HirnTumor-Forum

Autor Thema: Berichte vom 32. HT-Info-Tag am 4.5.2013 in Frankfurt/Main HIER LESEN!  (Gelesen 26103 mal)

Offline KaSy

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32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
(Zusammenfassung der Vortragsinhalte, mit persönlichen erklärenden Ergänzungen von KaSy)

1. Interdisziplinäre Behandlung komplexer Schädelbasistumoren: Meningeome und Akustikusneurinome
Prof. Dr. Volker Seifert, Frankfurt am Main
1a. Schädelbasistumoren (aus dem Forum der Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

2. Standards und Innovationen in der Strahlentherapie von Hirntumoren
2a. Warum Strahlentherapie? (Auszug aus der „Brainstorm“)
Prof. Dr. Frederik Wenz, Mannheim

3. Aktuelle Aspekte der Antiangiogenese
Prof. Dr. Joachim Steinbach, Frankfurt am Main
Artikel aus Fachzeitschriften zum Thema (Übersetzung durch die Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.):
3a. Mechanismen der gliom-assoziierten Gefäßneubildung
3b. Angiogenesehemmung in hochgradigen Gliomen: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

4. Neurochirurgische Gliomtherapie – zwischen Radikalität und Funktionserhalt
PD Dr. Astrid Weyerbrock, Freiburg
4a. Operative Entfernung von Hirntumoren (aus der Homepage der Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

5. Möglichkeiten der Chemotherapie bei Gliomen
5a. Warum Chemotherapie? (Auszug aus der „Brainstorm“)
Dr. Christian Braun, Tübingen

6. Komplementäre Therapieansätze: Symptom- oder Tumorkontrolle?
PD Dr. Oliver Heese, Schwerin
6a. Aktueller Abstract zur Alternativmedizin (aus einer Fachzeitschrift)

7. Epileptische Anfälle bei Hirntumoren
Prof. Dr. Felix Rosenow, Marburg
7a. Epilepsie bei Hirntumoren (aus dem Forum der Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

8. Impfung mit autologen dendritischen Zellen beim Glioblastom
8a. Aktueller Stand der Impfung mit dendritischen Zellen beim Glioblastom in Deutschland (aus den Tagungsunterlagen des Behandlungsnetzwerks HIT für Kinder und Jugendliche)
Prof. Dr. Matthias Eyrich, Würzburg
« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, 21:26:39 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 1. Vortrag Schädelbasistumoren
« Antwort #1 am: 26. Mai 2013, 16:49:31 »
32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
(Zusammenfassung des Vortragsinhaltes, mit persönlichen erklärenden Ergänzungen von KaSy)

1. Interdisziplinäre Behandlung komplexer Schädelbasistumoren: Meningeome und Akustikusneurinome
Prof. Dr. Volker Seifert, Neurochirurg, Frankfurt am Main


Kleine Tumoren, die beim Patienten keine Symptomatik aufweisen („asymptomatisch“), sollte man unter MRT-Kontrolle beobachten.

Mittelgroße Tumoren …

Große Tumoren sollte man so radikal, wie es funktionserhaltend möglich ist, operieren. Wichtige Hirnnerven sollten dabei erhalten bleiben. Die verbleibenden Tumorreste sollten im Anschluss  bestrahlt werden. Dabei ermöglichen insbesondere die neuen „Knife“ - Methoden in der Strahlentherapie durch ihre Präzision diese besonders schonende Chirurgie ohne Dauerschäden im funktionellen Bereich.

« Letzte Änderung: 30. Mai 2013, 00:13:55 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 1a Schädelbasistumoren (aus dem HT-Hilfe-Forum)
« Antwort #2 am: 26. Mai 2013, 16:51:13 »
1a. Schädelbasistumoren (aus dem Forum der Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

1. Patient:
Ich bin bereits zweimal an einem Keilbeinflügelmeningeom operiert worden. Jetzt muss ich wieder zur Untersuchung und habe Angst, dass ein Rezidiv wieder da ist. Wie oft und wodurch kommt es immer wieder zu Rezidiven?


Prof. Dr. med. Kay Mursch, Bad Berka:
Keilbeinflügelmeningeome, insbesondere wenn sie zum Schädelinneren (medial) gelegen sind, oft wegen der umliegenden Strukturen (Sehnerven, Schlagadern, Augenmuskelnerven) nicht vollständig entfernt werden. Sie wachsen dann auch wieder, wenn sie „gutartig“ sind. Gerade an der Schädelbasis sind aber bei erneuten Rezidiven Bestrahlungsformen möglich und erfolgversprechend, die z.B. bei Gliomen wenig Vorteil bringen, wie Schwerionen etc.


2. Patient:
Ich habe ein Schädelbasismeningiom in der Größe von 4,5 x 2,5 x 3 und Trigeminus-Neuralgie. Führt die Bestrahlung mit Gamma-Knife zum Erfolg?


Prof. Dr. med. Herwig Strik, Marburg:
Ob die Gamma-Knife Bestrahlung zum Erfolg führen wird kann man nicht voraussagen - dazu müsste man Prophet sein. Worauf soll sie wirken - Tumorwachstum oder Trigeminus-Neuralgie? Wenn nicht operiert werden kann ist auf jeden Fall eine genau lokalisierte Bestrahlung Mittel der Wahl, z.B. mit Gamma-Knife, und ein Ansprechen von Meningeomen im Sinne eines stabilen oder kleineren Befundes kann erreicht werden. Ob es bei einem bestimmten Patienten wirkt kann leider nicht vorausgesagt werden. Auch kann schlecht abgeschätzt werden, ob eine Besserung einer Trigeminusneuralgie erreicht werden kann - man kann aber sicherlich berechtigt darauf hoffen.


3. Patient:
Bei mir soll ein 2 cm großes Schädelbasismeningeom entfernt werden. Der eine Neurochirurg würde den Tumor mittels seitlicher Trepanation entfernen wollen. Ein anderer Neurochirurg möchte den Tumor mittels endoskopischer transnasaler Schädelbasischirurgie entfernen. Ich bin nun verunsichert. Wer ist in Deutschland Experte für die "transnasale" Methode oder gehört diese zum Handwerkszeug eines Neurochirurgen? Welche Informationen muss ich einholen, um mich besser entscheiden zu können? Gibt es Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Methoden?


Prof. Dr. med. Kay Mursch, Bad Berka:
Zu den Vor- und Nachteilen: Der Zugang über einen Schnitt am Kopf bringt vielen Patienten naturgemäß zunächst Probleme mit der Narbe. Viele klagen über Taubheitsgefühle, Schmerzen und Wetterfühligkeit am Kopf, die sich ca. innerhalb eines Jahres allerdings wieder geben sollten. Die Narbe selbst stellt kosmetisch kein Problem dar, da sie später meist von Haaren verdeckt wird. Allerdings fällt die Schläfe, an der operiert wurde, sichtbar etwas ein.

Die kosmetischen Vorteile des transnasalen Zugangs liegen auf der Hand. Der Nachteil hierbei besteht darin, dass zum Verschluss der Ausfräsung Schleimhaut vom Septum verwendet wird. Diese muss dann erst wieder nachwachsen, weshalb viele Patienten ca. 3 Monate lang Probleme mit einer trockenen Nase und sich ablösenden "Borken" haben. Außerdem kann es passieren, dass der Verschluss nicht sofort hält und Neuralwasser aus der Nase läuft. Dies könnte im schlimmsten Fall eine Infektion zur Folge haben, weshalb Antibiotika gegeben werden und die Öffnung erneut verschlossen werden muss.

Diesen Eingriff sollte man nur von Leuten machen lassen sollte, die sehr viel Erfahrung damit haben. Selbst Pioniere sagen, es ist nicht minimal-invasiv.
Ich glaube, man macht sich wenige Vorstellungen, was die Entfernung des Inneren der Nase so bedeuten kann. Schön aussehen, ist nicht alles. Endoskopische Hypophysenoperationen sind teilweise Routine, insbesondere bei kleinen Meningeomen sind Kraniotomien jedoch sehr berechenbar und kosmetisch kein Problem.

