Hallo Trixi,
ganz ehrlich? Such Dir einen neuen Hausarzt!
Ich wurde am 01.09.09 operiert und habe erst Mitte März 2010 mit der Wiedereingliederung angefangen. Meine Hausärztin sagte klipp und klar, dass ich entscheide, wann ich mich wieder so fit fühle, dass ich es mit der Arbeit versuchen möchte. Es gibt leider auch unter den Ärzten diese Typen, die nur auf das Äußere achten. "Die Patientin sieht wieder normal aus, also kann sie auch arbeiten." Hier im Forum gibt es das schöne Bild der "Krücke, die wir leider nicht am Kopf tragen". Soll heißen, nach einer gewissen Zeit sieht man uns nichts mehr an, was aber noch lange nicht bedeutet, dass da auch nichts mehr ist. Du schreibst selbst, dass Du abends schneller müde wirst, schneller anfängst zu schwitzen. Natürlich ist es nicht schlimm, abends früher ins Bett zu gehen, aber es ist ein Zeichen Deines Körpers, dass da was noch nicht "stimmt".
Ich habe ca. zwei Jahre nach meiner OP bei einer Veranstaltung meine Oberärztin (NC) getroffen. Wir sind ins Gespräch gekommen und sie hat sich sehr dafür interessiert, wie es mir denn gehe. Wir haben uns lang unterhalten und sie meinte, dass es für sie richtig gut gewesen sei, mit einer Patientin längere Zeit nach der OP zu sprechen, da sie normalerweise nach der Entlassung aus dem KH keinen Kontakt mehr zu den Patienten habe. Mein Prof, den ich ab und an mit den Bildern vom Kontroll-MRT besuche, meinte dagegen, es sei nicht ungewöhnlich, dass es nach einem Eingriff am Gehirn zu Einschränkungen komme und dass diese wiederum von verschiedenen Faktoren wie Lage, Größe etc. abhingen und auch von Patient zu Patient unterschiedlich seien. Über die Arbeitsfähigkeit entscheidet ein Neurochirurg dagegen nicht, zu mir hat man damals gesagt, das sei Sache des Hausarztes, evtl. des Neurologen.
Was die Haare angeht, so ging es mir ähnlich. Für die OP wurde nur ein ganz schmaler Streifen ausrasiert, aber nach etlichen Wochen fielen mir plötzlich alle Haare auf dem Oberkopf aus. Mein Hautarzt erklärte mir, dass durch das Zurückschieben der Kopfhaut die Haarwurzeln geschädigt worden seien und deshalb alle Haare ausfallen würden. Im OP-Bereich konnte man damals kaum noch was sehen, aber da ich keine Haare mehr oben auf dem Kopf hatte, bin ich noch sehr lange mit Tüchern durch die Gegend gelaufen. Es war mitten im Winter, es war kalt und es schneite, als ich zum ersten Mal wieder ohne Kopfbedeckung unterwegs war. Fast alle Leute hatten eine Mütze auf, nur ich habe mir den Schnee so auf den Kopf fallen lassen und ich war rundum happy.
Was die Anfälle angeht, so kann auch ich Dir nur sagen, dass sie auftreten können, aber nicht müssen. Ich habe vier Jahre lang keine bekommen, andere schon. Auch das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Ein EEG kann Aufschluss geben, es kann aber auch sein, dass beim EEG gar nichts zu sehen ist und es trotzdem zu Anfällen kommt. Versuche Dir nicht allzu viele Gedanken über Anfälle zu machen. Ich habe mich damals an einem Satz meiner Oberärztin "festgehalten", der da lautete: Je mehr Zeit seit der OP vergangen ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine Anfälle auftreten. Ausnahmen gibt es immer wieder, klar, aber Du hast die ersten Monate ohne Anfälle überstanden und das ist schon mal richtig gut.
Die stufenweise Wiedereingliederung ist nicht gleichbedeutend mit dem BEM (betriebliches Eingliederungsmanagement). Zum BEM kannst Du Dich hier informieren:
http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a748-betriebliche-eingliederung.pdf?__blob=publicationFile Die stufenweise Wiedereingliederung beträgt in der Regel zwischen zwei Wochen und sechs Monaten. Wie Dein Hausarzt also auf sechs Wochen kommt, erschließt sich mir nicht. Und das Ende des Fahrverbots ist auch nicht automatisch das Ende der Arbeitsunfähigkeit. Ich würde diese Punkte unbedingt mit Deinem Neurologen besprechen, der sollte zumindest von Hirntumoren mehr Ahnung haben.
Lass Dich zu nichts drängen, wenn Du Dich noch nicht fit genug fühlst, dann lass Dich weiter krankschreiben. Und wie gesagt, such Dir einen neuen Hausarzt, Dein bisheriger scheint mit der Situation überfordert zu sein und ist damit für Dich kein geeigneter Ansprechpartner mehr.
Weiterhin alles Gute für Dich!
LG TinaF