Hallo, Nick,
ja, ich habe auch sofort - wie enie - an HIV gedacht und daran, dass sie das Oligodendrogliom für ansteckend halten könnten. Oder sie befürchten Deinen raschen Verfall.
Letzteres glaube ich aber weniger, denn wenn jemand von den Homosexuellen sich an HIV infiziert, wird er es "in der Szene" doch nicht verschweigen. Wenden sich im dem Fall die schwulen Freunde ab?
Ich denke, Du solltest ihnen genauer und ehrlich sagen, wie es Dir geht.
Du hast Dich hier mit dem "inoperablen Hirntumor Oligodendrogliom Grad II" vorgestellt.
Wenn Du das Deinen Freunden auch so gesagt hast und dass Du "mit dem Leben und Sterben klarkommst", dann hast Du ihnen eigentlich die passende Vorlage gegeben, sich von Dir abzuwenden.
Sie müssen ja nun glauben, dass Du bald sterben wirst.
"Hirntumor + inoperabel = Persönlichkeitsveränderung + sicherer Tod" - Das ist die übliche Vorstellung in der Gesellschaft.
HIV bzw. AIDS sind prinzipiell viel besser bekannt, da es eine offensive umfassende, in den letzten Jahren leider nachlassende, Aufklärung gibt / gab.
Aber wer wird schon über Hirntumoren informiert, wer klärt darüber auf?
Dazu ist diese Krankheit viel zu selten und sie betrifft das Gehirn. Und sie kommt einfach so. Man kann sich vor ihr nicht schützen wie vor einer HIV-Infektion, man kann ihr auch nicht vorbeugen mit gesunder Ernährung und viel Sport oder dem Verzicht auf Alkohol, Drogen, Rauchen.
Dir geht es doch momentan gut, nehme ich an.
Und das kann noch sehr, sehr lange so bleiben.
(Wegen des "inoperabel" würde ich Dir empfehlen, eine Zweit-, Drittmeinung einzuholen.)
Sprich mit Deinen Freunden darüber, dass Du der gleiche Mensch wie vorher bist. Sag ihnen, dass Du keinesfalls plötzlich nicht mehr zurechnungsfähig ist oder gleich dahinsiechen wirst. Aber sag ihnen auch, dass Du sie jetzt mehr als zuvor brauchst. Du brauchst sie zum Reden, zum Sich-ausheulen-können, aber auch für die ganz normalen Dinge des fröhlichen Alltags, die Dich von dem blöden Ding in Deinem Kopf ablenken.
Ich denke - ohne es zu wissen - dass gerade unter Homosexuellen wegen ihrer (immer noch) Ausgegrenztheit in der Gesellschaft der Zusammenhalt größer ist. Hier sollte es sich lohnen, diese Freundschaften zu erhalten, um sie zu kämpfen.
Denn vermutlich hast Du keine so große Auswahl an anderen verständnisvollen Menschen, womöglich nicht einmal in der eigenen Familie.
Schau mal unter meinen Text - einer meiner beiden Sprüche könnte Deiner sein/werden.
Verkriech Dich nicht!
Geh auf die anderen zu!
Ja, Du bist schwerkrank, aber Du hast garantiert noch viel Kraft, um Deine Freunde für Dich zurück zu gewinnen. Das nimmt Dir keiner ab.
(Es wäre so sehr schön, wenn es anders wäre und ich wünsche mir auch so oft, dass ich nicht immer nur auf die anderen zugehen muss, sondern sie von sich aus ... na ja...)
Vielleicht helfen sie Dir auch auf der Suche nach anderen Neurochirurgen ... die Szene ist ja (vermutlich) weit vernetzt?
Du hast die Verantwortung für Dich und für Dein Leben!
KaSy
(seit 1995 bis 2011 mehrfach Meningeom III - operiert und bestrahlt)