Worterklärungen (KaSy):
- Trepanation = Kraniotomie:   bedeutet Schädelöffnung für eine Operation am / im Kopf
- Septum: hier: Nasenscheidewand
- Neuralwasser: vermutlich ist Nervenwasser = Liquor gemeint (??)


Patient 4:
Mein Meningeom in der Falx links-frontal parasagittal hat nun mit 2,9 x 3,0 cm eine Abmessung erreicht, wo eine Behandlung unumgänglich wird, zumal Hirnstrukturen inzwischen deutlich verdrängt wurden. Da es seit dem Zufallsbefund nur langsam wächst, ist laut mehreren NC-Kliniken keine Dringlichkeit geboten. Eine mikrochirurgische Entfernung zum Jahresbeginn ist angedacht. Aufgrund meiner schweren Vorerkrankungen habe ich mich alternativ nach einer Schwerionenbestrahlung erkundigt, die lt. schriftlichem Vorabkontakt offensichtlich nicht ausgeschlossen wird. Gibt es Erfahrungsberichte, wie (niedriggradige) Meningeome auf diese Therapie reagieren?


Prof. Dr. med. Kay Mursch, Bad Berka:
An die Schwerionenbestrahlung bei nicht operablen Meningeomen denkt man gemeinhin bei Tumoren, die an der Schädelbasis wachsen und deren Entfernung (und konventionelle Bestrahlung) neurologische Ausfälle an Hirnnerven (z.B. Doppelbilder) bedingen könnte. Ein recht großes Meningeom an der Konvexität wird durch die Schwerionen eher nicht beseitigt, d.h. die Raumforderung kann weiter bestehen. Methode der Wahl ist hier wirklich die Operation.
« Letzte Änderung: 30. Mai 2013, 00:14:23 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 2. Vortrag Strahlentherapie
« Antwort #3 am: 26. Mai 2013, 16:52:09 »
32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
(Zusammenfassung des Vortragsinhaltes, mit persönlichen erklärenden Ergänzungen von KaSy)

2. Standards und Innovationen in der Strahlentherapie von Hirntumoren
Prof. Dr. Frederik Wenz, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Uni-Klinik Mannheim

Im Laufe der Zeit ist die Zusammenarbeit mit den anderen Fachärzten und unbedingt mit den Patienten viel wichtiger geworden.

Man sollte beim Patienten unbedingt die Erstsymptome erfragen. Falls später Rezidive auftreten, kündigen sich diese eventuell wieder durch diese Erstsymptome an.

Von den bildgebenden Verfahren ist die Magnet-Resonanz-Therapie (MRT) die wichtigste Untersuchungs- und Kontrollmethode.
Die Computertomographie (CT) zeigt Verkalkungen besser, sollte also nur bei einer solchen Fragestellung genutzt werden. (Röntgenbelastung!)
Eine ergänzende Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Diagnosesicherung ist meist nicht nötig.

Da die Therapie von der Art des Tumors bestimmt wird, ist bei Unklarheit die Tumorart durch die pathologische Untersuchung entnommener Zellen festzustellen. (Also evtl. Biopsie vor der Therapiefestlegung)

In der Strahlentherapie ist der Linearbeschleuniger das Standardverfahren.

In der Bestrahlungsplanung werden für das Zielgebiet „Tumor“ die Einstrahlrichtung(en) und die entsprechende Energiedosis (in der Einheit Gray = „Gy“) festgelegt.

Eine bildgebende dreidimensionale Kontrolle vor jeder Bestrahlung sichert die millimetergenaue Bestrahlung entsprechend der Bestrahlungsplanung.

Bestrahlt wird Montags bis Freitags, an den Wochenenden ist Pause, auch zur Schonung des Patienten.

Früher hatte die Bestrahlung oft die Erinnerung, die Sprache, Emotionen, … beeinträchtigen können sowie dauerhaften Haarausfall verursacht.

Zur Schonung des gesunden Gewebes wird die Bestrahlung heute fraktioniert durchgeführt. (Aufteilung der Gesamtdosis – z.B. 60 Gy - „in Fraktionen“ - hier z.B. 2 Gy täglich auf insgesamt 30 Bestrahlungstage).

Auch zur Schonung des gesunden Gewebes dient die intensitätsmodulierte Radio-(=Strahlen-) therapie (IMRT). Hier wird aus verschiedenen Richtungen bestrahlt, um bei voller Dosis im Zielgebiet durch weniger gesundes Gewebe hindurch zu bestrahlen.

Die tägliche Lagerungskontrolle des Patienten ist für die millimetergenaue Bestrahlung erforderlich.
Die Lagerungsart wird als Stereotaxie bezeichnet.
Dieser Begriff stammt aus der Neurochirurgie, wo bei den Operationen ein Rahmen an den Kopf angebracht wird, der über Bewegungsmöglichkeiten für die OP-Instrumente verfügt.
In der Strahlentherapie genügt eine Maske aus formbarem, strahlendurchlässigem Material, die für jeden Patienten vor Beginn der Bestrahlungen passgenau angefertigt wird. Auf dieser können auch evtl. erforderliche Markierungen angebracht werden. Die Maske wird dem bereits liegenden Patienten aufgesetzt und fest an der Liege angeklammert um die korrekte Position zu sichern.
Die einzelnen Bestrahlungen bei hirneigenen Tumoren (Gliomen) konnten von früher maximal einer Stunde auf heute maximal 20 Minuten (bei anderen Tumorarten kürzer) verringert werden.

Beim Auftreten von Rezidiven ist eine erneute Operation die erste Option. (Vereinzelt könnten Narkose-Risiken dagegen sprechen.)
Eine erfolgte oder noch durchgeführte Chemotherapie sollte umgestellt werden.
Eine erneute Radatio (Strahlentherapie) ist auch an derselben Stelle möglich. Wegen der erhöhten Gefahr von dauerhaften Nebenwirkungen (Erinnerung, Sprache, Emotionen, ...) sollten diese Risiken genauestens abgewogen werden. Seit der ersten Radatio sollten mindestens 4 bis 6 Monate vergangen sein.

Insbesondere bei den hirneigenen Tumoren sollte eine schnelle, kurzzeitige Therapie erfolgen, ohne die Lebenszeit zu verkürzen bzw. die Dauer des  Krankenhausaufenthalts unnötig zu verlängern. Gerade in einer Palliativsituation sollte keine langwierige Therapie erfolgen, die den Patienten mehr belastet als es die fortgeschrittene Tumorerkrankung tut.

Die intraoperative Strahlentherapie wird derzeit erst in Studien durchgeführt. Hierbei erfolgt während der neurochirurgischen OP eine Radatio im geöffneten Schädel, wodurch eine hohe Strahlendosis verabreicht werden kann, da sie lokal, also nur im Tumor, bleibt. Die OP-Zeit verlängert sich dadurch um etwas 30 bis 45 Minuten, was wegen der ohnehin recht langen OP- und dadurch Narkosedauer beachtet werden sollte.

« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, 19:32:42 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 2a Warum Strahlentherapie? (aus der Brainstorm)
« Antwort #4 am: 26. Mai 2013, 16:52:50 »
2a. Warum Strahlentherapie? (Warum und wie können Strahlen Tumorzellen abtöten?)
(in den Tagungsunterlagen veröffentlichter Auszug aus der „Brainstorm“ von Prof. Dr. Frederick Wenz)

„Tumoren entstehen, weil sich veränderte Zellen unkontrolliert teilen. Hierzu muss die Zelle zunächst eine Kopie ihres Erbgutes, der DNA (Desoxyribonukleinsäure), anfertigen und an die neue Zelle weitergeben. An diesem Punkt setzt die Strahlentherapie an. Durch fokussierte, hochenergetische Röntgenstrahlung (Photonen = kleine Energiepakete) werden im Gewebe teilweise direkt Brüche an der Erbsubstanz der Zelle (DNA) erzeugt. Es entstehen Fehler im Zellteilungsprogramm, die sich während der wiederholten Strahlenbehandlungen häufen, sodass die Zelle die Fähigkeit zur Teilung verliert und schließlich abstirbt (Nekrose). Dieser Effekt tritt verzögert erst einige Tage bis Wochen nach der Bestrahlung auf, eben erst dann, wenn die Tumorzelle eine Teilung versucht.

