4a. Operative Entfernung von Hirntumoren (aus der Homepage der Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)Die Neurochirurgie umfasst die Diagnose und operative Behandlung von Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des zentralen Nervensystems (ZNS).
Je nach Lage und Größe des Hirntumors sowie dem Zustand und der Symptome des Patienten kann ein Hirntumor weitestgehend entfernt oder auch nur teilentfernt werden. Mitunter ist die neurochirurgische Behandlung gar nicht möglich, der Tumor also inoperabel. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Tumor direkt in funktionstragenden Arealen liegt, die durch eine Operation stark beeinträchtigt oder sogar zerstört werden würden.
Für ein optimales Ergebnis des neurochirurgischen Eingriffes bei gleichzeitigem Erhalt aller Funktionen ist daher eine genaue Lokalisation des zu operierenden Tumors und seine Lage im Bezug auf wichtige Hirnareale notwendig. Hierfür stehen unterschiedliche bildgebende Verfahren wie MRT oder CT zur Verfügung. Diese Verfahren können vor, falls notwendig aber auch während der Operation eingesetzt werden. Bei manchen Hirntumoren kann auch ein intraoperatives Sprachmonitoring, die Operation unter 5-ALA oder die navigierte Hirnstimulation (NBS) sinnvoll sein.
OPS Prozedurenschlüssel Version 2012Zur Verschlüsslung von Operationen im Krankenhaus sowie im Bereich des ambulanten Operierens kommt der Operationen- und Prozedurenschlüssel OPS des DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information) zum Einsatz. Dabei werden nur solche Behandlungen kodiert, die für sich genommen eine Maßnahme darstellen und nicht nur Teil einer Prozedur sind. Der OPS dient der Leistungssteuerung, dem Leistungsnachweis und der Leistungsabrechnung der deutschen Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte.
Die aktuelle Version finden sie online unter
http://www.hirntumorhilfe.de/hirntumor/hirntumortherapie/neurochirurgie/ops/Operation mit 5-AminolävulinsäureUm diffus wachsende, schwer vom umliegenden gesunden Hirngewebe abgrenzbare maligne Gliome möglichst radikal entfernen zu können, kann die Resektion unter der Gabe von 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) sinnvoll sein.
Hierbei muss der Patient drei Stunden vor dem neurochirurgischen Eingriff eine Lösung aus 5-ALA trinken. Durch einen Enzymdefekt in der Tumorzelle reichert sich die Substanz selektiv hauptsächlich dort an. Während der Operation kann der Neurochirurg dann ein Blaulicht zuschalten, das die Tumorzellen in rot-violetter Farbe fluoreszieren lässt.
Der klinische Wert des 5-ALA-Verfahrens wurde in einer internationalen, randomisierten, kontrollierten Studie untersucht. Diese konnte zeigen, dass unter der Gabe von 5-ALA doppelt so viele hirneigene Tumoren radiologisch komplett entfernt wurden und dementsprechend weniger Fälle mit einem postoperativen Resttumor auftraten (35 % unter 5-ALA vs. 50 bis 70 % ohne 5-ALA). Dies wiederum spiegelte sich auch in der Wirksamkeit der neurochirurgischen Therapie wider: Konnte der Tumor relativ vollständig entfernt werden, dann verlängerte sich die durchschnittliche Überlebenszeit um 5 Monate (Stummer et al. Lancet Oncol 2006; 7: 392–401).
Navigierte HirnstimulationDie „navigierte Hirnstimulation“ (Navigated Brain Stimulation, Abk. NBS) ist ein Verfahren zur Beurteilung der exakten Lokalisation des primären motorischen Kortex. Mit der Methode kann bereits vor der Operation eine individuelle Karte des Bewegungszentrums erstellt werden.
Um einen Hirntumor zu operieren, ist es bislang gängige Praxis, die umliegenden Hirnregionen während des Eingriffs zu reizen. Erfolgt darauf eine Reaktion des Patienten, weiß der Chirurg, wo sich Regionen für Sprache und Bewegung befinden. Die Lage dieser Areale kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Dadurch erfährt der behandelnde Arzt erst während der Operation, wo die kritischen Gebiete angesiedelt sind.
Im Vergleich dazu kann der Neurochirurg mit Hilfe der navigierten Hirnstimulation schon vor der Operation Informationen über wichtige Areale sammeln und die Operationsstrategie optimieren.
Das NBS-System stellt die Standard-MRT-Bilder vom Gehirn des Patienten mithilfe einer Kamera und am Patienten angebrachter Fixpunkte in 3D dar. Durch die Stimulation mit einer Magnetspule wird das Bewegungszentrum millimetergenau lokalisiert. Da die Daten aus dem NBS-System in das Neuronavigationsgerät und das Operationsmikroskop eingespielt werden können, stehen sie auch während des neurochirurgischen Eingriffs zur Verfügung. Im Vergleich zur direkten Stimulation des Kortex während der Operation kann Operationszeit eingespart und das Behandlungsergebnis möglicherweise optimiert werden.
Derzeit laufen Studien zur Anwendung des NBS auch für Operationen im Sprachzentrum und anderen funktionell wichtigen Arealen.