Hallo, Jenny,
es klingt so, als ob Dein Freund (?) keine Beeinträchtigungen durch den Hirntumor hat. Er hat sich mit ihm arrangiert. Er gibt ihm hochdosiertes Vitamin D und der Tumor wird nicht größer, sogar etwas kleiner.
Für Dich ist diese Diagnose an sich erschreckend. Hirntumor - das klingt so scheußlich, so tödlich. Da MUSS man doch etwas machen.
Ja, aber was ist möglich?
Eine Operation am Gehirn kann immer unerwünschte (eher physische, also Beweglichkeit, Taubheit, einschränkungen bei Sinnesorganen, aber auch Perönlichkeitänderungen) Folgen haben, wenn der Tumor nicht einfach zu operieren ist. Und das ist leider oft so. Neurochirurgen retten Leben, wenn sie Tumoren entfernen, sind sich aber stets dessen bewusst, dass sie auch Schäden verursachen können, vorübergehende, aber mitunter auch lange währende oder dauerhafte. Das ist mit dem Eid des Hippokrates, dem die Ärzte folgen, nicht leicht zu vereinbaren, denn dort schwören sie, dass sie keinem Menschen Schaden zufügen ...
Wenn eine Bestrahlung möglich ist, ist das auch nicht nur eine zeitlich begrenzte Belastung für mehr als nur die bestrahlte Stelle. Hier können persönliche Fähigkeiten für relativ lange Zeit eingeschränkt werden. Der Körper muss sehr arbeiten, um die bestrahlten und dadurch abgetöteten Zellen zu entsorgen. Das kann ein monatelanger Prozess sein.
Auch Chemotherapie kann eine mögliche Therapie sein, die auch viele Nebenwirkungen im gesamten Körper erzeugt, insbesondere im Vedauungstrakt. Zusätzliche Mittel sind oft dagegen erforderlich.
Das Gute - die Forschung auf diesem Gebiet geht voran, es gibt immer bessere OP- und genauere Bestrahlungsmethoden, nebenwirkungsärmere Chemotherapeutika, die in Tablettenform zu Hause genommen werden.
Wenn also Dein Freund noch auf dem Stand von vor fünf Jahren oder noch früher ist, und er sich seitdem nur mit der Vitamin D-Methode geholfen hat (einigermaßen erfolgreich immerhin!), dann kann es sich lohnen, mit einem spezialisierten Arzt zu sprechen, was er von der angwandten Methode und dem Ergebnis hält, und ob neue vielversprechendere Methoden entwickelt wurden.
Das Vitamin D wirkt ja wohl recht akzeptabel und wenn der Arzt nichts besseres anbieten kann, dann sollte er versuchen, die Krankenkassen mit dem guten Verlauf davon zu überzeugen, dass als Ausnahme die Kosten für das hochdosierte Vitamin D übernommen werden.
Dich solltest Du aber auch fragen, warum Du ... was willst.
Du willst ihm helfen, klar.
Aber er lebt damit und kommt klar - wenn ich das richtig verstanden habe. Er hat eine Methode gefunden, die funktioniert und ihn gut leben lässt. Sie funktioniert schon 5 Jahre lang, das beruhigt ihn. Er will sich wahrscheinlich nicht andauernd mit dem Hirntumor beschäftigen, so lange er ihn (einigermaßen) im Griff hat.
Er leidet nicht oder kaum. Er muss auch nicht bedauert oder bemitleidet werden. Das will er nicht.
Für Dich wäre er mit einem Arztbesuch einverstanden, für sich meint er, ihn nicht nötig zu haben. Aber die Frage nach neuen Methoden bzw. der eventuellen Finanzierung seiner Mittel sollte durchaus verfolgt werden. Und dann kann er es wieder "abhaken" und weiter leben - mit Dir (?).
Irgendwann kann der Tumor wachsen. Stimmt.
Er kann sich sehr störend irgendwo bemerkbar machen.
Aber das kann in einem Monat, in einem Jahr, in zehn Jahren sein.
So lange gut leben ist gut!
Wenn es schlimmer wird - wird neu nachgedacht.
Es ist auf jeden Fall für Dich sehr schwer, sich in ihn diesbezüglich hineinzuversetzen, ihn in dieser Sache zu verstehn. Das geht fast allen Betroffenen hier so, dass sie sich in der Familie, von den Freunden nicht richtig verstanden fühlen. Also versuche nicht zu sehr, ihn zu verstehen. Nimm ihn so, wie er ist, wie er sein will : Ein gesunder oder gesund scheinender Mensch mit Lebensfreude und Liebe.
Übrigens: Wer weiß schon, ob er nicht auch irgend eine tickende Zeitbombe in sich trägt ...
KaSy