Für gesunde, ruhende Zellen, wie wir sie im erwachsenen Gehirn überwiegend finden, sind Brüche in der DNA ohne Bedeutung. In gesunden Zellen erkennen zudem körpereigene Reparaturenzyme die DNA-Veränderungen und sorgen dafür, dass sie repariert werden. In Tumorzellen sind solche  Reparaturenzyme kaum vorhanden. Daher wirkt die Strahlentherapie also selektiv bei Tumorzellen, gesunde Zellen können sich wieder erholen. Dies gilt z.B. auch für die Haarwurzeln, einem teilungsaktiven Gewebe. Durch die Bestrahlung wird die Zellteilung blockiert, und die Haare fallen verzögert nach der Bestrahlung aus. Nach einigen Wochen jedoch wachsen sie wieder nach. Andere vorübergehende und gut behandelbare Nebenwirkungen können Müdigkeit, Hautveränderungen und Ödembildung mit Kopfschmerzen sein.

Die strahlentherapeutische Behandlung von Hirntumoren wird heutzutage überwiegend mit dem Linearbeschleuniger durchgeführt. Hierbei handelt es sich um ein Großgerät zur Erzeugung hochenergetischer Röntgenstrahlen, die durch das Auftreffen von durch Hochspannung (6 – 20 MegaVolt) beschleunigter Elektronen auf ein Metall-Target im Beschleunigerkopf entstehen. Durch entsprechende Blendenvorrichtungen (Lamellenkollimator) wird das Bestrahlungsfeld individuell auf das zu behandelnde Zielvolumen fokussiert.

In der Regel erfolgt die tägliche Behandlung aus verschiedenen Einstrahlrichtungen, wobei sich die Strahlen im Zielvolumen aufsummieren und das gesunde, umliegende Hirngewebe geschont wird. Um dies mit der gewünschten Präzision zu ermöglichen, wird vor der Therapie eine Bestrahlungsplanung durchgeführt. Hierzu wird der Patient in einer Maske exakt positioniert und eine Computer (CT)- und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) zur dreidimensionalen Darstellung des Tumorvolumens angefertigt. Diese Daten werden an den Bestrahlungsplanungscomputer übertragen, und hier werden zunächst virtuell das Zielvolumen und die Bestrahlungsgeometrie festgelegt. Nach der Qualitätssicherung durch die Medizinphysiker kann dann die Behandlungsserie eingeleitet werden.

Eine Bestrahlung dauert von wenigen Sekunden bis zu wenigen Minuten. Nach der Strahlenbehandlung verbleibt keine radioaktive Strahlung im Körper. Üblicherweise erfolgt die Applikation der Bestrahlung fraktioniert, d.h. in kleinen täglichen Portionen (Fraktionen) über 4 bis 6 Wochen. Hierdurch wird die Verträglichkeit gesteigert, gesunde Zellen können sich erholen.

Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik und moderne Bestrahlungstechniken haben zunehmend zu einer Eehöhung der Präzision der Strahlenapplikation geführt.“

Erklärungen von Wortbedeutungen (KaSy):

DNA steht für die englische Bezeichnung Desoxyribonucleic acid
Desoxyribonukleinsäure: deutsche Abkürzung: DNS
fokussieren: bündeln, Strahlen aus verschiedenen Richtungen auf eine Stelle richten
Nekrose: Absterben von Zellen im lebenden Organismus, hier durch die Bestrahlung
selektiv: Auslese/Auswahl nur der Tumorzellen, das gesunde Gewebe wird verschont
Ödem: Ansammlung eiweißarmer und zellarmer Flüssigkeit, die zu Druckveränderungen führt
Target: Material, auf das die beschleunigten Elektronen gelenkt werden. Durch den Aufprall auf das Target werden die Elektronen abrupt abgebremst, wodurch Photonenstrahlen entstehen.
Blendenvorrichtungen (Lamellenkollimator): Das gesunde Gewebe um den Tumor wird mit einem strahlungsundurchlässigem Material (Blei) so abgeschirmt, dass wie bei der Blende eines Fotoapparates die Strahlen nur in das Zielvolumen treffen können. Anders als dort nutzt man verschiebbare schmale Bleistreifen (Lamellen), um die Form des Zielgebietes exakt nachzubilden. Der Kollimator ist die Einrichtung zur Parallelstellung der Strahlen, um eine gleichmäßige Energiedosis in die Tumorzellen zu bringen.
Applikation: in der Medizin: das Ein- oder Anbringen oder das Verabreichen von medizinischen Wirkstoffen – hier: Verabreichung der Strahlung

« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, 19:34:43 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 3. Vortrag Antiangiogesese
« Antwort #5 am: 26. Mai 2013, 16:53:46 »
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3. Aktuelle Aspekte der Antiangiogenese
Prof. Dr. Joachim Steinbach, Frankfurt am Main, Neuroonkologe, Uniklinikum Frankfurt/M.

Die Chemotherapie (mit Avastin) hat das Ziel, die Blutversorgung des Tumors zu verringern bzw. ganz zu verhindern.
Prof. Dr. Steinbach empfahl betroffenen Patienten ausdrücklich, sich MRT-Bilder ausdrucken zu lassen, damit der Onkologe zur Erklärung hineinmalen kann. Während in der T1 gewichteten Darstellung der Tumor nach Kontrastmittelgabe besonders gut sichtbar bzw. vom gesunden Gewebe abgrenzbar erscheint, sind in der T2 gewichteten Darstellung (diffusionsgewichtetes Bild) Flüssigkeiten, Gewebeveränderungen, Ödeme deutlicher sichtbar. Üblicherweise wird die T2-Bildgebung bei Schlaganfällen genutzt, um verstopfte Gefäße erkennen zu können. Im Verlauf der Chemotherapie kann im T2 gewichteten Bild festgestellt werden, ob tatsächlich die Durchblutung des Tumors gestoppt wurde.

Des weiteren wird mit der Chemotherapie das Ziel verfolgt, im Tumor einen Sauerstoffmangel zu erzeugen. Bei einem insgesamt höheren Sauerstoffumsatz in der gesamten Hirnregion soll der Tumor weniger Sauerstoff erhalten.

Der Neuroonkologe riet dazu, stets die Bilder mit und ohne Kontrastmittel zu betrachten und zu vergleichen. So kann die Entscheidung getroffen werden, ob es sich um einen Tumor, um Blut, Kalk oder anderes handelt. Dies ist entscheidend für die Therapiefortsetzung.

In den Hirntumorkonferenzen beraten sich die Fachärzte der verschiedenen Fachrichtungen, um dem Patienten eine (!) Therapieempfehlung zu geben.

Die Entwicklung eines Tumor beginnt mit einer Zellteilung, die Zellen teilen sich weiter und können sich in diesem Zeitraum mit den Nährstoffen aus der Umgebung versorgen. Bei fortschreitendem Wachstum (etwa über 1mm) benötigt der Tumor eine bessere Versorgung und beginnt, Blutgefäße zu bilden. Diese Entstehung neuer Gefäße soll durch Chemotherapeutika, z.B. Avastin, verhindert werden. Sollte sich keine ausreichende Wirkung einstellen oder sich die Wirkung im Verlauf der Therapie abschwächen, stehen heutzutage durch die intensiv betriebene Forschung ausreichende Wirkstoffe zur Verfügung.

