Mama wieder operiert werde müsse. Daheim hat er sich kaum was anmerken lassen, aber es hat ihn mehr beschäftigt als wir angenommen haben. Dass die OPs nicht miteinander vergleichbar waren, spielte für ihn keine Rolle. OP ist OP und OP bedeutet, die Mama ist weg. Er hat mir später "gestanden", dass er Angst hatte, mich wieder nicht sehen zu können. Vor der zweiten OP dieses Jahr war ich schlauer, ich habe ihm gar nichts gesagt und als er nach Hauses kam, war die OP schon vorbei und alles war gut.
Ich kann Dich verstehen, ich kann Deinen Sohn verstehen, die Mama ist halt die Mama und unsere Kinder haben mit uns ja auch schon einiges durchgemacht. Wichtig ist, dass Du ruhig und zuversichtlich ihm gegenüber auftrittst, ihm sagst, dass Du ihn zwar vermissen wirst, dass Du Dich aber trotzdem auf die Reha freust, weil Dir dort geholfen wird. Und es Dir danach viel besser gehen wird. Er ist zehn, er ist groß genug, um das zu verstehen.
Die Idee mit den kleinen Überraschungen, Briefchen etc. finde ich total schön. Mein Sohn ist gegen Ende der Sommerferien eine Woche mit den Großeltern in den Urlaub gefahren. Er hat sich schon darauf gefreut, wollte aber andererseits nicht weg. Also habe ich ihm ein "Kussbonbon" gebastelt und klammheimlich in ein neues Buch gelegt, das ich in seinen Koffer geschmuggelt habe. Die Freude über das neue Buch, das er beim Auspacken entdeckt hat, war groß, die Freude über das "Kussbonbon", das er dann als Lesezeichen verwendet hat, war aber noch viel größer. Er hat nach der Woche erzählt, dass er es immer ausgepackt habe, wenn er traurig gewesen sei und dass ihm das dann geholfen und ihn getröstet habe.
(Falls jemand nicht weiß, was ein Kussbonbon ist
: Man nimmt ein kleines Blatt Papier, malt sich die Lippen knallrot an, drückt sie dann auf das Papier und faltet anschließend das Papier mit dem Kussmund ganz klein zusammen. Die Idee stammt aus einem Buch, in dem ein Kind ins Ferienlager fährt und Angst vor der Zeit ohne Mama und Papa hat.)
Ihr könnt sicherlich telefonieren und SMS schicken, Du kannst Deinem Sohn Briefe oder Mails schreiben, dadurch wirst Du jeden Tag bei ihm sein, er wird jeden Tag ein bisschen Mama haben. Und er wird mit seinen zehn Jahren verstehen, dass es auch mal nur um Dich gehen muss, dass Du wieder fit werden musst und dass letztendlich auch er davon profitieren wird.
Natürlich hat er jetzt Angst vor der Zeit, aber ich bin mir sicher, dass er gut durch diese Zeit kommen wird, wenn es erstmal soweit ist! Und bis dahin genießt die gemeinsame Zeit, in die hoffentlich ein super-gutes MRT-Ergebnis fallen wird!
LG TinaF