In der Fragerunde wurde direkt zu Avastin gefragt. Prof. Dr. Steinbach antwortete:
Das Mittel steht zur Verfügung und der Arzt darf seine Patienten mit Avastin behandeln. Es bleibt aber die Frage, wer das bezahlt, genau wie bei der Gamma- und Cyberknife-Strahlenbehandlung. Voraussetzungen für die finanzielle Übernahme sind laut Bundesverfassungsgericht das Vorliegen einer lebensbedrohlichen Erkrankung, die Möglichkeit einer Heilung sowie die spürbare Besserung des Heilungsverlaufes durch die Therapie. Prinzipiell kann die Finanzierung eingeklagt werden.
Avastin hat aber auch relevante Risiken und Gefahren. Es soll demzufolge als letzte verfügbare Therapieoption eingesetzt werden. Man kann Avastin monatelang nehmen. Nach 1 – 2 Jahren sollte bei stabilem Verlauf evtl. eine Therapiepause eingelegt werden, um Nebenwirkungen gering zu halten. Später wirkt die gleiche Therapie auch wieder.

Zum Thema ketogene Diät empfahl der Mediziner eine zuckerarme, also insgesamt gesunde Ernährung, riet jedoch davon ab, völlig auf Zucker zu verzichten.

Die Verwendung von Weihrauch H 15 könne Effekte auf Hirnödeme haben und evtl. statt Cortison eingesetzt werden. Die Frage der Kostenerstattung stellt sich aber auch hier.

Zur Frage nach der Verlängerung der Lebenserwartung von Gliom-Betroffenen durch die aktuellen, neuen Chemotherapien sagte der Arzt, man rede hier derzeit durchschnittlich von Monaten, um die sich das Leben verlängern könne.

Insbesondere junge Patienten bewegt die Frage nach der Vererbbarkeit von Hirntumoren, zumal derzeit in der Genforschung einzelne Vermutungen geäußert wurden. Eine Vererbbarkeit sei sehr, sehr selten und kommen nur bei sehr wenigen speziellen Hirntumorarten vor. Insbesondere werden Meningeome nicht vererbt.

« Letzte Änderung: 27. Mai 2013, 20:54:33 von KaSy »
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3a. Mechanismen der gliom-assoziierten Gefäßneubildung
Artikel aus einer Fachzeitschrift (Übersetzung durch die Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

„Hardee ME, Zagzag D.
Department of Radiatio Oncology,
New York University School of Medicine, New York,
New York 10016, USA

Glioblastome stellen die häufigsten hirneigenen Tumoren bei Erwachsenen dar und zeigen sich weitestgehend resistent gegen Chemo- und Radiotherapie.Ein charakteristisches Merkmal der Glioblastome ist ein üppiges, anormales Gefäßsystem. Prozesse der Gefäßmitnutzung, Angiogenese (Wachstum von Blutgefäßen) und Vaskulogenese (Blutgefäßneubildung) sind ausgiebig untersucht worden. Seit Kurzem ist jedoch bekannt, dass diese Prozesse nicht die einzigen Mechanismen sind, die eine Neovaskularisation in Gliomen bedingen. Zudem scheint es, als würden diese Prozesse umfangreich und mit potenzieller Überlappung zusammenwirken.
Bisher wurden fünf Mechanismen, die zu einer Neovaskularisation führen, entdeckt:
- Gefäßmitnutzung,
- Angiogenese,
- Vaskulogenese
- vaskuläre Mimikry (der Tumor selbst bildet Gefäßzellen),    und die kürzlich entdeckte
- Transdifferenzierung der Endothelzellen des Glioblastoms (Umwandlung der Endothelzellen).
/ … /
Obwohl ein Teil dieser Prozesse wissenschaftlich gut etabliert ist, müssen einige, erst kürzlich entdeckte Prozesse weiter untersucht werden, um eine komplette Einschätzung dieser zu ermöglichen.
/ … /

Quelle:
Americen Journal of Pathology,
2012 Oct; 181(4):1126-41.
doi: 10.1016/j.ajpath.2012.06.030.“

(Absatzgestaltung von KaSy)

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32. HT-Info-Tag 3b Angiogenesehemmung bei hochgradigen Gliomen
« Antwort #7 am: 26. Mai 2013, 16:54:49 »
3b. Angiogenesehemmung in hochgradigen Gliomen: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Artikel aus einer Fachzeitschrift (Übersetzung durch die Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

„Jo J, Schiff D, Purow B.
Department of Neurology,
Division of Neuro-Onkology, University of Virginia,
Charlottesville, 22908-0432, USA.

Hochgradige Gliome, besonders Glioblastome, gehören zu den aggressivsten und am besten durchbluteten Tumoren. Angiogenese spielt eine signifikante Rolle beim Tumorwachstum und dem Überleben der Tumorzellen und bietet der Krebsbekämpfung somit ein Ziel.
Bevacizumab, ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen VGFR* VEGF, wurde in den USA bereits als Einzelbehandlung des Glioblastomrezidivs zugelassen. Im Zusammenhang mit dieser Therapie konnten gutes radiologisches Ansprechen des Tumors sowie eine längere progressionsfreie Zeit beobachtet werden. Trotzdem verlängerte sich die Gesamtüberlebenszeit der mit Bevacizumab behandelten Patienten nicht.
Auch einige andere angiogenetische Methoden, die auf VEGF, die VEGF-Rezeptoren (VGEFR) und antiangiogenetische Faktoren abzielen, wurden untersucht. Dabei ist eine Tumorprogression nach einer antiangiogenetischen Behandlung unvermeidlich und eine effektive Erhaltungstherapie konnte noch nicht gefunden werden.
Mechanismen, die bei der Resistenz gegen die antiangiogenetische Therapie eine Rolle spielen, sind die Aktivierung alternativer Gefäßbahnen und das Ausbreiten des Tumors. Strategien zur Unterdrückung dieser Ausweichmachanismen sind noch in der Erforschung.
Der Einsatz antiangiogenetischer Medikamente stellt für viele Wissenschaftler eine akzeptable Methode dar, jedoch wurden zwar seltene, aber potenziell lebensgefährliche Nebenwirkungen beobachtet.
Durch die hohe Antipermeabilität, also die verringerte Durchlässigkeit, die durch die Anti-VEGF-Hemmer hervorgerufen wird und die Kontrastmittelaufnahme beeinflussen, ist es schwierig zu bestimmen, wie und ob der Tumor auf die Therapie anspricht. / … /

Quelle:
Expert Review Neurotherapy.
2012 June; 12(6):733-47.
101586/ern.12.53.“

(Absatzgestaltung von KaSy)

Übersetzungsversuche (KaSy):
- VEGF = „Vascular Endothelial Growth Factor“ (engl.) bedeutet inhaltlich auf deutsch: „Wachstumsfaktor für die Endothelzellen der Gefäße“, dabei handelt es sich um einen bestimmten Stoff, der die Gefäßneubildung einleitet
* - VGFR = evtl. „Vascular Growth Factor Receptor“ (engl.) würde bedeuten: „Rezeptor für den Wachstumsfaktor der Gefäße“,
              = laut „Google“: „Value Generated Fund Raising“ (engl.), dies würde ich in diesem Zusammenhang als einen „Wert für die Anregung der Gefäßneubildung“ oder auch als „Wert für die Steigerung der bereits erzeugten neugebildeten Gefäßzellen“ deuten.

(Falls es jemand weiß – bitte per PN an mich oder im nicht gesperrten Thread „Berichte vom 32. HT-Infotag ...“ eintragen – Danke.)


* Nachtrag: "VGFR" ist ein Druckfehler in den Tagungsunterlagen und soll VEGF oder VEGFR heißen.
« Letzte Änderung: 30. Mai 2013, 00:16:39 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 4. Vortrag Neurochirurgische Gliomtherapie
« Antwort #8 am: 26. Mai 2013, 16:55:42 »
32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
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4. Neurochirurgische Gliomtherapie – zwischen Radikalität und Funktionserhalt
PD (Privatdozentin) Dr. Astrid Weyerbrock, Neurochirurgin, Universitätsklinikum Freiburg

Die Neurochirurgie in Freiburg führt derzeit jährlich etwa 600 Hirntumoroperationen durch.

Gliome mit dem WHO Grad IV zeigen ein aggressives Wachstum (bis 60 % Proliferationsrate = Zellteilungsrate). Sie wachsen infiltrativ, also dringen in das Gehirngewebe ein.
(KaSy: Sie entstehen durch unkontrollierte Teilung von Hirnzellen und werden deshalb als „hirneigene Tumoren“ bezeichnet.)

Dr. Weyerbrock sagte, die Stereotaxie sei zunächst „die Neurochirurgie“ gewesen, bei der die Biopsie eines Tumors aus dem Kopf eines Patienten stattfand, der in einem Rahmen eingespannt ist, an dem sich die OP-Instrumente befinden.

Die Operabilität von Hirntumoren hängt von ihrer Größe, ihrer Lokalisation (Lage im Gehirn), ihrem Wachstum (der Wachstumsgeschwindigkeit) und ihrer Nähe zu den funktionellen Gebieten im Gehirn ab. Weiterhin sind das Alter des Patienten sein klinischer Zustand, Mehrfacherkrankungen sowie der Patientenwille von Bedeutung. Ein wichtiger Faktor ist auch der Standort, d.h. die Ausstattung der behandelnden Klinik.

Eine totale statt einer unvollständigen Resektion (Entfernung) eines Glioms kann das Überleben um 5 Monate verlängern. Wenn ein erfahrener Neurochirurg ein Gliom vollständig resektiert, heißt das nicht, dass automatisch Ausfälle erzeugt werden.

Beim Auftreten von Rezidiven kann das zunehmende Alter für den Patienten eine Rolle spielen, aber auch Ältere über 70 Jahre profitieren von den Operationen.
« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, 19:42:00 von KaSy »
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4a. Operative Entfernung von Hirntumoren (aus der Homepage der Dt. Hirntumor-Hilfe e.V.)

Die Neurochirurgie umfasst die Diagnose und operative Behandlung von Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des zentralen Nervensystems (ZNS).
 
Je nach Lage und Größe des Hirntumors sowie dem Zustand und der Symptome des Patienten kann ein Hirntumor weitestgehend entfernt oder auch nur teilentfernt werden. Mitunter ist die neurochirurgische Behandlung gar nicht möglich, der Tumor also inoperabel. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Tumor direkt in funktionstragenden Arealen liegt, die durch eine Operation stark beeinträchtigt oder sogar zerstört werden würden.
 
Für ein optimales Ergebnis des neurochirurgischen Eingriffes bei gleichzeitigem Erhalt aller Funktionen ist daher eine genaue Lokalisation des zu operierenden Tumors und seine Lage im Bezug auf wichtige Hirnareale notwendig. Hierfür stehen unterschiedliche bildgebende Verfahren wie MRT oder CT zur Verfügung. Diese Verfahren können vor, falls notwendig aber auch während der Operation eingesetzt werden. Bei manchen Hirntumoren kann auch ein intraoperatives Sprachmonitoring, die Operation unter 5-ALA oder die navigierte Hirnstimulation (NBS) sinnvoll sein.

OPS Prozedurenschlüssel Version 2012
Zur Verschlüsslung von Operationen im Krankenhaus sowie im Bereich des ambulanten Operierens kommt der Operationen- und Prozedurenschlüssel OPS des DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information) zum Einsatz. Dabei werden nur solche Behandlungen kodiert, die für sich genommen eine Maßnahme darstellen und nicht nur Teil einer Prozedur sind. Der OPS dient der Leistungssteuerung, dem Leistungsnachweis und der Leistungsabrechnung der deutschen Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte.
Die aktuelle Version finden sie online unter
http://www.hirntumorhilfe.de/hirntumor/hirntumortherapie/neurochirurgie/ops/

Operation mit 5-Aminolävulinsäure
Um diffus wachsende, schwer vom umliegenden gesunden Hirngewebe abgrenzbare maligne Gliome möglichst radikal entfernen zu können, kann die Resektion unter der Gabe von 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) sinnvoll sein.

Hierbei muss der Patient drei Stunden vor dem neurochirurgischen Eingriff eine Lösung aus 5-ALA trinken. Durch einen Enzymdefekt in der Tumorzelle reichert sich die Substanz selektiv hauptsächlich dort an. Während der Operation kann der Neurochirurg dann ein Blaulicht zuschalten, das die Tumorzellen in rot-violetter Farbe fluoreszieren lässt.

Der klinische Wert des 5-ALA-Verfahrens wurde in einer internationalen, randomisierten, kontrollierten Studie untersucht. Diese konnte zeigen, dass unter der Gabe von 5-ALA doppelt so viele hirneigene Tumoren radiologisch komplett entfernt wurden und dementsprechend weniger Fälle mit einem postoperativen Resttumor auftraten (35 % unter 5-ALA vs. 50 bis 70 % ohne 5-ALA). Dies wiederum spiegelte sich auch in der Wirksamkeit der neurochirurgischen Therapie wider: Konnte der Tumor relativ vollständig entfernt werden, dann verlängerte sich die durchschnittliche Überlebenszeit um 5 Monate (Stummer et al. Lancet Oncol 2006; 7: 392–401).

Navigierte Hirnstimulation
Die „navigierte Hirnstimulation“ (Navigated Brain Stimulation, Abk. NBS) ist ein Verfahren zur Beurteilung der exakten Lokalisation des primären motorischen Kortex. Mit der Methode kann bereits vor der Operation eine individuelle Karte des Bewegungszentrums erstellt werden.
 
Um einen Hirntumor zu operieren, ist es bislang gängige Praxis, die umliegenden Hirnregionen während des Eingriffs zu reizen. Erfolgt darauf eine Reaktion des Patienten, weiß der Chirurg, wo sich Regionen für Sprache und Bewegung befinden. Die Lage dieser Areale kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Dadurch erfährt der behandelnde Arzt erst während der Operation, wo die kritischen Gebiete angesiedelt sind.

Im Vergleich dazu kann der Neurochirurg mit Hilfe der navigierten Hirnstimulation schon vor der Operation Informationen über wichtige Areale sammeln und die Operationsstrategie optimieren.

Das NBS-System stellt die Standard-MRT-Bilder vom Gehirn des Patienten mithilfe einer Kamera und am Patienten angebrachter Fixpunkte in 3D dar. Durch die Stimulation mit einer Magnetspule wird das Bewegungszentrum millimetergenau lokalisiert. Da die Daten aus dem NBS-System in das Neuronavigationsgerät und das Operationsmikroskop eingespielt werden können, stehen sie auch während des neurochirurgischen Eingriffs zur Verfügung. Im Vergleich zur direkten Stimulation des Kortex während der Operation kann Operationszeit eingespart und das Behandlungsergebnis möglicherweise optimiert werden.

Derzeit laufen Studien zur Anwendung des NBS auch für Operationen im Sprachzentrum und anderen funktionell wichtigen Arealen.
« Letzte Änderung: 29. Mai 2013, 21:16:03 von KaSy »
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32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
(Auszug aus der „Brainstorm“ statt des Vortragsinhaltes, mit erklärenden Ergänzungen von KaSy)

5. Möglichkeiten der Chemotherapie bei Gliomen
5a. Warum Chemotherapie?
(Auszug aus der „Brainstorm“ , vermutlich auch von:
Dr. Christian Braun, Zentrum für Neuroonkologie, Universitätsklinikum Tübingen


„Neben der Operation und der Bestrahlung steht die Chemotherapie der Behandlung bösartiger Hirntumoren. Chemotherapeutika sind natürlich vorkommende oder künstlich hergestellte Sustanzen, mit denen Tumoren oder Infektionen behandelt werden. Kommen Chemotherapeutika bei Tumorerkrankungen zum Einsatz, so spricht man auch von Zytostatika. Zytostase bedeutet sinngemäß „Zellstillstand“. Es handelt sich also um Stoffe, die die Zellteilung verhindern. Die Zytostatika unterscheiden sich in ihrem Wirkmechanismus und werden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die bei Gliomen wichtigste Gruppe ist die der Alkylanzien. Zu diesen gehören die Nitrosoharnstoffe (z.B. ACNU oder BCNU), Procarbazin als atypisches Alkylanz oder Temozolomid. Trotz unterschiedlicher Wirkmechanismen haben alle Zytostatika gemeinsam, dass sie die Erbsubstanz der Zelle, die Desoxyribonukleinsäure (DNS), schädigen oder Eiweiße, die für die Zellteilung wichtig sind. Durch diese Zellschädigung wird die Zellteilung verhindert oder ein Zelltodprogramm (Apoptose) aktiviert. Tote Tumorzellen werden von Fresszellen aufgenommen oder bleiben vor Ort und zerfallen. Zytostatika wirken allerdings nicht nur speziell auf Tumorzellen, sondern generell auf sich teilende Körperzellen. Tumorzellen zeichnen sich aber durch eine Enthemmung der Zellteilung und damit eine hohe Teilungsrate aus. Dadurch wirken Zytostatika insbesondere in Tumorzellen.

Die Substanzen, die zur Behandlung von Hirntumoren eingesetzt werden, können direkt ins Blut (intravenös; i.v.) verabreicht werden oder in Form von Kapseln oder Tabletten geschluckt werden (oral; per os; p.o.). Bei letzterer Anwendung muss das Medikament noch aus dem Verdauungstrakt ins Blut aufgenommen werden. In beiden Fällen gelangt das Zytostatikum mit dem Blutkreislauf in den gesamten Körper, man spricht von systemischer Therapie, im Gegensatz zu lokalen Therapien wie Operation und Strahlentherapie. Bei Hirntumoren muss das Zytostatikum im Gegensatz zu anderen Tumorerkrankungen ein Hindernis überwinden, die Blut-Hirnschranke. Die Blutgefäße im Gehirn sind besonders „abgedichtet“ und verhindern so den Übertritt von möglicherweise schädlichen Stoffen aus dem Blut ins Gehirn. Für die Behandlung von Hirntumoren muss dies berücksichtigt werden, da nicht alle Zytostatika die Blut-Hirnschranke überwinden.Allerdings sind besonders bei Glioblastomen die Gefäße so verändert, dass die Schranke durchlässig wird. Dies erkennt man unter anderem daran, dass die Tumoren im MRT und CT Kontrastmittel anreichern.Bei einer Aussaat von Tumorzellen in das Nervenwasser (Liquor) können Zytostatika auch über ein Reservoir direkt in den Liquorraum verabreicht werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, das Zytostatikum nach der Operation direkt in die Wundhöhle einzubringen.

Die Chemotherapie wird im Rahmen von Chemotherapieprotokollen durchgeführt. In diesen wird festgehalten, welche Substanzen an welchen Tagen und in welcher Dosierung zum Einsatz kommen. Da man nicht davon ausgehen kann, dass eine einmalige Durchführung des Chemotherapieprotokolls bereits genug Tumorzellen abtötet, wird die Behandlung wiederholt, d.h. in Zyklen durchgeführt. Der Erfolg der Behandlung wird regelmäßig mit einer körperlichen Untersuchung und insbesondere einer Bildgebung (meistens Kernspintomographie) dokumentiert.

Die Chemotherapie bei Hirntumoren kann als alleinige Therapie erfolgen oder adjuvant, d.h. im Anschluss an Operation oder Bestrahlung. In seltenen Fällen wird bei einer neoadjuvanten Therapie die Chemotherapie der Operation vorangestellt. Bei gleichzeitiger Strahlentherapie spricht man von „kokomitanter“, begleitender, Chemotherapie.

Es kommt vor, dass die Tumorzellen von Beginn an nicht auf das Zytostatikum ansprechen (primäre Resistenz). Dieser Widerstand des Tumors kann sich auch im Verlauf der Therapie entwickeln (sekundäre Resistenz). Eine wichtige Rolle bei der Resistenz  spielt ein Enzym (Eiweiß), die 6-Hydroxy-Methyl-Guanin-Methyltransferase (MGMT). Es repariert die von der Therapie hervorgerufenen DNS-Schäden und wirkt ihr so entgegen.

Zytostatika können auch gesunde sich teilende Körperzellen schädigen. Davon betroffen sind vor allem das Knochenmark und das blutbildende System, weil deren Zellen bei allen Menschen rasch erneuert werden. Deshalb müssen regelmäßige Blutkontrollen erfolgen. Bei zu geringer Anzahl von Abwehrzellen, den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), kann es zu Infekten kommen, bei Mangel an Blutplättchen ( Thrombozyten) zu Blutungen. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren den Sauerstoff im Blut, bei einem Mangel spricht man von Anämie. Die Erythro- und Thrombozyten, nicht aber die Leukozyten, können durch eine Blutspende ersetzt werden. Die Neubildung von Leukozyten im Knochenmark kann medikamentös stimuliert werden, für die Zeit des Mangels erfolgen weitere Maßnahmen wie z.B. die Gabe von Antibiotika. Mit die häufigsten Nebenwirkungen der Chemotherapie sind Übelkeit und Erbrechen, gegen die aber sehr wirksame Medikamente entwickelt wurden. Ebenfalls betroffen kann die Mund- und Darmschleimhaut sein, es kommt zu Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) oder Durchfall, beides ebenfalls gut medikamentös behandelbar. Durch Schädigung der Haarfollikel kann es zu Haarausfall kommen, diese Nebenwirkung tritt bei Zytostatika gegen Hirntumoren jedoch nur selten auf. Durch Schädigung der Keimzellen kann die Spermienbildung oder die Reifung von Eizellen gestört werden."

« Letzte Änderung: 28. Mai 2013, 22:13:23 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 6. Vortrag Komplementäre Therapieansätze
« Antwort #11 am: 26. Mai 2013, 16:57:13 »
32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
(Zusammenfassung des Vortragsinhaltes, mit persönlichen erklärenden Ergänzungen von KaSy)

6. Komplementäre Therapieansätze: Symptom- oder Tumorkontrolle?
PD (Privatdozent) Dr. Oliver Heese, Klinik für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie, Schwerin


Im Vortrag geht es um ergänzende Therapien durch Eigenverordnung von verschiedenen Mitteln, Methoden, Ernährungskonzepten, usw..
Dabei geht es nicht um „Alternativ“- Therapien, die statt der Schulmedizin angewendet werden, sondern um die ergänzend zur Schulmedizin durchgeführten „Komplementär“-Therapien.

Es geht dabei um die Lebensqualität nach der Diagnose und nach der Therapie von Hirntumoren. Außer körperlichen Beeinträchtigungen treten auch Epilepsien und die folgenden Probleme störend auf:
- Konzentrations-, Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, wo mehr Hirnleistungstherapien angeboten und durchgeführt werden sollten,
- Depressionen, Wesensveränderungen, wo es einer zeitnahen Psychotherapie bedarf.

Erst in den letzten Jahren wirken auch Psychoonkologen in den Tumorzentren.
Die Neurologen können Depressionen und „Subdepressionen“ (äußeres Erscheinungsbild dieser Depressionsarten ist geringer ausgeprägt) besser erkennen und behandeln.

Aus der Fragerunde:

Hyperthermie, also die Erzeugung künstlichen Fiebers beim Patienten, ist nicht effektiv (belastet den Patienten eher unnötig). Auch eine lokale Hyperthermie im Tumor ist kaum wirksam. Dr. Heese bezeichnete derartige Empfehlungen als „Humbug“.

Der Einsatz von Viren erfolgt nur in klinischen Studien, die Effektivität bleibt fraglich.

Studien für die psychischen Nebenwirkungen bzw. Folgen sind nicht möglich, da keine Kontrollgruppen dafür zu finden sind.

Spontanheilungen könnte es womöglich geben ….

« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, 19:48:25 von KaSy »
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6a. Aktueller Abstract zur Alternativmedizin
Auszug aus einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift

„Alternative Medizin bei Tumorerkrankungen
Prof. Dr. K. Münstedt, J. Hübner


Wie unterscheidet sich die alternative von der komplementären Medizin?
Am häufigsten wird unter komplementärer Medizin eine Therapierichtung verstanden, die die wissenschaftliche Medizin ergänzt und die Krankheitskonzepte der wissenschaftlichen Medizin akzeptiert, während die alternative Medizin sich der wissenschaftlichen Medizin entgegenstellt und verschiedene eigene Konzepte zur Ätiologie und Behandlung von Krankheiten hat. Dabei wird mit dem alternativen Einsatz suggeriert, dass diese Therapie sich direkt und effektiv gegen den Tumor richtetet. Die Gefahr der Alternativmedizin besteht in verpassten Chancen auf eine Heilung oder zumindest Verbesserung der Krankheitssituation und in unkalkulierbaren Wechsel- und Nebenwirkungen.

Evidenz zur alternativen Medizin
Auch für eine Alternativmedizin müsste eine Evidenz nach den Regeln wissenschaftlicher klinischer Praxis gefordert werden. Die häufig aufgeführten Fallbeispiele sind in der Regel nicht von unabhängigen Fachleuten überprüft. Bei den immerhin relativ vollständig publizierten Berichten wird man fast immer feststellen, dass die Patienten mehrere Methoden parallel oder sequenziell angewendet haben. Deshalb ist der Versuch einer kausalen Zuordnung bei Behandlungserfolgen in der Regel zum Scheitern verurteilt. Als Beweis für die Wirksamkeit einer Methode sind sie nicht geeignet. Auf der anderen Seite gibt es Fallberichte, die einen fatalen Verlauf zeigen und damit durchaus als Hinweis auf die Gefährdung der (Patienten durch die)* Methode dienen können. Da, wo in der Regel kleinere Studien keinen Hinweis auf einen therapeutischen Effekt geben und das wissenschaftliche Fundament fehlt, wird man berechtigt von einer Unwirksamkeit der Methode ausgehen können.

Alternativmedizin im klinischen Alltag
Bedauerlich an dieser Stelle ist die mangelnde Auseinandersetzung mit diesem Thema in Deutschland. Während heute die komplementäre und alternative Medizin in dem USA integraler Bestandteil eines Coprehensive Cancer Centers (CCC) ist, wird dieser Bereich in den deutschen Universitäten kaum und in nicht ausreichendem Maße gelehrt und dies, obwohl ein großes Interesse daran besteht. Aufgrund der Dominanz der unseriösen Informationsangebote und möglicher finanzieller Interessen der Anbieter ist eine Zunahme alternativmedizinischer Angebote auch im ärztlichen Bereich festzustellen. Das Thema trifft bei Veranstaltungen für Patienten, aber auch (auf)* ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen auf hohes Interesse. Redner, die an dieser Stelle klar Position beziehen und aufzeigen, wie schwach die Datenlage ist, laufen Gefahr, die Zuhörer zu enttäuschen. Die voller eigener Begeisterung über ihre Methoden berichten, entlassen die Zuhörer dagegen mit einem Gefühl, eine neue Welt entdeckt zu haben. Deshalb bedarf es der intensiven fachlichen Aus- und Weiterbildung durch Experten, die den Mut haben, die Schwachstellen ihres eigenen Fachs offen darzustellen.

Fazit für die klinische Praxis
Aufgrund der weiten Verbreitung und aus Laiensicht überzeugender Argumentationsstragtegien sind Kenntnisse zu den Methoden der Alternativmedizin und eine Auseinandersetzung mit den Argumenten aus onkologischer Sicht erforderlich.
An dieser Stelle soll betont werden, dass es heute im Rahmen einer komplementärmedizinischen Behandlung möglich ist, Patienten interessante Behandlungsangebote in Bereichen zu machen, die von der konventionellen Medizin nicht oder nicht zufriedenstellend abgedeckt werden.
Methoden zur Behandlung von Krebskranken, die keinen Nachweis ihrer Wirksamkeit erbracht haben und in Situationen zum Einsatz kommen, in denen etablierte Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen, sind außerhalb von klinischen Studien abzulehnen. In den meisten Fällen kam es bei der Anwendung zu schlechteren Behandlungsergebnissen.“

Quelle: Der Onkologe. Februar 2013; 19(2):117-124

* Einfügungen durch KaSy


Aus den Tagungsunterlagen:

Was ist Komplementärmedizin?
Komplementäre Medizin in der Onkologie versteht sich als Teil der wissenschaftlichen Medizin und will Beschwerden bei Tumorerkrankungen sowie Nebenwirkungen der schulmedizinischen Behandlung lindern. Im Unterschied zur Alternativmedizin werden die Therapien begleitet und nicht ersatzweise zur Schulmedizin durchgeführt.
Die sogenannten sanften Methoden sollen die Behandlung unterstützen und die persönliche Betreuung der Patienten fördern. Die Verwendung einfacher und natürlicher Methoden ermöglicht es Patienten und Angehörigen, selbst zum Therapieerfolg beizutragen und im Kampf gegen den Krebs aktiv zu werden.
Die Komplementärmedizin umfasst viele Felder wie Pflanzenheilkunde, Homöopathie und Nahrungsergänzungsmittel. Jedoch können auch natürliche Stoffe Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen, weswegen auch natürliche Behandlungsmethoden speziell auf die jeweilige schulmedizininsche Krebsbehandlung abgestimmt sein sollten.


Persönliche Ergänzung durch KaSy:
Wenn Patienten dazu ermutigt und in die Lage versetzt werden, Methoden zusätzlich zu den ärztlichen Therapien anzuwenden, dürfte diese eigene Aktivität auch positive Auswirkungen auf ihre psychische Situation haben, auf ihren Optimismus, ihre Hoffnung, ihre innere Kraft, ihren Lebensmut und Überlebenswillen.
Dies kann auch die positive Folge haben, dass diese Patienten auf andere Patienten ermutigend einwirken.


Worterklärungen (KaSy):
- konventionelle Medizin: wissenschaftlich begründete Medizin; Schulmedizin
- Ätiologie: Ursachen der Krankheitsentstehung
- Evidenz: hier: vom englischen Begriff für Beweis, Beleg abgeleiteter Begriff für wissenschaftlich gesicherte Behandlungsmethoden
(Im Deutschen bedeutet Evidenz „Augenscheinlichkeit“, „Ersichtlichkeit“ und sollte mit dem im Text verwendeten Begriff nicht verwechselt werden!)
- parallel oder sequenziell: gleichzeitig oder nacheinander
- kausale Zuordnung: Zuordnung zwischen Ursache (Methode) und Wirkung (Behandlungserfolg)
- fatal: hier: rasche oder/und deutliche Verschlechterung der Krankheit
- therapeutischer Effekt: Behandlungserfolg
- Coprehensive Cancer Centers (CCC): interdisziplinäres, die Grundlagenwissenschaften einbeziehendes Kompetenzzentrum für Krebserkrankungen
- Dominanz: von dominant: „überwiegend“, „vorherrschend“;
hier: durch psychologisch geschickte Darstellung erzeugter Eindruck einer besseren Methode
- Homöopathie: wissenschaftlich sehr umstrittene, ursprünglich alternative Heilungmethode mit dem Grundsatz: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ (latein.: similia similibus curentur), bei der stark oder sehr stark verdünnte Wirkstoffe eine Besserung oder Heilung hervorrufen sollen
Die Homöopathie beruht auf den ab 1796 veröffentlichten Vorstellungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann und wird von deren Vertretern psychologisch geschickt als „sanfte“ Heilungsmethode dargestellt.

« Letzte Änderung: 30. Mai 2013, 13:54:19 von KaSy »
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32. HT-Info-Tag 7. Vortrag Epileptische Anfälle bei Hirntumoren
« Antwort #13 am: 26. Mai 2013, 16:58:34 »
32. HIRNTUMOR – INFORMATIONSTAG  am 4. Mai 2013 in Frankfurt am Main
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7. Epileptische Anfälle bei Hirntumoren
Prof. Dr. Felix Rosenow, Epilepsiezentrum Hessen, Universitätsklinikum Marburg


Bei mehr als der Hälfte der Patienten mit einem hirneigenen Tumor sind epileptische Anfälle das Erstsymptom, bei weiteren 10 bis 20 % treten im weiteren Verlauf der Erkrankung Anfälle auf.

Die Epilepsie ist eine Erkrankung des Hirnmantels des Großhirns (= Großhirnrinde, Cortex, Pallium cerebri).

Dabei liegt die Ursache meist in der Stirn- und Scheitellappen- Lage, in der Schläfenregion eher nicht.

Die für den Patienten sofort auftretenden Folgeprobleme sind:
- Fahreignung (Autoverbot mindestens 1 Jahr)
- Einschränkung der Unabhängigkeit
- Arbeitsplatzeignung, vielfach wirklich Arbeitsplatzverlust (!)
- Peinlichkeit (bei den Anfällen und dadurch Angst vor Anfällen in der Öffentlichkeit, die ja mit sehr schlimm wirkenden Eigenreaktionen und gleichzeitigem Kontrollverlust einhergehen) und dadurch Stimmungsveränderungen, Stress
- allgemeines Sicherheitsempfinden
- Medikamentenabhängigkeit, deren Nebenwirkungen
- Die Stigmatisierung in der Öffentlichkeit ist in Deutschland hoch, höher als in manchen anderen (auch europäischen) Ländern

Bei Hirntumorpatienten ist bei der Anwendung von Antiepileptika zu bedenken:
- die Wirksamkeit
- Verträglichkeit mit der Chemotherapie
Am besten ist es, wenn beides gut wirkt. Aber Antiepileptika und Chemotherapeutika können auch die Wirksamkeit des jeweils anderen Medikaments verstärken oder verringern.
- Antiepileptika sollen sich möglichst nicht negativ auf die Psyche auswirken.
- Die Häufigkeit der negativen Folgen für die Überlebenschancen ist bei Hirntumorpatienten mit Epilepsie deutlich höher als ohne Epilepsie.

Es gibt eine Epilepsie-induzierte Chirurgie mit dem Ziel, dass die Anfälle aufhören sollen.

Bei gutartigen Hirntumoren ist die Epilepsiewahrscheinlichkeit höher. Aber Epilepsien treten ohnehin „nur“ bei etwa 50 % der Hirntumor-Patienten auf.

« Letzte Änderung: 26. Mai 2013, 20:08:20 von KaSy »
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7a. Patienten fragen – Experten antworten:  Epilepsie bei Hirntumoren
Fragen zum Thema Epilepsie
Ein Auszug aus dem Forum der Deutschen Hirntumor-Hilfe unter forum.hirntumorhilfe.de

1. Patient:
Ich nehme schon länger Phenytoin zur Kontrolle epileptischer Anfälle. Jetzt soll ich das Medikament wechseln. Warum?


Prof. Dr. med. Kay Mursch, Bad Berka:
Leider verursacht Phenytoin auf Dauer nicht selten erhebliche Nebenwirkungen wie Zahnfleischprobleme oder Gleichgewichtsstörungen. Mittlerweile gibt es besser verträgliche Medikamente.


2. Patient:
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um wieder Autofahren zu dürfen? Mein Mann hat ein Glioblastom, es geht ihm gut und er hatte bisher nur einen Anfall und dieser war drei Monate nach der Diagnose des GBM bzw. zwei Monate nach der OP. Mein Mann ist selbstständig und will wieder arbeiten. Aber ohne Auto ist das kaum möglich. Außerdem leben wir auf dem Land.


Prof. Dr. med. Hedwig Strik, Marburg:
Für die Frage nach dem Autofahren gibt es schon recht klare Richtlinien: 3 Monate nach einer OP am Gehirn nicht. Danach hängt es davon ab, ob eine Epilepsie besteht. Wenn schon mal Anfälle aufgetreten sind, besteht eine Wartezeit von 1 Jahr, in dem keine Anfälle mehr auftreten dürfen. Da geht es nicht nur (aber auch) um den Versicherungsschutz, sondern die Fahrtauglichkeit besteht nicht. Hier muss man sich schon klar machen, dass man im Auto nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet. Im letzten tragischen, bekannt gewordenen Fall hat ein Epileptiker in Hamburg 4 Menschen das Leben gekostet. Der behandelnde Neurologe sollte über das alles gut Bescheid wissen und Sie entsprechend beraten.


3. Patient:
Ich hatte ein Glioblastom IV, bekam Bestrahlung und Chemotherapie.Seither bin ich zwar bei Einnahme von Keppra und Ergenyl Chrono weitgehend anfallsfrei, doch leide ich unter diversen Nebenwirkungen der Epilepsiemedikamente (schlechte Blutwerte, Reizbarkeit usw.). Eine Umstellung von Keppra auf Lamothrigin scheiterte an Hautauschlag. Meine Neurologin ist keine Expertin auf dem Gebiet und setzt auf eine konservative Therapie. Hat jemand gute Erfahrungen mit anderen Medikamenten gemacht oder kann mir einen entsprechenden Neurologen empfehlen? Vielen Dank!


Prof. Dr. med. Hedwig Strik, Marburg:
Es gibt eine Vielzahl von Epilepsiemedikamenten, deren Anwendung sich nur durch das Ausmaß an Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Nebenwirkungen und nicht zuletzt Wirksamkeit einschränkt. Valproat kann tatsächlich das Blutbild verschlechtern, Keppra die Stimmung, Lamotrigin die Haut. Ein paar Alternativen gibt es, aber das sollte sich wirklich ein epileptologisch erfahrener Kollege ansehen - letztlich kann man nur ausprobieren, was verträglich ist und gut hilft. Ich persönlich würde als nächstes zu Vimpat oder Zonegran greifen, oder bei guter Anfallssituation auch zu Lyrica.


4. Patient:
Ich hatte ein niedriggradiges Gliom und spüre immer wieder fokale Anfälle: ein aufsteigendes Gefühl aus der Magengegend mit aufsteigender Hitze, Herzrasen und vermehrtem Speichelfluss, manchmal Déjà-vu-Ereignisse. Leider geht man davon aus, dass es psychisch bedingt ist aus Angst vor einem Hirntumor. Nur meine Angst tritt nur in dem Moment auf, wenn ich einen Anfall bekommen habe. In der Reha wurde mir gesagt, es muss vom Unterbewusstsein ausgelöst sein. Können die Anfälle auch auf ein Rezidiv hinweisen?


Prof. Dr. med Kay Mursch, Bad Berka:
Ca. 70% der Patienten mit niedriggradigen Tumoren haben Anfälle. Ob es sich um psychogene Anfälle oder um eine tumorassiziierte Epilepsie handelt, kann ein Epileptologe unterscheiden, manchmal erst mit mehrtätigem oder auch invasivem EEG Monitoring. Da gibt es einige Zentren, an die man sich wenden kann, es sollte aber eben eine Neurologie mit Schwerpunkt Epileptologie sein.


5. Patient:
Bei mir wurde vor zwei Jahren ein Glioblastom festgestellt und habe nach einem Grand-Mal-Anfall als Sofortmaßnahme Keppra bekommen. Dies bekomme ich immer noch in unterschiedlicher Dosierung. Ich habe aber nur den einen Anfall gehabt. Was für Gründe gibt es, dieses Antiepileptikum dauerhaft nehmen zu müssen. Neurologe und Onkologen befürworten  unabhängig voneinander die dauerhafte Einnahme.


Prof. Dr. med. Hedwig Strik, Marburg:
Auch Patienten mit Narben nach Schlaganfällen, Blutungen oder Schädel-Hirnverletzungen können epileptische Anfälle entwickeln. Deshalb ist die Behandlung leider dauerhaft erforderlich. Manche Kollegen machen nach 2-5 Jahren ohne Anfälle einen vorsichtigen Versuch, auf die Behandlung zu verzichten. Etwa die Hälfte dieser Patienten bekommt dann aber doch wieder Anfälle. Die Gefahr der Anfälle sollte man nicht unterschätzen, zumindest bei generalisierten Anfällen ist die Gefahr von Verletzungen hoch.

« Letzte Änderung: 30. Mai 2013, 00:53:29 von KaSy »
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